Die jungtürkische Revolution der Jahre 1908 bis 1918 stellt eines der entscheidendsten Ereignisse der türkischen Geschichte im 20. Jahrhundert dar. Mit dem Offiziersputsch in Saloniki endete de facto die autokratische Herrschaft Abdülhamids II. und es konnte sich eine politisch motivierte Gruppe, vornehmlich junger Oppositioneller, an der Spitze des osmanischen Staatsgefüges etablieren. Während der zehnjährigen Herrschaft der sogenannten "Jungtürken" wurden zahlreiche zukunftsweisende Reformen in Angriff genommen, die Verfassung wieder eingeführt und zaghafte Schritte hin zur Frauenemanzipation unternommen. Doch diese Beschreitung eines demokratischen Weges durch die anfänglich gesamtosmanische Gruppierung wurde durch den Nationalismus der vorherrschenden Türken gebremst und verkehrte sich spätestens 1913, mit der Errichtung des jungtürkischen Triumvirats, in eine Rassen und Glauben diskriminierende Diktatur. Die Zeit der jungtürkischen Revolution bietet ein ambivalentes Bild des niedergehenden Osmanischen Reichs an seiner Wende zu einem modernen Staat. Einerseits verkörperte die jungtürkische Bewegung zu Beginn die Hoffnung auf eine geeinte Nation, ohne Diskriminierungen von Muslimen, Juden, Christen, Arabern, Slawen oder Armeniern. Andererseits artete der überschwängliche Chauvinismus nach kurzer Zeit in eine Phase der Türkifizierung und den ersten großen europäischen Genozid des 20. Jahrhunderts aus. Das Ziel dieser Arbeit ist es, einen Einblick in die rund zwanzigjährige jungtürkische Bewegung zu geben und dabei die Überwindung des autokratischen Sultanats und das "Vorstadium" der modernen Türkei zu skizzieren. Von Interesse wird dabei sein, wie sich aus der studentischen Opposition, welche noch am Ende des 19. Jahrhunderts die von der Hohen Pforte verkündeten Armenier-Pogrome aufs Schärfste verurteilt hatte, eine intolerante Diktatur entwickeln konnte, die für den Tod hunderttausender Armenier verantwortlich war. Waren die Jungtürken die ersehnten und notwendigen Führer in eine moderne Türkei, oder übten sie nur eine machtbesessene Terrorherrschaft aus?
Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, wird zunächst die Entstehung der jungtürkischen Opposition beschrieben, dabei wird auf die ersten Geheimkomitees eingegangen und der Aufstieg der Regimegegner dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Die jungtürkische Revolution - Verbindungsglied zwischen Ancien Régime und moderner Türkei
- Die Anfänge der Jungtürken
- Die jungtürkische Revolution
- Der Umsturz
- Die jungtürkische Herrschaft
- Die "liberale" Frühphase
- Die türkische Diktatur
- Das Ende der Revolution
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die jungtürkische Revolution und deren Einfluss auf die Entwicklung des Osmanischen Reiches hin zu einem modernen Staat. Dabei werden sowohl die Hoffnungen und Ziele der Bewegung als auch die negativen Folgen des aufkeimenden Nationalismus untersucht.
- Die Entstehung und Entwicklung der jungtürkischen Opposition
- Der Militärputsch in Saloniki und die Machtergreifung der Jungtürken
- Die Umsetzung von Reformen und der Wandel hin zu einem radikalen Nationalismus
- Die Auswirkungen der jungtürkischen Herrschaft auf die Minderheiten im Osmanischen Reich
- Das Ende der Revolution und die Ursachen für den Scheitern der Bewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Anfänge der jungtürkischen Opposition im späten 19. Jahrhundert und beleuchtet die Entstehung der ersten Geheimkomitees sowie den Aufstieg der Regimegegner. Das zweite Kapitel widmet sich dem Militärputsch in Saloniki und der Machtergreifung der Jungtürken, einschließlich der Folgen für die politische und gesellschaftliche Ordnung des Osmanischen Reiches. Das dritte Kapitel analysiert die Umsetzung von Reformen und den Wandel hin zu einem radikalen Nationalismus, wobei der Fokus auf der Gründung des jungtürkischen Triumvirats liegt. Im vierten Kapitel wird das Ende der Revolution skizziert, wobei sowohl der innere Widerstand gegen die Diktatur als auch die außenpolitischen Ursachen für den Scheitern der Bewegung beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die jungtürkische Revolution, das Osmanische Reich, den Nationalismus, die Armenier-Pogrome, die türkische Diktatur, Reformen, Modernisierung, sowie die Transformation des Osmanischen Reiches hin zu einem modernen Staat.
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- Linda Krause (Author), 2010, Die jungtürkische Revolution von 1908 - 1918, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211633