Einem unerschütterlichen Vertrauen in sich selbst und seine Arbeit und einem ungemein sturen Kopf, wie man ihn sonst nur von einem gewissen Bergvolk aus Eschberg kennt, ist es zu verdanken, dass Robert Schneiders Schlafes Bruder überhaupt veröffentlicht wurde. Obwohl er bereits für die Arbeit an seinem Erstlingsroman den „Abraham-Wounsell-Award“, ein amerikanisches Privatstipendium zur Förderung junger europäischer Autoren, erhielt, fand er nämlich nach der Vollendung im Jahr 1990 zunächst keinen Verlag, der sich seines Werkes annehmen wollte.
Erst zwei Jahre und 23 Ablehnungen später wagte der Leipziger Reclam Verlag, der bis dahin kaum Gegenwartsliteratur veröffentlicht hatte, eine vorsichtige Erstauflage von 4000 Exemplaren. Doch dank der weitgehend positiven Stellungnahmen der Kritiker in den größten Tages- und Wochenzeitungen und der Mundpropaganda auf der Buchmesse im Oktober waren bis zum Ende des Jahres bereits 40.000 Stück im Umlauf. Trotz des spärlichen Werbebudgets erregte Schlafes Bruder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit: Die Werksbesprechung im „Literarischen Quartett“ im November 1992, die Aufführung als Ballett durch das Pfalztheater Kaiserslautern, die Umwandlung in eine Oper durch den Komponisten Herbert Willi und vor allem die Verfilmung durch Joseph Vilsmaier trugen dazu bei, dass der Leser zu Robert Schneiders Schlafes Bruder griff. Nach der Erstausstrahlung des Films im Oktober 1995 gingen im Schnitt 90.000 Exemplare pro Monat über den Ladentisch, und auch 10 Jahre später finden sich immer noch zahlreiche Abnehmer.
Kaum zu glauben, dass 23 professionelle Verlage ein derartiges Potenzial eines Werkes nicht erkannt hatten. Und auch der Reclam Verlag bezweifelte einen möglichen Erfolg ihres Schützlings. Wie konnte es dazu kommen? Welche Faktoren trugen dazu bei, dass der Roman so oft abgelehnt wurde und warum konnte er doch noch zu einem derartigen Bestseller werden? Um diese Fragen beantworten zu können, wird im Folgenden versucht, sowohl das triviale als auch das hochliterarische Potential mit Hilfe der jeweiligen Definitionen von Nusser bzw. Heidebrand/Winko sowie einiger Rezensionen herauszufinden, und etwaige Problembereiche bzw. Gründe für die Ablehnung der Verlage herauszufiltern.
Inhaltsverzeichnis
- Der mühsame Weg zum Erfolg
- Zur Analyse von „Schlafes Bruder“
- Triviale Züge im Roman
- Hochliterarische Züge im Roman
- Gründe für die anfängliche Ablehnung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht den unerwarteten Erfolg von Robert Schneiders Roman „Schlafes Bruder“. Sie analysiert die Faktoren, die zur anfänglichen Ablehnung des Werkes durch Verlage führten, und die Gründe für seinen späteren Aufstieg zum Bestseller. Die Arbeit untersucht sowohl triviale als auch hochliterarische Aspekte des Romans und bewertet deren Beitrag zum Erfolg.
- Der mühsame Weg des Romans zur Veröffentlichung
- Analyse der trivialen Elemente in "Schlafes Bruder"
- Analyse der hochliterarischen Elemente in "Schlafes Bruder"
- Die Rolle der Kritik und des Marketings beim Erfolg des Romans
- Der Widerspruch zwischen anfänglicher Ablehnung und spätem Erfolg
Zusammenfassung der Kapitel
Der mühsame Weg zum Erfolg: Der Roman "Schlafes Bruder" von Robert Schneider erlebte einen ungewöhnlichen Weg zur Veröffentlichung. Trotz des bereits erhaltenen "Abraham-Wounsell-Awards" fand der Roman nach seiner Fertigstellung im Jahr 1990 zunächst keinen Verlag. Erst nach zwei Jahren und 23 Absagen wagte der Leipziger Reclam Verlag eine kleine Erstauflage. Der unerwartete Erfolg des Buches, angetrieben von positiven Kritiken, Mundpropaganda und Adaptionen in anderen Medien (Ballett, Oper, Film), steht im starken Kontrast zu der anfänglichen Ablehnung. Die Arbeit untersucht die Gründe für diese Diskrepanz zwischen dem initialen Misserfolg und dem späteren immensen Erfolg des Werkes.
Zur Analyse von „Schlafes Bruder“: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit und untersucht die vielschichtigen Aspekte, die zum Erfolg von "Schlafes Bruder" beitrugen. Der Roman besticht durch seine breite Anziehungskraft, die sowohl literarisch interessierte Leser als auch ein breiteres Publikum anspricht, was seine Aufnahme in den Schulkanon unterstreicht. Um dies zu erreichen, verbindet der Roman gekonnt triviale und hochliterarische Elemente, die im Folgenden getrennt, aber im Kontext ihrer Gesamtwirkung analysiert werden. Der Fokus liegt auf der Frage, wie diese Elemente zusammenwirken und zum übergreifenden Erfolg des Romans beitragen.
