Diese Arbeit behandelt das Themas „Reliefausgleich durch Bodenerosion“. Geologen sehen im großen und ganzen den Zustand in Mitteleuropa seit Beginn des Holozän, ausgenommen der alpinen Zonen, als relativ stabil an. Es werden, die alpinen Zonen ausgeklammert, keine großen erosiven Ereignisse erwartet. Dies trifft im großen und ganzen auch zu; was heißt, dass das Relief heute aus der Vogelschau betrachtet noch immer in etwa dem Relief im frühen Holozän entspricht.
So ist die norddeutsche Tiefebene als Teil des „Great European Plain“ in der Hauptsache durch die großen Vereisungsphasen des Pleistozän gestaltet worden. Dieser Prozess der Gestaltung ist heute der Landschaft noch deutlich anzusehen und es ist auch möglich in dieser Landschaft die einzelnen landschaftsbildenden Vorgänge den einzelnen Vereisungsphasen zuzuordnen.
Auch können wir die Gebirge noch eindeutig den einzelnen Gebirgsbildungsphasen zuordnen. Daraus folgt, dass die Erosion wohl nicht so stark war und ist, dass es zu einem großräumigen Reliefausgleich kommt. Trotzdem ist aufgrund der Schwerkraft immer eine Tendenz zu einem Reliefausgleich vorhanden.
So gibt es viele relativ kleinräumige Ereignisse in denen es zur Erosion und Akkumulation kommt und somit nach den Gesetzen der Schwerkraft auch zu einem Reliefausgleich. Gerade diese relativ kleinräumigen Ereignisse, könne für die Archäologie große Auswirkungen haben und sind somit auch von großer Bedeutung. Tragen sie doch dazu bei, dass mache Lagen im Fundreport überrepräsentiert sind, während andere Lagen keine, oder kaum Befunde liefern. Schuld an diesem Umstand kann sowohl die Erosion als auch die Akkumulation sein. Diese Arbeit soll für dieses Thema sensibilisieren.
Gliederung
1. Einleitung
2. Einführung: Welche Arten der Erosion gibt es?
3. Grundlagen der Bodenerosion
3.1. Linenhafte Bodenerosion
3.2. Flächenhafte Bodenerosion
3.3 Äolische Bodenerosion
4. Die Regeln der geoökologisch-geomorphodynamischen Aktivität und Stabilität
Stabilitätsregel (AS1):
Aktivitätsregel (AS2)
Anthropogene Teilaktivitätsregel (AS3):
5. Allgemeine Konsequenzen der Bodenerosion
6. Konsequenzen der Bodenerosion für die Besiedlung oder besser gesagt für die Siedler
7. Beispiel für linenhafte und flächenhafte Erosion
8. Starkregenereignisse in der Geschichte
9. Aktuelle Beispiele
10. Äolischer Transport
11. Quantifizierung der Abschwemmungsvorgänge
12. Sonderfälle – Die Siedlung wird verlagert, die landwirtschaftliche Produktionsflächen bleiben erhalten
13. Zusammenfassung
14. Literatur:
1. Einleitung
Bei der Behandlung des Themas „Reliefausgleich durch Bodenerosion“ muß zuerst die allgemeine Ausgangssituation betrachtet werden. Die Geologen sehen im Großen und Ganzen den Zustand in Mitteleuropa seit Beginn des Holozaens, ausgenommen der alpinen Zonen, als relativ stabil an. Es werden, jeweils die alpinen Zonen ausgeklammert, keine großen erosiven Ereignisse erwartet. Dies trifft im Großen und Ganzen auch zu; was heißt, daß das Relief heute aus der Vogelschau betrachtet noch immer in etwa dem Relief im frühen Holozaen entspricht.
So ist die norddeutsche Tiefebene als Teil des „Great European Plain“ in der Hauptsache durch die großen Vereisungsphasen des Pleistozaens gestaltet worden. Dieser Prozeß der Gestaltung ist heute der Landschaft noch deutlich anzusehen und es ist auch möglich in dieser Landschaft die einzelnen landschaftsbildenden Vorgänge den einzelnen Vereisungsphasen zuzuordnen.
