Die körperliche und seelische Harmonisierung durch Mantren


Diplomarbeit, 2006

131 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A Einleitungsteil
1. Vorwort
2. Ziel und Inhalt dieser Diplomarbeit
3. Zum Aufbau der Gliederung
4. Begriffsdefinitionen
4.1. Zum Begriff Mantra
4.2. Zum Begriff der Harmonie

B Traditionell überliefertes Wissen
1. Wie wirken Mantren?
1.1. Arten von „Klängen“
2. Die Mantra-Arten
2.1. Bija-Mantren
2.2. Saguna-Mantren
3. Mantren im Christentum
4. Die Anwendung von Mantren
4.1. Vorteile der Anwendung
4.2. Das Finden des richtigen Mantra
4.3. Wie wird ein Mantra angewandt?
4.4. Missbrauch von Mantren
5. Die heilige Silbe „OM“ und ihre Anwendung
6. Zur Aktivierung der Hauptchakren und Kundalini
7. Mantren und ihre Verbindung zu den Symbolen
8. Schlussfolgerungen

C Empirische und geisteswissenschaftliche Studien
1. Einleitung
2. Wissenschaftliche Grundlagen
2.1. Die Global Scaling Theorie
2.2. Das Resonanzphänomen
2.3. Klangliche Einkopplung
2.4. Klangfarbe
2.5. Wissenschaftlicher Nachweis von Körpermeridianen
3. Strukturveränderungen durch Schwingungen
3.1. Experimente mit chladnischen Klangfiguren
3.2. Auswirkungen von Schwingungen auf Wasser
4. Die Reaktion von Pflanzen auf Klang
5. Wirkung von Klang auf den Menschen
5.1. Resonanzeffekte von Schwingungen im menschlichen Körper
5.2. Verarbeitung von Klängen im Gehirn
5.3. Resonanzwirkungen von Schwingungen in Zellen
5.4. Einfluss von Planetenbewegungen auf Zellen
5.5. Was unterscheidet Krankheit von Gesundheit?
5.5.1. Wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirkung von Musik mit harmonischen Obertönen
5.5.2. Dissonanzen und ihre krankmachende Wirkung
5.5.3. Die Tomatis Methode
6. Mantren und ihre Wirkung auf den Menschen
6.1. Die heilende Wirkung der Vokalen und Konsonanten
6.2. Obertöne durch Singen von Vokalen
6.2.1. Erfahrungsbericht
6.3. Innerer Ausgleich durch Rhythmen der Sprache
6.4. Wissenschaftliche Experimente
6.4.1. Einfluss gesprochener Hexameterrhythmen
6.4.2. Studie zur Auswirkung des Rosenkranzgebets und Yoga-Mantren auf autonome kardiovaskuläre Rhythmen
6.4.3. Studie zu autonomen Veränderungen während einer „OM“ Meditation

D Kommunikationspsychologische Einordnung
1. Definition Selbstkommunikation
2. Veränderung der Selbstkommunikation
3. Wissenschaftliche Untersuchungen
3.1. Studie1: Auswirkung der TM-Meditation auf 42 Teilnehmer
3.2. Studie 2: Auswirkung einer Mantra-Meditation auf 35 Personen
3.3. Studie3: Selbstkommunikation langjährig Meditierender
4. Schlussfolgerung

E Ergebnisse
1. Körperliche Harmonisierung durch Rhythmen
2. Auswirkungen harmonischer Obertöne
3. Seelische Harmonisierung
4. Weitere Schlussfolgerungen
5. Zukunftsvision
6. Vorschläge für Experimente zur Überprüfung der Wirkung von Mantren

F Traditionelle Heilanwendungen
1. Beispiel für eine Anwendung von Mantren im Tantra
2. Die „sechs heilenden Laute“ zur Aktivierung der Qi-Lebensenergie
3. Heilanwendung von Mantren nach Tulku Thondup
3.1. Besänftigung durch den Laut der Offenheit
3.2. Heilung durch das tibetische Mantra „Om Ah Hung“
4. Runen bzw. Odala Intonationen
5. Vokalatemraumarbeit nach Middendorf

G Anhang
1. Fragen - zum Finden eines geeigneten Mantra
2. Die Chakren und ihre Zuordnungen
3. Vokal-Atemraumarbeit nach Middendorf

Literaturverzeichnis

Erklärung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die Formprinzipien der Natur-Durtonleiter (Renold 1985, S. 46)

Abbildung 2: Das Sanskritzeichen für das Mantra „Om“ (Cousto 1992, S. 72)

Abbildung 3: Der Sitz der Hauptchakren (Govinda 2005, S. 1)

Abbildung 4: Mūlādhāra-Chakra (Janakananda 2003, S.19)

Abbildung 5: Kali Yantra (Kreuger 2006)

Abbildung 6: Das Universum auf der logarithmischen Geraden (Müller 2004, S. 32)

Abbildung 7: Eigenfrequenzanregung einer Stimmgabel (Vögel 2006)

Abbildung 8: Sandstrukturen in Abhängigkeit von der Größe der Platte und der Frequenz; Vergrößerung der Abmessung der Platte von links nach rechts; Erhöhung der Frequenz von oben nach unten (Tanou 2003)

Abbildung 9: Sandstrukturen in Abhängigkeit von der Größe der Platte bei Überlagerung eines Obertons zur Grundfrequenz; Vergrößerung der Abmessung der Platte von links nach rechts; 1. bis 3. Oberton von oben nach unten (Tanou 2003)

Abbildung 10: „Goldberg-Variationen“ von J. S. Bach; im Vergleich zum Kontrollkristall sind an allen sechs Ecken jeweils ein weiteres Sechseck gewachsen (Emoto 2001, S. 40)

Abbildung 11: „Heavy Metal“ Lied; Wasser zeigt eine negative Reaktion
(Emoto 2001, S. 44)

Abbildung 12: Das linke Eiskristall entstand aufgrund der Worte: „Du bist hässlich, du machst mich krank“ während das rechte die Konsequenz der Worte „Ich liebe dich, du bist schön“ ist (Heimes 2004, S. 95)

Abbildung 13: „Lage von auditorischem Cortex und Tonkarte im menschlichen Gehirn. Im Bereich des Temporrallappens kann man grob drei aufeinander liegende Wülste, Windungen (Gyrus temporalis superior, medius, inferior) genannt, unterscheiden. Primäres Hörzentrum (hellgrau) und sekundäres Hörzentrum (dunkelgrau) liegen im oberen Temporallappen. Wie die vergrößerte Darstellung rechts zeigt, sind die Frequenzen (Angabe in Hz) in der primären Hörrinde landkartenfömig repräsentiert.“ (Spitzer 2002, zitiert nach Grawe 2004, S. 82)

Abbildung 14: Dargestellt ist die gemessene und über beide Hirnhälften gemittelte cortikal verursachte Feldstärke des magnetischen Feldes, dass durch die Aktivität der Neuronen entsteht (Pantec 2001, zitiert nach Grawe 2004, S. 84)

Abbildung 15: Elektromagnetisches Erklärungsmodell; Das Signal-molekül sendet ein elektro-magnetisches Signal (seine „Signatur“ oder Kennung) aus, durch dessen Koresonanz mit dem Rezeptormolekül eine bestimmte Zellfunktion ge-triggert werden kann (Benveniste 1998, zitiert nach Oschmann 2006, S. 180)

Abbildung 16: Kirilian-Photographie einer Test-person unter ver-schiedenen emotionalen Zuständen (Bohmann 2004)

Abbildung 17: Rotation der Erde und die Oktave (Cousto 1992, S. 47)

Abbildung 18: Übersicht über die bevorzugten Periodendauern (Frequenzbanden) rhythmischer Funktionen beim Menschen. Die Skala der Periodendauern ist logarithmisch geteilt. Die stabilen Frequenzbanden der Spontanrhythmen sind besonders hervorgehoben (Hildebrandt 1997, S. 65)

Abbildung 19: Schematische Übersicht der beim Menschen nachweisbaren Phasen-Koordinationen zwischen Herz- und Atemrhythmus und den verschiedenen Funktionen im zentralen Bereich des endogen-autonomen Spektrums (Hildebrandt 1997, S. 73)

