Der Krieg 1973 stellte den spektakulären Ausgangspunkt der amerikanischen Nahostpolitik eines Jahrzehnts, in dem der 1979 zwischen Ägypten und Israel geschlossene Friedensvertrag „den sensationellen Schlussstein eines von den USA inspirierten und geführten Prozesses, der wesentlich der Gewährleistung ihrer eigenen Interessen dienen sollte“ (Sack 1988, 5), dar. Am 26. März 1979 unterzeichneten der israelische Ministerpräsident Menachem Begin und der ägyptische Präsident Anwar El-Sadat unter der Vermittlung des damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter den israelisch-ägyptischen Friedensvertrag. Ziel der Untersuchung dieser Hausarbeit ist es, die Rolle der USA im regionalen Konflikt zwischen Israel und Ägypten zu analysieren. Der Betrachtungszeitraum soll dabei die Amts-zeit von Sicherheitsberater und Außenminister Kissinger sowie Präsident Carter sein.
Im Mittelpunkt stehen dabei die politischen Interessen der USA und die Frage, warum sich die Vereinigten Staaten tief in den israelisch-arabischen Konflikt sowie die Versuche ihn zu regeln verwickelt hatten. Hierzu soll im dritten Abschnitt geklärt werden, welches die Interessen der USA in der Region und im Kontext des Konflikts während des Betrachtungszeitraums waren. Denn diese hatten seit dem Juni-Krieg 1967 das vehemente Interesse, den Konflikt zu entschärfen bzw. zu beenden oder ihn stabil zu regeln. Um einen Einblick in die Geschehnisse und die Situation des Nahostkonfliktes in den 1970er Jahren zu verstehen, verschafft diese Arbeit zu Beginn einen Überblick über etwaige Landabtretungen und Kriegsgeschehen. Darauf aufbauend verdeutlicht Punkt 2 die Verhandlungsgespräche in Camp David, die mit Hilfe der USA zum Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel führten. Den Einfluss der Sowjetunion und der arabischen Welt auf den Nahostkonflikt bzw. die Friedensverhandlungen und die Folgen des Friedensvertrages in Punkt 3.2 und 3.4 geben mehr Verständnis und Hintergrundwissen zur eigentlichen Themenfrage: Aus welchen Gründen versuchte die USA so vehement den Nahostkonflikt zu stabilisieren oder zu beenden?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Situation im Nahostkonflikt
3. Friedensverhandlungen in Camp David
3.1 Prozess der Verhandlungen
3.2 Einfluss und Drohungen anderer Staaten
3.3 Intention der USA als „Streitschlichter“
3.4 Ergebnisse und Folgen
4. Schluss
5. Bibliographie
1. EINLEITUNG
Der Krieg 1973 stellte den spektakulären Ausgangspunkt der amerikanischen Nahostpoli- tik eines Jahrzehnts, in dem der 1979 zwischen Ägypten und Israel geschlossene Frie- densvertrag „den sensationellen Schlussstein eines von den USA inspirierten und geführ- ten Prozesses, der wesentlich der Gewährleistung ihrer eigenen Interessen dienen sollte“ (Sack 1988, 5), dar. Am 26. März 1979 unterzeichneten der israelische Ministerpräsident Menachem Begin und der ägyptische Präsident Anwar El-Sadat unter der Vermittlung des damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter den israelisch-ägyptischen Friedensvertrag. Ziel der Untersuchung dieser Hausarbeit ist es, die Rolle der USA im regionalen Konflikt zwi- schen Israel und Ägypten zu analysieren. Der Betrachtungszeitraum soll dabei die Amts- zeit von Sicherheitsberater und Außenminister Kissinger sowie Präsident Carter sein. Im Mittelpunkt stehen dabei die politischen Interessen der USA und die Frage, warum sich die Vereinigten Staaten tief in den israelisch-arabischen Konflikt sowie die Versuche ihn zu regeln verwickelt hatten. Hierzu soll im dritten Abschnitt geklärt werden, welches die Interessen der USA in der Region und im Kontext des Konflikts während des Betrach- tungszeitraums waren. Denn diese hatten seit dem Juni-Krieg 1967 das vehemente Interes- se, den Konflikt zu entschärfen bzw. zu beenden oder ihn stabil zu regeln. Um einen Ein- blick in die Geschehnisse und die Situation des Nahostkonfliktes in den 1970er Jahren zu verstehen, verschafft diese Arbeit zu Beginn einen Überblick über etwaige Landabtretun- gen und Kriegsgeschehen. Darauf aufbauend verdeutlicht Punkt 2 die Verhandlungsge- spräche in Camp David, die mit Hilfe der USA zum Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel führten. Den Einfluss der Sowjetunion und der arabischen Welt auf den Nah- ostkonflikt bzw. die Friedensverhandlungen und die Folgen des Friedensvertrages in Punkt 3.2 und 3.4 geben mehr Verständnis und Hintergrundwissen zur eigentlichen The- menfrage: Aus welchen Gründen versuchte die USA so vehement den Nahostkonflikt zu stabilisieren oder zu beenden?
