Die Sozialpädagogische Familienhilfe als eine Form der Hilfen zur Erziehung, verankert
im Kinder- und Jugendhilfegesetz (§ 31 SGB VIII), ist ein bedeutsames staatliches
Regelangebot des Jugendhilfesystems in Deutschland.
Diejenigen, die sich als professionelle Fachkräfte diesem Handlungsfeld zugewendet
haben, sehen sich zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen und komplexen
Anforderungen gegenüber gestellt.
Trotz der Tatsache, dass Deutschland im Hinblick auf das reale Bruttoinlandsprodukt
weltweit zu den führenden Ländern zählt, nimmt die Ungleichheit und die Kluft
zwischen armen und reichen Menschen in Deutschland kontinuierlich zu (vgl.
Statistisches Bundesamt 2012; vgl. OECD 2011).
Eine Verschlechterung sozialer und ökonomischer Bedingungen von Familien spiegelt
sich auch in zunehmenden Erziehungsschwierigkeiten wider (vgl. Böllert 2012: 123).
Die Hilfen zur Erziehung und damit auch die Sozialpädagogische Familienhilfe erfährt
seit geraumer Zeit eine wesentlich gesteigerte Inanspruchnahme seitens der
Betroffenen:
»Ihre Inanspruchnahme ist im Zeitraum von 1995 bis 2009 um 60 Prozent
gestiegen, in einem wachsenden Umfang sind die Familien selbst Initiatoren der
Hilfen. Wurden von den öffentlichen Haushalten 1992 15 Mrd. Euro für die Kinderund
Jugendhilfe aufgewendet, sind es im Jahre 2009 bereits 26,9 Mrd. Euro«(Böllert
2012: 123).
Knappen Kassen in den Kommunen führen dazu, dass der Einspardruck auch für die
einzelnen Regelangebote des Jugendhilfesystems weiter zunimmt. Seitens der
Sozialpolitik wird etwa versucht, diese Ressourcenlage mit neuen Steuerungsmodellen
auszugleichen. Daraus folgt, dass in steigendem Maße
»die Frage nach der Kosten-Nutzen-Relation […] [auftaucht], […] die Frage nach der
Effektivität und Effizienz, d.h. nach der Wirkung von Hilfe« (BMFSF 2004: 313).
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Obgleich zwar die Sozialpädagogische Familienhilfe im Hinblick auf ihre
Ergebnisqualität inhaltlich einem nicht eindeutig zu bestimmenden Spannungsfeld
unterliegt, da etwa auch der Adressat als Mitproduzent beteiligt ist, können doch
aussagekräftige Ergebnisse evaluiert werden (vgl. BMFSF 2004: 314).
Die geschilderte Gesamtlage führt dazu, dass die in diesem Handlungsfeld Tätigen
unter einem steigenden Leistungsdruck stehen, Ergebnisse, auch vor dem Hintergrund
einer »Verbetriebswirtschaftung der Profession« Soziale Arbeit, zu erreichen (Böllert
2006: 22).[...]
Inhalt
I) Einleitung
II) Erläuterung ausgewählter Begriffe
Teil I: Systemtheoretische Grundlagen
1 Systemtheorie
1.1 Der Begriff des Systems
1.2 Autopoiesis und selbstreferentielle Systeme
1.3 Die Bedeutung der Umwelt
1.4 Komplexität, Kontingenz, Sinn und Macht
1.5 Konstruktivismus
1.6 Das Familiensystem und die Bedeutung von Kommunikation
Teil II: Systemische Beratung in der Sozialpädagogischen Familienhilfe
2 Sozialpädagogische Familienhilfe
2.1 Hilfen zur Erziehung
2.2 Grundlagen Sozialpädagogischer Familienhilfe
3 Systemische Beratung
3.1 Theorieentwicklung: Der Weg zu einer systemischen Beratung
3.2 Systemorientierte Ansätze im Überblick
3.3 Systemische Beratung in Abgrenzung zu anderen Verfahren
4 Analyse: Möglichkeiten und Grenzen systemischer Beratung und
Intervention in der Sozialpädagogischen Familienhilfe
4.1 Gelingende Beratung und Intervention in der Familie ausgehend von einer systemisch-konstruktivistischen Sicht- und Handlungsweise
4.2 Interventions- und Beobachtungstechniken
4.3 Konsequenzen für die sozialpädagogischen Familienhelfer
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
I) Einleitung
Die Sozialpädagogische Familienhilfe als eine Form der Hilfen zur Erziehung, verankert im Kinder- und Jugendhilfegesetz (§ 31 SGB VIII), ist ein bedeutsames staatliches Regelangebot des Jugendhilfesystems in Deutschland.
Diejenigen, die sich als professionelle Fachkräfte diesem Handlungsfeld zugewendet haben, sehen sich zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen und komplexen Anforderungen gegenüber gestellt.
