Nach dem Erscheinen des Romans Atemschaukel im Jahre 2009 erhielt die aus
Rumänien stammende, deutsche Schriftstellerin Herta Müller den Literaturnobelpreis.
Das Thema des Buches, die Deportationen der Volksdeutschen aus Rumänien in die
Sowjetunion am Ende des zweiten Weltkriegs und in den Jahren danach, blieb lange
Zeit ein Tabuthema. Die meisten Deportierten haben ihr Schicksal wortlos ertragen und
sich nach ihrer Rückkehr in die Heimat über die Lagerzeit ausgeschwiegen. Herta
Müller thematisiert die Geschehnisse, indem sie darüber schreibt. Sie gewährt Einblicke
in einen Teil deutscher Geschichte, der vor allem in Westeuropa noch relativ unbekannt
geblieben ist.
Bei der Lektüre fielen mir Sinnzusammenhänge oberhalb der Satzebene auf, die ich in
Form einer Interpretation erläutern und und anhand von Textbeispielen belegen möchte.
Ich entschied mich für die Vorgehensweise des Bearbeitens der sich aus meiner Sicht
ergebenden Fragen und hielt mich an keine bestimmte Interpretations- und
Analysemethode. Den untersuchten Ebenen teilte ich jeweils ein Kapitel zu: Am Anfang
stehen Herta Müllers Motivation, dieses Buch zu schreiben und die Beschreibung der
Umstände, unter denen sie dieses Projekt in Angriff nahm. Danach beschäftige ich mich
mit dem Inhalt, dem Thema und den zentralen Motiven der Atemschaukel und inwiefern
sie sich wie ein roter Faden durch die Handlung ziehen. Für Sprache habe ich auch ein
eigenes Kapitel erstellt, um zu klären, ob und wenn ja welche Besonderheiten im Bezug
darauf existieren. Die Charakterisierung des Protagonisten, von dessen Position aus den
Lesern der gesamte Inhalt übermittelt wird, dient der Feststellung, welche Rolle sein
Wesen beim Erzählen spielt. Anschließend wende ich mich dem Raum zu, in dem die
Handlung spielt, um der Frage nachzugehen, wie gegensätzlich Leopold seinen neuen
Wohnort in der Ukraine im Vergleich zu seiner Heimat Siebenbürgen (Synonym:
Transsilvanien), einer Region in Zentralrumänien, darstellt. Nach der Beschreibung des
historischen Hintergrunds, vor dem sich die Handlung abspielt, stelle ich zusammenfassend
die Ergebnisse meiner Interpretation vor und verweise auf weiterführende
Aspekte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Herta Müller und Vorbilder für den Roman
- 3. Inhaltlicher Überblick und Aufbau des Romans
- 4. Das Thema und die dazugehörigen Motive
- 4.1 Das Motiv des Würdeverlusts
- 4.2 Das Motiv der Zweckentfremdung
- 5. Sprache und Stil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Herta Müllers Roman "Atemschaukel" und untersucht verschiedene Aspekte des Werkes. Die Zielsetzung ist es, die zentralen Motive und Themen des Romans zu identifizieren und deren Bedeutung im Kontext der Handlung und der historischen Situation zu beleuchten.
- Der Kampf ums Überleben im sowjetischen Arbeitslager
- Das Motiv des Würdeverlusts und die Entmenschlichung der Deportierten
- Das Motiv der Zweckentfremdung und Improvisation angesichts des Mangels
- Die nüchterne und emotionsarme Sprache des Romans
- Die Darstellung der psychischen Folgen der Deportation
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontext des Romans "Atemschaukel" dar, indem sie auf Herta Müllers Literaturnobelpreis und das lange Tabuisierung des Themas der Deportationen der Volksdeutschen aus Rumänien in die Sowjetunion hinweist. Die Arbeit beschreibt die Herangehensweise an die Interpretation des Romans und benennt die Kapitel, die sich mit verschiedenen Aspekten des Werkes auseinandersetzen: Müllers Motivation, Inhalt und zentrale Motive, Sprache, Charakterisierung des Protagonisten, Raum und historischer Hintergrund.
2. Herta Müller und Vorbilder für den Roman: Dieses Kapitel skizziert Herta Müllers Biografie und ihren Fokus auf die Themen Sozialismus und das Schicksal der Deutschen in Rumänien nach dem Zweiten Weltkrieg. Es beleuchtet die Rolle ihrer Mutter und Oskar Pastiors als Vorbilder für den Roman, wobei insbesondere Pastiors Wissen über das Lagerleben betont wird und die gemeinsame Planungs- und Schreibphase, die nach dessen Tod von Herta Müller allein fortgeführt wurde.
