Oft wird man in Medien durch Filme, wie zum Beispiel Avatar, Waterworld oder auch Star Trek mit dem Thema Utopie konfrontiert. Viele sind sich dabei gar nicht bewusst, dass es sich bei diesen Darstellungen um Utopien handelt, ein Begriff, der erstmals von Thomas Morus im 16. Jahrhundert geprägt wurde, wobei Utopie zu einem Genre der politischen Literatur gehöre, was jede Generation und politische Strömung wieder neu für sich interpretiert habe. Die vorliegende didaktische Hausarbeit befasst sich mit dieser Thematik. Der sächsische Lehrplan der Klassenstufe 10 des Gymnasiums sieht vor, dass die Schüler in der Lage sind, sich zu ausgewählten Utopien zu positionieren. Ziel ist es, den Utopiebegriff zu klären und anhand von Auszügen aus Thomas Morus Werk Utopia Merkmale zu finden.
Zu Beginn der Sachanalyse wird zunächst der Utopiebegriff geklärt, wobei sich diese Unterrichtseinheit vor allem auf die Definition aus Zedlers Universallexikon stützt. Utopie, eine Zusammensetzung aus griechischen Begriffen, lässt sich als Nichtort oder Nirgendwo übersetzen und beschreibt eine fiktive Gesellschaftsform an einem imaginären Ort, welche ein Idealbild eines Staates verkörpern soll. Anschließend folgt die Vorstellung von Thomas Morus Gesellschaftsentwurf Utopia . Danach schließt sich eine Auseinandersetzung mit ausgewählten Textauszügen an, welche auch die Basis des Unterrichts bilden sollen. In dem Abschnitt der didaktisch-methodischen Vorüberlegungen werden zunächst die Klarheiten erläutert, welche die Schüler gewinnen sollen. In der didaktischen Umsetzung soll die Unterrichtseinheit Schritt für Schritt erläutert werden. Ziel ist es, die Schüler in die Lage zu versetzen, das Gelernte auch auf andere Utopien beziehungsweise auf die eigene Sichtweise der Gesellschaft zu übertragen und darzustellen, welche Vorzüge utopische Ideen auch im 21.Jahrhundert noch haben können.
Inhalt
1. Einleitung
2. Sachanalyse
2.1 Zielstellung
2.2 Der Utopiebegriff
2.3 Utopia
2.3.1 Auswahl der Textstelle
2.4 Zusammenfassung
3. Didaktische Vorüberlegung
4. Didaktische Umsetzung
4.1 Erste Unterrichtseinheit
4.2 Zweite Unterrichtseinheit
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
7. Anhang
7.1 Fragebogen
7.2 Bild
7.3 Definition
7.4 Textauszug 1
7.5 Hausaufgabe: Textauszug 2
7.6 Textauszug 3
1. Einleitung
Oft wird man in Medien durch Filme, wie zum Beispiel Avatar, Waterworld oder auch Star Trek mit dem Thema Utopie konfrontiert. Viele sind sich dabei gar nicht bewusst, dass es sich bei diesen Darstellungen um Utopien handelt, ein Begriff, der erstmals von Thomas Morus im 16. Jahrhundert geprägt wurde, wobei Utopie zu einem Genre der politischen Literatur gehöre, was jede Generation und politische Strömung wieder neu für sich interpretiert habe.[1] Die vorliegende didaktische Hausarbeit befasst sich mit dieser Thematik. Der sächsische Lehrplan der Klassenstufe 10 des Gymnasiums sieht vor, dass die Schüler[2] in der Lage sind, sich zu ausgewählten Utopien zu positionieren. Ziel ist es, den Utopiebegriff zu klären und anhand von Auszügen aus Thomas Morus Werk Utopia Merkmale zu finden.