Trotz der Tatsache, dass Deutschland im Hinblick auf das reale Bruttoinlandsprodukt weltweit zu den führenden Ländern zählt, nimmt die Ungleichheit und die Kluft zwischen armen und reichen Menschen in Deutschland kontinuierlich zu (vgl. Statistisches Bundesamt 2012; vgl. OECD 2011).
Eine Verschlechterung sozialer und ökonomischer Bedingungen von Familien spiegelt sich auch in zunehmenden Erziehungsschwierigkeiten wider (vgl. Böllert 2012: 123). Die Hilfen zur Erziehung und damit auch die Sozialpädagogische Familienhilfe erfährt seit geraumer Zeit eine wesentlich gesteigerte Inanspruchnahme seitens der Betroffenen:
»Ihre Inanspruchnahme ist im Zeitraum von 1995 bis 2009 um 60 Prozent gestiegen, in einem wachsenden Umfang sind die Familien selbst Initiatoren der Hilfen. Wurden von den öffentlichen Haushalten 1992 15 Mrd. Euro für die Kinder- und Jugendhilfe aufgewendet, sind es im Jahre 2009 bereits 26,9 Mrd. Euro«(Böllert 2012: 123).
Knappen Kassen in den Kommunen führen dazu, dass der Einspardruck auch für die einzelnen Regelangebote des Jugendhilfesystems weiter zunimmt. Seitens der Sozialpolitik wird etwa versucht, diese Ressourcenlage mit neuen Steuerungsmodellen auszugleichen. Daraus folgt, dass in steigendem Maße
»die Frage nach der Kosten-Nutzen-Relation [] [auftaucht], [] die Frage nach der Effektivität und Effizienz, d.h. nach der Wirkung von Hilfe « (BMFSF 2004: 313).
Obgleich zwar die Sozialpädagogische Familienhilfe im Hinblick auf ihre Ergebnisqualität inhaltlich einem nicht eindeutig zu bestimmenden Spannungsfeld unterliegt, da etwa auch der Adressat als Mitproduzent beteiligt ist, können doch aussagekräftige Ergebnisse evaluiert werden (vgl. BMFSF 2004: 314).
Die geschilderte Gesamtlage führt dazu, dass die in diesem Handlungsfeld Tätigen unter einem steigenden Leistungsdruck stehen, Ergebnisse, auch vor dem Hintergrund einer »Verbetriebswirtschaftung der Profession« Soziale Arbeit, zu erreichen (Böllert 2006: 22).
Damit dies sinnhaft gelingt
» bedarf [es jedoch] theoretischer und methodischer Aussagesysteme im Sinne von Erklärungs-, Werte-, Verfahrens- und Reflexionswissen « (Miller 2001: 2).
Handlungstheorien Sozialer Arbeit konstituieren auf diese Prämissen und als solche stellt die systemische Denkrichtung eine grundlegende Basis für die Arbeit mit Familien dar. Sie wurde ursprünglich wesentlich auch in der Familientherapie mitentwickelt und ging
»im Laufe der Zeit [] zunehmend über das Familien-Setting hinaus und stellt sich heute als breit gefächertes Konzept dar, aus dem sich vielfältige Methoden für die psychosoziale-beraterische Arbeit unter Einbeziehung relevanter sozialer Kontexte ableiten lassen« (Ochs/Schweitzer 2010: 163).
Außerhalb des Feldes der Familientherapie wird hierbei von systemischer Beratung gesprochen, wobei diejenigen Fachkräfte, die sich in ihrer Arbeit auf systemtheoretisches Erklärungs-, Werte-, Verfahrens- und Reflexionswissen stützen, dieses anwenden und eventuell eine dementsprechende Zusatzausbildung absolviert haben, sich als systemische Berater bezeichnen respektive bezeichnen können (vgl. Schlippe/Schweitzer 2003: 17; vgl. Miller 2001: 2).
Die vorliegende Arbeit untersucht sowohl systemische Beratung als auch systemische Interventionen im gewählten Kontext der Sozialpädagogischen Familienhilfe und soll zum einen eine systemisch-konstruktivistische Sichtweise im Hinblick auf ihre Bedeutung im Rahmen der Sozialpädagogischen Familienhilfe prüfen. Da in der Sozialpädagogik eine Vielzahl an Interventionstechniken bestehen, die von einer systemisch-konstruktivistischen Perspektive ausgehen, geht es zum anderen um eine Darstellung beziehungsweise Klärung, inwiefern diese in der Sozialpädagogischen Familienhilfe Anwendung finden beziehungsweise finden können.
Es soll demnach der Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen systemischer Beratung und Interventionen und der hiermit verbundenen Sichtweise für die Sozialpädagogische Familienhilfe nachgegangen werden.
Die Arbeit ist in vier Hauptkapitel gegliedert. Um die systemisch-konstruktivistische Sicht-, Denk- und Handlungsweise zu veranschaulichen, sollen zunächst im ersten Kapitel systemtheoretische und konstruktivistische Grundlagen dargestellt werden. Das zweite Kapitel umfasst unterschiedliche Aspekte der Sozialpädagogischen Familienhilfe und stellt eine Einführung in diese Form des staatlichen Leistungsangebotes dar.