2. SITUATION IM AHOSTKONFLIKT
Während des Sechstagekrieges 1967 besetzten israelische Truppen die Sinai-Halbinsel, den unter ägyptischer Verwaltung stehenden Gaza-Streifen und das Ostufer des Suezka- nals. Darüber hinaus eroberte Israel die bis dahin zu Syrien gehörenden strategisch wichti- gen Golanhöhen und den jordanischen Ostteil Jerusalems, das Westjordanland. Jedoch erklärt der UN-Sicherheitsrat seit dem Ende des 2. Weltkrieges den Erwerb von Territori- en durch Krieg oder kriegerische Mittel (z.B.: Annexion) für unzulässig (vgl. Hertz 2009,
1ff), weshalb Israel sich bereiterklärte, das Sinai-Gebiet an Ägypten abzutreten, ohne je- doch alle Truppen abzuziehen. Damit sah Israel die Erfüllung der Resolution 242 als er- füllt. Als Antwort auf die Rückgabeforderungen der Territorien von UN-Sicherheitsrat und den betroffenen arabischen Staaten beginnt Israel die eroberten Gebiete systematisch zu besiedeln. Infolge des Sechstagekrieges kommt es immer wieder zu Auseinanderset- zungen zwischen Israel und den betroffenen arabischen Staaten. 1973 finden die feindli- chen Auseinandersetzungen ihren Höhepunkt im Jom-Kippur-Krieg bzw. Oktoberkrieg, in dem es Ägypten und Syrien gelingt, einige auf der Sinai-Halbinsel stationierten israeli- schen Truppen zu schlagen. Allerdings gelingt es den Arabern aufgrund der militärischen Übermacht Israels nicht, die Gebiete längere Zeit für sich zu beanspruchen. Der Rück- schlag Israels, die bereits 220 Km vor Kairo stehen, kann nur durch starken Druck der USA verhindert werden. Als Folge des Krieges verhängten die arabischen erdölexportie- renden Länder ein Ölembargo über Israel und seine westlichen Verbündeten und drossel- ten die Ölförderung. Das als politische Waffe fungierende Embargo führte zu einem mas- siven Ansteigen der Rohölpreise und zeigte den Industrienationen ihre Abhängigkeit vom arabischen Erdöl auf. Eine Weltwirtschaftskrise war die Folge. Die Ägypter gewannen dadurch zusätzlichen Verhandlungsspielraum. (vgl. Hohensee 1996, 68ff)
Während die USA seit Ende des 2. Weltkrieges stets die Bestrebungen hatte, den Nahen Osten politisch und strategisch der ihnen dominierten Sphäre zuzuordnen und sich der örtlichen Energieversorgung zu versichern und dadurch in den Status des „Patrons“ (Sack 1988, 4) der Mehrzahl der Staaten rückte, verstand die UdSSR darin eine Bedrohung ihrer sicherheits- und ordnungspolitischen Interessen. Seitdem die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion vom Juni-Krieg 1967 zum ersten Mal direkt in den Nahostkonflikt hineinge- zogen wurden, verstärkte sich die Rolle der beiden Supermächte und verschärfte sich auch die Dauerkrise zwischen den regionalen Akteuren, die aus amerikanischer Sicht nun schnellstmöglich einer Regelung verlangte. Eine besondere Facette bezüglich aller Ver- handlungsziele und -absichten der USA bildete stets die außergewöhnliche Beziehung zu Israel. 1967 führten beide Staaten zum ersten Mal im Bündnis Krieg und obwohl sie un- mittelbare Interessen teilten, gingen ihre längerfristigen Pläne doch auseinander. (vgl. ebd., 4ff)
„Im Bewußtsein von Washingtons Garantien und Unterstützung führte der zi- onistische Staat einen entscheidenden Schlag gegen Ägypten und Syrien, die Hochburgen des radikalisierten arabischen Nationalismus. Gleichzeitig ver- folgte Israel ein ganz eigenes Ziel: Es machte seine Eroberung ganz Palästinas westlich des Jordan komplett und besetzte die Westbank in einem Krieg gegen das jordanische Königreich, der in den Plänen Washingtons nicht vorgesehen war. Im Sechs-Tage-Krieg wurden also verdeckt zwei Kriege ausgetragen: Ein Krieg im Interesse der USA wie Israels gegen ihren gemeinsamen Feind – den arabischen Nationalismus und ein weiterer Krieg gegen Jordanien ausschließ- lich im Interesse Israels zur Umsetzung des zionistischen Projekts.“ (Achcar 2006)
Ab 1973 machten die USA den traditionellen Wunsch Israels nach Sezession des arabi- schen Lagers und Segregation des Konflikts zu ihrer regionalpolitischen Maxime. Damit versuchten sie ihr eigentliches Hauptziel, das Ziel eine regionale „Pax Americana“ (ebd.), zu etablieren.