Abbildung 20: Nach Orchestereintritt erstmals aufgetretene Erkrankungen (nach Abzug der bereits vorher bestehenden Krankheiten) in Prozent bezogen auf die Gesamtzahl der untersuchten Musiker von Orchester A (93 von 99), Orchester B (85 von 108) sowie Orchester C (30 von 37) (Fuhrmeister & Wiesenhütter 1973, zitiert nach Grawe 2004, S. 328)

Abbildung 21: „Ein Klang kann in Form eines Klangspektrums dargestellt werden. Das Spektrum zeigt die Lautstärkeverteilung der Obertöne an. Jede Bergspitze entspricht einem Oberton, je höher die Spitze, desto lauter der Teilton. Ganz links ist der Grundton. Nach oben verläuft die Lautstärke, nach rechts die Frequenz, also die Tonhöhe (Saus 2006a).“

Abbildung 22: „Eine weitere Dar-stellungsform für Klänge ist das Spektrogramm (auch Sonagramm). Die Lautstärke wird hier in Farben gezeigt (hier je lauter, desto breiter die Querlinie). Jede Querlinie entspricht einem Oberton. Ganz unten ist der Grundton. Nach oben erhöht sich die Frequenz, also die Tonhöhe, von links nach rechts läuft die Zeit (Saus 2006a).“

Abbildung 23: Durch Bögen verbundene Anklänge lassen ein harmonisch-rhythmisches Gebilde entstehen (Ritter-Schaumburg 19985, S. 1)

Abbildung 24: Effekte (bei einer Person) von rhythmischen Ritualen (Ave Maria und Mantra „om mani pdme om“) verglichen mit spontanem Atmen, anhand von Atemfrequenz und kardiovaskulären Rhythmen. Aufzeichnung langsamer rhythmischer Schwingungen (annähernd 6/min) bei allen Signalen während der Rezitation des Gebets und des Mantra (Bernardi 2001 S.1448)

Abbildung 25: Gerät zur Anwendung der GDV- Bioelektrografie (Korotkov 2002, S. 14)

Abbildung 26: das physiologische Feld (Korotkov 2002, S. 23)

Abbildung 27: das psychologische Feld (Korotkov 2002, S. 23)

Abbildung 28: Energiediagramm 3 (Korotkov 2002, S. 23)

Abbildung 29: BEO- Gramme (Korotkov 2002, S. 24)

Abbildung 30: Energiediagramm Chakren 1 (Korotkov 2002, S. 25)

Abbildung 31: Energiediagramm Chakren 2 (Korotkov 2002, S. 26)

Abbildungsverzeichnis-Anhang

Abbildung 32: Vokalraum U (Middendorf 1995, S.63)

Abbildung 33: Vokalraum E (Middendorf 1995, S.63)

Abbildung 34: Vokalraum I (Middendorf 1995, S.64)

Abbildung 35: Vokalraum O(Middendorf 1995, S.64)

Abbildung 36: Vokalraum A (Middendorf 1995, S.65)

Abbildung 37: Vokalraum Ä (Middendorf 1995, S.65)

Abbildung 38: Vokalraum Ö (Middendorf 1995, S.66)

Abbildung 39: Vokalraum Ü (Middendorf 1995, S.66)

Abbildung 40: U in Verbindung mit I (Middendorf 1995, S.67)

Abbildung 41: E in Verbindung mit O (Middendorf 1995, S.67)

Abbildung 42: Ä in Verbindung mit Ü (Middendorf 1995, S.68)

Abbildung 43: Das federnde F (Middendorf 1995, S.68)

Abbildung 44: Das weiche L (Middendorf 1995, S.69)

Abbildung 45: Das vibrierende M (Middendorf 1995, S.69)

Abbildung 46: Das erfrischende N (Middendorf 1995, S.70)

Abbildung 47: Bessere Haltung durch Sch (Middendorf 1995, S.70)

Abbildung 48: Das zentrierende S (Middendorf 1995, S.70)

Abbildung 49: Stark zentriertes Z, C, TZ (Middendorf 1995, S.70)

Abbildung 50: 4.,5., und 6. Rippenpaare – das P (Middendorf 1995, S.71)

Abbildung 51: 7., 8., und 9. Rippenpaare – das T (Middendorf 1995, S.71)

Abbildung 52: 10., 11., und 12. Rippenpaare - das K (Middendorf 1995, S.71)

Abbildung 53: Das weitschwingende W (Middendorf 1995, S.71)

Abbildung 54: Das vitalisierende R (Middendorf 1995, S.72)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Einige Beispiele für Keim-Mantren und ihre Bedeutung (vgl. Mookerjee & Khanna 1987, S.170)

Tabelle 2: Beispiele für Saguna-Mantren (vgl. Steiner 2005 und vgl. Stecher 2002 S. 128ff.)

Tabelle 3: Zuordnung zu den einzelnen Silben von „Om“ (vgl. Steiner 2005)

Tabelle 4: Die sieben Hauptchakren und ihre Zuordnung (vgl. Stecher 2002, S. 47)

Tabelle 5: Die Mittelwerte der Atemfrequenz, Atemfrequenzvariabilität und Baroreflex-Sensitiviät von 23 gesunden Erwachsenen (vgl. Bernardi 2001, S. 1448)

Tabelle 6: Gemessene Variablen der Atmung und autonomer Rhythmen von 7 Vpn. Werte sind Gruppenmittelwerte ±Standartabweichung
(vgl. Telles 1995, S. 419)

Tabelle 7: Kurz und längerfristige Änderungen der Selbstkommunikation von 42 Einführungsteilnehmern zur Transzendentalen Meditation (Tönnies & Dall 1986, zitiert nach Tönnies 1994, S. 186)

Tabelle 8: Änderungen der Selbstkommunikation von 35 Einführungsteilnehmern zur Mantra-Meditation (Tönnies 1988, zitiert nach Tönnies 1994, S. 187)

Tabelle 9: Ausmaß der Selbstkommunikation von 155 Personen mit langjähriger Ausübung der Transzendentalen Meditation (vgl. Tönnies 1994, S. 188)

Tabelle 10: Zuordnung der heilenen Laute (Jochum 2001, S. 33ff.)

Tabelle 11: Übersicht der Odala-Anwendungen (Albert 1996, S. 35)

„Die Essenz aller Wesen ist die Erde,
die Essenz der Erde ist das Wasser,
die Essenz des Wassers sind die Pflanzen,
die Essenz der Pflanzen ist der Mensch,
die Essenz des Menschen ist die Rede,
die Essenz der Rede ist das Heilige Wissen,
die Essenz des Heiligen Wissens ist Wortlaut und Klang,
die Essenz von Wortlaut und Klang ist OM.“

(aus den Upanishaden)

A Einleitungsteil

1. Vorwort

Wieso wählte ich das Thema: „Die körperliche und seelische Harmonisierung durch Mantren“? Die Beantwortung dieser Frage würde die ganze Diplomarbeit füllen, einen Teil dieses Prozesses will ich hier jedoch kurz skizzieren.

Die Suche nach alternativen Lebensgestaltungsmöglichkeiten lässt mich seit längerer Zeit nicht mehr los. Ich suche nach Möglichkeiten einen anderen Rhythmus für mich zu finden, in dieser immer schneller werdenden Welt. Mein Glaube geht dahin, dass frühere Kulturen im Rhythmus der Natur lebten und dieser Rhythmus ihnen eine große Zufriedenheit gab und auch weniger anfälliger machte für psychische und körperliche Krankheiten. Bei Betrachtung noch vorhandener alter morgenländischer Kultur- und Religionsgemeinschaften – als Beispiel führe ich die tibetischen Buddhisten und indischen Hinduisten an –, kann festgestellt werden, dass diese bestimmte Mantren sangen und rezitierten und auch immer noch anwenden. Waren und sind diese Mantren etwa ein Schlüssel, um Harmonie in Einklang mit der Natur zu erreichen? Diese Frage grenzte ich weiter ein und entschied mich für mein Diplomarbeitsthema „Die körperliche und seelische Harmonisierung durch Mantren“, um zu klären, ob die Anwendung von Mantren eine Art natürlicher Arznei ist, die richtig angewandt die eigene Person (personare = durchklingen) in harmonische Schwingungen versetzen kann und Gesundungsprozesse auslöst.