Das dritte Kapitel spiegelt systemorientierte Ansätze der systemischen Beratung wider. Schließlich wird im vierten Kapitel die Anwendung systemischer Interventionstechniken in der Sozialpädagogischen Familienhilfe untersucht und die Bedeutung der entsprechenden Grundorientierung dargelegt.
II) Erläuterung ausgewählter Begriffe
Um Klarheit und Eindeutigkeit, und zwar soweit als möglich im Hinblick auf den Gebrauch zentraler Begriffe in dieser Arbeit zu bedingen, die auch in der Alltagssprache verwurzelt sind und in dieser unterschiedlich interpretiert werden, soll der Zusammenhang als auch die Abgrenzung bestimmter Begriffe im Vorfeld näher erläutert werden. Die ausgewählten Begrifflichkeiten sind die des Modelles, des Konzeptes, der Methode und der Technik, wobei die letztgenannten drei Begrifflichkeiten als Elemente einer Handlungslehre angesehen werden, wohingegen der Begriff des Modelles quasi eine Mittlerrolle zwischen Praxis und Theorie einnimmt. Angemerkt sei hierzu, dass der Gebrauch der ausgewählten Begriffe auch in der Fachliteratur unterschiedlich ist. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass eine eindeutige Zuordnung in Bezug auf die genannten Begriffe nicht immer möglich ist, da diese nicht völlig klar voneinander abgegrenzt werden können und daher inhaltliche Überschneidungen, eine Zuordnung betreffend möglich sind. (vgl. Kron 2009: 267; vgl. Galuske 2002: 21).
- Der Modellbegriff
Im Zusammenhang mit dem Begriff der Theorie wird sehr oft auch der Begriff des Modelles verwendet. Zum einen beziehen sich hierzu Modelle nach Friedrich W. Kron (2009) auf Theorien:
» Sie können daher als eine Art Vorform von Theorie angesehen werden. Sie enthalten Elemente, die noch nicht zu einer Theorie verknüpft, die aber zur Hypothesenbildung herangezogen werden können « (266).
Dementsprechend sind häufig mehrere Modelle einer Theorie zugeordnet. Auf Handlungen bezogen vereinfachen Modelle zum anderen komplexe Handlungszusammenhänge und zeigen einige wichtige Aspekte dieser auf, um auf Handeln vorzubereiten. Demzufolge können Modelle eine Mittlerrolle zwischen Theorie und Praxis einnehmen (vgl. Kron 2009: 265f.).
- Der Konzeptbegriff
Der Konzeptbegriff beinhaltet einen Entwurf für zukünftiges Handeln. Karlheinz A. Geißler und Marianne Hege (2007) definieren dies wie folgt:
» Unter Konzept verstehen wir ein Handlungsmodell, in welchem die Ziele, die Inhalte, die Methoden und die Verfahren in einem sinnhaften Zusammenhang gebracht sind. Dieser Sinn stellt sich im Ausweis der Begründung und Rechtfertigung dar « (20).
- Der Methodenbegriff
Eine Verortung und Bestimmung des Begriffes der Methode bieten Karlheinz A. Geißler und Marianne Hege (2007):
»Der begriffliche Umfang dessen, was wir Methoden nennen, ist enger als der des Konzeptes: Methoden sind -formal betrachtet- (konstitutive) Teilaspekte von Konzepten. Die Methode ist ein vorausgedachter Plan der Vorgehensweise« (21f; Hervorh. im Original).
Somit geht es bei einer Methode um eine Planung des Vorgehens, wobei diese Planung inhaltlich zu begründen ist. Denn die inhaltliche Begründung der Methode wirkt einer Beliebigkeit in der Anwendung und Entwicklung von Methoden bezogen auf ihre Zielsetzung entgegen (vgl. Galuske 2002: 21ff.). Ein integrierter Methodenbegriff sieht nach Michael Galuske (2002) daher Methoden » immer in Abhängigkeit von Problemlagen, Zielsetzungen und Rahmenbedingungen « (23).
- Der Technikbegriff
Methoden weisen oft eine größere Anzahl unterschiedlicher Techniken auf, die aufgrund ihrer direkten Praxisanwendung relativ einfach gehalten sind. Oft wird bei der Zusammenfassung unterschiedlicher Techniken bildlich etwa auch von einem Handwerks- oder Instrumentenkoffer gesprochen, womit der direkte Praxisbezug anschaulich gemacht wird.
Karlheinz A. Geißler und Marianne Hege (2007) fassen wichtige Aspekte hierzu folgendermaßen zusammen:
» Während Methoden einen systematisierten Komplex von Vorgehensweisen darstellen, sind Verfahren Einzelelemente von Methoden. [] Methoden und Verfahren (Techniken) sozialpädagogischen Handelns unterscheiden sich nach dem Grad ihrer Komplexität « (25).