„Anders gesagt, die USA wollten zeigen, daß sie Israel genügend Konzessio- nen abringen konnten, damit die Staaten, die eine US-Oberherrschaft akzep- tierten, dem anhaltenden Kriegszustand, der ihre Ressourcen aufbrauchte, oh- ne Gesichtsverlust entgehen konnten. Die von Henry Kissinger entwickelte Strategie zielte auf eine Reihe separater Abkommen, angefangen mit einem ägyptisch-israelischen Abkommen.“ (ebd.) Schließlich kam es 1978 zum amerikanisch geführten Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten.
3. FRIEDENSVERHANDLUNGEN IN CAMP DAVID
3.1 Prozess der Verhandlungen
Seitdem Carter die Regierung innehatte ging es in den Verhandlungen im Wesentlichen um zwei Problempunkte. Zum einen um das ägyptisch-israelische Verhältnis einschließ- lich der Frage des Rückzug der israelischen Truppen von der Sinai-Halbinsel und zum anderen um die zukünftigen politisch-rechtlichen Status des Westjordanlandes und des Gazastreifens.
„Drei Elemente identifizierte die Carter-Administration dabei als wesentlich: die Definition und Sicherung von dauerhaftem Frieden, die Eingrenzung von Territorien und die verbindliche Festlegung der entsprechenden Grenzlinien sowie eine Befriedung der Interessen und Aspirationen der Palästinenser.“ (Sack 1988, 219)
Am 17. September 1978 trafen sich der israelische Ministerpräsident Menachem Begin und der ägyptische Präsident Anwar El-Sadat in Camp David (Maryland/ USA) um einen historisch wichtigen Schritt aufbauend auf der Resolution 242 des UN-Sicherheitsrates in Richtung Frieden bzw. Friedenssicherung im Nahen Osten zu erwirken. Präsident Carter sprach sich, der Wichtigkeit anderer betroffener Staaten im Nahostfriedensprozess erkennend, für eine vielseitige Annäherung aus. Die Vereinigten Staaten wollten einen Friedensplan entlang den Richtlinien der Genfer Konferenz (1954) erzwingen. Unter dem Druck und Drohungen anderer arabischer und osteuropäischer Staaten konnte der Friedensprozess nicht voranschreiten. Sadat wollte die Halbinsel Sinai, das Westjordanland, Syriens Golanhöhen und Ostjerusalem zurück. Im Gegenzug versprach er Israel Frieden. Unter dem Druck und Drohungen anderer arabischer und osteuropäischer Staaten konnte der Friedensprozess nicht voranschreiten. Die Gespräche kamen immer wieder ins Stocken, vor allem aufgrund Sinais und des Westjordanlandes. Daher kam es 5. September 1978 zu einem Treffen zwischen Sadat und Begin in Camp David, wo 12 Tage unter amerikanischer Leitung Verhandlungen geführt wurden. Der Konflikt war dank eines einzigen Verhandlungstextes (SingleNegotiationText = SNT) mittelbar. Nach und nach wurden beiden Präsidenten die überarbeiteten Verhandlungstexte (SNT1-SNT5) vorgelegt, wobei die Mittler zu jederzeit wussten, aus welchen Gründen sich jede Seite gegen SNT1-SNT4 aussprachen. Wichtig ist, “that this process appear to be fair to both sides and not be divisive. The parties should keep in mind that they are agreeing merely on the SNT which will only loosely influence the final outcome.” (Raiffa 1982, 217) Es war nicht vermeidbar, dass eine Veränderung von SNT5 zu Gunsten einer Seite, auf Kosten der anderen gehen würde.
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- Quote paper
- Patrick Poliudovardas (Author), 2011, Die Rolle der USA bei den Friedensverhandlungen zwischen Ägypten und Israel im Nahostkonflikt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210996