Auch können wir die Gebirge noch eindeutig den einzelnen Gebirgsbildungsphasen zuordnen. In Deutschland und auch in anderen Ländern sind dies die kaledonische-, die varizische-, und die alpine Gebirgsbildungsphasen. Daraus folgt, daß die Erosion wohl nicht so stark war und ist, daß es zu einem großräumigen Reliefausgleich kommt. Trotzdem ist aufgrund der Schwerkraft immer eine Tendenz zu einem Reliefausgleich vorhanden.
So gibt es viele relativ kleinräumige Ereignisse in denen es zur Erosion und Akkumulation kommt und somit nach den Gesetzen der Schwerkraft auch zu einem Reliefausgleich. Gerade diese relativ kleinräumigen Ereignisse, die aber für die Archäologie große Auswirkungen haben und somit für das Fach von großer Bedeutung sind sollen hier betrachtet werden.
2. Einführung: Welche Arten der Erosion gibt es?
Erosion ist der Transport von Material. Man unterscheidet prinzipiell drei Arten der Erosion. Den Materialtransport durch Wasser, die sogenannte fluviatile Erosion, den Materialtransport durch Eismassen, die glaziale Erosion und den Materialtransport durch den Wind hier spricht man von äolischer Erosion (Murawski, 1957).
Da es im Holozaen nur zu geringen Temperatureinbrüchen kam kann in Mitteleuropa, wiederum ausgenommen der alpinen Regionen, die glaziale Erosion vernachlässigt werden, da sich in dem hier betrachteten Gebiet keine größeren Eismassen bilden konnten.
Voraussetzung für die fluvialtile und äolische Erosion ist, daß das Gelände genügend Angriffsfläche bietet, das heißt exponiert ist.
In diesen Ausführungen soll nun speziell die Erosion der Böden im Holozaen betrachtet werden und ihre Auswirkungen dargelegt werden. Dazu müssen hier noch einmal genauer die Voraussetzungen und Prozesse bei der Bodenerosion dargestellt werden.
3. Grundlagen der Bodenerosion
Es geht hierbei um Vorgänge bei denen auf die Geländeoberfläche aufprallende Regentropfen, fließendes Wasser oder Wind Prozesse auslösen, bei denen es zur Ablösung, zum Transportes und zur Ablagerung von Bodenpartikeln kommt (Bork et all., 1998).
In den bewaldeten, vom Menschen unbeeinflußten, Regionen tritt und trat natürliche Erosion nicht, oder nur in einem geringen Ausmaß auf. Damit ist die vom Menschen beeinflußte Erosion in ehemals bewaldeten Regionen oder in Regionen die nach der Nutzungsaufgabe wieder bewaldeten gut kenntlich zu machen.
Menschliche Eingriffe können Bodenerosion nicht direkt auslösen, sondern nur ermöglichen, verstärken, vermindern oder aber auch verhindern.
Man unterscheidet vor allem flächenhafte Bodenerosion und linienhafte Bodenerosion.
3.1. Linenhafte Bodenerosion
Entlang von Bündelungspfaden führt der Abfluß von Wasser zur Bodenerosion. In Abhängigkeit vom Ausmaß unterscheidet man hier zwischen einerseits Rillenerosion und andererseits Kerbenerosion.
Bei der Rillenerosion kommt es durch Starkregen oder der Schneeschmelze zum einschneiden von kleinen Rillen die allerdings durch die üblichen Bodenbearbeitungsmaßnahmen wieder ausgeglichen werden.
Bei der Kerbenerosion kommt es ebenfalls durch Starkregen oder der Schneeschmelze erst zu der Bildung kleiner Rillen. Bei anhaltendem Abfluß vertiefen sich diese Rillen und es kommt durch rückschreitende Erosion schließlich zur Bildung von tiefen Kerben. Diese Kerben können durch die gewöhnliche Bodenbearbeitung nicht mehr geschlossenen werden.
