Im Oktober 2008, während der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises, kam es zum Eklat. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki sollte den Deutschen Fernsehpreis entgegennehmen. Reich-Ranicki trat auf die Bühne und lehnte den Preis kategorisch ab. Die Begründung für seine vom Publikum unerwartete Reaktion fand er in der mangelhaften Qualität, die das Fernsehen mittlerweile seiner Ansicht nach angenommen hatte. Nicht nur Reich-Ranicki äußerte sich kritisch über die Entwicklung des Fernsehprogramms. Debatten, die die Qualität des heutigen Fernsehprogrammes betreffen, gibt es mittlerweile zu genüge. Auch Harald Schmidt äußerte sich diesbezüglich und verwendete hierbei den Begriff des „Unterschichtenfernsehen“, um seine früheren Arbeitgeber, die privaten Fernsehsender der Pro7/Sat.1-Gruppe, zu betiteln. Doch was genau meint der Ausdruck „Unterschichtenfernsehen“? Welche Sendungen oder Sender werden dazu gezählt? Wie und wodurch kam der Begriff zustande? Mit diesen und weiterführenden Fragestellungen bezüglich des Phänomens „Unterschichtenfernsehen“ befasst sich die vorliegende Hausarbeit im Detail.
Zu Beginn wird die Begrifflichkeit des „Unterschichtenfernsehens“ erörtert. Hierbei wird geklärt, woher der Ausdruck stammt, welche Formate er beinhaltet und welches Publikum er aus welchen Gründen adressiert. Im Folgenden wir der Fokus auf die Diskussion über „Unterschichtenfernsehen“ in den Qualitätszeitungen gerichtet. Die verschiedenen Ansätze werden vorgestellt und durchleuchtet. Dies geschieht, indem die differenten Argumentationslinien dargelegt und kritisch analysiert werden. Aufgrund der Tatsache, dass der Ausdruck „Unterschichtenfernsehen“ weitestgehend mit „Reality“-TV verknüpft wird, soll schließlich „Reality“-TV selbst betrachtet werden. Es wird hinterfragt, woher die große Popularität und Attraktivität dieses Genres rührt und weshalb Sendungen dieses Typs zunehmend produziert werden. Weiterhin wird erläutert, warum es sich bei Sendungen des Genres „Reality“- und „Lifestyle“-TV nicht lediglich um zeitlich befristete Modeerscheinungen handelt. Außerdem werden die Auswirkungen des Mediums Fernsehen auf Wandel und Kontinuität der Gesellschaft erörtert. Zuletzt widmet sich diese Hausarbeit der Frage, ob Medien als „Identitätsräume“ gelten. Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern „Reality“-TV an der Gestaltung von präskriptiven, „normalen“ Lebensentwürfen beteiligt ist und welchen Einfluss es darauf nimmt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was meint „Unterschichtenfernsehen“?
- Der Diskurs in den Medien
- Die Popularität von „Reality“-TV
- Medien als „Identitätsräume“?
- Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den Begriff „Unterschichtenfernsehen“ und seine Bedeutung im Kontext der sozialen Ungleichheit. Sie beleuchtet den Ursprung des Begriffs, die damit verbundenen Sendungen und Formate, und die Debatte darüber in den Qualitätszeitungen. Darüber hinaus wird die Popularität von „Reality“-TV analysiert und die Frage untersucht, ob Medien an der Konstruktion von „normalen“ Lebensentwürfen beteiligt sind.
- Die Entstehung und Definition des Begriffs „Unterschichtenfernsehen“
- Die mediale Debatte über „Unterschichtenfernsehen“ und die Kritik an bestimmten Fernsehformaten
- Die Popularität von „Reality“-TV und dessen Einfluss auf die Gesellschaft
- Die Rolle von Medien bei der Gestaltung von Lebensentwürfen und die Frage nach „Identitätsräumen“
- Die Analyse der Auswirkungen von „Reality“- und „Lifestyle“-TV auf soziale Ungleichheit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Ausgangspunkt der Hausarbeit dar und beleuchtet die aktuelle Debatte um die Qualität des Fernsehprogramms, die durch Marcel Reich-Ranickis Ablehnung des Deutschen Fernsehpreises und Harald Schmidts Kritik am „Unterschichtenfernsehen“ ausgelöst wurde.
- Was meint „Unterschichtenfernsehen“?: Dieses Kapitel beleuchtet den Ursprung des Begriffs „Unterschichtenfernsehen“, erklärt, welche Sendungen und Formate darunter fallen, und welche Zielgruppe diese ansprechen.
- Der Diskurs in den Medien: Dieses Kapitel analysiert die Debatte über „Unterschichtenfernsehen“ in den Qualitätszeitungen, präsentiert verschiedene Ansätze und Argumente und unterzieht diese einer kritischen Analyse.
- Die Popularität von „Reality“-TV: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Genre „Reality“-TV und dessen großer Popularität. Es untersucht die Gründe für den Erfolg dieser Sendungen und die Frage, ob es sich um eine kurzlebige Modeerscheinung handelt.
- Medien als „Identitätsräume“?: Dieses Kapitel untersucht, inwiefern „Reality“-TV an der Konstruktion von „normalen“ Lebensentwürfen beteiligt ist und welchen Einfluss es auf die Gesellschaft hat.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit befasst sich mit zentralen Themen wie „Unterschichtenfernsehen“, „Reality“-TV, „Lifestyle“-TV, Medienklassifikationen, soziale Ungleichheit, kulturelle Verarmung, Lebensentwürfe, Identitätsräume und die Debatte um die Qualität des Fernsehprogramms. Die Analyse stützt sich auf verschiedene Ansätze und Perspektiven aus der Soziologie und Medienwissenschaft. Die Hausarbeit beleuchtet die Problematik des Begriffs „Unterschichtenfernsehen“ und dessen implizite Werturteile, analysiert die Rolle von Medien im Kontext sozialer Ungleichheit und hinterfragt den Einfluss von „Reality“-TV auf die gesellschaftliche Konstruktion von Normen und Lebensentwürfen.
- Citar trabajo
- Nils Hübinger (Autor), 2010, Unterschichtenfernsehen. Medienklassifikation und soziale Ungleichheiten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213653