In dieser Hausarbeit wurde das Pflegephänomen "Malnutrition" behandelt.
Sowohl Einflussfaktoren als auch Auswirkungen werden näher erläutert, zudem sind Beispielhaft Pflegediagnosen und NOC´s aufgeführt, in denen das Phänomen präsent ist.
Erfassungsinstrumente werden verständlich erklärt und entsprechend zu treffende Maßnahmen sind beschrieben.
1 Einleitung
Nahrung ist essenziell. Sie versorgt den Körper mit lebenswichtigen Nährstoffen.
„Nahrung ist die Grundlage menschlicher Lebensprozesse und hat auf sämtliche körperliche, psychische, soziale, wirtschaftliche und politische Dimensionen des menschlichen Lebens eine unmittelbare Wirkung.“[1]
Wird dem Körper keine ausreichende Nahrung zugeführt, kommt es zu einer Malnutrition. Dies kann durch einen Mangel an Lebensmitteln oder krankheitsbedingt hervorgerufen werden.[2]
Eine Malnutrition ist selbst in einem Industrieland wie Deutschland nicht ausgeschlossen, haben doch die Medien über Skandale in der Pflege berichtet und viele Studien die Prävalenz belegt.
Doch warum ist es in Deutschland überhaupt möglich, dass diese Mangelernährung bei Patienten[3] auftreten kann? Ist es wirklich ein Pflegefehler oder gibt es noch andere wichtige Faktoren, die eine Rolle spielen?
Im Vorwort des Expertenstandards Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) wird erwähnt, dass in der früheren Pflegeausbildung die „Kompetenz zur Zubereitung spezieller Nahrung für besondere Patientenbedürfnisse“[4] beinhaltet war. Diese Kompetenz wurde mittlerweile auf andere Berufe, wie beispielsweise den des Diätassistenten, oder andere Ernährungsspezialisten übertragen. Dies lässt sich in meiner pflegerischen Praxis bestätigen. Viele Krankenhäuser beschäftigen Diätassistenten und Personal, welches die Mahlzeiten individuell mit dem Patienten abstimmen.
Im Hinblick darauf, dass besonders kranke, ältere und pflegebedürftige Menschen von einer Malnutrition betroffen sind[5], beschränkt sich diese Arbeit auf diese Personengruppe.
2 Malnutrition
2.1 Definition
In der Literatur lassen sich zwar mehrere Definitionen für die Malnutrition finden, auf eine einheitliche und allgemeingültige Aussage konnte sich die Wissenschaft bisher allerdings nicht einigen.
Das Wort Malnutrition wird im Pschryembel als „Sammelbegriff für eine Fehl- oder Mangelernährung“[6] definiert.
Schauder et al. setzt die Malnutrition der Mangelernährung gleich und bezeichnet eine Fehlernährung nicht nur als eine Über-, sondern auch als eine Unterernährung.[7]
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) unterteilt die Mangelernährung in verschiedene Untergruppen:
- Krankheitsbedingter Gewichtsverlust
- Mangelernährung, hervorgerufen durch Eiweißmangel
- Mangel an essenziellen Nährstoffen[8]
Von einer Mangelernährung wird gesprochen, wenn „eine Unterversorgung an Energie, Eiweiß, lebensnotwendigen Fettsäuren, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen“[9] vorliegt.
Die DNQP definiert die Mangelernährung ähnlich: „Anhaltendes Defizit an Energie und/oder Nährstoffen im Sinne einer negativen Bilanz zwischen Aufnahme und Bedarf mit Konsequenzen und Einbußen für Ernährungszustand, physiologische Funktion und Gesundheitszustand.“[10]
Mangelernährung ist ein Gewichtsverlust, der durch einen Mangel an Eiweiß und anderen Nährstoffen begründet ist. Dies bedeutet, dass eine Person mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 24kg/m², der auf ein normales Körpergewicht schließen lässt, mangelernährt sein kann, wenn eine zu geringe Eiweißzufuhr und ein vorheriger Gewichtsverlust vorliegen.[11]
Analysiert man diese Definitionen zur Mangelernährung, dann ist Malnutrition der Zustand einer Unterversorgung mit Energie und Nährstoffen.