Teil I: Theoretische Grundlagen
1. Systemtheorie
Auch für die Sozialpädagogische Familienhilfe wichtige systemorientierte Ansätze und systemische Techniken basieren wesentlich auf systemtheoretische und konstruktivistische Ansichten. Daher sollen die Grundlagen der Systemtheorie und des Konstruktivismus sowie hierzu bedeutsamen Inhalte vorgestellt werden, um diese bestimmte Denk- und Handlungsweise zu verdeutlichen. Hierauf aufbauend werden zum Ende des Kapitels bedeutende Aspekte im Hinblick auf die Familie als soziales System erläutert, wobei speziell der Kommunikationsbegriff inhaltlich näher untersucht wird.
Im Vordergrund stehen systemtheoretische Überlegungen nach Niklas Luhmann. Des Weiteren werden grundlegende Aspekte des Ansatzes von Maturana und Varela, der Kybernetik zweiter Ordnung nach Heinz von Foerster und des radikalen Konstruktivismus vorgestellt.
Gemeinsamkeiten dieser verschiedenen Ansätze sind zum einen in einer Sicht- und Denkweise zu sehen, die den Zusammenhang und das Wesen von Prozessen, Teilen, Subsystemen usw. durch ein übergeordnetes Ganzes bestimmt sieht und zudem die Kommunikation zwischen den Dingen in den Vordergrund stellt. Zum anderen besteht eine Verbindung der Ansätze aufgrund der Annahme, dass etwa der Mensch ein autopoietisches, selbstreferentielles, strukturdeterminiertes und operational geschlossenes System darstellt.
Betont sei an dieser Stelle, dass es sich hierbei nur um eine Auswahl grundlegender theoretischer Inhalte handelt, da eine vollständige Darstellung etwa systemtheoretischer Schlüsselbegriffe das formale Ausmaß der Arbeit deutlich überschreiten würde.
1.1 Der Begriff des Systems
Der Begriff System, von dem griechischen Wort systema stammend, bedeutet übersetzt Zusammengesetztes oder auch Gebilde.
Die zugrundeliegenden Ansätze des Systembegriffs wie auch der Begriff selber unterlagen in der Vergangenheit immer wieder Veränderungen, so dass, ebenso wie nicht nur die eine Systemtheorie besteht, es auch verschiedene Definitionen des Systembegriffes gibt (vgl. Miller 2001: 37).
Die Kybernetik als ein Wissenschaftsbereich, der sich mit der Regelung und Steuerung von Maschinen, sozialen Organisationen und lebenden Systemen beschäftigt und hier insbesondere Heinz von Foerster, als Mitbegründer der Kybernetik, lieferte wichtige Erkenntnisse, die im Folgenden kurz erläutert werden sollen.
Unterscheiden lassen sich nach Heinz von Foerster nicht lebende von lebenden Systemen beziehungsweise triviale von nicht-trivialen Maschinen, wobei nicht-lebende Systeme beziehungsweise triviale Maschinen theoretisch analysierbar und damit steuerbar und beeinflussbar sind.
Dagegen sind lebende Systeme beziehungsweise nicht-triviale Maschinen einer Eigendynamik unterworfen und hierdurch in ihren Verhaltensmöglichkeiten bar einer exakten Berechnung und Analyse und damit einer genauen Beeinflussung durch den Beobachter (vgl. Von Schlippe 2003: 54ff.).
Günter G. Bamberger (2010) drückt die so aus:
» Zwischen Input und Output ist eine Operation im Sinne einer ‚inneren Verarbeitung‘ geschaltet. [] Menschen sind eigendynamische Systeme. Das macht sie undurchschaubar und unberechenbar. Entsprechend ist der Versuch, die bei trivialen Maschinen sinnvolle Analysemethode auf lebende Systeme übertragen zu wollen, von vornherein zum Misslingen verurteilt « (36).
Im Folgenden wird das Funktionieren trivialer und nicht-trivialer Maschinen der Anschaulichkeit halber noch einmal als Abbildungen, skizziert nach von Foerster (1985), dargestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Triviale Maschine (Skizziert nach Von Foerster, Heinz 1985: 43)
Bei einer trivialen Maschine ergibt eine Ursache (x) eine voraussagbare Wirkung (y) als Resultat der Operation der Maschine. Zum Beispiel ergibt das Eingangssymbol x=z, stets das Ausgangssymbol y=27. Eine triviale Maschine ist analytisch bestimmbar, bezüglich des Resultates determiniert, voraussagbar und unabhängig von der Vergangenheit (vgl. Von Foerster 1985: 43f.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Nicht-triviale Maschine (Skizziert nach Von Foerster, Heinz 1985: 45)
Eine nicht-triviale Maschine hingegen besitzt innere Zustände, welche die Operationen der Maschine bedingen. Da diese Zustände einer »Blackbox« gleichen, sind die Zustände im Inneren nicht vorhersagbar. Eine Ursache (x) ergibt durch diesen variablen inneren Zustand (z) eine nicht voraussagbare Wirkung (y) als Resultat der Operation der nicht-trivialen Maschine. Eine nicht-triviale Maschine ist bezüglich des Resultates zwar determiniert, aber nicht analysierbar und nicht voraussagbar und zudem abhängig von der Vergangenheit (vgl. Von Foerster 1985: 45ff.).
