Jeder kennt sie, die alten Geschichten der Götter und Heroen aus der Antike. Jeder kennt Charaktere wie den starken Herkules und die schöne Helena. Doch was ist der Grund dafür, dass uns diese Figuren auch heute noch im Fernsehen oder in der Literatur begegnen? Die Basis dafür schaffen die alten Mythen aus dem klassischen Altertum, die sich mit existenziellen Fragen des Lebens auseinandersetzen. Hierbei werden Werte wie Schuld, Rache oder Sühne verpackt in Geschichten, die den Menschen berühren, vermittelt . Da diese ethischen und moralischen Vorstellungen der Grundstock jeder Gesellschaft sind, lässt sich sagen, dass die Menschen „mit Mythen […] ihre Kultur erschaffen“ haben .
Der österreichische Schriftsteller und Kulturphilosoph Egon Friedell schreibt in einem seiner Bücher: „Unsere Mythologie lesen wir täglich dreimal in der Zei-tung“ . Damit spielt er auf die Präsenz der Themen der Mythologie in der heutigen Zeit an. In meiner Arbeit werde ich diese Präsenz mittels der Tragödie „Antigone“ von Sophokles an deren Rezeption „Die Berliner Antigone“ von Rolf Hochhuth darstellen. Beide Werke handeln von einer jungen Frau, die im Verstoß gegen das Rechtssystem der jeweiligen Zeit, ihren Bruder bestattet.
Der Vergleich der beiden Werke umfasst eine Charakterisierung der Personen, sowie eine ausführliche Darstellung des Konflikts zwischen Antigone bezie-hungsweise Anne und der Obrigkeit. Im Hinblick auf den historischen Rahmen der Tragödie und der Novelle werde ich die Umstände zur jeweiligen Zeit analy-sieren. Ziel meiner Arbeit ist es herauszufinden, welche Gründe Rolf Hochhuth dazu bewegt haben, die antike Figur der Antigone als Vorbild für seine Novelle zu nehmen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Präsenz des Mythos in der heutigen Zeit
- 2. Vorgeschichte: Fluch der Labdakiden
- 3. Sophokles antikes Drama „Antigone“
- 3.1 Zusammenfassung des Inhalts
- 3.2 Charakterisierung der Hauptpersonen
- 3.2.1 Antigone
- 3.2.2 Kreon
- 3.3 Konflikt
- 3.3.1 Gründe für den Konflikt
- 3.3.2 Folgen des Konflikts
- 4. Rolf Hochhuths Novelle „Die Berliner Antigone“
- 4.1 Zusammenfassung des Inhalts
- 4.2 Charakterisierung und Vergleich der Hauptpersonen
- 4.2.1 Anne
- 4.2.2 Generalrichter und Hitler in der Person der Obrigkeit
- 5. Historischer, politischer und sozialer Rahmen
- 5.1 Antike
- 5.2 Neuzeit
- 6. Antigone als Symbol der Revolution
- 7. Antigone eine zeitlose Thematik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Präsenz des Antigone-Mythos in der heutigen Zeit anhand eines Vergleichs zwischen Sophokles' Tragödie „Antigone“ und Rolf Hochhuths Novelle „Die Berliner Antigone“. Ziel ist es, die Gründe für Hochhuths Wahl der antiken Figur als Vorbild für seine Novelle zu ergründen. Der Vergleich umfasst die Charakterisierung der Hauptfiguren und eine Analyse des Konflikts zwischen den Protagonistinnen und der jeweiligen Obrigkeit im historischen Kontext beider Werke.
- Der Antigone-Mythos und seine zeitlose Relevanz
- Vergleich der Charaktere Antigone/Anne und Kreon/die Obrigkeit
- Der Konflikt zwischen individueller Moral und staatlichem Recht
- Die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe beider Werke
- Antigone als Symbol des Widerstands
Zusammenfassung der Kapitel
1. Präsenz des Mythos in der heutigen Zeit: Dieses Kapitel untersucht die anhaltende Relevanz antiker Mythen in der heutigen Gesellschaft. Es argumentiert, dass Mythen existenzielle Fragen des Lebens behandeln und ethische und moralische Werte vermitteln, die den Grundstock jeder Gesellschaft bilden. Die anhaltende Präsenz dieser Themen in Medien und Literatur wird als Beleg für ihre Bedeutung angeführt. Der Vergleich von Sophokles' „Antigone“ und Hochhuths „Berliner Antigone“ dient als Fallbeispiel für diese anhaltende Relevanz.