Obwohl in der Literatur der Begriff Mangelernährung zwar präsent vorkommt, wird in dieser Arbeit überwiegend die Bezeichnung Malnutrition verwendet.
2.2 Einflussfaktoren von Malnutrition
Die Entstehung einer Malnutrition ist multifaktoriell bedingt. Da die hohe Anzahl an Faktoren diese Arbeit überschreiten würde, sind im Folgenden die wichtigsten Einflussgrößen genannt.
Nicht nur altersbedingte sondern auch krankheitsbedingte Einflüsse wirken wie ein Kreislauf auf die Entwicklung der Mangelernährung. Dies ist in der folgenden Abbildung verdeutlicht:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Kreislauf Mangelernährung[12]
Prahl & Setzwein beschreiben das soziale Problem in seinem komplexen Zusammenhang mit der finanziellen Situation wie folgt: „Ein armer Mensch verliert erheblich an sozialem Status, wenn er nicht mehr imstande ist, andere Menschen – Freunde zu sich einzuladen und zu bewirten. Es zerbrechen soziale Netzwerke und der Betroffene vereinsamt. Auch der Umstand, dass Einsamkeit den Appetit verdirbt und das Leben weniger lebenswert macht, ist leider unter alten Menschen ein großes Problem.“[13] Einsamkeit, beispielsweise durch den Verlust des Partners, kann psychische Probleme mit sich bringen und so auch einen großen Einfluss auf die Ernährungssituation haben.
Körperliche Veränderungen treten im Alter durch die Beeinträchtigung der Mobilität auf. Ist z.B. die Beweglichkeit der Arme, Finger und Beine eingeschränkt, wird sowohl das Zubereiten oder das Aufnehmen der Nahrung, als auch die Nahrungsbeschaffung erschwert.[14] Ebenso wirken sich Veränderung der Sinneswahrnehmung (Geschmack, Geruch, Sehen) und ein reduziertes Durstempfinden auf die Nahrungsaufnahme aus.[15]
Leidet der Patient unter Verwirrtheit oder Demenz, besteht die Gefahr, dass Mahlzeiten vergessen werden oder nicht essbare Dinge sowie verdorbene Lebensmittel verzehrt werden.[16]
Vor allem chronische Erkrankungen (wie Tumorerkrankungen, Gastrointestinale Erkrankungen, Diabetes mellitus, Depression)[17], aber auch die Einnahme von Medikamenten[18] begünstigen eine Malnutrition.
Krankheitsbedingte Symptome wie Schluckstörungen, ein schlechter Zahnstatus oder die mangelhafte Speichelbildung haben einen erheblichen Einfluss auf die Nahrungsaufnahme.[19]
Kognitive Beeinträchtigungen, die beispielsweise bei Demenzkranken auftreten, wirken sich auf den Rhythmus der Mahlzeiten aus. Monotone Nahrungsvorlieben begünstigen eine unausgewogene Ernährung. Werden Betroffene stationär versorgt, stellen das veränderte Erinnerungsvermögen, das Vergessen des Schluckens bis hin zu einer Nahrungsverweigerung ein Versorgungsproblem dar. Ein ständiges ‚Umherwandern’ erhöht den Energiebedarf. Dieser wird dann nicht ausreichend gedeckt, wenn die normale Energiemenge nicht ausreicht.[20]
Bei den Einflussfaktoren wird deutlich, dass eine Vielzahl derer eine Mangelernährung begünstigen kann. Da eine dauerhaft unzureichende Ernährung früher oder später zu einem Gewichtsverlust führt, geben folgende Symptome einen Hinweis auf eine Malnutrition:
- stark reduziertes subkutanes Fettgewebe
- Ödeme
- dünne Gliedmaßen, knochige Finger und stark hervortretende Knochen
- schlaffe Hautfalten an Gesäß und Bauch
- Hautschäden und schuppige Haut
- Hämatome
- Müdigkeit und Mattigkeit[21]
2.3 Bedeutung von Malnutrition
„Laut der Multizenterstudie German Hospital Malnutrition Study weist in Deutschland jeder vierte stationspflichtige Patient bereits bei Aufnahme in das Krankenhaus mäßige bis schwere Zeichen einer krankheitsassoziierten Mangelernährung auf.“[22] Geht man von dieser Aussage aus, sollten die Pflegepersonen ins Ernährungsmanagement mit eingebunden sein.
