Bei den hier behandelten vier Abschnitten aus dem 15. Buch der Annales des Cornelius Tacitus handelt es sich um eine berühmte, jedoch in der Schule selten behandelte Textstelle in der römisch-senatorischen Geschichtsschreibung. Sie setzt sich nach vorheriger Schilderung des Brandes im Jahre 64 n.Chr. damit auseinander, wie bei der Suche nach den Urhebern der Katastrophe vorgegangen wurde. Tacitus ist der einzige Geschichtsschreiber, der in dieser Frage abwägt und nicht eindeutig Nero die Urheberschaft zuschreibt. Alle anderen nach ihm ließen daran keinen Zweifel mehr. Gleichzeitig ist diese Stelle die erste (erhaltene) außerbiblische Erwähnung der Christen. Die SuS erfahren, welchen Stand die frühen Christen in der (gehobenen) römischen Gesellschaft hatten und welchen Vorwürfen sie ausgesetzt waren.
Da Tacitus einen grammatisch reichhaltigen, wenig intuitiven Stil pflegt, der von Inkonzinnität und Kürze geprägt ist, eignet sich die Lektüre seiner Texte nicht für die Mittelstufe. Vielmehr sollte für die Umsetzung dieses Konzeptes ein 4-stündiger Ober¬stufenkurs gewählt werden, der sich möglichst schon im zweiten Kursjahr befindet. In den folgenden Ausführungen wird von einer solchen Zielgruppe ausgegangen.
Diese Ausarbeitung stellt keinen Unterrichtsentwurf dar. Es wird weder auf eine konkrete Lerngruppe noch auf eine bestimmte Zeitvorgabe eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Text
1.1. Edition
1.2. Vokabelhilfen für den Unterricht
2. Didaktische Umsetzung
2.1. Einstieg
2.2. Textvorerschließung
2.3. Übersetzung
2.4. Interpretation
2.5. Vertiefung
2.6. Kognitive Aufgipfelung
Literaturverzeichnis
Quelle
Literatur
Medien
Anhang
Bilder
Musterlösungen
Einleitung
Bei den hier behandelten vier Abschnitten aus dem 15. Buch der Annales des Cornelius Tacitus handelt es sich um eine berühmte, jedoch in der Schule selten behandelte Textstelle in der römisch-senatorischen Geschichtsschreibung. Sie setzt sich nach vorheriger Schilderung des Brandes im Jahre 64 n.Chr. damit auseinander, wie bei der Suche nach den Urhebern der Katastrophe vorgegangen wurde. Tacitus ist der einzige Geschichtsschreiber, der in dieser Frage abwägt und nicht eindeutig Nero die Urheberschaft zuschreibt. Alle anderen nach ihm ließen daran keinen Zweifel mehr. Gleichzeitig ist diese Stelle die erste (erhaltene) außerbiblische Erwähnung der Christen. Die SuS erfahren, welchen Stand die frühen Christen in der (gehobenen) römischen Gesellschaft hatten und welchen Vorwürfen sie ausgesetzt waren.
Da Tacitus einen grammatisch reichhaltigen, wenig intuitiven Stil pflegt, der von Inkonzinnität und Kürze geprägt ist, eignet sich die Lektüre seiner Texte nicht für die Mittelstufe. Vielmehr sollte für die Umsetzung dieses Konzeptes ein 4-stündiger Oberstufenkurs gewählt werden, der sich möglichst schon im zweiten Kursjahr befindet. In den folgenden Ausführungen wird von einer solchen Zielgruppe ausgegangen.
Diese Ausarbeitung stellt keinen Unterrichtsentwurf dar. Es wird weder auf eine konkrete Lerngruppe noch auf eine bestimmte Zeitvorgabe eingegangen.
1. Text
1.1. Edition
Gewählt wurde die Teubner-Edition von Erich Koestermann.[1]
Sed non ope humana, non largitionibus principis aut deum placamentis decedebat infamia, quin iussum incendium crederetur. Ergo abolendo rumori Nero subdidit reos et quaesitissimis poenis affecit, quos per flagitia invisos vulgus Chrestianos appellabat. Auctor nominis eius Chrestus Tiberio imperitante per procuratorem Pontium Pilatum supplicio adfectus erat; repressaque in praesens exitiabilis superstitio rursum erumpebat, non modo per Iudaeam, originem eius mali, sed per urbem etiam, quo cuncta undique atrocia aut pudenda confluunt celebranturque. Igitur primum correpti qui fatebantur, deinde indicio eorum multitudo ingens haud proinde in crimine incendii quam odio humani generis convicti sunt. Et pereuntibus addita ludibria, ut ferarum tergis contecti laniatu canum interirent aut crucibus adfixi aut flammandi atque [2], ubi defecisset dies, in usu <m>[3] nocturni luminis urerentur. Hortos suos ei spectaculo Nero obtulerat et circense ludicrum edebat habitu aurigae permixtus plebi vel cur <ri> culo[4] insistens. Unde quamquam adversus sontes et novissima exempla meritos miseratio oriebatur, tamquam non utilitate publica, sed in saevitiam unius absumerentur.