Zu Beginn der Sachanalyse wird zunächst der Utopiebegriff geklärt, wobei sich diese Unterrichtseinheit vor allem auf die Definition aus Zedlers Universallexikon stützt. Utopie, eine Zusammensetzung aus griechischen Begriffen, lässt sich als Nichtort oder Nirgendwo übersetzen und beschreibt eine fiktive Gesellschaftsform an einem imaginären Ort, welche ein Idealbild eines Staates verkörpern soll. Anschließend folgt die Vorstellung von Thomas Morus Gesellschaftsentwurf Utopia[3]. Danach schließt sich eine Auseinandersetzung mit ausgewählten Textauszügen an, welche auch die Basis des Unterrichts bilden sollen. In dem Abschnitt der didaktisch-methodischen Vorüberlegungen werden zunächst die Klarheiten erläutert, welche die Schüler gewinnen sollen. In der didaktischen Umsetzung soll die Unterrichtseinheit Schritt für Schritt erläutert werden. Ziel ist es, die Schüler in die Lage zu versetzen, das Gelernte auch auf andere Utopien beziehungsweise auf die eigene Sichtweise der Gesellschaft zu übertragen und darzustellen, welche Vorzüge utopische Ideen auch im 21.Jahrhundert noch haben können.
2. Sachanalyse
2.1 Zielstellung
Ziel der Hausarbeit ist es, diverse Fragen, die auch die Basis für die Definition der Enzyklopädie der Philosophie sind, anhand Morus Entwurfs zu klären. Utopien begegnen uns überall, deshalb soll erläutert werden, was eine Utopie zu einer Utopie macht, welche Thematik beziehungsweise welche Veränderungen sich daraus ergeben und welchen Nutzen man aus diesen Konzepten auch für die heutige Gesellschaft ziehen kann. Morus Utopia ist deshalb von so großer Bedeutung, da es die utilitaristische Rationalität in allen gemeinen Aspekten erprobt.[4] Die Vernunft nimmt dabei den obersten Stellenwert ein und das Privatwohl wird stets dem Allgemeininteresse untergeordnet. Zwar können Utopien gesellschaftliche Problemzustände nicht unmittelbar lösen, jedoch bieten sie die Diskussionsbasis.[5] Da nahezu alle Lebensbereiche klar geregelt werden, bietet Utopia ein umfangreiches Repertoire für alle möglichen Ansätze. Im Folgenden soll sich auf drei Aspekte beschränkt werden: 1. Was ist Utopia und wodurch lässt es sich definieren? 2. Was kennzeichnet die politische Struktur und 3. Wie leben die Menschen miteinander und was zeichnet die Gesellschaft aus? Natürlich gibt es noch viel mehr Aspekte, vor allem den der Religion und der Abschaffung des Privateigentums, welche am Rande der Unterrichtseinheit angesprochen werden. Doch da die Konzeption nur für wenige Unterrichtsstunden ausgelegt ist, führt es zu weit im Einzelnen jeden Aspekt zu beleuchten. Deshalb wurden einzelne Gesichtspunkte ausgewählt, welche eine Positionierung der Schüler ermöglichen.
2.2 Der Utopiebegriff
Der Begriff Utopie setzt sich aus den griechischen Wörtern „ou“ für nicht und „topos“ – der Ort zusammen. Somit kann man Utopie mit Nichtort, Nichtland oder auch Nirgendwo übersetzen.[6] Im Allgemeinen beschreibt eine Utopie eine Vorstellung einer bisher noch nicht realisierten Gemeinschaft. Das heißt, eine Gesellschaftsfiktion, welche ein besseres Leben darstellen soll.[7] Heutzutage beinhaltet dieser Begriff oft auch eine negative Bedeutung und Utopien werden als Träumereien abgetan.[8] Aber das Thema der Unterrichtsstunde soll der positive Utopiebegriff sein, als eine „für das politische und soziale Handeln notwendige oder empfehlenswerte Idee“[9]. Ziel von Utopien ist es, im Bewusstsein, dass solche Staatsideen zwar nie im Ganzen umgesetzt werden können, trotzdem aber einen Anstoß geben, die eigene Gesellschaft fortwährend zu überdenken, damit es nicht zu einer restaurativen Stagnation komme.[10] Utopien sollen keine perfekt umsetzbare Gesellschaft darstellen, aber zur Verbesserung der momentanen Zustände beitragen.[11] Deshalb ist dieses Thema auch in der heutigen Gesellschaft sehr aktuell.