Dies bestätigt auch die Arbeit des DNQP, das 2009 einen weiteren Expertenstandard heraus gab: den Expertenstandard Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege. Aus diesem geht hervor, dass die Pflegepersonen einen wichtigen Beitrag zur Ernährung des Patienten leisten. „Ernährung war schon immer ein zentrales Thema der Pflege und der Pflegebildung, […] Unbestritten ist die Ernährung eine der zentralen Lebensaktivitäten – noch dazu eine, die bei falscher oder unzureichender Ausübung sehr schnell von existentieller Bedeutung sein kann. Daher gehört das Thema zu den Kernaufgaben der Pflege.“[23]
Der Malnutrition ist eine große Bedeutung beizumessen, sind doch die Folgen schwerwiegend[24] und haben weitreichende Folgen für Betroffene.
2.4 Auswirkungen von Malnutrition
Eine bestehende Malnutrition zieht unerwünschte körperliche und psychosoziale Auswirkungen mit sich, die wiederum den Grad der Mangelernährung steigern können.
Unspezifische Symptome (z.B. körperliche Kraftlosigkeit, Abnahme der Leistungsfähigkeit) können die Folge sein. Ein Mangel an Kohlenhydraten führt zu Schwindel, nachlassende Konzentrationsfähigkeit oder Kopfschmerzen. Besteht ein Defizit an Fetten, werden zunächst die vorhandenen Fettdepots im Körper abgebaut, was diesen Mangel fürs Erste kompensieren kann. Es kommt zu einer nachlassenden Leistungsfähig- und Kraftlosigkeit mit einer gestörten Aufnahme an fettlöslichen Vitaminen.
[...]
[1] Barlösius 1999, aufgeführt in Schreier: Tannen et al. (Hg.) 2011, S. 13
[2] vgl. Schauder aufgeführt in: Schauder et al. (Hg.) 2003, S. 6
[3] In dieser Arbeit ist bei der Nennung eines Geschlechts auch immer das andere gemeint.
[4] Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (Hg.) 2009, S. 5
[5] vlg. Schreier aufgeführt in: Tannen et al. (Hg.) 2011, S. 13
[6] Pschryembel Klinisches Wörterbuch 2011, S. 1254
[7] vgl. Schauder aufgeführt in: Schauder et al. (Hg.) 2003, S. 455
[8] vgl. Schütz aufgeführt in: Tannen et al. (Hg.)2011, S. 23
[9] Arens-Azevedo et al. 2002, S. 248
[10] Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) 2009, S. 133
[11] vgl. Smoliner aufgeführt in: Menebröcker (Hg.) 2008, S. 63
[12] Smoliner aufgeführt in: ebd., S. 66
[13] Prahl & Setzwein 1999 aufgeführt in Machowetz in: Tannen et al. (Hg.) 2011, S. 154
[14] vgl. Arens-Azevedo et al. 2002, S. 250
[15] vgl. Volkert 2004, S. 190
[16] vgl. Arens-Azevedo et al. 2002, S. 250
[17] vgl. ebd., S.63
[18] siehe im Anhang Tabelle: Nebenwirkungen von Medikamenten
[19] vgl. Machowitz aufgeführt in: Tannen et al. (Hg.) 2011, S. 151
[20] vgl. Tannen aufgeführt in: ebd., S. 56-57
[21] vgl. Smolinger aufgeführt in: Menebröcker (Hg.) 2008, S. 58
[22] Pilrich et al. 2006 aufgeführt in Norman 2011, S. 4-5
[23] Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) 2009, S. 5
[24] siehe dazu Kapitel 2.4 Auswirkungen von Malnutrition
- Arbeit zitieren
- Mareike Ditberger (Autor:in), 2013, Pflegephänomen Malnutrition, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213267
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