Der Wissenschaft des im 5. Jahrhundert lebenden griechischen Dichters Nonnos von Panopolis und seiner uns heute erhaltenen Werke widmete sich eine Zeit lang nur ein kleiner Kreis von Forschern und „das Spektrum ihrer Beiträge erschien ähnlich lückenhaft, uneinheitlich und kontinuitätsarm wie deren Gegenstand selbst.“
Dabei kristallisierten sich drei Fragestellungen heraus, die auch Teil der vorliegenden Arbeit sind. Erstens, ob Nonnos als der Verfasser der „Dionysiaka“, einer Erzählung über den griechischen Weingott Dionysos, und der Nachdichtung des Johannesevangeliums angesehen werden kann, zweier Werke, die sich konträr gegenüberstehen. Das Epos gilt nämlich als positiv pagan, die Paraphrase des Johannesevangeliums hingegen als positiv christlich. Zudem ist über Nonnos von Panopolis sehr wenig bekannt, da kaum zeitgenössische Berichte über seine Person existieren. Zweitens wird hier auch zu klären sein, wann und in welcher Reihenfolge er seine Werke verfasste, zumal auch hier keine Belege bekannt sind, die eine eindeutige Datierung beziehungsweise eine Chronologie zulassen. Die dritte Problemstellung - und Schwerpunkt - der vorliegenden Ausarbeitung beschäftigt sich mit der Frage, welcher Religion Nonnos von Panopolis beim Verfassen der beiden Werke angehörte, zumal – wie bereits erwähnt – beide Werke konträre Themen zum Inhalt haben. Dementsprechend wurde auch in der älteren Forschung in Gegensätzen argumentiert. Der ersten These zufolge können die „Dionysiaka“ nur von einem Heiden verfasst worden sein. Der Grund für die Unvollständigkeit des Werkes liege demnach in der Konversion Nonnos‘ zum Christentum. Als Christ verfasste er dann die Paraphrase des Johannesevangeliums. Besonders Wolfgang Fauth, R. Keydell und Hans Bogner gelten hierbei als „Konversionstheoretiker“. Die andere, ebenfalls in Gegensätzen argumentierende Interpretation geht hingegen von einer „Rekonversion“ aus und sieht die Nachdichtung als das ältere Werk an. Demnach verfasste Nonnos als Christ die Metabolé, bekannte sich zum Heidentum und schrieb dann die „Dionysiaka“, die er aufgrund seines Todes nicht vollenden konnte. Allerdings ist diese Argumentation unzureichend belegt worden, so dass sie nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist. Eine dritte These geht davon aus, dass Nonnos beide Werke als Christ geschrieben hat und wird in erster Linie von Joseph Golega, Dietrich Willers und Barbara Abel-Wilmanns unterstützt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 2.1 Nonnos von Panopolis
- 2.2 Das Epos „Dionysiaka“
- 2.3 Die Nachdichtung des Johannesevangeliums
- 2.4 Das Problem der Datierung und der Chronologie
- 2.5 Die „nonnianische Frage“
- 2.5.1 Erste Theorie - Nonnos verfasste beide Werke als Christ
- 2.5.2 Die „Konversionstheorie“
- III. Fazit
- IV. Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem griechischen Dichter Nonnos von Panopolis und seinen erhaltenen Werken, den „Dionysiaka“ und der Nachdichtung des Johannesevangeliums. Die Arbeit untersucht die Frage, ob Nonnos als Autor beider Werke angesehen werden kann, da diese thematisch konträr zueinander stehen. Zudem wird die Datierung und Chronologie der Werke beleuchtet, sowie die Religion des Autors erörtert.
- Autor und Werke von Nonnos von Panopolis
- Datierung und Chronologie der Werke
- Die „nonnianische Frage“ - Nonnos' Religionszugehörigkeit
- Die Bedeutung der „Dionysiaka“ und der Nachdichtung des Johannesevangeliums
- Die Rolle des Heidentums und Christentums im Kontext der Werke
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die drei zentralen Fragestellungen vor: die Autorschaft Nonnos', die Datierung und Chronologie seiner Werke und die Frage nach seiner Religionszugehörigkeit. Es werden auch verschiedene Interpretationen der Werke von Nonnos vorgestellt, die in der Forschung diskutiert werden.
Der Hauptteil beleuchtet zuerst die wenigen bekannten Lebensdaten von Nonnos von Panopolis und seine Zeit in Ägypten. Es folgt eine Analyse der „Dionysiaka“, des Epos über den Weingott Dionysos, und der Nachdichtung des Johannesevangeliums. Der Abschnitt 2.4 behandelt das Problem der Datierung und Chronologie der Werke, während der Abschnitt 2.5 sich mit der „nonnianischen Frage“ beschäftigt. Es werden verschiedene Theorien zur Religionszugehörigkeit Nonnos' vorgestellt und diskutiert.
Schlüsselwörter
Nonnos von Panopolis, „Dionysiaka“, Johannesevangelium, Heidentum, Christentum, Konversionstheorie, Datierung, Chronologie, „nonnianische Frage“, positiv pagan, positiv christlich, ägyptische Vorherrschaft, Achmim.
- Quote paper
- Annette Labusek (Author), 2011, Heidentum und Christentum in der epischen Dichtung: Nonnos von Panopolis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210157