Thomas Morus (oder auch Sir Thomas More) prägte diesen Begriff 1516 in seinem Werk: „Ein wahrhaft goldenes Büchlein der besten Staatsverfassung und von der neuen Insel Utopia“[12]. Vorläufer kann man auch schon in Mythen und Märchen sehen, jedoch mit dem Unterschied, dass diese keinen Anspruch auf Realität vertreten.[13] Morus entwarf den fiktiven Staat Utopia als Kritik an den Zuständen Europas seiner Zeit. Man spricht im Gegensatz zu einer Zeit-Utopie, welche auf einen bestimmten Zeitraum festgesetzt ist, von einer Raum-Utopie.[14] Als Merkmale gelten unter anderem: Isolation, Selektion und Idealität, sowie Autarkie.[15] Es gibt viele verschiedene Forschungsansätze und Schulen zum Utopiebegriff, doch diese aufzuführen soll nicht Thema dieser Arbeit sein. Es sei nur so viel gesagt, dass im Gegensatz zum sozialpsychologischen oder totalitarismustheoretischen Utopiebegriff vom Klassischen ausgegangen wird.[16] Bereits mit der Definition von Zedler[17], einem Universallexikon des 18. Jahrhunderts, wurden die wichtigsten Inhalte, unter dem Verweis „Schlaraffenland“, genannt. Diese Definition stellt die Basis des hier zu erarbeitenden Utopiebegriffs dar.
2.3 Utopia
Morus Utopia ist eine Kritik der herrschenden sozialen und politischen Verhältnisse seiner Zeit[18], welche von Arbeitslosigkeit, hohen Nahrungsmittelpreisen und Verarmung geprägt war.[19] Mit dem Entwurf eines fiktiven Staates hatte er die Möglichkeit Sozialkritik zu üben. Sein Werk teilt sich in zwei Bücher. In dem ersten wird eine einführende Rahmenhandlung gegeben, welche dazu dient, Utopia als leuchtendes Gegenteil zu den europäischen Zuständen vorzustellen.[20] Jedoch soll das erste Buch nicht Thema der Konzeption sein. Vielmehr ist das zweite Buch von Belang, in dem Morus selbst, während er sich mit seinem Freund Peter Giles unterhält, detailliert die Zustände in Utopia von dem Reisenden Raphael Hythlodaeus beschrieben bekommt. Hythlodaeus berichtet von einer fernen, glücklichen Insel namens Utopia.[21] Jedoch darf man dieses Werk nicht frei von Skepsis lesen, denn er formuliert weniger einen allgemeingültigen Entwurf, wie ein idealer Staat auszusehen hat, eher will er den Anstoß zu Veränderung der Gesellschaften seiner Zeit geben. Da er sich fortwährend der Ironie bedient, wird deutlich, dass dieser Roman nicht eins zu eins in die Realität umzusetzen ist.
Das Buch setzt sich aus fünf Kapiteln zusammen, welche nacheinander abgehandelt werden. Zunächst wird die geografische Lage beschrieben, danach folgt die sozioökonomische Ordnung, das bedeutet die Regelung von Arbeit, Freizeit und Handel. Auch wird die Lebensphilosophie, welche auch das Bildungs- und Erziehungssystem beinhaltet, aufgezeigt. Danach folgt ein Abschnitt über das Kriegswesen und das letzte Kapitel regelt die religiösen Verhältnisse. Ein Prinzip, welches sich durch alle Kapitel zieht, ist das der Vernunft. So schreibt Schölderle: „Für vernünftig halten die Utopier […] was den Gesamtnutzen des Gemeinwesens maximiert“[22]. Utopia ist ein Vernunftexperiment, deren Voraussetzung die Isolation ist, was durch die Insellage sichergestellt wird.[23] Die Menschen leben nach einem Grundprinzip, welches beinhaltet, dass jedes Mitglied den Geboten der Vernunft nach zu handeln habe. Dies sei notwendig für die Erfüllung des persönlichen Glücks, wobei das Allgemeinwohl aber die oberste Priorität habe.[24] Das Vernunftprinzip zeigt sich vor allem in der Religionsfrage. Zwar sei jedem freigestellt ob er Sonne, Mond oder andere Gottheiten verehre, jedoch glaube der vernünftigste Teil der Utopier an „ein einziges, unbekanntes, ewiges, unendliches, unbegreifliches göttliches Wesen“[25]. Morus erträumte sich keinen heidnischen Staat und deshalb versuchte er wieder den Bogen zum Katholizismus zu schließen, obwohl dem einige Praktiken wie die Euthanasie[26], Frauenpriesteramt[27] oder die Aufhebung des Zölibats[28] widersprechen.[29] Des Weiteren ist ein wichtiges Prinzip, dass es in Utopia kein Privateigentum gibt, alles gehört allen gemeinsam. Geld wird nur zum Handel treiben mit anderen Staaten genutzt oder um Hilfstruppen anzuheuern.[30] Aus Gründen der Vernunft haben die Utopier auch nur wenige Gesetze, denn sie soll erstens jedermann verstehen und zweitens könne zahlreiche Gesetze niemand verinnerlichen.[31] Nahezu jeder Bereich des utopischen Lebens ist beschrieben: der Tagesablauf, die Anzahl der Kinder, Reisen oder auch die Ehe. An dieser Stelle können nicht alle Bereiche angesprochen werden. Deshalb werden im nächsten Abschnitt nur die Textauszüge vorgestellt, welche Thema des Unterrichts sein sollen.