Von Foerster legt weiter dar, dass bei einer Interaktion von nicht-trivialen Maschinen eine Resultat entsteht, das dem »einer ‚nicht-trivialen´ Maschine entspricht, bei der das Ergebnis ihrer Operation zirkulär auf sich selbst zurückwirkt« (Debus 2002: 30). Eine Maschine dieser Art ist eine selbstreferentielle nicht-triviale Maschine.
Diese spezifische Form von Operation verdeutlicht Von Foerster am Beispiel der Sprache. Wenn sich Menschen, nach Von Foerster nicht-trivialen Maschinen, zur Bezeichnung eines Gegenstandes Laute zurufen, dann benutzt der jeweilige Mensch einen ähnlichen und zwar vom vorigen Menschen wahrgenommenen Laut. Hierbei wirkt die Lauterzeugung als Resultat der Operation auf sich selbst zurück und es kommt zu Worten, wobei letztendlich aufgrund der operativen Geschlossenheit Sprache entsteht.
Als Eigenverhalten beschreibt Von Foerster hierzu das beobachtbare Resultat der stetigen Selbstreferenz einer nicht-trivialen Maschine. Zudem wird Erkennen, womit er »den Prozeß der Erwerbung von Kenntnis« meint und diesen Prozess im Hinblick auf das Nervensystem verdeutlicht, von ihm als ein auf sich selbst bezogenes oder rekursives Errechnen definiert (Von Foerster 1985: 69; vgl. Debus 2002: 30ff.).
Diese Form der Kybernetik, die selbstregelnde Systeme zum Inhalt hat, wird nach Von Foerster als Kybernetik zweiter Ordnung bezeichnet. (vgl. Debus 2002: 30ff.).
Des Weiteren wird auch von einer Beobachtung zweiter Ordnung gesprochen. Damit wird die Beobachtung eines Beobachters bezeichnet, wobei nicht mehr die Frage was beobachtet wird im Vordergrund steht, sondern die Frage wie der Beobachter beobachtet. Das Ergebnis dieser Denkrichtung besteht in der Erkenntnis, dass sich ein Beobachter seine eigene Wirklichkeit durch den Vorgang des Erkennens konstruiert, wobei dieser Aspekt, der eine Kernaussage des Konstruktivismus wiedergibt, in Punkt 1.5 ausführlicher dargestellt wird (vgl. Debus 2002: 42).
1.2 Autopoiesis und selbstreferentielle Systeme
In den 1960 Jahren begann der chilenische Biologe und Neurophysiologe Humberto Maturana damit, einen neuen Ansatz zu entwickeln, der deutliche Unterschiede zu der bis dahin üblichen biologischen Denktradition aufwies (vgl. Maturana/Varela 1987: 9).
»Er versuchte nämlich, lebende Systeme als den Prozeß zu verstehen, der diese verwirklicht, und sie nicht durch ihre Beziehung zur Umwelt zu erklären« (Maturana/Varela 1987: 9).
Ab den 1970 Jahren schlossen sich Francisco Varela, der bei Maturana studierte, und Maturana in Bezug auf ihre Forschungsarbeit zusammen (vgl. Maturana/Varela 1987: 9).
Eine Kernaussage ihres Ansatzes ist darin zu sehen, dass sie die Organisation von Lebewesen, die ihre Klasse bestimmt und durch ihre Struktur determiniert ist, als stetig selbsterzeugend charakterisieren. Die Begriffe autopoietische Organisation oder Autopoiesis spiegeln diesen Inhalt wieder, wobei der Begriff Autopoiesis eine Kombination der griechischen Wörter autos und poiein darstellt, die übersetzt selbst und machen bedeuten (vgl. Maturana/Varela 1987: 50ff.).
Neben dieser Selbsterzeugung erhalten sich autopoietische Systeme selbst und reproduzieren »ihre Komponenten, aus denen sie bestehen, selbst« (Miller 2001: 60; vgl. ebd. 60).
