Das Phänomen der Piraterie ist im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wieder verstärkt in den Fokus der internationalen Politik gerückt. Noch zur letzten Dekade des vergangenen Jahrhunderts konnte die Staatengemeinschaft und die Anrainerstaaten des asiatisch-pazifischen Raumes die Piraterie – besonders in der Straße von Malakka - Erfolge beim Zurückdrängen der Piraterie vorweisen. Die größten Gefahren gehen heute hauptsächlich von der Piraterie am Horn von Afrika aus, da sie die internationale Seeschiffahrt und die Warenströme zwischen den ökonomisch immer enger vernetzten Zentren der Weltwirtschaft in Asien, Amerika und Europa einschränkt und die Reedereien zu Umwegen über das Kap der Guten Hoffnung zwingen. Somalias strategisch exponierte Lage am Horn von Afrika ist damit zu erklären, daß Schiffe auf ihrem Weg beispielsweise nach Europa, erst einmal den Golf von Aden und die Meerenge Bab al Mandab passieren müssen, um den Suezkanal und schließlich das Mittelmeer zu erreichen. Ferner sind die wichtigen maritimen Transportsrouten der erdölexportierenden Länder der arabischen Halbinsel durch die Angriffe der somalischen Piraten im Golf von Aden und im Indischen Ozean bedroht. Aus diesem Grund war die internationale Gemeinschaft 2008 gezwungen eine multinationale Flottille zur militärischen Absicherung der Seeschiffahrt abzustellen, um der zunehmenden Zahl von Entführungen und damit verbundenen Lösegeldzahlungen für Ladung und Besatzung Herr zu werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Theoretische Einordnung
- 1.1 Fragile Staatlichkeit vor dem Hintergrund des historisch-konkreten Staatsbegriffs
- 1.2 Kernfunktionen eines souveränen leistungsfähigen Staates
- I.2.1 Das legitime Gewaltmonopol
- I.2.2 Die Herrschaft des Rechts — Rule Of Law
- I.2.3 Die Bereitstellung existentieller und sozialer Infrastruktur
- 1.3 Konzeptionalisierung
- 2. Somalias Geschichte und der Weg vom zerfallenden zum gescheiterten Staat
- 2.1 Fragile Staatlichkeit und das gestörte Gewaltmonopol
- 2.2 Die fehlende Rechtsstaatlichkeit in gescheiterten Staaten
- 2.3 Clanstrukturen als Institutionenersatz?
- 3. Politische und sozioökonomische Auswirkungen von Staatszerfall
- 3.1 Geographische Zersplitterung des Staatsgebiets: Somaliland, Puntland und Rumpf-Somalia
- 3.2 Der Verlust der staatlichen Fähigkeit zur Ressourcenakquirierung und Allokation
- 3.3 Milizen, Warlords, Schattenökonomie: Piraterie als lukrative Einnahmequelle
- 3.4 Anarchie und das Recht des Stärkeren als ein Ergebnis fehlender Institutionen und Rechtsstaatlichkeit
- Fazit
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Phänomen gescheiterter Staatlichkeit am Beispiel Somalias und untersucht die Ursachen und Auswirkungen des Staatszerfalls auf die Piraterie am Horn von Afrika. Die Arbeit analysiert den Staatsbegriff und die Kernfunktionen eines souveränen Staates, um anschließend die historischen Entwicklungen in Somalia und den Weg vom zerfallenden zum gescheiterten Staat zu beleuchten. Im Mittelpunkt stehen die Auswirkungen des gestörten Gewaltmonopols, der fehlenden Rechtsstaatlichkeit und der Clanstrukturen auf die politische und sozioökonomische Situation Somalias und die Entstehung der Piraterie als lukrative Einnahmequelle in einem Umfeld fehlender staatlicher Strukturen.
- Die Ursachen und Auswirkungen gescheiterter Staatlichkeit
- Die Rolle des Gewaltmonopols und der Rechtsstaatlichkeit
- Der Einfluss von Clanstrukturen auf die Staatsentwicklung
- Die Entstehung und Entwicklung der Piraterie am Horn von Afrika
- Die sozioökonomischen Auswirkungen des Staatszerfalls
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Piraterie am Horn von Afrika ein und stellt Somalia als „Musterbeispiel" gescheiterter Staatlichkeit vor. Der theoretische Teil definiert den Staatsbegriff und beschreibt die Kernfunktionen eines souveränen Staates, darunter das Gewaltmonopol, die Rechtsstaatlichkeit und die Bereitstellung von Infrastruktur. Das Kapitel beleuchtet die Entstehung fragiler Staatlichkeit und die Auswirkungen des Staatszerfalls auf die Funktionsfähigkeit eines Staates.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Geschichte Somalias und dem Weg vom zerfallenden zum gescheiterten Staat. Es analysiert die Entwicklung der Staatlichkeit in Somalia, die durch die Kolonialisierung, die Unabhängigkeit und die autoritäre Herrschaft von General Siyaad Barre geprägt war. Der Abschnitt beleuchtet die Rolle des Ogaden-Krieges und die Entstehung von Clanmilizen als Folge des gestörten Gewaltmonopols. Außerdem werden die Auswirkungen der fehlenden Rechtsstaatlichkeit und die Rolle von Clanstrukturen als Institutionenersatz untersucht.
Das dritte Kapitel untersucht die politischen und sozioökonomischen Auswirkungen des Staatszerfalls auf Somalia. Es analysiert die geographische Zersplitterung des Staatsgebiets in Somaliland, Puntland und Süd-Zentral-Somalia und die Folgen des Verlustes der staatlichen Fähigkeit zur Ressourcenakquirierung und Allokation. Der Abschnitt beleuchtet die Entstehung der Piraterie als lukrative Einnahmequelle in einem Umfeld fehlender staatlicher Strukturen und untersucht die Auswirkungen der Anarchie und des Rechts des Stärkeren auf die somalische Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen gescheiterte Staatlichkeit, Failed State, Somalia, Piraterie, Horn von Afrika, Gewaltmonopol, Rechtsstaatlichkeit, Clanstrukturen, Staatszerfall, sozioökonomische Auswirkungen, Schattenökonomie, Anarchie, Recht des Stärkeren, Entwicklung, Frieden, Internationale Gemeinschaft, Afrika.
- Quote paper
- B.A. Sascha Beljanski (Author), 2013, „Failed State“ Somalia und die Piraterie am Horn von Afrika , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213410