2. Vorgeschichte: Fluch der Labdakiden: Dieses Kapitel skizziert die Familiengeschichte der Labdakiden, die von einem Fluch belastet ist. Es beschreibt die Geschichte von Laios, Ödipus und Iokaste, die den Fluch und seine katastrophalen Folgen verdeutlicht. Die Vorgeschichte bietet Kontext für das Schicksal Antigones und ihrer Familie, indem sie das tragische Erbe und die unausweichlichen Konsequenzen der Taten der Vorfahren zeigt. Insbesondere die Rolle Ödipus' und seine Beziehung zu Antigone wird beleuchtet. Die Darstellung der Brutalität und der unversöhnlichen Konflikte innerhalb der Familie legt den Grundstein für das Verständnis von Antigones Handeln und der damit einhergehenden Tragik.
3. Sophokles antikes Drama „Antigone“: Dieses Kapitel analysiert Sophokles' „Antigone“, indem es den Inhalt zusammenfasst und die Hauptfiguren, Antigone und Kreon, charakterisiert. Der zentrale Konflikt zwischen Antigones religiösen Pflichten und Kreons staatlichem Recht wird ausführlich erörtert, wobei sowohl die persönlichen als auch die religiösen und gesellschaftlichen Gründe des Konflikts beleuchtet werden. Die weitreichenden Folgen dieses Konflikts für alle beteiligten Personen werden ebenfalls umfassend analysiert. Die Zusammenfassung konzentriert sich auf die komplexe Interaktion zwischen den Charakteren und den daraus resultierenden tragischen Ereignissen.
4. Rolf Hochhuths Novelle „Die Berliner Antigone“: Dieses Kapitel widmet sich Hochhuths „Berliner Antigone“. Es fasst den Inhalt zusammen und charakterisiert die Hauptfiguren, Anne und die als Obrigkeit dargestellte Figur, die sowohl den Generalrichter als auch Hitler repräsentiert. Der Vergleich der Hauptfiguren mit ihren antiken Vorbildern wird angestellt und die Parallelen und Unterschiede ihrer Handlungen und Motivationen werden herausgearbeitet. Die Analyse konzentriert sich auf die Aktualisierung des antiken Konflikts in den Kontext des Nationalsozialismus und dessen Auswirkungen auf das Verständnis des Widerstands gegen Unrecht.
5. Historischer, politischer und sozialer Rahmen: Dieses Kapitel beleuchtet den historischen, politischen und sozialen Kontext sowohl der antiken als auch der modernen Darstellung des Antigone-Mythos. Für die Antike werden Sophokles' Leben und das Verhältnis zwischen Bürger und Staat untersucht. Für die Neuzeit wird Hochhuths Lebenswerk und dessen kritische Auseinandersetzung mit dem NS-Regime beleuchtet. Die Kapitel verdeutlichen, wie die jeweiligen historischen Umstände den Konflikt zwischen Individuum und Staat prägen und interpretieren.
6. Antigone als Symbol der Revolution: Dieses Kapitel erörtert die Interpretation Antigones als Symbol des revolutionären Widerstands gegen autoritäre Machtstrukturen. Es analysiert, wie sowohl Sophokles' als auch Hochhuths Darstellung von Antigone als eine Figur verstanden werden kann, die sich für ihre Überzeugungen einsetzt und sich gegen die etablierte Ordnung stellt. Es wird auf die symbolische Bedeutung von Antigones Handeln im Kontext der jeweiligen Zeit eingegangen.
7. Antigone eine zeitlose Thematik: Dieses Kapitel befasst sich mit der anhaltenden Relevanz des Antigone-Mythos und seiner zeitlosen Thematik. Es unterstreicht, dass der Konflikt zwischen individuellem Gewissen und staatlicher Autorität auch in der Gegenwart von großer Bedeutung ist. Der Mythos wird als Quelle für die Auseinandersetzung mit ethischen und moralischen Fragen betrachtet, die für jede Gesellschaft und jedes Zeitalter relevant sind.
Schlüsselwörter
Antigone-Mythos, Sophokles, Rolf Hochhuth, „Die Berliner Antigone“, individuelles Gewissen, staatliches Recht, Widerstand, Autorität, Konflikt, Tragödie, Novelle, historischer Kontext, politischer Kontext, zeitlose Relevanz, Moral, Ethik.