Eine weitere wichtige Aussage von Maturana und Varela besteht darin, dass sie in der Autopoiesis den Mechanismus begründet sehen, »der Lebewesen zu autonomen Systemen macht«. (Maturana/Varela 1987: 55; vgl. ebd. 55ff.). Die Besonderheit lebender Organisationen führen Maturana und Varela (1987) folgend aus:
»Daß Lebewesen eine Organisation haben, ist natürlich nicht allein ihnen eigen. Es ist allen Gebilden gemeinsam, die wir als Systeme betrachten können. Dennoch ist den Lebewesen eigentümlich, daß das einzige Produkt ihrer Organisation sie selbst sind, das heißt, es gibt keine Trennung zwischen Erzeuger und Erzeugnis. Das Sein und das Tun einer autopoietischen Einheit sind untrennbar, und dies bildet ihre spezifische Art von Organisation« (56).
Zwar sind autopoietische Systeme den Annahmen folgend autonom im Hinblick auf ihre operative Geschlossenheit und Organisation, »jedoch nicht [] autark, da sie von den Austauschbeziehungen zu ihrer Umwelt abhängig sind« (Miller 2001: 60; vgl. ebd. 60).
Niklas Luhmann, der neben Talcott Parsons als wichtigster Vertreter der soziologischen Systemtheorie gilt, überträgt dieses Konzept von Maturana und Varela auf soziale Systeme (vgl. Miller 2001: 60). Kritisch hinterfragt geschah diese Übernahme jedoch nicht im Sinne von Maturana und Varela:
»Obwohl Varela (1994: 121) und Maturana ausdrücklich betont haben, dass der Autopoiesis-Begriff auf alle Lebewesen bezogen ist, jedoch nicht auf soziale Systeme übertragbar sei, da soziale Systeme aus Systemmitgliedern bestünden und nicht davon auszugehen sei, dass die Systeme Mitglieder produzierten, sprich: hervorbrächten, knüpft Luhmann [] an das Konzept der beiden Biologen an []« (Miller 2001:60).
Der Begriff der Selbstreferentialität wird in Luhmanns Theorie sozialer Systeme dabei gleich dem der Autopoiesis verwendet. Er bezeichnet ein System dann als selbstreferentiell, analog zum Autopoiesis Konzept, wenn: es seine Elemente selbst erschafft, diese Selbstkonstitution steuert und die Selbsterschaffung stetig reproduziert (vgl. Luhmann 1985: 59; vgl. Miller 2001: 62).
In Abgrenzung zu dem Ansatz von Maturana und Varela unterscheidet Luhmann unterschiedliche Klassen von Systemen durch den Sinnbegriff, wobei soziale und psychische Systeme im Gegensatz zu Organismen mit Sinn operieren (vgl. Kneer/Nassehi 2000: 75ff.). Luhmann (1985) führt hierzu aus:
»Zum Beispiel sind soziale Systeme und psychische Systeme gleich insofern, als sie Systeme sind. Es mag aber auch Gleichheiten geben, die nur für Teilbereiche einer Vergleichsebene gelten. Zum Beispiel lassen sich psychische und soziale Systeme, nicht aber Maschinen und Organismen durch Sinngebrauch charakterisieren« (18).
Eine weitere Abgrenzung vollzieht Luhmann, indem er soziale Systeme in Systeme als Interaktionen, Organisationen und Gesellschaften abstuft und unterscheidet.
Interaktionssysteme entstehen, wenn sich Akteure wechselseitig wahrnehmen und handeln, über Gespräche, Wortbeiträge usw. Am Beispiel einer Unterrichtsstunde gehört alles im Klassenzimmer zum Interaktionssystem, alles außerhalb zur Umwelt dieses Systems, wobei das Interaktionssystem mit dem Ende der Unterrichtstunde und dem Auseinandergehen der Akteure endet.
Organisationssysteme charakterisieren sich dadurch, dass die Zugehörigkeit zum entsprechenden System durch Mitgliedschaftsbedingungen organisiert ist. Über Regeln werden bestimmte Handlungsabläufe festgelegt und damit eine gewisse Berechenbarkeit dieser Abläufe hergestellt.
Gesellschaftssysteme beinhalten alle Organisations- und Interaktionssysteme und bilden die umfassendste Systemart (vgl. Kneer/Nassehi 2000: 42f.). Luhmann (1985) beschreibt ein Gesellschaftssystem in dieser Weise:
»Gesellschaft ist [] das umfassende Sozialsystem, das alles Soziale in sich einschließt und infolgedessen keine soziale Umwelt kennt. Wenn etwas Soziales hinzukommt, wenn neuartige Kommunikationspartner oder Kommunikationsthemen auftauchen, wächst die Gesellschaft mit ihnen« (555).
Folgende Abbildung zeigt die verschiedenen Systemklassen und Systemarten im Überblick auf:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Klassifikation von Systemen (nach Luhmann 1985: 16)
1.3 Die Bedeutung der Umwelt
Systeme grenzen sich von ihrer Umwelt ab, wobei nach Tilly Miller (2001):
»Umwelt [] kein eigenes System [ist], sondern die Summe von Systemen, Ereignissen und Handlungen, die außerhalb des Referenzsystems (z.B. der Partei) liegen« (39).
