Am 17. Juli 1413 trat der Schwager Leonhards von Castell (1376-1426), Graf Thomas von Rieneck, alle Erbansprüche seiner Frau Elisabeth, geb. von Castell, an Graf Leonhard ab.
Am 2. August 1413 entschieden sieben Schiedsrichter in einer Streitfrage, in der es um Rechte ging, die durch den Tod von Johann von Hohenlohe an Leonhard von Castell und Friedrich Schenk zu Limpurg gefallen waren. Beide waren mit Schwestern des Verstorbenen verheiratet. Über die Besitzansprüche streiten sich die Beiden nun mit den Grafen Friedrich und Berthold zu Henneberg.
Die Maßnahme des Abtretens der Erbschaftsansprüche kann als Versuch gewertet werden, die gräflichen Güter nicht in Nebenlinien zersplittern zu lassen. Die Fäden aller Besitztümer sollten idealerweise in einer Hand, nämlich der des amtierenden Grafen von Castell zusammenlaufen. Andererseits profitierten sie gerne von dem Umstand, dass nicht alle Grundbesitzer diese Erbschaftsregelungen trafen: Als der Bruder von Graf Leonhards Frau Anna von Castell, geb. Hohenlohe-Speckfeld, kinderlos starb und der Besitz zu Teilen an das Haus Castell fiel, beharrte der Graf sogar vor Gericht darauf, dieses Erbe anzutreten.
Die Casteller Herren hatten es über Jahrhunderte verstanden, ihren Besitz und Einfluss stetig zu mehren, bis sie im Hochmittelalter zur Adelsspitze im Mainfrankenraum zählten. Erst die Herrschaft Wilhelms II. (gest. 1479), dem Sohn Lienhards, setzte dem ein Ende: Das seit seiner ersten urkundlichen Erwähnung 1058 reichsfreie Grafengeschlecht erfuhr unter ihm einen beispiellosen Ausverkauf von Lehensgütern und –rechten, nach dem es nie wieder die gleiche einflussreiche Stellung einzunehmen vermochte.
Wie haben Wilhelms Vorfahren es geschafft seit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung 1057, ihre Machtposition immer weiter auszubauen? Und welche Rolle spielten hierbei Heiratspolitik, Erbschaftsregelungen und Hausmacht in der Entwicklung?
Aus diesen Fragenstellungen leite ich die Hypothese ab, dass Erbschaftsregelungen einen entscheidenden Faktor im Aufstieg des Grafengeschlechtes spielten.
Ich werde die Arbeit anhand der gut erforschten Familiengeschichte der Casteller Herren untersuchen. Dabei stehen mir neben einigen Veröffentlichungen des Casteller Archivleiters, Jesko Graf zu Dohna, das hervorragende Werk Friedrich Steins zur Verfügung, das den Zeitraum zwischen 1058- 1528 abdeckt und neben Biographien auch allgemein Auskunft über Rechtsverhältnisse der Grafschaft gibt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische Einordnung der Quellen – Die Grafschaft Castell
- Quelle 1
- Quelle 2:
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Erbschaftspolitik im Aufstieg des Grafengeschlechts Castell im Hochmittelalter. Die zentrale Hypothese lautet, dass Erbschaftsregelungen einen entscheidenden Faktor für den Aufstieg des Geschlechts darstellten. Die Analyse basiert auf der Familiengeschichte der Casteller Herren und nutzt ausgewählte Quellen aus dem Urkundenbuch der Grafschaft (Monumenta Castellana).
- Die Entwicklung der Machtposition der Grafen von Castell
- Der Einfluss von Heiratspolitik und Erbschaftsregelungen
- Die Bedeutung von Hausmacht für den Aufstieg und Erhalt des Grafengeschlechtes
- Analyse konkreter Fälle von Erbschaftsstreitigkeiten
- Die Strategien der Grafen von Castell zur Sicherung und Erweiterung ihres Besitzes
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach dem Einfluss von Erbschaftsregelungen auf den Aufstieg des Grafengeschlechts Castell. Sie formuliert die Hypothese, dass diese Regelungen einen entscheidenden Faktor darstellten und skizziert die verwendete Methodik und Quellen, insbesondere die Monumenta Castellana und die Arbeiten von Stein und Bachmann. Der Fokus wird auf die Regierungszeit Leonhards von Castell gelegt, um eine charakteristische Periode zu analysieren.
Historische Einordnung der Quellen – Die Grafschaft Castell: Dieses Kapitel bietet einen historischen Überblick über die Grafschaft Castell zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Es beschreibt die privilegierte Stellung der Grafen im Mainfrankenraum, ihre Einnahmequellen (Lehenhöfe, Vogteirechte etc.), und den schleichenden Prozess der territorialen Verkleinerung im Verlauf des Spätmittelalters. Der Abschnitt beleuchtet die Situation der Grafschaft bei Amtsantritt Leonhards von Castell und den Bezug zu den ausgewählten Quellen, die sich mit dem Erbe Johanns von Hohenlohe befassen.