2. Ziel und Inhalt dieser Diplomarbeit

Die Zielsetzung dieser Arbeit liegt im Aufzeigen und wissenschaftlichen Begründen, ob das Singen und Rezitieren von Mantren harmonisierend auf Körper und Seele wirkt. Um den Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit gerecht zu werden, lege ich den Fokus auf die durch das Singen und Rezitieren von Mantren erzeugten harmonischen Schwingungen und ihre Auswirkungen auf den Menschen. Überlegungen über andere durch den Gebrauch von Mantren hervorgerufenen Wirkungen werden am Rande behandelt.

3. Zum Aufbau der Gliederung

Als Obergliederung entschied ich mich der besseren Übersicht wegen für eine Buchstabennummerierung. Der Buchstabe „A“ wurde dem Einleitungsteil zugeordnet. Im daran anschließenden Kapitel „B“ betrachte ich das traditionelle Wissen über Mantren und lege dar, welche Wege in ihrer Anwendung beschritten worden sind. Anschließend folgt Teil „C“. Er beinhaltet empirische und geisteswissenschaftliche Studien die meine Forschungsfrage bestätigen oder widerlegen Der Teil „D“ enthält die kommunikations-psychologische Einordnung, das Kapitel „E“ die Ergebnisse und der Teil „F“ befasst sich mit traditionellen Heilanwendungen. Die Arbeit schließt ab mit einem Anhang (G), auf den im Verlauf verwiesen wird.

"Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen auch die Worte nicht, und stimmen auch die Worte nicht, so kommen auch die Werke nicht zustande." Konfuzius

4. Begriffsdefinitionen

4.1. Zum Begriff Mantra

Das Wort „Mantra“ oder „Mantram“ stammt aus dem Sanskrit[1] und ist von seinem Wortursprung her ein Werkzeug des Denkens und des Geistes, da es sich aus den beiden Silben „man" für Geist oder Denken und „tra" für Werkzeug zusammensetzt (vgl. Stecher 2002, S. 16). Mantra kann jedoch auch als „Gesang zur Befreiung“ übersetzt werden. Traditionell werden „Mantren“ oder „Mantras“ zur Meditation, zur Heilung oder zur Anrufung göttlicher Aspekte genutzt (vgl. Albert 1996, S. 10), in dem sie in einem sich wiederholenden Rhythmus rezitiert werden. Sie bestehen oft nur aus einer einzelnen Silbe, einem Wort oder auch aus mehreren Sätzen. Als grundlegendes universelles Mantra wird jedoch der Atem verstanden. Mantren sind verdichtete Informationen, da sie aus verschiedenen Lautschwingungen bestehen, die energetisch den Körper beeinflussen können (vgl. Stecher 2002, S. 16.). Sie können daher auch nicht mit einfachen Wörtern verglichen werden. Während durch einfache Sprüche Menschen Rat erteilt werden kann, so sind Mantren in der Lage übermenschliche Shakti[2] zu erwecken (vgl. Woodroofe 2003, S. 90). „Ein bloßer Spruch ist daher wie ein Jîva[3] Geburt und Tod unterworfen; während ein Mantra Brahman[4] selbst ist, nicht vergehend, unvergänglich“. (Woodroofe 2003 S.90) Es wirkt wie ein rhythmischer Code und ist ein Symbol für die inneren Erfahrungen und Bewusstseinszustände (vgl. Stecher 2002, S. 16.).

Kopflastig kann ein Mantra nicht einfach erkannt, sondern muss gefühlsmäßig und seelisch erfasst werden (vgl. Stecher 2002, S. 16.) Anders ausgedrückt muss sich ein Übender der spirituellen Kraft seines Mantra in Wort, Gedanke und Tat hingeben und den vom Mantra getragenen göttlichen Aspekt vorbehaltlos in sich verwirklichen lassen (vgl. Hosak S. 39). Dies kann nur geschehen durch Glauben, Hingabe und eifrige liebevolle Wiederholung (vgl. Huchzermeyer 2005, S. 64).

Obwohl das Wort Mantra aus der indischen Gelehrtensprache Sanskrit entstammt, gibt es auch in anderen Ländern und Kulturen wie im Sufismus, im Islam oder Christentum Silben oder Worte, die von ihrer Bedeutung und Anwendung her mit Mantren verglichen werden können. Beispielsweise ist das christliche Wort „Amen“ vom Wortstamm verwandt mit dem Mantra „Om[5] und wird auch als christliches Mantra bezeichnet. Des Weiteren wird der Atem als das ursprünglichste Mantra verstanden. Aus diesem Grund verstehe ich den Begriff „Mantra“ als kulturübergreifend und wird als ein solcher in dieser Arbeit angewandt.

Auch sehe ich Vokale und Konsonanten als Mantren an, wenn sie bewusst zur Heilanwendung eingesetzt werden und nicht im täglichen Sprachgebrauch zur Anwendung kommen. Sie sollten also auf eine ganzheitliche, meditative Art und Weise gebraucht werden und nicht eine gedankliche Abstraktion des Sinngehaltes erfolgen. Diese Festlegung führe ich auf eine Definition von Sir John Woodroffe (1955) zurück, der Buchstaben und Silben neben Bija-Mantren auch als eine Form von Brahman sieht (S. 160) und demnach als einen Teil des reinen transzendentalen Bewusstseins.

„Darum ist die Musik eines wohlgeordneten Zeitalters ruhig und heiter und die Regierung gleichmäßig.
Die Musik eines unruhigen Zeitalters ist aufgeregt und grimmig, und seine Regierung ist verkehrt.
Die Musik eines verfallenen Staates ist sentimental und traurig, und seine Regierung ist gefährdet.“

Hermann Hesse (aus dem Glasperlenspiel)

4.2. Zum Begriff der Harmonie

„Harmonie“ gilt als einer der umfassendsten Begriffe in der abendländischen Kultur, da er sowohl in Natur- und Geisteswissenschaften und in den Künsten wie z.B. Musik und Malerei zur Anwendung kommt (vgl. Naredi-Rainer 1989, S. 11). Das deutsche Wort Harmonie stammt vom griechischen „harmonia“, was mit Anpassung, Verbindung, Verknüpfung oder Vereinigung von entgegengesetzten Dingen zu einer geordneten Ganzheit übersetzt werden kann (vgl. Hüschen 1966, zitiert nach Naredi-Rainer 1989, S.11). Nach überlieferter „Böotischer Sage“ des griechischen Schreibers Hesiod (um 700 v. Chr.) ist Harmonia die Tochter des Kriegsgottes Ares und der Schönheits- bzw. Liebesgöttin Aphrodite. Somit stellt sie bildlich die Vereinigung zweier Gegensätze dar. Harmonia vermählt sich wiederum mit Kadmos (Kosmos). Die Verbindung dieser beiden Götter wurde als Voraussetzung für die Entstehung der menschlichen Kultur gesehen (vgl. Hunger 1974, zitiert nach Naredi Rainer 1989, S. 12).

„Das Widerstreitende ist vorteilhaft, und aus dem Wesensverschiedenen erwächst die schönste Harmonie, wie eben alles aus Gegensätzen entsteht.“

Heraklit von Epheos (um 500 v. Chr.)