Sowohl Institutionen als auch Personen erschaffen sich erst durch eine Differenzierung zur Umwelt eine eigene Identität als auch Autonomie. Neben dieser Abgrenzung zur Umwelt stehen Systeme im Austausch mit dieser, etwa über Kommunikation, und sind strukturell auf ihre Umwelt ausgerichtet (vgl. Miller 2001: 39ff.).
Luhmann (1975a) bemerkt dazu:
»Nur weil das System eine Umwelt hat, kann es sich auf sich selbst beziehen. Nur die Erfahrungen mit Anpassung an und Einwirkung auf die Umwelt ermöglichen Selbstselektion« (76).
Des Weiteren definieren die Akteure der verschiedenen Systeme die nicht völlig eindeutigen Systemgrenzen, und zwar im Sinne von Systemfunktionalität (vgl. Miller 2001: 39ff.).
Nach Bronfenbrenner sollte die Vorstellung von der Umwelt breit gefasst und differenziert sein (vgl. Bronfenbrenner 1981: 38). Bronfenbrenner (1981) führt diese Forderung folgendermaßen konkreter aus:
»Man muß sich die Umwelt aus ökologischer Perspektive topologisch als eine ineinandergeschachtelte Anordnung konzentrischer, jeweils von der nächsten umschlossener Strukturen vorstellen. Diese Strukturen werden als Mikro-, Meso-, Exo- und Makrosysteme bezeichnet []« (38; Hervorh. im Original).
Bevor diese unterschiedlichen Strukturen folgend kurz aufgeführt werden, sei angemerkt, dass eine Beschreibung nach einer in bestimmten Aspekten veränderten Form des Modelles der Systemebenen erfolgt. Formal betrachtet, kann zum einen von Mikro-, Meso-, Exo-, und Makro-System ebenen gesprochen werden.
Zum anderen ist das ursprüngliche Mikrosystem nach Bronfenbrenner nicht direkt auf soziale Beziehungssysteme in Form von Gebilden bezogen, zum Beispiel Familie, Freunde, Nachbarn etc., sondern es bezieht sich vielmehr auf die Aktivitäten, Rollen und zwischenmenschlichen Beziehungen – im Sinne von Mustern – von Menschen.
Bronfenbrenner beschreibt durch diesen anderen Grundaufbau seines Modelles daher sein folgendes Mesosystem mehr als die in der Abbildung dargestellte Mikro-Systemebene. Ersichtlich ist daher, dass eine Veränderung zwischen Ursprungsmodell und dem nach Miller skizzierten Modell gegeben ist (vgl. Bronfenbrenner 1981: 38ff; vgl. Miller 2001: 40f.).
Die Mikro-Systemebene zeigt im engeren Sinne den mehr privaten Lebensbereich von Personen auf und umfasst etwa den Freundeskreis, die Partnerschaft, die Familie etc. (vgl. Miller 2001: 40f.).
Die Meso-Systemebene beschreibt ein mehr öffentliches verbindendes soziales Netzwerk, dessen konkrete Form unter anderem von der einzelnen Person abhängt und umfasst etwa Schulen, Verbände, Arbeitsorte, Behörden etc. (vgl. Bronfenbrenner 1981: 41f; vgl. Miller 2001: 40f.).
Die Exo-Systemebene spiegelt den Umweltbereich wider, der indirekte Einflussnahme auf den Lebensbereich von Menschen oder des Einzelnen ausübt, ohne dass die Person(en) aktiv an diesem Bereich beteiligt ist beziehungsweise sind (vgl. Bronfenbrenner 1981: 42; vgl. Miller 2001: 40f; vgl. Abb. 3).
Die Makro-Systemebene umfasst Systeme, die im Sinne eines übergeordneten Zusammenschlusses existieren und spezifische Ähnlichkeiten der entsprechenden Subsysteme in sich vereinen, zum Beispiel das Sozialsystem, das Rechtssystem oder das Politiksystem etc. (vgl. Bronfenbrenner 1981: 42f; vgl. Miller 2001: 40f.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4 : Systemebenen (Skizziert nach Miller, Tilly 2001: 41)
Zwischen den entsprechenden Systemen und der Umwelt finden Prozesse des Austausches über Kommunikation statt, wobei etwa ein Austausch von Gefühlen, Waren oder Informationen etc. erfolgt. Die Stabilisierung und Ausbalancierung eines Systems erfolgt durch Anpassungsprozesse gegenüber der Umwelt (vgl. Miller 2001: 42). Und zwar nach Miller (2001) im folgenden Sinne:
» Anpassung ist ein Alltagsthema. Tagtäglich sind wir gefordert, uns situativ anzupassen. Vieles ist dabei Routine []. Dann wiederum gibt es Situationen, wo Anpassung zur Herausforderung oder zum Problem wird. Anpassung ist ein wechselseitiger Prozess zwischen den Akteuren und kennzeichnet die Interaktion von Systeme und Akteure « (42).
