Es handelt sich bei dieser Arbeit um eine Erklärung von Jean Piagets Theorie zur kognitiven Entwicklung anhand seines Stufenmodells und eine Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachteilen seiner Theorie. Weiterhin werden die Begriffe Akkomodation und Assimilation thematisiert (Beziehung des Kindes zu seiner Umwelt).
Psychologie
Thema:Jean Piaget – Theorie der kognitiven Entwicklung
Piagets Theorie zur kognitiven Entwicklung basiert auf einem von ihm aufgestellten Stufenmodell.
Dieses Modell gliedert sich in vier Phasen, in denen festgelegt ist, was und wie Kinder in welchem Alter lernen und welche Fähigkeiten sie erwerben.
Die erste Phase, genannt sensomotorische Phase, dauert nach Piaget von Geburt an bis zum zweiten Lebensjahr.
Die Kinder entwickeln dort viele kognitive Leistungen und Strukturen. Sie reagieren mit verzögerter Nachahmung und beginnen Gegenständen nachzugucken. Bis zum Alter von zwei Jahren haben sie eine Objektpermanenz entwickelt, was bedeutet, dass die Kinder wissen, dass ein Gegenstand immer noch existiert auch wenn er nicht da ist.
In der präoperationalen Phase, der zweiten Phase im Alter von zwei bis sieben Jahren glauben die Kinder noch alles was sie sehen. Sie sind unfähig die Perspektive eines anderen einzunehmen (Egozentrismus) und berücksichtigen bei Aufgaben nur ein Merkmal oder nehmen nur einen zentralen Punkt wahr (Zentrierung).
In der dritten, der konkret-operationalen Phase (7–12 Jahre) erwerben die Kinder die Fähigkeit dezentriert zu denken und können somit ein Verständnis für Volumen, Dimensionen und Zahlen entwickeln.
Es gelingt ihnen logisch und schlussfolgernd zu denken.
Die letzte Phase, die formal-operationale Phase (ab 12 Jahren), ermöglicht es den Kindern laut Piaget logisch zu denken, das Besondere aus einem Zusammenhang zu erkennen und ihr Wissen präzise einzusetzen (deduktives Denken).
Ich stehe diesem Modell kritisch gegenüber, weil Piagets Erkenntnisse zur kognitiven Entwicklung hauptsächlich aus der Beobachtung des Verhaltens seiner eigenen Kinder besteht, die er für normal entwickelt hielt. Er hat demnach keine wissenschaftlichen Belege für seine Theorie, sondern überträgt seine Beobachtungen nur auf die Allgemeinheit.
Kritisch sehe ich auch, dass das Modell stufenweise aufgebaut und in Altersklassen eingeteilt ist.
Das bedeutet, erst wenn das Kind eine Stufe durchlaufen hat, kann es eine neue erreichen.
Es besteht nicht die Möglichkeit eine Stufe zu überspringen.
Heute weiß man jedoch, dass sich Kinder nicht alle gleichermaßen schnell entwickeln und z.B. schon ein Dreijähriger in verschiedenen Bereichen einen Entwicklungstand von einem vierjährigen Kind haben kann.
Das widerspricht demzufolge Piagets Theorie.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Piaget nur die kognitive Entwicklung berücksichtigt und andere für die Entwicklung wichtige Bereiche wie z.B. soziale Fähigkeiten nicht mit einbezieht.
Sein Stufenmodell sagt aus, dass Kinder vor Vollendung des sechsten Lebensjahres noch nicht in der Lage sind ihre Umgebung objektiv zu betrachten, weil sie bis dahin noch kein Bewusstsein ihres eigenen Ichs hätten.
Ich denke, dass einige Kinder bereits vor Vollendung des sechsten Lebensjahres in der Lage sind zwischen Realität, Träumen und Erinnerungen zu unterscheiden, besonders wenn sie dazu die Unterstützung von ihrer Umwelt bekommen.
Das kann z.B. in der Kita passieren, indem man versucht mit Hilfe von Geschichten oder dem Sprechen über die Träume der Kinder mit den Kindern den Unterschied zwischen Wirklichkeit und Illusion näher zu bringen.
Ein weiterer Punkt gegen Piagets Theorie ist, dass sein Stufenmodell einen Zeitraum von über zwölf Jahren umfasst und demnach bis dahin alle Kinder im gleichen Alter zur gleichen Zeit dasselbe erlernen müssten.
Dagegen spricht allerdings, dass jedes Kind ein Individuum darstellt und unter unterschiedlichsten Lebensumständen bzw. Umwelteinflüssen aufwächst.
Kinder die stark in ihrer Entwicklung gefördert werden, können gleichaltrigen Kindern weit voraus sein. Umgekehrt gilt dasselbe.
Dazu kommt, dass jedes Kind eigene und unterschiedliche Bedürfnisse entwickelt.
Ein Vorteil ist allerdings, dass man in Bezug auf die kognitive Entwicklung eine ungefähre Richtlinie hat.
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- Anonym (Author), 2012, Gedanken zu Jean Piagets "Theorie der kognitiven Entwicklung" (Stufenmodell) , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210673