Quelle 1: Die Zusammenfassung dieser Quelle analysiert eine Verzichtsurkunde aus dem Jahr 1413, in der Thomas und Elisabeth von Rieneck auf ihr Erbe und das Erbe Johanns von Hohenlohe verzichten. Der Kontext des Verzichts wird im Detail beleuchtet, einschließlich der finanziellen Abfindung und der weitreichenden Folgen für die Erben. Die Analyse diskutiert die Motive hinter dem Verzicht, insbesondere den Schutz der Casteller Hausmacht vor Zersplitterung durch Nebenlinien und die Vermeidung potenzieller Rechtsstreitigkeiten mit den Grafen von Rieneck und Henneberg.
Quelle 2: Dieses Kapitel analysiert eine Urkunde aus dem Jahr 1413, die den Rechtsstreit zwischen den Grafen von Castell und Limpurg einerseits und den Grafen von Henneberg andererseits um das Erbe Johanns von Hohenlohe beschreibt. Die Analyse beleuchtet die komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse und die rechtlichen Ansprüche der Parteien. Der Schwerpunkt liegt auf der Auseinandersetzung um königlich verliehene Lehen und die Strategien der beteiligten Parteien, ihre Ansprüche durchzusetzen. Die Analyse der Richtersprüche zeigt die Komplexität des Falls und die Bedeutung von Beweismitteln.
Schlüsselwörter
Grafen von Castell, Hochmittelalter, Erbschaftspolitik, Hausmacht, Heiratspolitik, Monumenta Castellana, Lehen, Rechtsstreitigkeiten, Johann von Hohenlohe, Territorialherrschaft, Mainfranken.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit: Die Erbschaftspolitik der Grafen von Castell
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Einfluss der Erbschaftspolitik auf den Aufstieg des Grafengeschlechts Castell im Hochmittelalter. Die zentrale Hypothese lautet, dass Erbschaftsregelungen einen entscheidenden Faktor für den Aufstieg des Geschlechts darstellten.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Analyse basiert auf der Familiengeschichte der Casteller Herren und nutzt ausgewählte Quellen aus dem Urkundenbuch der Grafschaft (Monumenta Castellana). Die Arbeit konzentriert sich auf zwei konkrete Quellen (Urkunden) aus dem Jahr 1413, die Erbschaftsstreitigkeiten und Verzichtserklärungen betreffen.
Welche Zeitperiode wird untersucht?
Der Fokus liegt auf der Regierungszeit Leonhards von Castell, um eine charakteristische Periode des Aufstiegs der Grafen von Castell zu analysieren. Die Arbeit betrachtet die Situation der Grafschaft Castell zu Beginn des 15. Jahrhunderts.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung der Machtposition der Grafen von Castell, den Einfluss von Heiratspolitik und Erbschaftsregelungen, die Bedeutung von Hausmacht, die Analyse konkreter Fälle von Erbschaftsstreitigkeiten und die Strategien der Grafen zur Sicherung und Erweiterung ihres Besitzes. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Erbe Johanns von Hohenlohe und den damit verbundenen Rechtsstreitigkeiten.
Welche konkreten Quellen werden analysiert?
Analysiert werden zwei Urkunden aus dem Jahr 1413: Eine Verzichtsurkunde von Thomas und Elisabeth von Rieneck auf ihr Erbe und das Erbe Johanns von Hohenlohe, und eine Urkunde, die den Rechtsstreit zwischen den Grafen von Castell und Limpurg einerseits und den Grafen von Henneberg andererseits um das Erbe Johanns von Hohenlohe beschreibt.
Was ist die Methodik der Arbeit?
Die Arbeit analysiert die ausgewählten Quellen im Detail, beleuchtet den Kontext der Urkunden und diskutiert die Motive der handelnden Personen. Die Analyse betrachtet die komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse, die rechtlichen Ansprüche der Parteien und die Strategien zur Durchsetzung dieser Ansprüche. Die Bedeutung von Beweismitteln und die Komplexität der Rechtsstreitigkeiten werden ebenfalls beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Grafen von Castell, Hochmittelalter, Erbschaftspolitik, Hausmacht, Heiratspolitik, Monumenta Castellana, Lehen, Rechtsstreitigkeiten, Johann von Hohenlohe, Territorialherrschaft, Mainfranken.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in folgende Kapitel gegliedert: Einleitung, Historische Einordnung der Quellen – Die Grafschaft Castell, Quelle 1 (Analyse der Verzichtsurkunde), Quelle 2 (Analyse des Rechtsstreits), Schlussbetrachtung.
Welche Hypothese wird untersucht?
Die zentrale Hypothese lautet, dass Erbschaftsregelungen einen entscheidenden Faktor für den Aufstieg des Grafengeschlechts Castell darstellten.
Welche Rolle spielt die Grafschaft Castell?
Die Arbeit beschreibt die privilegierte Stellung der Grafen im Mainfrankenraum, ihre Einnahmequellen und den schleichenden Prozess der territorialen Verkleinerung im Spätmittelalter. Der Bezug zur Situation der Grafschaft bei Amtsantritt Leonhards von Castell und die Relevanz für die ausgewählten Quellen werden erläutert.
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- Franziska Waßmann (Author), 2012, Die Erbschaftspolitik der Grafen Castell im Hochmittelalter - Ein Erfolgsrezept?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211641