Darauf aufbauend entdeckten die Pythagoreer, dass es sich bei der Harmonie um ein umfassendes Weltbild handelt, welche nicht nur eine von den Sinnen wahrnehmbare ästhetische Eigenschaft ist, sondern die auch objektiv erfasst werden kann. Sie waren davon überzeugt, dass Harmonie konkret als eine Ordnung von Zahlen und Proportionen zu verstehen sei und die gesamte Natur durch Prinzipien der Mathematik nachgebildet werden könne. So erkannten die Pythagoreer die Entsprechung von Tönen und Zahlen. Schwingende Seiten erklingen in musikalischen Intervallen, wenn ihre Längen in einfachen Zahlenverhältnissen stehen, bei einem Verhältnis von 1:2 hört man z.B. eine Oktave, bei 2:3 eine Quinte, bei 3:4 eine Quarte usw.. Als grundlegendes harmonisches Verhältnis galt bei diesen alten Weisen die Oktave, da in ihr auch die anderen harmonischen Verhältnisse liegen (vgl. Naredi-Rainer 1989, S. 13 f.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Die Formprinzipien der Natur-Durtonleiter[6] (Renold 1985, S. 46)

Platon (427-347 v. Chr.) übernimmt den pythagoreischen Begriff für Harmonie und baut ihn weiter aus. Auch für ihn wurde die Weltseele nach Idealzahlen gebildet, die er durch die musikalischen Konsonanzen seiner „Timaios“-Tonleiter und den Proportionen von fünf geometrischen vollkommenen regelmäßigen Körpern[7] beschreibt. Nach seiner Lehre verhalten sich die Entfernungen der Planeten voneinander analog zu den Intervallen der harmonischen Tonfolge seiner „Timaios“-Tonleiter. Die Bewegungen der Planeten erzeuge demnach eine Sphärenharmonie. Gestützt wird diese These von Aristoteles (384-322 v. Chr.) und geht auch analog mit den Erkenntnissen von Johannes Kepler (1571-1630), der in seinem Spätwerk „Harmonicus Mundi“ die harmonikalischen Verhältnisse zwischen den Planeten bestätigt. Nach Platon findet die Harmonie der Weltseele seine Entsprechung in der menschlichen Einzelseele und er behauptete, dass der Mensch mit Sinn für Ordnung, Maß, Proportion und Harmonie ausgestattet sei und somit sich auch in ihm die harmonischen Verhältnisse der „Timaios“-Tonleiter und seiner fünf regelmäßigen Körper wiederfinden würden (vgl. Naredi-Rainer 1989, S. 14f.). Ein Standpunkt, den auch Leonardo da Vinci vertrat, er erkannte, dass die idealen Proportionen des menschlichen Körpers durch musikalische Intervalle bestimmt sind und dass diese Gesetze auch „(…) das Maßgefühl des Auges und das Taktgefühl des Ohres beherrschen“ (Wellek 1931, zitiert nach Schavernoch 1981, S.128).

B Traditionell überliefertes Wissen

In diesem Kapitel erkläre ich das traditionell überlieferte Wissen zur Arbeit mit Mantren. Dabei lege ich meinen Fokus auf die Aspekte, die ich für das grundlegende Verständnis als wichtig erachte und zur Argumentation meiner Forschungshypothese von Bedeutung sind.

Betonen möchte ich, dass der Inhalt dieses Kapitels nur als theoretisch angesehen werden kann und Modellcharakter besitzt. Die Darlegung wissenschaftlicher Experimente zur empirischen Fundierung folgen im Kapitel C.

1. Wie wirken Mantren?

Mantren gehören zu den am sorgfältigsten gehüteten spirituellen Praktiken verschiedener Kulturen. Ihre Wirkungsweise wird je nach Kultur, Religion und spiritueller Tradition etwas anders beschrieben (vgl. Stecher 2002, S.30). Nach Definition von Christine Stecher (2002) beruht ihre Wirkung allein auf der Erzeugung von Klang und dessen Resonanzwirkung im Menschen (S. 30). Dieser Wirkaspekt wird von Ajit Mookerjees (zitiert nach Middendorf 1995, S. 62) geteilt. Er betont: „Ein Mantra übt seine Macht nicht so sehr durch das Ausdrücken irgendeiner Bedeutung aus, sondern –tiefgehend– durch seine Lautschwingungen“. Donald Walters (2003) vertritt die Auffassung, dass ein Mantra sich am besten in Sanskrit rezitieren lässt, weil diese Ur-Sprache in einem sehr spirituellen Zeitalter entstanden ist und die von ihr erzeugten Lautvibrationen nach Überlieferungen alter indischer Weisen der Astralwelt am nächsten steht. Sanskrit gilt als die Sprache der Götter. Auch sind die „Sanskrit-Mantren“ von Meistern und großen Yogis durch bereits sehr langen Gebrauch spiritualisiert wurden (S. 29).

Mark Hosak (2004) legt plausibel dar, dass es nicht allein auf die richtige Aussprache eines Mantra ankomme und der Klang somit nicht als der einzige Wirkmechanismus angesehen werden könne (S. 29). So werden beispielsweise in Tibet Mantren nicht in reinem Sanskrit rezitiert, sondern in einem Dialekt, das Mantra „Om mani padme hûm“ lautet dort „Om mani péme hûm“ und entfaltet dennoch seine Wirkung (vgl. Govinda 1975, S. 16). Die Meinung von Eknath Easwaran (1986) geht sogar dahin, dass ein Mantra noch nicht mal laut zitiert werden müsse, sondern allein geistige Wiederholung zur größtmöglichen Wirkung führen würde (S. 95f.).

Eine weitere Wirkung, die durch Mantren hervorgerufen werden soll, liegt in der Beherrschung des Geistes. Hierzu muss man wissen, dass ein beträchtlicher Teil der Lebensenergie verbraucht wird durch Neigungen, Abneigungen, zerstreuende Gedanken, starre Gewohnheiten und unveränderliche Absichten. Ferner entsteht durch dieses Verhalten eine große Abhängigkeit von äußerlichen Umständen. Gelingt jedoch einem Menschen die Beherrschung seines Geistes, erlangt er wirkliche Freiheit und kann auch spontan reagieren. Um so einen Zustand zu erreichen eignet sich das Rezitieren eines Mantra, weil unser Bewusstsein durch das Mantra eine Aufgabe bekommt, mit der es sich beschäftigen kann und zur Ruhe findet (vgl. Easwaran 1986 S. 95f.). Die Tatsache, dass der Mensch gleichzeitig nur an eine Sache denken kann und keine anderen Gedanken in ihm Raum finden, gibt dieser Technik ihre Grundlage.

Erwähnt werden sollte, dass nach Überlieferung bestimmte Mantren dazu genutzt werden, um eine Gottheit anzusprechen, mit der Annahme, dass dadurch eine Atmosphäre geschaffen wird, aufgrund der eventuell die Gottheit mit all ihren Wesenseigenschaften auf den Rezitierenden einwirken kann (vgl. Huchzermeyer 1996, S. 55).

Eine Abgrenzung zu positiven Affirmationen[8] nimmt Christine Stecher (2002) vor. Sie sieht ein Mantra zwar als eine Möglichkeit an, Begrenzungen zu überwinden oder sich an höheren Wahrheiten zu orientieren. Jedoch geschieht dies nicht durch mentale Anstrengungen oder Absichtserklärungen, sondern durch Herz- und Seelenkraft, „(…) sowie das innerste Vertrauen, dass unter der Regie der Seele das Richtige geschehen wird“ (S. 55).

Schlussfolgerung:

Wie bereits betont, werde ich aufgrund des getroffenen Rahmens dieser Arbeit hauptsächlich, die durch Mantren erzeugten Schwingungen und ihren Einfluss auf Seele und Körper betrachten. Jedoch sehe ich in der Ansprechung göttlicher Aspekte einen nicht zu vernachlässigenden Grundbestandteil vieler Mantren-Anwendungen. Aufgrund dessen, dass der Begriff Harmonie von der griechischen Göttin Harmonia abgeleitet wurde, ließe sich die hypothetische Schlussfolgerung aufstellen, dass ein Mantra, welches harmonische Schwingungen erzeugt, auch göttliche Aspekte anspricht, und diese beiden Wirkungen gleichbedeutend sind. Eine argumentative Belegung dieser These soll jedoch nicht Bestandteil dieser Arbeit sein.

