Im Kern Unterrichtsentwurf für 45 Minuten Wortschatzarbeit (über 10-12 Wörter "Halloween" bzw. die Geschichte dahinter). Mit sämtlichen "nötigen" Analysen
und einem "Lesson Plan". Ganz ok, sofern man das Thema einmal machen möchte (etwa im Rahmen von Cultural Studies über Irland).
1. Organisatorische Angaben
Schule: Realschule Reutlingen[1]
Tag: 29.10.2010, 2. Stunde ( 8.50 Uhr bis 9.35 Uhr)
Klasse: 8. Schuljahr (8b)
Klassenstärke: 13 J./ 14 M.
Fach: Englisch
2. Bedingungs- und Klassenanalyse
Schulsituation. Die Realschule Reutlingen im Reutlinger Stadtteil Sonnenbühl ist eine mittelgroße Realschule mit 304 Schülern und durchschnittlich zwei Klassensträngen mit jeweils 27 Schülern pro Klasse. Das Einzugsgebiet erstreckt sich von westlichen Stadtgebiet bis zu umliegenden dörflichen Gemeinden bis nach Mössingen; die Überzahl der Elternhäuser sind dem (klein-)bürgerlichen Milieu zuzuordnen. Der Anteil von Schülern ausländischer Nationalität liegt mit etwa 7 % unter dem deutschen Mittel. Die meisten Kinder mit solchem Hintergrund sind (deutsch-)türkischer Herkunft und kommen aus Reutlingen selber; Integrationsprobleme in Klassen gerade mit Kindern aus dörflichen (Alb)-Gemeinden sind aufgrund des recht geringen Migrantenanteils in diesen Dörfern nicht selten.
Klassensituation. Die Schüler der Klasse 8b stammen vorwiegend (22) aus Gemeinden des (angrenzenden) Zollernalbkreises wie Harthausen, Winterlingen und Benzingen; bis auf die verspätet eingeschulte 15jährige Melanie Winter und den (repenten) gleich alten Phillip Kiemer sind alle Kinder noch 14 Jahre alt. Melanie und David Müller sind auch späte Wechsler aus ortsnahen Hauptschulen. Beide Kinder wurden zu Beginn der 7.Klasse eingeschult. Beide Kinder teilen mit den meisten ihrer Klassenkollegen einen vorwiegend durch ländlichen Katholizismus und wenig Begegnung mit fremden Kulturen geprägten weltanschaulichen Hintergrund. Wirkliche Ausnahmen sind nur Barish Ökdemir, ein in Deutschland geborener Türke aus mittelständischen Verhältnissen, und Stephen Miller, ein gebürtiger Engländer aus Liverpool, dessen Familie schon seit 6 Jahren in Reutlingen lebt. Beide Kinder sind wegen guter schulischer Leistungen respektiert, aber lediglich Stephen ist wirklich integriert. Manchmal problematisch ist lediglich David Müller, der relativ früh körperlich zum Erwachsenen heranwächst und manchmal eine pupertäre Verweigerungshaltung einnimmt. Das Klassenklima ist insgesamt durch eine deutliche Leistungshierachie geprägt.
Englischunterricht. Im Englischunterricht sind die Kinder generell ziemlich diszipliniert und motiviert. Die Leistungen der Kinder sind insgesamt auch etwas überdurchschnittlich. Besonders lebensnahe „Cultural Studies“-Themen (Kulturvergleich und Landeskunde) haben es den Kindern angetan, auch angeregt durch den „Exoten“ Stephen. Den Kindern sind die meisten Sozialformen vertraut, kommunikative Partnerarbeit ist beliebt, Gruppenarbeit läuft aber eher schlecht. Sie ist im Unterricht bislang auch eher die Ausnahme: vorwiegend sind die Kinder auf ihre eigene Rede (und Fehler) konzentriert. Intonation und Aussprache ist für viele Kinder generell nicht leicht. Es existiert allerdings ein deutliches Leistungsgefälle gerade in der (langsam auch explizit gemachten) Grammatik und in der Aussprache. Besonders Barish, Melanie und David haben hier Probleme, und Stephen ist (als Native Speaker) häufig unterfordert, hat aber einen Liverpooler „Working Class“-Akzent, der es erschwert, ihn als sprachliches „Rollenmodell“ für andere Schüler zu präsentieren. Um hier Probleme zu vermeiden, wurde ihm gemeinsam ein offizieller Beraterstatus (mit Schild für den Englischunterricht) zugebilligt; auch wird immer wieder auf die verschiedenen Akzente des Englischen eingegangen. Für Störungen wurde ein „Warnsystem“ (mit gelben Karten) mit der Klasse vereinbart, das – bis auf David – eher selten zum Einsatz kommt (und mittlerweile von allen Kindern bejaht wird).
3. Begründung und Sachanalyse
3a. Begründung für das Thema
Themenbegründung. Die Stunde widmet sich am Exempel Halloween der Kommunikation über fremde (englische) Gebräuche und ist in eine größere (sechsstündige) Einheit zum Thema Irland eingebettet. Halloween ist ein für Kinder natürlich besonders interessantes Fest und in Deutschland zunehmend beliebt. Wegen des Datums der Stunde vor Halloween, der Beliebtheit des Festes auch in Deutschland bei Kindern und dem irischen kulturgeschichtlichen Hintergrund bietet sich Halloween aber auch ideal als exemplarisches Beispiel für fremde Gebräuche und Hintergrund zum Hören, erarbeiten und Üben eines Basiswortschatzes über englische (und irische) Gebräuche an. So lässt es sich sehr gut in die Unterrichtseinheit einbetten.