1.2. Vokabelhilfen für den Unterricht
Es wird davon ausgegangen, dass die SuS bei der Übersetzung ein Wörterbuch benutzen dürfen. Dementsprechend wurden hier die Vokabelangaben auf ein nötiges Minimum beschränkt.
Z.1: ops , opis, f: Hilfe; largitio , -onis, f: Großzügigkeit; deum: = deorum
Z.2: subdere , subdo, subdidi, subditum: vorschieben
Z.4: imperitare: = imperare
Z.5: in praesens: für einen Moment; exitiabilis , -e: verderblich
Z.7: corripere , corripio, corripui, correptum: festnehmen
Z.8: haud proinde: weniger
Z.9: convincere , convinco, convici, convictum: hier: überführen; ludibrium , -i, n: Spott;
tergum , -i, n: hier: Fell
Z.10: laniatus, -us, m: Zerfleischung
Z.11: circense ludicrum: Zirkusspiel
Z.12: auriga , -ae, f: Wagenlenker; curriculum, -i, n: hier: Wagen
Z.13: sons , sontis: schuldig; exemplum: hier: Vorgang
Z.14: absumere , absumo, absumpsi, absumptum: beseitigen
2. Didaktische Umsetzung
2.1. Einstieg
Zum Einstieg wird Bild 1 auf Folie aufgelegt und zunächst beschrieben. Das Ziel der folgenden Interpretation soll eine Vorcharakterisierung Neros sein, der sowohl auf dem Bild als auch im später folgenden Text seinen Hang zur künstlerischen Stilisierung zeigt. Im Bild wirkt seine Gestik so, als würde er den Brand seiner eigenen Stadt besingen. Er zeigt weder Mitleid noch Handlungsdrang, sondern benutzt den Brand als Kulisse. Durch die zugegebenermaßen übertreibende Darstellung sollte die Charakterisierung Neros kein Problem für die SuS darstellen. Zudem werden die wesentlichen Merkmale des Kaisers, wie er bei Tacitus charakterisiert wird, vorweg genommen. Eventuell wird sich im Unterricht auch die Frage ergeben, ob Nero den Brand selbst gelegt hat, wenn er sich so ruhig verhält und den Brand als Inszenierung benutzt. Dies leitet direkt zur Handlung des Textes über.
2.2. Textvorerschließung
Da es sich hier, wie bereits ausgeführt, um eher schwer zu übersetzendes Latein handelt, muss die Textvorerschließung bereits die wesentlichen Handlungsmerkmale des Textes hervorheben. Dies soll zum einen durch einen Hörauftrag, zum anderen durch einen Einleitungstext geschehen. Für den Hörauftrag kann der Kurs in zwei Gruppen eingeteilt werden. Die eine Gruppe soll die Akteure herausfiltern, die im Text vorkommen. Die andere Gruppe achtet auf Verbrechen und Strafen im Text.
Mit dem Tableau an Akteuren kann nun gearbeitet werden. Nach den genannten Personen oder Gruppen können nun Fragen gestellt werden. Im Unterrichtsgespräch und durch unmittelbar nach Besprechung der Ergebnisse folgende Visualisierung des Textes ergeben sich dann im Bestfall die Beziehungen der Akteure zueinander (z.B. vulgus <-> Chrestianos: invisos).
Genauso können nun die Verbrechen und Strafen einander gegenübergestellt werden. Zwangsläufig wird sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit ergeben, sprich, warum nur so wenige Verbrechen, aber so viele Strafen im Text vorkommen. Die direkte Gegenüberstellung ergibt nur crimine incendii <-> urerentur als zusammen gehöriges Paar. Die übrigen Strafen stehen ohne (genanntes) Verbrechen im Text.
[...]
[1] Cornelius Tacitus: Annales. Ab excessu divi Augusti, ed. Ericus Koestermann, Leipzig 1952.
[2] Da dieser Zusatz in den meisten anderen Editionen als fehlerhafte Stelle ausgewiesen wird, sollte im Unterricht darauf verzichtet werden. Anstatt des Gerundivums wäre das Partizip Perfekt Passiv flammati sinnvoller gewesen. Dieses taucht aber nur in einer Handschrift auf, vermutlich als Emendation. Von den Schülern kann nicht erwartet werden, dass sie die Stelle passend übersetzen. Die Angabe hätte zudem nur kumulativ gewirkt, wenn man den Rest des Satzes betrachtet.
[3] Auch hier gibt es verschiedene Handschriften. Auf den Akkusativ sollte zugunsten des Ablativs verzichtet werden, da er intuitiv zur richtigen Übersetzung führt.
[4] Eine Handschrift sieht hier circulo vor, was allerdings aufgrund des Verbes insistens die SuS eher verwirren würde und daher zu vernachlässigen ist.
- Arbeit zitieren
- Andreas Lins (Autor:in), 2013, Didaktischer Entwurf zu Tacitus Annales XV, 44, 2-5, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214996
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.