„If this is rationality, they want none of it” (Aumann, 1992, 218). Zahlreiche Experimente wurden zu diversen Spielen wie zum Beispiel zum Gefangenen-Dilemma, Ultimatum-Spiel und Diktator-Spiel gespielt , um den Rational Choice Ansatz zu bekräftigen (der des homo oeconomicus), in dem rationales Verhalten aller Akteure unterstellt wird (Ockenfels, Raub, 2010, 1).
Resultat vieler Studien war es jedoch, dass entgegen der dominanten Strategien, welche Gegenstand im Diktator-Spiel und Gefangen-Dilemma sind (Forsythe, Horowitz, Savin, Sefton, 1994, 347) und entgegen teilspielperfekter Nash-Gleichgewichte im Ultimatum-Spiel gespielt wurde (Güth et al., 2001, 162).
Das Ultimatum-Spiel ist ein Verhandlungsspiel, in dem zwei Spieler über die Aufteilung eines „Kuchens“ (Geldsumme) verhandeln. Der Spieler1 (Proposer) unterbreitet dem Spieler2 (Responder) ein Angebot über die Aufteilung des Kuchens. Nimmt der Responder an, wird gemäß des Vorschlags des Proposers aufgeteilt, lehnt der Responder jedoch ab, bekommen beide Akteure nichts.
Die Standardtheorie zum Ultimatum-Spiel sagt voraus, dass der Proposer dem Responder das minimal mögliche Angebot unterbreitet und der Responder diesen Betrag annimmt, da es sich im Ultimatum-Spiel um ein „take-it-or-leave-it-Spiel“ handelt und 1 Cent > 0 Cent ist (Kahn, Murnighan, 1993, 1260). Jedoch haben bereits Werner Güth et al. 1982, die das erste Experiment zum Ultimatum-Spiel durchgeführt hatten, herausgefunden, dass das Modalangebot bei einer 50%-50% Aufteilung (equal split) liegt und Responder positive Angebote ablehnen, was nicht mit dem prophezeiten Gleichge-wicht einhergeht (Güth et al., 374).
Die für das Gefangenen-Dilemma und Diktator-Spiel existierenden dominanten Strategien werden in den Experimenten ebenfalls nicht beobachtet, sodass auch hier eine Diskrepanz zwischen Theorie und Empirie herrscht (Eckel, Grossman, 1996, 182).
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Dilemma-Spiele
- 2.1 Das Gefangenen-Dilemma
- 2.2 Das Centipede Game
- 2.2.1 Das Centipede Game von McKelvey und Palfrey
- 2.2.2 Das Centipede Game mit Schachspielern
- 3 Verhandlungs-Spiele
- 3.1 Das Diktator-Spiel
- 3.2 Das Ultimatum-Spiel
- 3.2.1 Experten im Ultimatum-Spiel?
- 3.2.1.1 Kulturbedingte Experten
- 3.2.1.2 Bildungsstandbedingte Experten
- 3.2.2 Informationsgehalt im Ultimatum-Spiel
- 3.2.3 Mehrpersonen Ultimatum-Spiel
- 3.2.4 „Bäume“ statt verbale Erklärungen
- 3.2.5 Das Freedom to Veto Spiel
- 3.2.1 Experten im Ultimatum-Spiel?
- 3.3 Das Rubinstein-Spiel
- 4 Soziale Präferenzen
- 4.1 Der Fairness-Aspekt
- 4.2 Ungleichheitsaversion
- 4.2.1 Das Fehr-Schmidt Modell
- 4.2.2 Das Modell von Bolton und Ockenfels
- 4.3 Alternative Ansätze
- 5 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Diskrepanz zwischen theoretischen Vorhersagen und empirischen Befunden in ausgewählten Verhandlungsspielen. Ziel ist es, das Verhalten von Probanden in diesen Spielen zu analysieren und die Rolle sozialer Präferenzen zu beleuchten.
- Analyse der Ergebnisse verschiedener Verhandlungsspiele (Diktator-Spiel, Ultimatum-Spiel, Rubinstein-Spiel)
- Untersuchung des Einflusses von sozialen Präferenzen wie Fairness und Ungleichheitsaversion
- Vergleich von theoretischen Modellen mit empirischen Daten
- Beurteilung der Grenzen der Spieltheorie bei der Erklärung menschlichen Verhaltens
- Diskussion verschiedener Ansätze zur Erklärung abweichenden Verhaltens
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und beschreibt die Forschungsfrage nach der Diskrepanz zwischen Theorie und Empirie in Verhandlungsspielen. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und benennt die verwendeten Methoden.
2 Dilemma-Spiele: Dieses Kapitel behandelt klassische Dilemma-Spiele wie das Gefangenen-Dilemma und das Centipede Game. Es werden die theoretischen Grundlagen erläutert und die typischen Ergebnisse dieser Spiele dargestellt. Der Fokus liegt auf der Beschreibung der strategischen Interaktionen und den Herausforderungen, die sich aus der Berücksichtigung von Rationalität und Kooperation ergeben. Die Analyse verschiedener Varianten des Centipede Game, insbesondere die Beteiligung von Schachspielern, unterstreicht die Komplexität des menschlichen Entscheidungsverhaltens in diesen Spielen.
