Der IAS 39 hatte über ein Jahrzehnt Gültigkeit. Während dieser Zeit wurde der IAS 39 wegen seiner Komplexität vielfach kritisiert und mehrfach überarbeitet. Ebenfalls kam es durch das Harmonisierungsprojekt der International Financial Reporting Standards (IFRS) und den United States Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP) zur Anpassung des Standards.
Durch den Ausbruch der Finanzkrise rückte der Rechnungslegungsstandard IAS 39 erneut in den Fokus der Politik. Die Group of Twenty (G20), die aus Finanzministern und Zentralbankpräsidenten besteht, forderte die internationalen Standardsetzer zu einer Überarbeitung der Bilanzierung von Finanzinstrumenten auf. Dadurch wurde die Ablösung des IAS 39 durch den neuen Rechnungslegungsstandard IFRS 9 angestoßen.
Das Projekt zur Ablösung des IAS 39, das sogenannte Project Replacement of IAS 39, gliedert sich in drei Phasen. Diese befassen sich mit den Vorschriften zur Klassifizierung und Bewertung von Finanzinstrumenten, deren Wertminderung und mit den Vorschriften des Hedge Accounting.
Im Oktober 2010 wurden die Vorschriften zur Klassifizierung und Bewertung von Finanzinstrumenten verabschiedet und somit die erste der drei Phasen beendet. Die Anwendung dieser Neuerungen des IFRS 9 wird für die nichteuropäische Finanzindustrie ab dem 01. Januar 2015 verpflichtend sein. Eine vorzeitige Anwendung ist auf freiwilliger Basis bereits vorher erlaubt. Von diesem Wahlrecht wurde von nichteuropäischen Finanzinstituten in der Praxis bereits vereinzelt Gebrauch gemacht.
Eine Übernahme des IFRS 9 in europäisches Recht ist derzeit von der Kommission der Europäischen Union (EU-Kommission) noch nicht zeitlich determiniert. Trotzdem müssen sich europäische Finanzinstitute bereits heute mit der Thematik der Rechnungslegungsvorschriften für Finanzinstrumente befassen, um bei der Einführung der neuen Vorschriften in der EU bzw. bei der erstmaligen verpflichtenden Anwendung angemessen agieren zu können.
Aufgrund der Aktualität der aufgezeigten Thematik und der Wichtigkeit der Rechnungslegung von Finanzinstrumenten für den Finanzsektor setzt sich diese wissenschaftliche Arbeit mit den künftigen Vorschriften zur Bilanzierung von Finanzinstrumenten auseinander. Hierbei wird ausschließlich die erste Phase mit den Rechnungslegungsvorschriften zur Klassifizierung und Bewertung von Finanzinstrumenten thematisiert.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Verzeichnis der Gesetzestexte
- Einleitung
- Motivation
- Ziel
- Vorgehensweise
- IFRS Foundation
- Die Organe der IFRS Foundation
- Das IASB
- Das Standardsetzungsverfahren (Der Due Process)
- Der EU Endorsement Process
- IAS 39
- Entwicklung
- IAS 39 Replacement Project
- Finanzielle Vermögenswerte - IAS 39 vs. IFRS 9
- Definition von finanziellen Vermögenswerten
- Klassifizierung und Bewertung nach IAS 39
- Klassifizierung
- At Fair Value through Profit or Loss
- Held to Maturity
- Loans and Receivables
- Available for Sale
- Erst- und Folgebewertung
- Handels- und Erfüllungstag
- At Fair Value through Profit or Loss
- Held to Maturity
- Loans and Receivables
- Available for Sale
- Finanzielle Vermögenswerte in Fremdwährungen
- Hybride finanzielle Vermögenswerte
- Umklassifizierung
- At Fair Value through Profit or Loss
- Held to Maturity
- Loans and Receivables
- Available for Sale
- Vor- und Nachteile der wesentlichen Änderungen
- Klassifizierung
- Folgebewertung
- Hybride finanzielle Vermögenswerte
- Fair Value-Option
- Umklassifizierung
- Klassifizierung
- Finanzielle Verbindlichkeiten - IAS 39 vs. IFRS 9
- Definition von finanziellen Verbindlichkeiten
- Klassifizierung und Bewertung nach IAS 39
- Klassifizierung
- At Fair Value through Profit or Loss
- Other Liabilities