„Die Schwingungen, durch den Klang hervorgerufen, wirken auf die verschiedenen Körper des Menschen und haben das Bestreben diese in Einklang mit sich zu bringen.“ C. W. Leadbeater

1.1. Arten von „Klängen“

Es wird nach Überlieferung indischer Weiser zwischen hörbarem und unhörbarem Klang unterschieden. Der nicht hörbare übersinnliche Klang wird im Sanskrit als „sphota“ oder „shabda“ bezeichnet. Er gilt als höchster Klang und ist Ausdruck des Göttlichen sowie der göttlichen Ordnung. Des Weiteren gibt es einen Klang namens „nada“, dieser Klang kann nur von einem Meditierenden wahrgenommen werden und gilt als Urform des Mantra. „Dvanti“ wiederum sind Geräusche und Klänge, die auch im normalen nicht meditativen Zustand erkannt werden. Doch jeder dieser Klänge ist eine Frequenz des Urlautes und wirkt auf den Rezitierenden so wie seine Umgebung ein (vgl. Stecher 2002, S. 32). Dass es sich hierbei um harmonische Obertöne handelt, gerade wenn sie von Meistern der Mantra-Rezitation vorgetragen werden, behauptet Jochim-Ernst Berendt (1993). So können u. a. tibetische Mönche mit ihrer Stimme Mantren gleichzeitig in verschiedenen Akkorden wiedergeben. Dieser Effekt entsteht durch die Erzeugung eines Tons mit mehreren harmonischen Obertönen, was jedoch sehr viel Übung bedarf (S.37).

2. Die Mantra-Arten

Nach vedischen Überlieferungen werden folgende Mantra-Arten unterschieden:

2.1. Bija-Mantren

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2 Das Sanskritzeichen für das Mantra „Om“ (Cousto 1992, S. 72)

Jeder indischen Gottheit ist eine Keimsilbe zugeordnet, ein so genanntes Bija-Mantra. Diese Keimsilbe kann als Wurzelschwingung gesehen werden, durch dass das essentielle Wesen der Gottheit repräsentiert wird. Metaphorisch lässt sich ein Bija-Mantra mit dem Samen eines Baumes vergleichen, der alle Möglichkeiten des Baumes in sich trägt. Auch eignet sich ein Bija-Mantra zur Komprimierung des ganzen Sinns einer Lehre. Beispielsweise die Information einer Abhandlung, die mehrere tausend Sanskrit-Strophen umfasst, kann auf ein Bija-Mantra verkürzt werden und bewahrt immer noch die volle Kraft dieser Lehre. Ein echtes Bija-Mantra oder auch b ī j ā k ş ara[9] „(…) endet mit einem Spezialzeichen (anusv ā ra), das einem nach oben gekehrten Halbkreis mit einem Punkt im Zentrum ähnelt“ (vgl. Mookerjee & Khanna 1987, S.168). Wie die Abbildung des Bija-Mantra „Om“ es deutlich macht.

Der anusv ā ra kann als ein nasaler Klang ohne irgendeine Modifikation betrachtet werden und gilt als eine Angleichung an eine „unaussprechliche Schwingung“ (vgl. Mookerjee & Khanna 1987, S.168).

„Der Punkt: er steht nicht wie ein Grabstein am Ende eines Sanskritsatzes, sondern ist das Zeichen für stimmliche Belebung. Der Punkt über dem Konsonanten (der immer mit einem Vokal verbunden ist) wandelt ein stumpfes ka in ein reiches kam oder ein kang, ein ta in ein tam oder tang, pa in pam und so weiter, alle Konsonanten hindurch. Es fügt zum stumpfen Laut eine Schwingung hinzu. Es ist von besonderer Bedeutung, dass ein o von der Brustschwingung zu dem om -Klang im Kopf, in die höhere Sphäre erhebt. So erhöht es den nur physischen Klang zum cakra des Bewusstseins, dem ājnā-cakra zwischen den Augenbrauen, und verleiht ihm Bedeutung. In diesem Sinne ist der Punkt das Symbol des ‚innersten Wesens’ (Rieker, zitiert nach Mookerjee & Khanna 1987 S.168).

Die Rezitation eines Bija-Mantra kann nach Meinung von Mookerjee & Khanna (1987) zu einer zerebralen Schwingung führen, die auch nach Beendigung weiter anhalten kann. Zusätzlich besteht die Möglichkeit der Speicherung dieser Information im Gehirnzentrum, mit der Möglichkeit sie bei Bedarf wieder zu aktivieren (S.168). Das Bija-Mantra „Om“ gilt als die Quelle aller Mantren, es soll jedoch hier nicht weiter erklärt werden, da es im Kapitel 5 ausführlich behandelt wird.

Tabelle 1: Einige Beispiele für Keim-Mantren und ihre Bedeutung (vgl. Mookerjee & Khanna 1987, S.170)

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Die Bija-Mantren „Lam“, „Vam“, „Ram“, „Yam“, „Ham“ und das heilige Mantra „Om“ werden den 7 Hauptchakren des Körpers zugeordnet und gelten als sehr energievolles Mittel, um diese Chakren zu aktivieren. Eine Erklärung zur Aktivierung der Chakren und Kundalinikraft durch die Bija-Mantren liefert das Kapitel 6 auf Seite 20.

Die Bedeutung weiterer Bija-Mantren beschreibt Joachim-Ernst Berendt (1993, S.40), der sich hierbei auf Govinda beruft. Als die vier großen Keim- oder Samen-Mantren werden nach ihm „Om“, „Ah“, „Hum“ und „Hrih“ bezeichnet. Diese 4 Bija-Mantren enthalten die 4 Basisvokale o, a, u und i, die 4 Prinzipien entsprechen. So entspricht der Vokal O einer kreisförmigen, alles einschließenden Bewegung und die 3 anderen Vokale sind zuordenbar einer horizontalen, einer nach unten und einer aufwärtsgerichteten Bewegung. Aus diesem Grund lässt sich nach Berendt auch sagen, dass diese 4 Mantren das Universum umfassen, wie der in alle 4 Himmelsrichtung schauende Gott Brahma. Das Mantra „Hum“ lässt den universellen Zustand in die Tiefe des Herzens hinabsteigen. Somit verhalten sich das Mantra „Om“, welches den Aufstieg zur Universalität schafft und das Mantra „Hum“ wie Kontrapunkte in der Musik. Das Mantra „Ah“ wiederum wird als Ausdruck des Wunderns, der unmittelbaren Wahrnehmung, des Staunens, der Lobpreisung, der Anbetung, aber auch als ein Ausdruck des Schmerzes oder als Laut der Liebe charakterisiert. Die Keimsilbe „Hrih“ ist andererseits mehr eine wärmende Flamme, so gelingt es dem Meditierenden, im „Hrih“ eine aufwärtslodernde Flamme der Inspiration und der Hingabe zu entfachen (vgl. Berendt 1993, S.40).

2.2. Saguna-Mantren

Saguna-Mantren werden genutzt, um eine Gottheit oder eine bestimmte Eigenschaft eines Gottes in sich zu wecken. Ein Yogi kann z.B. ein Mantra des Gottes Shiva nutzen, um die niederen schlechten Eigenschaften in sich zu transformieren (vgl. Steiner 2005). Saguna-Mantren bestehen sehr häufig aus verschiedenen Bija-Mantren.

Tabelle 2: Beispiele für Saguna-Mantren (vgl. Steiner 2005 und vgl. Stecher 2002 S. 128ff.)

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3. Mantren im Christentum

Mantren haben nicht nur eine große Bedeutung in der morgenländischen Kultur, sondern auch in der christlichen Welt. Beispielsweise können Ave Maria, Halleluja, Osanna oder Kyrie Eleison sämtlich als Mantren bezeichnet werden. Auch die göttlichen Namen sind als Mantren verstehbar, wie beispielsweise: Gott, Jesus, Christus, Maria, Herr und Schöpfer (vgl. Berendt 1993, S.50f.). John Main (1998) schreibt, dass durch das christliche Gebet die Fähigkeit des Staunens und das eigene transzendentale Potential gesteigert werden können. Und er führt weiter fort, dass es durch ein Gebet gelingen kann, die Begrenztheit des Lebens zu überwinden und einen Ausstieg zu finden aus dem buddhistischen Samsara, „(…) dem unvermeintlichen Zyklus von Geburt und Tod (…)“, und zur Überzeugung gelangen, dass „(…) alle Dinge vom Wunder und der Herrlichkeit Gottes künden können“ (S. 159). Bezugnehmend auf diese Worte sehe ich Parallelen zur Entfaltung von Brahman bei der Rezitation des Mantra „Om“ und auch zum Kundalini-Prozess[16], der auch eine Allbewusstheit zum Ziel hat. Und wenn es im Alten Testament heißt: „Im Anfang war das Wort. Und das Wort war bei Gott.“, lässt sich hier eine weitere Verbindung zu den morgenländischen Mantren ziehen, wie ich bereits beschrieb, dienen die Bija-Mantren zur Anrufung göttlicher Aspekte (vgl. Berendt 1993, S. 48).