3 Verhandlungs-Spiele: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Verhandlungsspiele, darunter das Diktator-Spiel, das Ultimatum-Spiel und das Rubinstein-Spiel. Es werden die empirischen Ergebnisse detailliert beschrieben und der Einfluss von Faktoren wie Expertise, kulturellen Unterschieden und Informationsgehalt diskutiert. Der Abschnitt zu den „Bäumen“ statt verbaler Erklärungen beleuchtet alternative Darstellungsformen und deren Einfluss auf das Entscheidungsverhalten. Das Freedom to Veto Spiel wird als ein weiterer wichtiger Aspekt in die Analyse einbezogen. Die Kapitel geben einen detaillierten Einblick in die experimentellen Designs und die daraus resultierenden Ergebnisse, um die Komplexität der menschlichen Entscheidungsfindung zu beleuchten.
4 Soziale Präferenzen: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss sozialer Präferenzen wie Fairness und Ungleichheitsaversion auf das Verhalten in Verhandlungsspielen. Es werden verschiedene Modelle vorgestellt, die diese Präferenzen berücksichtigen, insbesondere das Fehr-Schmidt Modell und das Modell von Bolton und Ockenfels. Zusätzlich werden alternative Ansätze zur Erklärung abweichenden Verhaltens diskutiert. Die Kapitel analysieren kritisch, wie gut diese Modelle das beobachtete Verhalten in den Experimenten erklären können und welche Grenzen sie aufweisen.
Schlüsselwörter
Diskrepanz, Theorie, Empirie, Verhandlungsspiele, Gefangenen-Dilemma, Centipede Game, Diktator-Spiel, Ultimatum-Spiel, Rubinstein-Spiel, Soziale Präferenzen, Fairness, Ungleichheitsaversion, experimentelle Wirtschaftsforschung, Spieltheorie.
Häufig gestellte Fragen zur Masterarbeit: Diskrepanz zwischen theoretischen Vorhersagen und empirischen Befunden in ausgewählten Verhandlungsspielen
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht die Diskrepanz zwischen theoretischen Vorhersagen der Spieltheorie und den tatsächlichen empirischen Befunden in verschiedenen Verhandlungsspielen. Im Fokus steht die Analyse des menschlichen Verhaltens in diesen Spielen und die Rolle sozialer Präferenzen.
Welche Spiele werden in der Arbeit untersucht?
Die Arbeit analysiert verschiedene Arten von Spielen: Dilemma-Spiele (Gefangenen-Dilemma, Centipede Game mit verschiedenen Varianten, inklusive der Beteiligung von Schachspielern), und Verhandlungsspiele (Diktator-Spiel, Ultimatum-Spiel, Rubinstein-Spiel, Freedom to Veto Spiel).
Welche sozialen Präferenzen werden berücksichtigt?
Die Arbeit untersucht den Einfluss von Fairness und Ungleichheitsaversion auf das Entscheidungsverhalten der Probanden. Es werden dazu verschiedene Modelle, wie das Fehr-Schmidt Modell und das Modell von Bolton und Ockenfels, herangezogen und kritisch bewertet.
Welche Methoden werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf der Analyse empirischer Daten aus den genannten Spielen. Es werden die Ergebnisse der Experimente detailliert beschrieben und mit theoretischen Modellen verglichen. Zusätzlich werden verschiedene Darstellungsformen (z.B. „Bäume“ statt verbaler Erklärungen) und deren Auswirkungen auf das Entscheidungsverhalten untersucht.
Welche Aspekte des Ultimatum-Spiels werden besonders betrachtet?
Im Kontext des Ultimatum-Spiels werden der Einfluss von Expertise (kultur- und bildungsbedingt), der Informationsgehalt, das Mehrpersonen-Ultimatum-Spiel und alternative Darstellungsformen analysiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu Dilemma-Spielen, Verhandlungsspielen, sozialen Präferenzen und ein abschließendes Fazit. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Analyse der jeweiligen Themen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Diskrepanz, Theorie, Empirie, Verhandlungsspiele, Gefangenen-Dilemma, Centipede Game, Diktator-Spiel, Ultimatum-Spiel, Rubinstein-Spiel, Soziale Präferenzen, Fairness, Ungleichheitsaversion, experimentelle Wirtschaftsforschung, Spieltheorie.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, das Verhalten von Probanden in Verhandlungsspielen zu analysieren, den Einfluss sozialer Präferenzen zu beleuchten und die Grenzen der Spieltheorie bei der Erklärung menschlichen Verhaltens zu beurteilen. Ein Vergleich von theoretischen Modellen mit empirischen Daten ist zentral.
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- Özcan Ihtiyar (Author), 2010, Verhandlungsspiele in Theorie und Praxis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212384