3.2. Flächenhafte Bodenerosion
Durch auf die Bodenoberfläche aufschlagenden Regentropfen oder durch, auf der Bodenoberfläche fließendes Wasser entstehend Erosion. Langfristig wird die Bodenoberfläche mehr oder weniger gleichmäßig durch den flächenhaften Abfluß auf der Oberfläche tiefer gelegt. Man spricht in diesem Zusammenhang von schleichender Bodenerosion. Auch bei der flächenhaften Bodenerosion entstehen viele kleine Abflußrillen, es kommt also auch hier zu einer linienhaften Erosion. Die Rillen werden aber bei der Bearbeitung des Bodens immer wieder ausgeglichen. Daher fallen sie dem Bearbeiter, in den meisten Fällen dem Landwirt, nicht auf und es entsteht der Eindruck von einem flächenhaften Abtrag des Bodens.
3.3 Äolische Bodenerosion
Zu den beiden oben beschriebenen Bodenerosionsformen die hier mit dem aquatischen Transport in Verbindung gebracht wurden kommt als eine Art Sonderfall die äolische Erosion der Böden. Hier werden auf exponierten Sandflächen, die beispielsweise durch den Plaggenhieb oder die Überweidung geschaffen wurden, die Sande von dem Wind ausgeblasen und an anderer Stelle wieder abgelagert. Hier kommt es ebenfalls zu einer flächenhaften Bodenerosion.
4. Die Regeln der geoökologisch-geomorphodynamischen Aktivität und Stabilität
Zum Verständnis der landschaftlichen Entwicklungsprozesse wurden von Heinrich Rohdenburg (1969/1971) die Regeln der geoökologisch-geomorphodynamischen Aktivität und Stabilität entwickelt. Diese Regeln sind für das Verständnis der geschichtlichen Entwicklung der holozaenen Böden von entscheidender Bedeutung. Sie seien deshalb hier noch einmal genannt und lauten:
Stabilitätsregel (AS1):
Natürliche Vegetation (in Mitteleuropa außerhalb der Hochgebirgslagen nahezu ausnahmslos Wälder), die die Bodenoberfläche völlig bedeckt, schützt selbst bei Starkregen meistens vollständig vor Erosion (Ausnahmen sind insbesondere rutschungsgefährdete Steilhänge; siehe Bibus 1986).
Intensive Bodenbildung kennzeichnet geomorphologisch stabile Zeiten. In den Böden Mitteleuropas dominieren Versauerungsprozesse unter der natürlichen Waldvegetation der humiden, warmzeitlichen Stabilitätsphase. Zunächst setzen Entkalkungen und Verbraunung der Oberböden ein; Tonverlagerung, Podsolierung und Pseudovergleyung folgen vielerorts.
Aktivitätsregel (AS2)
Allmähliche oder abrupte, thermische oder hygrische (hygro - feucht) Klimaveränderung können die natürliche, die Bodenoberfläche vor Erosion schützende, Vegetation großflächig vernichten. Die natürliche Vegetationszerstörung oder -auflockerung ermöglicht natürliche Erosions-, Transport- und Akkumulationsprozesse, die vor allem durch Starkniederschläge ausgelöst werden. Die klimabedingte Zerstörung der natürlichen, warmzeitlichen Vegetation in humiden und semihumiden Regionen der Erde und die nachfolgende natürliche Erosion und Akkumulation verändern Zustände, Funktionen, Strukturen und Prozesse von Böden.
Anthropogene Teilaktivitätsregel (AS3):
Der Einfluß des Menschen unterbricht oder beendet die natürliche geomorphologische Stabilitätsphase in zuvor völlig vegetationsbedeckten Räumen. Rodungen der natürlichen mitteleuropäischen Waldvegetation und anschließende ackerbauliche Nutzungen verändern die Bodenbildung und ermöglichen auf den genutzten Flächen in Zeiten mit geringer Vegetationsbedeckung Bodenerosionsprozesse.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1: Der Zusammenhang von Rodung, Bewirtschaftung und Bodenerossion. (Zeichnung H. Grönwald, aus Gringmuth-Dallmer, 1997, S.12)
[...]