In einem Forschungsbericht von Luciano Bernardi, Peter Slight, Gabriele Bandinelli, Simone Cencetti, Lamberto Fattorini, Johann Wdowcyc-Szulc und Alfonso Lagi (2001) steht geschrieben: „The rosary was introduced to Europe by the crusaders, who took it from Arabs, who in turn took it from Tibetan monks and the yoga masters of India.“ (Bernardi 2001, zitiert nach Subject H11 2001). Schlussfolgernd, lässt sich nachvollziehen, dass es Parallelen zwischen morgenländischen Meditationstechniken und christlichen Gebeten geben muss (S. 1448).

„Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.“

Joseph Freiherr von Eichendorff (aus der Wünschelrute)

4. Die Anwendung von Mantren

4.1. Vorteile der Anwendung

Die Auffassungen morgenländischer Kulturen über den Nutzen von Mantren sind sehr vielschichtig. Ich will einige der überlieferten Vorteile der Mantren-Anwendung hier anführen, jedoch mit dem kritischen Hinweis, dass diese nur hypothetischen Charakter haben, da bisher wenige empirische Beweise vorliegen.

Zum einen dient die Arbeit mit Mantren zur spirituellen Entwicklung und der Freisetzung von Seelenenergie. Weiterhin schenken sie innere Stabilität und Freude bis hin zu ekstatischer Glückseligkeit, machen den Menschen lichtvoller und leichter, öffnen für feinere, höhere und lichtvollere Wahrnehmungen, heilen Körper, Geist und Seele durch die Rückbindung an den kosmischen Klang, vermitteln Friede, Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit, schützen vor langsam schwingenden Energien wie Angst oder Hass, klären Unbewusstes, lösen Blockaden und können nach indischer Auffassung auch vom Karma[17] befreien (vgl. Stecher 2002, S. 57). Ein ganz besonderer Vorzug liegt in der Ehrung des weiblichen Prinzips, dass in der männlich dominierenden Welt eine ausgleichende Wirkung ausübt. Der Klang und das Wort sind nach östlicher Lehre weiblicher Natur. So lehrt die Übung mit einem Mantra „(…) dass wahre Macht aus ‚weiblicher’ Demut und Hingabe erwächst“ (Stecher 2002, S.57). Diese Macht wird gewonnen, wenn man sich ohne Willensanstrengung der Wirkung und umwandelnden Kraft des Mantra überlässt. Das Mantra spricht und nicht der Mensch und damit wird die Bahn frei für psychisch-seelische Energien und der Erkenntnis (vgl. Stecher 2002 S.58f.), „(…) dass alle Wege letztlich eins sind und nicht in gut oder böse, hell oder dunkel, männlich oder weiblich unterschieden werden können“ (Stecher 2002, S.59).

4.2. Das Finden des richtigen Mantra

Wie ich bereits darstellte, gibt es theoretisch eine unendliche Vielfalt von Mantren. Schon jeder Laut, jede Tonfolge kann bereits zu einem Mantra werden. Daher ist das Finden des richtigen Mantra nicht einfach. Nach Christine Stecher (2002, S.60) sollte in erster Linie die augenblickliche Lebenssituation und das eigene Temperament betrachtet werden. Das Mantra sollte gewählt werden, welches am besten auf die inneren Bedürfnisse antwortet. Es kann durchaus auch nur aus wenigen Silben bestehen, um wirksam zu sein. Offenheit, Ruhe und geistige Innenschau sind bei dieser Aufgabe sehr hilfreich. Anschließend sollten die in Frage kommenden Mantren ausprobiert werden, um herauszufinden, ob der Klang und der Rhythmus zu einem passen[18]. Von Vorteil wird angesehen die Verstandesbetonung bei dieser Aufgabe etwas zu dämpfen und Körper, Geist und Seele gemeinsam einbezogen werden (vgl. Stecher 2002, S.62ff.). Ergänzend betont Eknath Easwaran (1986), dass man z.B. nicht deshalb ein Mantra wählen soll, nur weil es fremdartig und somit interessant klingt. Auch sind Mantren ungünstig, die mit negativen Erlebnissen konditioniert wurden, weil bei ihnen der Aufwand, sie zu einem Teil des Bewusstseins zu machen zu groß wäre. Mantren die sich bewährt haben und auch von geistigen Lehrern empfohlen werden, sind ein guter Anhaltspunkt für die richtige Wahl (S. 68ff.).

Eine andere Tradition besteht darin, sich das Mantra von einem Meister geben zu lassen, der aufgrund seiner Erfahrung weiß, welches Mantra für seinen Schüler das Richtige ist. Sir John Woodroffe (1955) schreibt: „Deshalb sucht der Guru bei der Auswahl des Mantra für seinen Schüler, die Buchstaben danach aus, ob Übermaß oder Mangel eines bestimmten Blutes besteht. Ist ein Bhūta[19] zu stark vorhanden, wird der Buchstabe, in dem es vorherrscht, mit dem Ausatmen herausgelassen. Ist Mangel vorhanden, wir er mit dem Einatmen gesprochen“ (S. 159).

Das einmal gefundene oder angenommene Mantra soll nicht gleich wieder gewechselt und durch ein Anderes ersetzt werden. Als Gleichnis, könnte ein Baum gesehen werden, der oft verpflanzt wird und somit keine Wurzeln schlagen kann. Es erfordert viel Zeit, bis ein Mantra durch öfteres Wiederholen zu einem Bestandteil des Bewusstseins geworden ist. Dann soll es jedoch reichen Gewinn, wie Freude, Sicherheit und das Gefühl einer Einheit allen Lebens bringen (vgl. Easwaran 1986, S.74f.).

4.3. Wie wird ein Mantra angewandt?

Nach Christine Stecher (2002) besteht die Auffassung, dass mit einem Mantra achtsam umgegangen werden sollte. Beispielsweise ist es von Vorteil das persönliche Mantra für sich zu behalten und Fremden nicht mitzuteilen, um „(...) die mit dem Mantra verbundene und durch das Mantra aufgebaute Energie zusammenzuhalten“. Auch hält sie es für sinnvoll, sich vor dem Rezitieren einem Reinigungsritual zu unterziehen, dass kann beispielsweise aus einem Händewaschen, der Visualisierung weißen Lichts, einiger klärender Atemzüge oder dem Umkleiden nach der Arbeit bestehen. Dieses Ritual diene dazu, die Alltagsebene zu verlassen und dem Unterbewusstsein zu signalisieren, dass man sich etwas Besonderem zuwendet (S. 75f.). Eine etwas andere Ansicht verfechtet Eknath Easwaran (1986). Für ihn sind besondere Rituale vor der Anwendung eines Mantra nicht nötig, er betont sogar, dass der Gebrauch eines Mantra nicht an einen festen Ort oder gar an feste Zeiten gebunden sei, sondern es könne zu jeder Tageszeit still vor sich hergesagt werden. So befürwortet er die stille Rezitation von Mantren bei Spaziergängen, beim Zähneputzen und ähnlichen Alltagsbeschäftigungen (S. 11).