Häufig gestellte Fragen zu "Antigone und die Berliner Antigone": Ein Vergleich
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht Sophokles' antikes Drama „Antigone“ mit Rolf Hochhuths Novelle „Die Berliner Antigone“. Der Fokus liegt auf der Präsenz des Antigone-Mythos in der heutigen Zeit, der Analyse der Hauptfiguren, dem Konflikt zwischen individueller Moral und staatlichem Recht, sowie dem historischen und politischen Kontext beider Werke. Die Arbeit untersucht, warum Hochhuth die antike Figur als Vorbild wählte und beleuchtet Antigone als Symbol des Widerstands.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Der Antigone-Mythos und seine zeitlose Relevanz; Vergleich der Charaktere Antigone/Anne und Kreon/die Obrigkeit; Der Konflikt zwischen individueller Moral und staatlichem Recht; Die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe beider Werke; Antigone als Symbol des Widerstands; Der Fluch der Labdakiden und dessen Einfluss auf Antigones Schicksal.
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: 1. Präsenz des Mythos in der heutigen Zeit; 2. Vorgeschichte: Fluch der Labdakiden; 3. Sophokles antikes Drama „Antigone“ (inkl. Inhaltszusammenfassung, Charakterisierung der Hauptpersonen und Konfliktanalyse); 4. Rolf Hochhuths Novelle „Die Berliner Antigone“ (inkl. Inhaltszusammenfassung und Charakterisierung der Hauptpersonen im Vergleich zu den antiken Vorbildern); 5. Historischer, politischer und sozialer Rahmen (Antike und Neuzeit); 6. Antigone als Symbol der Revolution; 7. Antigone eine zeitlose Thematik.
Wie werden Antigone und Kreon/die Obrigkeit charakterisiert?
Die Arbeit charakterisiert Antigone und Kreon in Sophokles' Drama und vergleicht sie mit Anne und der Obrigkeit (Generalrichter und Hitler) in Hochhuths Novelle. Der Vergleich beleuchtet Parallelen und Unterschiede in ihren Handlungen und Motivationen im Kontext ihrer jeweiligen Zeit.
Welcher Konflikt steht im Mittelpunkt der Analyse?
Der zentrale Konflikt ist der zwischen individueller Moral und staatlichem Recht. Antigones Handeln, getrieben von religiösen Pflichten, steht im Widerspruch zu Kreons/der Obrigkeit's staatlichen Gesetzen. Die Arbeit untersucht die Gründe und Folgen dieses Konflikts in beiden Werken.
Welche historische und politische Kontexte werden betrachtet?
Die Arbeit beleuchtet den historischen und politischen Kontext sowohl der antiken als auch der modernen Darstellung. Für die Antike wird Sophokles' Leben und das Verhältnis zwischen Bürger und Staat untersucht. Für die Neuzeit wird Hochhuths Lebenswerk und dessen kritische Auseinandersetzung mit dem NS-Regime beleuchtet.
Welche Bedeutung hat Antigone als Symbol?
Antigone wird als Symbol des revolutionären Widerstands gegen autoritäre Machtstrukturen interpretiert. Ihre Handlung wird als Ausdruck des Einsatzes für die eigenen Überzeugungen und des Widerstands gegen die etablierte Ordnung betrachtet.
Warum ist der Antigone-Mythos zeitlos relevant?
Der Antigone-Mythos ist zeitlos relevant, da der Konflikt zwischen individuellem Gewissen und staatlicher Autorität auch in der Gegenwart von großer Bedeutung ist. Der Mythos dient als Quelle zur Auseinandersetzung mit ethischen und moralischen Fragen, die für jede Gesellschaft und jedes Zeitalter relevant sind.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Antigone-Mythos, Sophokles, Rolf Hochhuth, „Die Berliner Antigone“, individuelles Gewissen, staatliches Recht, Widerstand, Autorität, Konflikt, Tragödie, Novelle, historischer Kontext, politischer Kontext, zeitlose Relevanz, Moral, Ethik.
- Quote paper
- Julia Peidli (Author), 2011, Der Antigone-Mythos. Vergleich der Tragödie von Sophokles und Rolf Hochhuths „Die Berliner Antigone“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210317