Noch nie gab es so ein umfangreiches und vielschichtiges Sortiment an Bildungsangeboten
für Erwachsene wie heute. Allein in Bayern gibt es ca. 60 Millionen Teilnehmer in über
4000 Einrichtungen mit rund 270000 Veranstaltungen (vgl. Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht und Kultus: http://www.km.bayern.de/km/aufgaben/erwachsenenbildung/).
Seit ihrer Entstehung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlangte sie immer mehr
an Bedeutung und ist vor allem heute, in Zeiten des beschleunigten gesellschaftlichen und
ökonomischen Wandels im Sinne von lebenslangem Lernen und Fortbildungen zu einer
nicht mehr wegzudenkenden Notwendigkeit geworden. Als dennoch - im Prinzip - freiwillige
Bildungsinstitution hat sie z.B. im Gegensatz zur Schule keine vom Staat vorgegebenen
Bildungsinhalte und auch die Teilnehmer der jeweiligen Veranstaltungen sind nicht,
etwa schulpflichtig bedingt, selbstverständlich, sondern müssen erst bestimmt und gewonnen
werden, weswegen die Bildungseinrichtung darauf angewiesen ist, sich dieser zwei
Aspekte immer wieder neu zu vergewissern. Um dies zu erreichen, bedient sich die Erwachsenenbildung
im hohen Maße der Zielgruppenorientierung (vgl. Schiersmann 2005, S.
557).
Die Begründung und Umsetzung der Zielgruppenarbeit beruht auf mehreren Ansätzen,
etwa dem lernpsychologisch-begründeten Ansatz, dem bildungs- und sozialpolitisch motiviertem
Ansatz sowie der politisch akzentuierten Zielperspektive (vgl. ebd., S. 558).
Aufgrund der Vielschichtigkeit und Komplexität der Zielgruppenarbeit möchte ich hier
zunächst einmal den Begriff der Zielgruppenorientierung definieren, wobei ich auch zwischen
Adressaten- und Teilnehmerorientierung unterscheiden werde. Des weiteren gehe ich
auf den Prozess der Formulierung des Zielgruppenbegriffs nach Mader und seine Begründung
der Wichtigkeit von Zielgruppenbestimmungen ein. Da ich den bildungs- und sozialpolitisch
motivierten Ansatz der Zielgruppenorientierung für besonders spannend und
wichtig halte und die Zielgruppenerreichung hier besonders kompliziert verläuft, werde ich
diesen ausführlicher erklären und anschließend eine Möglichkeit dieser Form der Orientierung
am Beispiel des Interventionsmodelles nach Schäffter vorstellen und erläutern.
Inhaltsverzeichnis
1 Die Bedeutung der Zielgruppenorientierung in der Erwachsenen- bildung
2 Erläuterung des Zielgruppenbegriffes
2.1 Zielgruppenorientierung als operationalisierbare Planungskategorie für Adressatenbezug und als didaktisches Handlungsprinzip
2.1.1 Makrodidaktische Handlungsebene
2.1.2 Mikrodidaktische Handlungsebene
2.1.3 Zielgruppenorientierung
2.2 Der Prozess der Formulierung des Zielgruppenbegriffs
2.3 Beschreibungs- und Begründungszusammenhang von Zielgruppenorientierung
2.3.1 Zielgruppenorientierung als Leitbegriff didaktischer Planung, Durchführung und Auswertung
2.3.2 Zielgruppenorientierung als Forschungsprinzip
2.3.3 Zielgruppenorientierung als gesellschaftstheoretische und politische Linie
2.3.4 Zielgruppenorientierung als metatheoretische Linie
2.3.5 Zielgruppenorientierung als methodentheoretische Frage
3 Ansätze der Zielgruppenarbeit
3.1 Der lernpsychologisch begründete Ansatz
3.2 Die politisch akzentuierte Zielperspektive
3.3 Der bildungs- und sozialpolitisch motivierte Ansatz
4 Durchführung der Zielgruppenarbeit mit Hilfe des Interventionsmodelles
4.1 Intention und Interaktionsstruktur des Modelles
4.1.1 Intention des Modelles
4.1.2 Interaktionsstruktur des Modelles
4.2 Zielgruppenorientierung als Prinzip der Felderschließung
4.2.1 Zielgruppenorientierung als Möglichkeit zur Identifizierung sozialer Felder
4.2.2 Zielgruppenorientierung zur Organisation der Kontaktaufnahme
4.2.3 Zielgruppenorientierung als Möglichkeit einer qualitativen Situationsanalyse und teilnehmerorientierten Interessensartikulation
4.2.4 Zielgruppenorientierung als Ansatz kollektiven Lernens
4.2.5 Zielgruppenorientierung in Strategien sozialen Wandels
5 Zielgruppenorientierung als unverzichtbares Element der Erwachsenenbildung
6 Literaturverzeichnis
- Citar trabajo
- Regina Marsch (Autor), 2010, Zielgruppenarbeit in der Erwachsenenbildung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213854