3. Inhaltlicher Überblick und Aufbau des Romans: Dieser Abschnitt gibt einen knappen Überblick über den Inhalt und Aufbau des Romans "Atemschaukel". Er beschreibt die Handlung, die von der Deportation des 17-jährigen Protagonisten Leopold Auberg aus Rumänien in ein ukrainisches Arbeitslager im Jahr 1945 bis zu seiner Rückkehr in die Heimat und Auswanderung nach Österreich reicht. Es wird auf die unmenschlichen Bedingungen im Lager und Leopolds Kampf ums Überleben eingegangen. Der Roman besteht aus 64 Kapiteln, wobei nur das erste und die letzten sechs das Leben Leopolds außerhalb des Lagers thematisieren.
4. Das Thema und die dazugehörigen Motive: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die zentralen Motive des Romans, die alle mit dem übergeordneten Thema des Kampfes ums Überleben verbunden sind. Es werden zwei Hauptmotive detailliert untersucht: der Würdeverlust der Deportierten, illustriert durch Beispiele aus dem Text, die zeigen, wie die Menschen ihre Scham verlieren und sich an die entwürdigenden Bedingungen anpassen; und die Zweckentfremdung von Gegenständen und Ressourcen, um zu überleben, von der Umfunktionierung eines Grammophonkoffers bis zum Bau eines Weihnachtsbaums aus Draht und Brot.
5. Sprache und Stil: Der letzte hier zusammengefasste Abschnitt analysiert die nüchterne und emotionsarme Sprache Herta Müllers. Das Fehlen von Frage- und Ausrufezeichen unterstreicht die fehlende Freude und Euphorie im Lagerleben. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Zwangssituation und der Entmenschlichung der Deportierten.
Schlüsselwörter
Atemschaukel, Herta Müller, Deportation, Sowjetunion, Arbeitslager, Überleben, Würdeverlust, Zweckentfremdung, Rumänien, deutsche Minderheit, Trauma, Nüchterne Sprache, Historischer Roman.
Häufig gestellte Fragen zu Herta Müllers "Atemschaukel"
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Welche Themen werden in "Atemschaukel" behandelt?
Der Roman "Atemschaukel" behandelt vor allem den Kampf ums Überleben in einem sowjetischen Arbeitslager nach der Deportation von Volksdeutschen aus Rumänien. Zentrale Themen sind der Würdeverlust der Deportierten, die Zweckentfremdung von Gegenständen und Ressourcen aufgrund des Mangels, die psychischen Folgen der Deportation und die Darstellung der unmenschlichen Bedingungen im Lager.
Welche Motive werden im Roman besonders hervorgehoben?
Zwei Hauptmotive werden detailliert untersucht: Der Würdeverlust der Deportierten, der sich in der Anpassung an entwürdigende Bedingungen und dem Verlust der Scham zeigt, und die Zweckentfremdung von Gegenständen und Ressourcen als Überlebensstrategie. Beispiele hierfür reichen von der Umfunktionierung eines Grammophonkoffers bis zum Bau eines Weihnachtsbaums aus Draht und Brot.
Wie ist der Roman aufgebaut?
Der Roman besteht aus 64 Kapiteln. Nur das erste Kapitel und die letzten sechs Kapitel beschreiben das Leben des Protagonisten außerhalb des Lagers. Der Großteil des Romans konzentriert sich auf die Zeit im Arbeitslager und den Kampf ums Überleben.
Welche Rolle spielt die Sprache in "Atemschaukel"?
Herta Müller verwendet eine nüchterne und emotionsarme Sprache, die das Fehlen von Freude und Euphorie im Lagerleben unterstreicht. Das Fehlen von Frage- und Ausrufezeichen verstärkt die Darstellung der Zwangssituation und der Entmenschlichung der Deportierten.
Wer sind die wichtigsten Personen im Kontext des Romans?
Der Roman fokussiert sich auf den Protagonisten Leopold Auberg. Die Biografie Herta Müllers und die Rolle ihrer Mutter und Oskar Pastiors als Vorbilder für den Roman werden ebenfalls thematisiert. Pastiors Wissen über das Lagerleben und die gemeinsame Schreibphase mit Müller werden hervorgehoben.
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Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Roman und die Analyse?
Schlüsselwörter sind: Atemschaukel, Herta Müller, Deportation, Sowjetunion, Arbeitslager, Überleben, Würdeverlust, Zweckentfremdung, Rumänien, deutsche Minderheit, Trauma, nüchterne Sprache, historischer Roman.
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- Coralia Botis (Author), 2013, Herta Müllers Atemschaukel. Eine Interpretation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213934