Bezug der Unterrichtseinheit zum Bildungsplan. Vorbild für die gesamte Unterrichtseinheit ist das in einem Umsetzungsbeispiel des Kernkurrikulum des Bildungsplans für Realschulen 2004 vorgeschlagene Thema „Meeting people from the UK“, das anhand praktischer und kultur- und landeskundlicher Themen sowohl interpersonal-kommunikative Kompetenzen wie Hörverstehen, Gesprächsstrategien, Mimik und Vokabular zur Meinungsäußerung als auch Umgang und Einsatz mit Medien und Lese- und Hörverstehen trainieren soll. Umgesetzt wurde dies an der Anne-Frank-Realschule in Form dieser Unterrichtseinheit Projekt Irland[2], die neben Texten zu Kultur-und Landeskunde und Interaktionen z.b. zu „Holidays in Irland“ auch Email-Briefverkehr mit einer Partnerklasse einer Schule in der 17.000 Einwohner-Stadt Letterkenny (Ardscoil La Salle) umfasst; daneben gibt es eine schöne gemeinsam gestaltete Irland-Ecke im Klassenzimmer für Briefe, Texte und Bilder. Irland bietet sich hier aus verschiedenen Gründen an: Es ist als für die Kinder exotisches EU-Land interessant und als „Grüne Insel“ mit anschaulicher Kultur und Vergangenheit sinnlich ansprechend und vermittelbar. Wegen des eher ländlichen Charakters des Landes lässt sich auch ein guter Bezug zur Lebenswelt der meist doch aus eher dörflichem Umfeld stammenden Lebenswelt der Kinder herstellen, die politisch und auch wirtschaftlich gespannte Lage der Insel bietet aber auch genug inhaltliches Potential für politische Themen mit entsprechend anspruchsvollerem Vokabular.
3b Sachanalyse
Inhaltsaspekt: Halloween
Historisch betrachtet, gelangte Halloween mit irischen Einwanderern um 1830 in die USA, wo es rasch populär wurde. Etwa seit den 90er Jahren ist der Brauch auch in der EU (wieder) angekommen, wo er zunehmend beliebt wird, auch gegen den Widerstand kirchlicher Vertreter: Nicht unähnlich dem Martinssingen am 10. November (oder dem mexikanischen Tag der Toten), umfasst der synkretistische Brauch Umzüge mit (Kürbis-)Laternen und nach Süßigkeiten bettelnden Kindern. Typisch ist dabei der Ruf „trick or treat“ - übersetzt: „Gibt uns Süßigkeiten oder wir spielen Euch einen Streich“. Die kulturellen und religionsgeschichtlichen Wurzeln des Festes liegen (vermutlich) sowohl in dem irirsch-keltischen Herbstfesten Samhain und Féile na Marbh als auch in christlichen Feierlichkeiten und volkstümlichen Festtagen wie dem. „Vorabendfest“ von Allerheiligen (dem irischen Soulsing-Fest). Genau geklärt ist dies nicht. Während die deutsche Religionswissenschaft keltische Bezüge gerne im Sinne einer „invented tradition“ sieht, gehen angelsächsische Forscher von realen Bezügen zu keltischen Herbst-und Erntefesten wie Samhain aus[3]. Unbestritten ist die Herkunft des Kürbislaternen (Jack-o-lanterns)-Brauches aus einer irischen Legende: Demnach betrog der irische Mörder Jack Oldfield den Teufel, der ihn daraufhin für immer aus der Hölle verbannte. Um dem weder Himmel noch zugänglichen Verbrecher einen Weg durch das ewige Dunkel (der Erde) zu erleichtern, schenkte der Teufel ihm einen Kürbis und eine immer brennende Kohle (Encyclopädia Britannica, Arnold 2001, Maier 2004).
[...]
[1] Schule und Schulorte sind nach eigenen Erfahrungen gestaltet, aber natürlich fiktiv.
[2] Diese inhaltlich betont kulturkundliche Einheit wird auch „legitimiert“ durch den europäischen Referenzrahmen des Europarates CEF. Hier wird ICC, „intercultural communicative competence“ auch gerade im Sinne einer „enhanced capacity for further language learning and greater openness to new cultural experiences“ als Gesamtziel europäschen Fremdsprachenlernens gefordert (Müller-Hartmann / Schocker v.-Ditfuth 2010: 18).
[3] Siehe z.B. Maier (2004). Dem Autor sind diese auch von Meinung und einer allgemein geringen kulturwissenschaftlichen Faktenbasis geprägten Diskussion aus einem (im Rahmen des Erststudiums absolvierten religionswissenschaftlichem) Seminar von Herrn Dr. Maier an der Universität Bonn bekannt; eine definitiv richtige fachliche Antwort zu geben scheint ihm ehrlich gesagt schlicht unmöglich.
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- M.A. Christopher Knapp (Autor), 2010, Unterrichtsstunde: Halloween (Wortschatzarbeit), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215013