2.3.1 Auswahl der Textstelle
TEXT 1[32]
Im Textauszug eins werden allgemeine Fakten zu Utopia genannt und vor allem geografische Gegebenheiten geklärt. Des Weiteren wird erläutert, wie das Zusammenleben funktioniert und wodurch die Familienstruktur gekennzeichnet ist. Den Haushaltsvorstand bilden Hausvater- und Mutter und „an der Spitze von je dreißig Haushaltungen steht ein Pyhlarch“[33]. Es herrscht allgemein eine patriarchalische Hierarchie und die Älteren bestimmen über die Jüngeren. Ein Spezifikum der utopischen Lebensweise ist, dass eine große gesellschaftliche Mobilität herrscht, die sich dadurch ausdrückt, dass 20 Bewohner eines Hauses alle 2 Jahre von der Stadt aufs Land oder vom Land in die Stadt ziehen. Ziel ist, dass jeder die entsprechende Qualifikation für Stadt- und Landleben erlernt und somit gleiche Chancen hergestellt werden.
[...]
[1] Herz 1999, S.41.
[2] Der Ausdruck Schüler gilt für beide Geschlechter.
[3] Morus 1995.
[4] Vgl. Schölderle 2010, S. 33.
[5] Vgl. Herz 1999, S.41.
[6] Vgl. Schölderle 2010, S.10.
[7] Vgl. Biesterfeld 1986, S.139.
[8] Vgl. Erzgräber 1985, S.13.
[9] Erzgräber 1985, S.13.
[10] Vgl. Erzgräber 1985, S.13.
[11] Vgl. Claeys 2011, S.59.
[12] Im fortlaufenden wird folgende Ausgabe genutzt: Morus, Thomas: Utopia, übersetzt von Ritter, Gerhard, Stuttgart 1995.
[13] Vgl. Biesterfeld 1986, S.140.
[14] Vgl. Erzgräber 1985, S.14.
[15] Vgl. Erzgräber 1985, S.17.
[16] Weiterführend dazu: Schölderle 2010, S.9ff.
[17] Zedler Lexikon Sp. 1828f.
[18] Vgl. Biesterfeld 1986, S.41.
[19] Vgl. Claeys 2011, S.60.
[20] Vgl. Biesterfeld 1986, S.41.
[21] Vgl. Schölderle 2010, S.24.
[22] Schölderle 2010, S.33.
[23] Vgl. Schölderle 2010, S.33.
[24] Vgl. Erzgräber 1986, S.32.
[25] Morus 1995, S.127.
[26] Siehe Morus 1995, S.106.
[27] Siehe Morus 1995, S.136.
[28] Siehe Morus 1995, S.136.
[29] Vgl. Schölderle 2010, S.44.
[30] Vgl. Biesterfeld 1985, S.18.
[31] Vgl. Morus 1995, S.111.
[32] Siehe Anhang S.20.
[33] Morus 1995, S.60.
- Quote paper
- Lisa Fäustel (Author), 2012, Der Utopiebegriff anhand von Thomas Morus "Utopia", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210339
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