- Erst- und Folgebewertung
- At Fair Value through Profit or Loss
- Other Liabilities
- Finanzielle Verbindlichkeiten in Fremdwährungen
- Hybride finanzielle Verbindlichkeiten
- Umklassifizierung
- Klassifizierung
- Klassifizierung und Bewertung nach IFRS 9
- Beibehaltung bisheriger Vorschriften
- Neuerungen durch IFRS 9
- Vor- und Nachteile der wesentlichen Änderungen
- Fair Value-Option
- Hybride finanzielle Verbindlichkeiten
- Herausforderungen der Umsetzung
- Zeitpunkt der Umsetzung
- Projektorganisation
- Anforderungen an IT-Systeme und operationelle Abläufe
- Die Einführung des IFRS 9 am Beispiel der VP Bank Liechtenstein
- Klassifizierung
- Folgebewertung
- Auswirkungen auf das Eigenkapital
- Nutzung der Fair Value-Option
- Wertminderungen
- Zinsaufwand und -ertrag
- Fazit und Handlungsempfehlung
- Literaturverzeichnis
- Anhangsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit befasst sich mit der Klassifizierung und Bewertung von Finanzinstrumenten nach IFRS 9 und analysiert die Chancen und Herausforderungen für Finanzinstitute, die sich aus der Einführung des neuen Rechnungslegungsstandards ergeben.
- Analyse der Unterschiede zwischen IAS 39 und IFRS 9
- Bewertung der Auswirkungen der neuen Vorschriften auf die Bilanzierung von Finanzinstrumenten
- Beurteilung der Herausforderungen bei der Umsetzung von IFRS 9 in Finanzinstituten
- Identifizierung von Chancen und Risiken, die sich aus der Anwendung des IFRS 9 ergeben
- Entwicklung einer Handlungsempfehlung für Finanzinstitute hinsichtlich des Zeitpunkts und der Art der Erstumsetzung
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel der Arbeit stellt die IFRS Foundation und deren Standardsetzungsverfahren vor. Es werden die verschiedenen Organe der Organisation, insbesondere das IASB, dargestellt und ihre Aufgaben im Rechnungslegungssetzungsprozess analysiert.
Kapitel 3 befasst sich mit dem bisher für die Bilanzierung von Finanzinstrumenten geltenden Rechnungslegungsstandard IAS 39 und dessen Entwicklung durch die IFRS Foundation. Die damit einhergehenden Probleme und die Kritik am IAS 39 werden veranschaulicht und der Verlauf des Umstellungsprozesses von IAS 39 auf IFRS 9 dargelegt.
Kapitel 4 analysiert die Bilanzierung von finanziellen Vermögenswerten gemäß dem bisher gültigen IAS 39 bzw. dem künftig geltenden IFRS 9. Die jeweiligen Bilanzierungsvorschriften werden gegenübergestellt und Vor- und Nachteile der Neuerungen herausgearbeitet.
Kapitel 5 vergleicht die bisherigen und die künftigen Bilanzierungsvorschriften für finanzielle Verbindlichkeiten und analysiert die Vor- und Nachteile der Änderungen.
Kapitel 6 untersucht die Herausforderungen, die sich für die Finanzbranche aus der Vielzahl von Neuerungen ergeben. Die zeitliche und technische Umsetzung sowie die Ganzheitlichkeit der Umsetzung stehen im Fokus.
Kapitel 7 analysiert anhand eines Praxisbeispiels die konkreten Auswirkungen der Änderungen der Rechnungslegungsvorschriften für finanzielle Vermögenswerte. Am Beispiel der VP Bank Liechtenstein wird untersucht, inwiefern sich die Anwendung des IFRS 9 vorteilhaft bzw. nachteilig auf die Bilanz des Kreditinstituts auswirkt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Klassifizierung und Bewertung von Finanzinstrumenten nach IFRS 9, die Chancen und Herausforderungen für Finanzinstitute, die Auswirkungen auf die Bilanzierung, die Umsetzung des neuen Standards, die Projektorganisation, die Anforderungen an IT-Systeme und operationelle Abläufe sowie die Analyse des Praxisbeispiels der VP Bank Liechtenstein.
- Quote paper
- Silke Schmid (Author), 2012, Klassifizierung und Bewertung von Finanzinstrumenten nach IFRS 9, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213518