Erwachsenenbildungsveranstaltungen wie Seminare oder Kurse verlaufen nicht nach
einem optimal gestalteten Drehbuch, sondern sind ein komplexes Feld verschieden zusammenwirkender
Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen. Störungen im Verlauf
gehören ebenso dazu wie die gut oder schlecht gestaltete Lernumgebung, die Motivation
der Teilnehmer, die Akzeptanz oder z. B. das Know-How des Kursleiters.
Die Aussage und der Grundsatz, dass Störungen Vorrang haben, ist heute allgemein
bekannt und findet in vielen erwachsenenpädagogischen Veranstaltungen unterschiedlichster
Bildungsbereiche als (gut gemeinte) Kommunikationsregel oder Methode Anwendung.
Doch trifft ein derartiger Gebrauch – als reine Regel oder Methode – den
eigentlichen Kern des Postulats? Geht es hier tatsächlich (nur) um eine Regel unter vielen
anderen Kommunikationsregeln wie z. B., den anderen ausreden zu lassen oder erst
zuzuhören ohne Bewertung? Liegt nicht vielleicht auch der Verdacht nahe, dass das
Postulat letztlich ‚nur‘ dazu da ist, Störungen den Vorrang einzuräumen, um sie anschließend
auszuräumen?
Mit der vorliegenden Arbeit möchte ich versuchen, auf diese Fragen einzugehen sowie
den Hintergrund und Kontext des Störungspostulats näher zu beleuchten. Insbesondere
soll der Beitrag erörtert werden, den dieses Postulat bei richtigem Verständnis und
entsprechender Handhabung in Bezug auf Störungen leistet, die innerhalb von Lehr-
Lern-Prozessen aufgrund von Lernwiderständen auftreten können. Dabei wird verständlich
sein, dass die Annäherung an die damit verbundenen Fragestellungen dem äußerst
knappen Umfang einer solchen Hausarbeit unterworfen bleibt und daher nicht alles erschöpfend
und evtl. auch manches der jeweiligen Komplexität nicht entsprechend angemessen
betrachtet werden kann.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lernwiderstände in Erwachsenenbildungsveranstaltungen
- Zum Begriff , Lernwiderstand'
- Mögliche Ursachen für Lernwiderstände
- Lernwiderstände als Störungen
- Das System der , Themenzentrierten Interaktion'
- Grundlagen
- Das Vier-Faktoren-ModelI der TZI
- Axiome und Postulate
- Das Postulat „Störungen haben Vorrang"
- „Störungen haben Vorrang" im Kontext von Lernwiderständen
- Fazit — Oder: Gemeinsames Lernen mit Oder gerade aufgrund von Lernwiderständen
- Abkürzungsverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert den Beitrag von Ruth Cohns „Störungen haben Vorrang"-Postulat im Umgang mit Lernwiderständen in Erwachsenenbildungsveranstaltungen. Die Arbeit zielt darauf ab, das Postulat im Kontext der Themenzentrierten Interaktion (TZI) zu betrachten und seine Anwendung in Lehr-Lern-Situationen zu beleuchten.
- Der Begriff „Lernwiderstand" und seine möglichen Ursachen in Erwachsenenbildungsveranstaltungen
- Die TZI als Konzept zur Förderung lebendigen Lernens und ihre Grundprinzipien
- Das Postulat „Störungen haben Vorrang" als zentrale Komponente der TZI und seine Bedeutung für den Umgang mit Lernwiderständen
- Die Rolle des Erwachsenenbildners im Umgang mit Störungen und Lernwiderständen im Rahmen der TZI
- Die Bedeutung von Störungen als Lernanlass und die Möglichkeit, sie als Ressource für lebendiges Lernen zu nutzen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Lernwiderstände in Erwachsenenbildungsveranstaltungen ein und stellt die Relevanz des Störungspostulats der TZI in diesem Kontext dar. Anschließend wird der Begriff „Lernwiderstand" genauer definiert und mögliche Ursachen für dessen Entstehung in organisierten Lehr-Lern-Prozessen aufgezeigt. Des Weiteren wird der Lernwiderstand als Störung im Sinne der TZI betrachtet, wobei die subjektive Wahrnehmung von Störungen und deren Bedeutung im Aushandlungsprozess zwischen den Beteiligten im Lehr-Lern-Prozess hervorgehoben werden.
Im dritten Kapitel wird das Konzept der Themenzentrierten Interaktion (TZI) vorgestellt. Die TZI wird als ein umfassendes Handlungskonzept beschrieben, das auf einem humanistischen Menschenbild und einer wertebasierten Grundhaltung basiert. Das Vier-Faktoren-Modell der TZI, das die Interaktionen in Gruppen durch die Faktoren „Ich", „Wir", „Es" und „Globe" erklärt, wird detailliert erläutert. Die Axiome und Postulate der TZI werden vorgestellt, wobei das Postulat „Störungen haben Vorrang" im Kontext der TZI-Grundlagen und -Wertehaltung betrachtet wird.
Im vierten Kapitel wird das Störungspostulat im Kontext von Lernwiderständen und Störungen in Lehr-Lern-Situationen betrachtet. Die Arbeit zeigt auf, dass Störungen nicht als etwas Negatives oder Störendes betrachtet werden sollten, sondern als Ausdruck von Lernwiderständen und als Ressource für lebendiges Lernen. Das Störungspostulat wird als Handlungskonzept interpretiert, das dazu auffordert, Störungen bewusst aufzugreifen und zu thematisieren, um so den Lernprozess wieder zur Balance zu führen. Die Bedeutung der Störungsbearbeitung und die Hierarchie von Störungen im Sinne der TZI werden erläutert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Lernwiderstände, Störungen, Themenzentrierte Interaktion (TZI), Störungspostulat, lebendiges Lernen, Erwachsenenbildung, Lehr-Lern-Prozesse, Gruppenarbeit, Humanistische Psychologie, Vier-Faktoren-Modell, Axiome, Postulate, dynamische Balance, Konfliktbeseitigung, Lernmotivation, Perspektivlosigkeit, Reflexives Lernen, Handlungskonzept.
- Arbeit zitieren
- Ansgar Hoffmann (Autor:in), 2013, "Störungen haben Vorrang", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213702
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