Anpassung erfolgt zum einen gegenüber der Umwelt, zum anderen erfolgt sie auch systemintern (vgl. Miller 2001: 43).
1.4 Komplexität, Kontingenz, Sinn und Macht
Komplexität und Kontingenz als Begrifflichkeiten spiegeln wichtige Kernaussagen systemtheoretischen Denkens wider. So weisen diese Begriffe inhaltlich darauf hin, dass infolge der umfassenden Komplexität der Welt der Mensch nur Bruchstücke oder Ausschnitte seiner Wirklichkeit wahrnehmen und erfassen kann, wobei viele Informationen nur kontingent und außerhalb der Wahrnehmung bleiben (vgl. Miller 2001: 46f.).
Luhmann (1985) beschreibt den Begriff Kontingenz so:
»Der Begriff wird gewonnen durch Ausschließung von Notwendigkeit und Unmöglichkeit. Kontingent ist etwas, was weder notwendig ist noch unmöglich ist; was also so, wie es ist (war, sein wird), sein kann, aber auch anders möglich ist. Der Begriff bezeichnet mithin Gegebenes (Erfahrenes, Erwartetes, Gedachtes, Phantasiertes) im Hinblick auf mögliches Anderssein; er bezeichnet Gegenstände im Horizont möglicher Abwandlungen. Er setzt die gegebene Welt voraus, bezeichnet also nicht das Mögliche überhaupt, sondern das, was von der Realität aus gesehen anders möglich ist« (152).
Es geht daher bei den Begrifflichkeiten Komplexität und Kontingenz, etwa gegenüber dem Konstruktivismus, der im nächsten Punkt behandelt wird, unter anderem um den grundsätzlichen Aspekt der beschränkten Wahrnehmung des Menschen im Hinblick auf seine äußere Welt und um die hiermit verknüpften Folgen für das menschliche Handeln, wohingegen die Begrifflichkeit des Konstruktivismus unter anderem die Frage behandelt, inwiefern der Mensch eine eigene innere Wirklichkeit von allen äußeren Informationen konstruiert und hiermit die stets eingeschränkte Wahrnehmung durch seine eigenen inneren Prozesse möglicherweise weiter einschränkt (vgl. Miller 2001: 46f; vgl. Terhart 2007: 18).
Ein inhaltlicher Aspekt von Komplexität besteht darin, dass aus bestimmten Handlungen unbestimmbare Handlungsalternativen resultieren. Wahrnehmung und Interpretation von Kommunikation bestimmt der jeweilige Akteur einer Handlung individuell, wodurch das Verhalten und die Reaktionen des Gegenübers unabwägbar bleiben und eine vielfältige Bandbreite von Handlungsalternativen möglich ist. Luhmann nennt diese grundsätzliche Gegebenheit doppelte Kontingenz (vgl. Miller 2001: 47; Luhmann 2006: 315).
Systeme reduzieren und ordnen Komplexität, da sie ihrer Funktion und ihren Belangen folgen. Dies geschieht durch eine Begrenzung von Handlungsmöglichkeiten im entsprechenden System, sei es etwa die Familie oder ein Arzneimittel herstellender Betrieb. Die Begrenzung von Handlungsoptionen vollzieht sich über funktionale Systemprämissen, die einer Sinn logik folgen (vgl. Miller 2001: 49f.). Zu den Systemprämissen gehören nach Miller (2001):
» [] Systemzwecke, Systemstrukturen, Funktionen, Regeln, Rollen und Rollenerwartungen, die Systeme herausbilden, aber auch Austauschbedingungen zwischen System und Umwelt« (49).
Dementsprechend wird sich beispielsweise ein Arzneimittel herstellender Betrieb nicht mit der Erziehung von Kindern beschäftigen, da dies seinen Systemzwecken und seiner Funktion sinnhaft widerspricht. Betont werden soll, dass zum einen Systeme auch von der sinnhaften Logiknorm abweichen und zum anderen, dass auch ein durch Systemrationalität begründbares Handeln nicht zu einer Stabilisierung des entsprechenden Systems führen muss (vgl. Miller 2001: 50f.).
Der Begriff Macht, von einer systemtheoretischen Perspektive heraus gesehen, beschäftigt sich nicht nur mit dem Machtbegriff im Hinblick auf einzelne Akteure, sondern mit dem Zirkulieren von Macht in wechselseitig aufeinander bezogenen und vernetzten sozialen Systemen (vgl. Miller 2001: 71).
Miller (2001) erläutert dies folgendermaßen:
»Zugrundegelegt werden u.a. die Struktur, die Verteilung an Ressourcen und die Handlungsmöglichkeiten von Akteuren unter Berücksichtigung ihrer Ressourcen. Jeder Akteur, so der Ausgangspunkt, hat Interessen und Machtressourcen« (71).
[...]
- Quote paper
- Erasmus Tennie (Author), 2012, Die systemische Beratung in der sozialpädagogischen Familienhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212340
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