Um die Wirkkräfte eines Mantra zur Entfaltung kommen zu lassen, muss es öfters wiederholt werden. Mark Hosak und Walter Lübeck (2004) empfehlen sogar eine 108-malige Wiederholung am Tag, dem zusätzlich eine Bitte an einen Gott oder einer Göttin vorausgehen sollte. Die Zahl 108 steht in Verbindung mit den in Indien gebräuchlichen 108 heiligen Namen der Schöpferkraft und den Energiekanälen des Körpers (nādis), deren Anzahl 108 sein soll. Das häufige Wiederholen eines Mantra führt nach spiritueller Tradition beim Übenden zur Steigerung der Aufnahmefähigkeit für die Botschaften, Einwirkungen und Heilkräfte des Engels oder Gottheit, die mit dem betreffenden Mantra verbunden sind (S. 39). Laut ca. 12500 Wiederholungen eines Mantra während ca. 3 Monaten kann es nach Auffassung von Mark Hosak und Walter Lübeck zu einem Quantensprung in der spirituellen Entwicklung kommen, was auf den Beginn einer Resonanz mit dem Mantra zurückzuführen sei (vgl. Hosak & Lübeck 2004, S. 39). Die Wiederholung eines Mantra wird auch als Japa[20] bezeichnet, dabei werden 3 Arten von Japa unterschieden (vgl. Pandit 2005 S. 59).

1. vâcika oder vaikharî: hierbei wird das Mantra klar, deutlich und laut gesprochen
2. upâmsu: das Mantra wird mit leiser Stimme gesprochen, so dass nur derjenige der es kennt, es auch verstehen kann; nur die Lippen bewegen sich
3. mânasa: auch mentales Mantra genannt; keine Bewegung der Stimmorgane oder Lippen; die Wiederholung erfolgt ausschließlich meditativ

4.4. Missbrauch von Mantren

Mantren, die aus kurzen Vokalen bestehen, wie beispielsweise „Hrim“, „Shirim“, „Kshrang“ oder „phut“ lassen sich sehr leicht für hasserfüllten Zorn oder als Fluch und Verwünschung missbrauchen, daher sollte mit ihnen sehr vorsichtig umgegangen werden (vgl. Spiesberger 1977, S. 17).

Auch der Umgang mit normalen Wörtern im täglichen Sprachgebrauch, soll an dieser Stelle kurz erwähnt werden. So ziehen Menschen, die ständig über Krankheit sprechen diese an. Daher sollte man sehr vorsichtig sein in dem Umgang mit Worten. Christine Ponder (2005, S.) erklärt weiter, dass Menschen, die beispielsweise andere demütigen, Rückwirkungen in Form von schlechter Gesundheit, finanziellen und familiären Problemen erfahren könnten. Auch geht sie davon aus, dass dauerndes Kritisieren Rheumatismus erzeugen und Kritiksucht zu Gelenkschmerzen führen würde (S. 169f.). Des Weiteren ist sie der Meinung, dass Menschen, die an einer Gelenkerkrankung leiden, häufiger auch unbeweglich im Denken sind und negative Worte die Arterien und Organe wie die Leber verhärten und die Augen beeinflussen können. Zerstörerische Worte erzeugen daher endlose Leiden und können zu einer schlechten Gesundheit führen (vgl. Ponder 2005, S.170).

"Sie schicken genau das in Ihren Geist, Körper und persönliche Angelegenheiten, worüber Sie denken und sprechen, denn ihr Wort ist ihre Kraft (Ponder 2005, S.170)."

„Am Anfang war Brahman, bei dem war das Wort, und das Wort war wahrhaftig das höchste Brahman.“
(aus dem Rig-Veda)

5. Die heilige Silbe „OM“ und ihre Anwendung

Die Silbe „Om“ setzt sich zusammen aus den drei Lauten A-U-M. Sie wird auch aufgrund von Überlieferungen aus den Upanishaden als Brahman bezeichnet. Wie beschrieben wurde, bedeutet das so viel wie das Absolute oder das Göttliche. Im Kathaka-Upanishad steht geschrieben: „Diese Silbe ist das Höchste. Wer sie begriffen hat, erreicht jeglichen Wunsch“. Aus diesem Grund sind alle anderen Mantren lediglich nur Aspekte dieser einen heiligen Silbe und somit auch jedes Wort ein Bestandteil von ihr. Anders ausgedrückt lässt sich auch sagen: „Es handelt sich um den Urklang – den nicht angeschlagenen Klang, der aus sich selbst heraus tönt und die ganze Schöpfung durchzieht“ (Stecher 2002, S.123). In dieser Silbe sind des Weiteren, die 3 kosmischen Zustände von Schöpfung, Erhaltung und Auflösung enthalten, die durch die 3 hinduistischen Gottheiten Brahma (Schöpfer), Vishnu (Erhalter) und Shiva (Zerstörer) symbolisiert werden (vgl. Stecher 2002, S.123f.).

Tabelle 3: Zuordnung zu den einzelnen Silben von „Om“ (vgl. Steiner 2005)

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Wenn das Mantra „Om“ richtig ausgesprochen wird, so wird der Klang aus dem Kopf durch den Brustraum in den Bauch hinab geführt, wodurch der ganze Körper in Schwingung versetzt werden kann. Gerade durch die kraftvolle Aussprache des M wird der Körper zum langen Nachschwingen angeregt. So schwingt er auch noch, wenn von neuem das Mantra rezitiert wird. Nach mehrmaligem Rezitieren schwingen dann nicht nur Kopf, Brust und Bauch, sondern auch bei Geübten Arme und Beine. Diese Technik „Om“ zu sagen ist verwandt mit der mehrstimmigen Gesangsweise der tibetischen Mönche (vgl. Berendt 2005, S.102). Ergänzende Ansichten legt Christine Stecher (2002) offen, sie ist der Meinung, dass durch das Rezitieren dieses Mantra auch alte Programmierungen gelöscht werden können und durch eine höhere Ordnung ersetzt werden. Außerdem liege in ihm die Kraft eine Verbindung vom eigenen Selbst (atman) zum universalen Selbst (brahman) herzustellen. Vielen hinduistischen und buddhistischen Mantren wurde dieses Mantra aufgrund seiner besonderen Eigenschaften vorangestellt (S. 124).

6. Zur Aktivierung der Hauptchakren und Kundalini

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Abb. 3: Der Sitz der Hauptchakren (Govinda 2005, S. 1)[22]

Hunderttausende feinstofflicher Energiekanäle, die in „Sanskrit“ auch als „nādis“ bezeichnet werden, sollen nach Überlieferung den menschlichen Körper durchziehen. An den Stellen, wo sich Kreuzungspunkte von mindestens 3 „nādis“ bilden, befinden sich feinstoffliche trichterförmige Energieschleusen, so genannte Hauptchakras oder Hauptchakren (vgl. Stecher 2002, S. 43). Es werden sieben Hauptchakren unterschieden, dies sind: das Mūlādhāra-Chakra (Wurzelchakra), das Svādhishthāna-Chakra (Sakral oder Sexual-Chakra), das Manipura-Chakra (Solarplexus-Chakra), das Anāhata-Chakra (Herz-Chakra), das Viśhuddha-Chakra (Kehl-Chakra), das Ājnā-Chakra (Stirn-Chakra) und das Sahasrāra-Chakra (Scheitel- oder Kronenchakra) (vgl. Stecher 2002, S. 44).

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Abb. 4: Mūlādhāra-Chakra (Janakananda 2003, S.19)

Jedem dieser Hauptchakren wird nach indischer Überlieferung ein Bija-Mantra zugeordnet (Tabelle 4), dass wiederum der Gottheit entspricht, die mit dem entsprechenden Chakra in Verbindung steht (vgl. Stecher 2002, S. 44). Des Weiteren gehört zu jedem Chakra ein Symbol in Form einer Lotosblüte, wobei die Zahl der Blütenblätter dieser Lotosblüte Rückschlüsse zulässt, wie viele „nādis“ von dem jeweiligen Chakra ausgehen. Auch wohnt einem Chakra die Eigenschaft inne mit bestimmten Tönen und Farben in Resonanz zu gehen. Erkennbar wird dies bei Betrachtung der Blütenblätter des Chakra, die in der jeweiligen Resonanz-Farbe gehalten sind und auf denen sich wiederum Silben befinden, die einen Rückschluss auf die Resonanztöne erlauben, die neben dem Bija-Mantra zur Chakraaktivierung einsetzbar sind. Beispielsweise das Mūlādhāra-Chakra (Wurzelchakra) (Abb. 4) wird mit 4 roten Blütenblättern dargestellt auf denen die 4 Sanskritsilben „Vam“, „Sham“, „Sham“ und „Sam“ abgebildet sind (vgl. Stecher 2002,S.44f.).