Triviale Züge im Roman: Dieser Abschnitt befasst sich mit den Aspekten des Romans, die ihn für ein breiteres Publikum zugänglich machen. Mittels Nusser's Definition von Trivialliteratur wird analysiert, wie Schneider durch die Schaffung einer abgeschlossenen fiktionalen Welt (Eschberg), die zeitliche und räumliche Distanz zur Realität des Lesers, Spannung durch Informationsverweigerung und die grundlegende Struktur einer "Dreiteilung" (Gewohntes - Ungewöhnliches - Gewohntes) ein fesselndes und unterhaltsames Leseerlebnis kreiert, ohne das Weltbild des Lesers nachhaltig zu beeinflussen. Die Analyse basiert auf der Vorstellung, dass der Roman das Publikum unterhält, ohne existentielle Herausforderungen zu stellen.
Häufig gestellte Fragen zu Robert Schneiders "Schlafes Bruder"
Was ist der Inhalt dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit analysiert den unerwarteten Erfolg von Robert Schneiders Roman "Schlafes Bruder". Sie untersucht den mühsamen Weg des Romans zur Veröffentlichung, die Gründe für die anfängliche Ablehnung durch Verlage und den späteren Aufstieg zum Bestseller. Die Arbeit analysiert sowohl triviale als auch hochliterarische Aspekte des Romans und bewertet deren Beitrag zum Gesamterfolg.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: den mühsamen Weg des Romans zur Veröffentlichung; die Analyse der trivialen Elemente in "Schlafes Bruder"; die Analyse der hochliterarischen Elemente in "Schlafes Bruder"; die Rolle der Kritik und des Marketings beim Erfolg des Romans; und den Widerspruch zwischen anfänglicher Ablehnung und spätem Erfolg.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel unterteilt, die den mühsamen Weg zum Erfolg des Romans, die Analyse von "Schlafes Bruder" (inklusive trivialer und hochliterarischer Züge), und eine Zusammenfassung behandeln. Die Analyse von "Schlafes Bruder" betrachtet den Roman in Bezug auf seine Trivialität und Hochliterarität und untersucht, wie diese Elemente zum Gesamterfolg beitragen.
Welche Aspekte des Romans werden als „trivial“ bezeichnet?
Die Arbeit analysiert die Elemente, die den Roman für ein breiteres Publikum zugänglich machen. Basierend auf Nusser's Definition von Trivialliteratur werden Aspekte wie die Schaffung einer abgeschlossenen fiktionalen Welt (Eschberg), die zeitliche und räumliche Distanz zur Realität, Spannung durch Informationsverweigerung und die dreiteilige Struktur (Gewohntes - Ungewöhnliches - Gewohntes) untersucht. Es wird herausgestellt, wie diese Elemente ein fesselndes Leseerlebnis schaffen, ohne das Weltbild des Lesers nachhaltig zu beeinflussen.
Welche Aspekte des Romans werden als „hochliterarisch“ bezeichnet?
Die Arbeit spezifiziert die hochliterarischen Aspekte von "Schlafes Bruder" nicht explizit in einer separaten Sektion. Jedoch wird impliziert, dass die Gegenüberstellung zu den trivialen Elementen diese definieren. Die hochliterarischen Aspekte tragen zusammen mit den trivialen Elementen zum Gesamterfolg und zur breiten Anziehungskraft des Romans bei.
Warum wurde "Schlafes Bruder" anfänglich abgelehnt?
Die Arbeit untersucht die Gründe für die anfängliche Ablehnung des Romans durch Verlage, obwohl der Roman bereits den "Abraham-Wounsell-Awards" erhalten hatte. Diese Gründe werden im Kontext des späteren Erfolgs analysiert, um die Diskrepanz zwischen initialem Misserfolg und späterem Erfolg zu erklären.
Welche Rolle spielte das Marketing und die Kritik?
Die Arbeit erwähnt die Rolle positiver Kritiken, Mundpropaganda und Adaptionen in anderen Medien (Ballett, Oper, Film) als wichtige Faktoren für den unerwarteten Erfolg des Romans nach seiner anfänglichen Ablehnung. Der genaue Einfluss dieser Faktoren auf den Erfolg wird analysiert.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zieht Schlussfolgerungen über die komplexen Faktoren, die zum Erfolg von "Schlafes Bruder" beitrugen. Sie zeigt, wie die Kombination aus trivialen und hochliterarischen Elementen, gepaart mit Marketing und kritischer Anerkennung, zu einem unerwarteten und anhaltenden Erfolg führen kann.
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- Caterina Kostenzer (Author), 2004, Zu Robert Schneiders "Schlafes Bruder". Warum der Roman ein Bestseller wurde, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210295