Jedem Chakra werden außerdem weitere Bedeutungen und Zuordnungen, sowie Wirkungen auf bestimmte Körperregionen und Gemütszustände zugesprochen[23] (vgl. Govinda 2005, S.4). So dienen die einem Chakra angehörenden Mantren und Töne, um eine Resonanz zum Chakra aufzubauen, aus der sich eine heilsame Wechselwirkung ergibt, die dem Chakra erlaubt Energie aufzunehmen, entsprechende Körperregionen zu harmonisieren und Gemütszustände zu verbessern (vgl. Stecher 2002, S.45).

Ajit Mookerjee und Madhu Khanna (1987) schreiben dazu: „Wenn die Schleier, welche die cakras behindern, gelüftet werden, so öffnen sie sich wie Blumen, die von innen her aufblühen“ (S. 190).

Tabelle 4: Die sieben Hauptchakren und ihre Zuordnung (vgl. Stecher 2002, S. 47)

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Die Frage die sich nun eröffnet: Welche Kraft wohnt dem menschlichen Körper inne, die es ermöglicht, u. a. durch Klang erzeugte feinstoffliche Energien aufzunehmen und zur körperlichen und seelischen Harmonisierung beizutragen? Die Tantriker beschreiben diese Energie als die geheimnisvolle „kundalinī[24] -śaktί[25] “ (vgl. Mookerjee & Khanna 1987, S. 186). Im Vers 3 des „S atcakra-Nirupana“[26] wird die „kundalinī“ folgendermaßen beschrieben:

[...]


[1] Sanskrit: (von samskrta: „geregelt, genormt”), die klassische Literatur- und Gelehrtensprache Indiens und die heilige Sprache der Brahmanen. Sanskrit gehört zum indischen (indoarischen) Zweig der indoiranischen Sprachen, einer Untergruppe der indogermanischen Sprachen.“ (Microsoft Encarta Enzyklopädie 2004)

[2] Shakti bedeutet soviel wie Kraft (vgl. Woodroofe 2003 S. 90)

[3] Jîva bedeutet soviel wie Einzelseele (vgl. Woodroofe 2003, S.90)

[4] Brahman: „(…) im Hinduismus das Absolute und, daneben, die allgegenwärtige Wirklichkeit, die das ganze Universum durchflutet. Es ist das Ziel des Hindus durch persönliche Erfahrung und unmittelbare Erleuchtung ein Verständnis des Wesens des Brahman zu erreichen. Die Welt des Brahman ist jenseits der Welt des Dinglichen und besteht aus Wissen und Glückseligkeit. Als ewiges, unbegrenztes und bewusstes Sein gilt es eher als Subjekt denn als Objekt des Denkens. Als das Absolute der Schöpfung ist es nicht durch irgendein anderes Ding darzustellen oder zu umschreiben, auch nicht durch die Gesamtheit aller Dinge“. (Microsoft Encarta Enzyklopädie 2004)

[5] siehe hierzu Kapitel B5 auf Seite 19

[6] Die Zeichnung zeigt die Größenverhältnisse der Intervalle und ist deshalb arithmetisch nicht maßstabgerecht. (Renold 1985, S. 46)

[7] Die fünf vollkommenen regelmäßigen Körper werden auch als platonische Körper bezeichnet. Sie heißen Tetraeder, Würfel, Oktaeder, Ikosaeder und Dodekaeder. „Ihre Oberflächen bestehen aus gleich großen, gleichseitigen und gleichwinkligen Vielecken. In jeder Ecke eines platonischen Körpers stoßen genau gleich viele Flächen aneinander. Zu jedem platonischen Körper gehören drei spezielle Kugeln. Die erste (die Kantenkugel) berührt alle Kanten ihres platonischen Körpers genau in der Mitte. Die zweite, kleinere Kugel, die sogenannte Inkugel, ist so in den Körper einbeschrieben, dass sie alle Flächenmittelpunkte des platonischen Körpers berührt. Eine dritte Kugel, die Umkugel, umhüllt den platonischen Körper so, dass sie alle Ecken des Körpers berührt“. (Wood 2006).

[8] Postive Affirmationen sind eine Möglichkeit auf das Unterbewusstsein Einfluß zu nehmen und es zu programmieren. Eine positve Affirmation ist beispielsweise: „Ich schreibe erfolgreich eine schöne und anspruchsvolle Diplomarbeit.“ Die Grundlage der Wirksamkeit dieser Methode liegt in der Annahme begründet, dass das Unterbewusste sehr viel aufnahmefähiger ist als das Bewusstsein und alles was gedacht wird sich in der Realität verwirklichen wird. (vgl. Murphy 1992 S. 29f.)

[9] bīja steht für Same oder Keim und akşara für Silbe oder Unvergänglichkeit (vgl. Mookerjee & Khanna 1987, S. 168)

[10] Bhuvanesvari: die Herrin der Welt (vgl. Bäumer 1998)

[11] Siva, der dritte Gott der hinduistischen Dreiheit, der Zerstörer; im Tantrismus reines Bewußtsein, das sich in schöpferischer Vereinigung mit seiner Gemahlin sakti oder prakriti des uranfänglichen Weiblichen manifestiert (vgl. Mookerjee & Khanna 1987, S.250f.)

[12] Bodhisattva: Erleuchteter, der aus eigener Entscheidung so lange wiedergeboren wird, bis alle Lebewesen die Erleuchtung erlangt haben, und der allen bei ihrem Streben danach hilft (vgl. Stecher 2002, S. 129)

[13] der dritte Gott der hinduistischen Dreiheit, der Zerstörer; im Tantrismus reines Bewußtsein (vgl. Mookerjee & Khanna 1987, S. 251)

[14] Nārāyana gilt als ein Aspekt des Gottes Vishnu, dem Erhalter (vgl. Mookerjee & Khanna 1987, S. 249)

[15] Krishna: Inkarantion des Gottes Visnu, der göttliche Liebhaber (vgl. Mookerjee & Khanna 1987, S. 248)

[16] wird im Kapitel B6 näher erläutert

[17] Karma: über den Tod hinaus wirkende Gesetz von Ursache und Wirkung (vgl. Stecher 2002, S.57)

[18] Der Anhang auf Seite I enthält einen Fragenkatalog zum Finden des richtigen Mantra

[19] Bhūtas: die 5 Elemente der Materie (Woodroofe 1955, S. 246)

[20] sprich „Dschapa“ [Wiederholung des Mantra]

[21] samadhi: die tiefe Meditation, Trance, überbewußter Zustand, in der die Identifikation verwirklicht wird, das letztendliche Ziel des Yoga (Mookerjee & Khanna 1987, S. 250)

[22] Chakra bedeutet soviel wie Rad oder Kreis (vgl. Stecher 2002, S.43).

[23] Zusätzlich zur Tabelle 4 befindet sich im Anhang (Kapitel G2) eine noch ausführlichere Zuordnung der einzelnen Chakren incl. der spezifischen Körperregionen.

[24] Kundalinī: ruhende psychische Kraft, die wie eine Schlange aufgerollt an der Basis der Wirbelsäule liegt (Mookerjee & Khanna 1987, S. 248)

[25] śaktί: kinetischer Aspekt des höchsten Prinzips; die Kraft, die alle Schöpfung durchdringt; durch die göttliche Gemahlinvon Śiva (Mookerjee & Khanna 1987, S. 250)

[26] wird nicht näher beschrieben, vermutlich ein Sanskrit Text

Ende der Leseprobe aus 131 Seiten

Details

Titel
Die körperliche und seelische Harmonisierung durch Mantren
Hochschule
Hochschule Zittau/Görlitz; Standort Görlitz
Veranstaltung
Kommunikationspsychologie
Note
1
Autor
Jahr
2006
Seiten
131
Katalognummer
V211540
ISBN (eBook)
9783656393771
ISBN (Buch)
9783656395119
Dateigröße
4885 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
harmonisierung, mantren
Arbeit zitieren
André Mittelsdorf (Autor:in), 2006, Die körperliche und seelische Harmonisierung durch Mantren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211540

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