„Die nützlichste und die am wenigsten fortgeschrittene unter allen menschlichen Kenntnissen scheint mir die vom Menschen zu sein“ […] (Rousseau, 1998, S.21).
Mit dieser Feststellung beginnt Rousseau das Vorwort zum zweiten Diskurs und macht gleichzeitig den anthropologischen Charakter seiner Abhandlung unmissverständlich klar. Er erwähnt ein wichtiges und schwieriges Gebot, welches als Tempelstele in Delphi niedergeschrieben ist. Es lautet: „Erkenne dich selbst“ (Rousseau, 1998, S.22 u. 161)! Diese elementare athropologische Aufforderung ist das Ziel seiner Arbeit und beschreibt gleichzeitig den gesellschaftskritischen Hintergund seiner Abhandlung, indem er aufzuzeigen versucht, was den Menschen abzüglich aller gesellschaftlichen Umstände und Einflüsse ausmacht. Rousseau versucht weiterhin das Wesen des Menschen historisch zu begreifen. Mit seiner spekulativ-philosophischen Vorgehensweise unternimmt er das Experiment - in dem er aus dem homme civil unter Subtraktion all dessen, was die historische Entwicklung im Laufe der Zeit mit sich gebracht hat - den Menschen in den Naturzustand zurückzuführen (Müller, 1997, S. 33f). Methodisch möchte Rousseau aufzeigen, was zur eigenen Substanz des Menschen gehört und was im Vergleich zu diesem anfänglichen Zustand durch gesellschaftliche Umstände und Fortschritte hinzugefügt bzw. verändert wurde. Rousseau geht bis in den fiktiv-rekonstruierten Naturzustand zurück, um das Wesen des Menschen unverfälscht untersuchen zu können. „Denn wie will man die Quelle der Ungleichheit unter den Menschen kennen, wenn man nicht zuerst die Menschen selbst kennt“ (Rousseau, 1998, S.21)?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hinführung
- 2.1. Zentrale Tendenzen der französischen Aufklärung
- 2.2. Arten der Ungleichheit
- 2.3. Der Naturzustand
- 3. Rousseaus Menschenbild
- 3.1. Die physischen Eigenschaften des Menschen im Naturzustand
- 3.2. Geistige und seelische Eigenschaften
- 3.3. Der Unterschied zwischen Selbstliebe und Eigenliebe
- 3.4. Mitleid und Liebe
- 4. Der Weg zur Gesellschaft
- 4.1. Gesellschaftskritische Aspekte
- 5. Zusammenfassung, Reflexion und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit Rousseaus Menschenbild im Naturzustand, wie es in seinem zweiten Diskurs dargestellt wird. Sie untersucht die physischen und psychischen Eigenschaften des Menschen in diesem fiktiven Zustand und beleuchtet die gesellschaftlichen Aspekte, die zur Entwicklung des Menschen von seinem ursprünglichen Zustand bis zur Gesellschaft führten. Ziel ist es, einen umfassenden Überblick über den ersten Teil des zweiten Diskurses zu geben und Rousseaus Kritik an der damaligen Gesellschaft zu analysieren.
- Rousseaus Kritik an der gesellschaftlichen Ungleichheit
- Das Menschenbild im Naturzustand
- Die Rolle von Selbstliebe und Eigenliebe im Naturzustand
- Die Bedeutung von Mitleid und Liebe für den Menschen
- Der Übergang vom Naturzustand zur Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Rousseaus Einleitung zum zweiten Diskurs fokussiert auf die zentrale Bedeutung der Selbstfindung und die Kritik an der gesellschaftlichen Verfälschung des Menschen. Er stellt die Frage, wie man die Quelle der Ungleichheit unter den Menschen kennenlernen kann, ohne den Menschen selbst zu verstehen. Der zweite Diskurs ist Rousseaus Antwort auf die Preisfrage der Akademie von Dijon im Jahre 1753.
2. Hinführung
Dieses Kapitel beleuchtet die geschichtliche Einordnung von Rousseaus Werk und die zentralen Tendenzen der französischen Aufklärung. Es wird deutlich, wie Rousseau von seiner Zeit und der Aufklärungsbewegung geprägt war, die sich durch Kritik an bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen auszeichnete.
2.1. Zentrale Tendenzen der französischen Aufklärung
Rousseaus Werk ist stark von der französischen Aufklärung beeinflusst, die sich durch die Infragestellung überkommener Dogmen und die Kritik an traditionellen Wertvorstellungen auszeichnete. Der „aufklärerische Humanismus“ mit seinem Glauben an die Perfektibilität des Menschen prägte ebenfalls die Zeit. Der Abschnitt beleuchtet weitere zentrale Elemente der französischen Aufklärung, wie die Relativitätstheorie, die Toleranzidee und die Kritik am religiösen Fanatismus.
2.2. Arten der Ungleichheit
Dieses Kapitel befasst sich mit den verschiedenen Arten der Ungleichheit, die Rousseau in seiner Analyse des Naturzustands hervorhebt. Es untersucht die natürlichen Unterschiede, die zwischen Menschen existieren, und die künstlichen Unterschiede, die durch gesellschaftliche Strukturen und Machtverhältnisse geschaffen werden.
2.3. Der Naturzustand
Rousseaus Konzept des Naturzustands wird hier genauer beleuchtet. Es geht um die Frage, wie der Mensch ohne die Einflüsse der Gesellschaft wäre. Der Abschnitt untersucht die physischen und psychischen Eigenschaften des Menschen im Naturzustand und zeigt, wie er sich von den Menschen in der Gesellschaft unterscheidet.
3. Rousseaus Menschenbild
In diesem Kapitel wird Rousseaus Menschenbild im Naturzustand detailliert dargestellt. Es werden die physischen Eigenschaften des Menschen in seiner ursprünglichen Form beschrieben, sowie seine geistigen und seelischen Fähigkeiten.
3.1. Die physischen Eigenschaften des Menschen im Naturzustand
Dieser Abschnitt befasst sich mit den körperlichen Eigenschaften des Menschen im Naturzustand. Rousseau beschreibt den Menschen als stark, gesund und frei von den negativen Einflüssen der Zivilisation.
3.2. Geistige und seelische Eigenschaften
Dieser Abschnitt untersucht die geistigen und seelischen Eigenschaften des Menschen im Naturzustand. Es werden die Fähigkeit zum Lernen, die Entwicklung von Sprache und die Rolle von Emotionen in diesem frühen Zustand beleuchtet.
3.3. Der Unterschied zwischen Selbstliebe und Eigenliebe
Rousseau unterscheidet zwischen Selbstliebe, die im Naturzustand vorherrscht, und Eigenliebe, die sich erst durch die Gesellschaft entwickelt. Der Abschnitt untersucht die Unterschiede zwischen diesen beiden Formen der Liebe und die Auswirkungen auf das menschliche Verhalten.
3.4. Mitleid und Liebe
Dieses Kapitel befasst sich mit der Bedeutung von Mitleid und Liebe im Naturzustand. Es zeigt, wie diese Gefühle die soziale Interaktion zwischen den Menschen beeinflussen und die Grundlage für eine natürliche Moral bilden.
4. Der Weg zur Gesellschaft
Dieses Kapitel untersucht den Übergang vom Naturzustand zur Gesellschaft. Es beleuchtet die verschiedenen Faktoren, die die Entstehung der Gesellschaft begünstigten, wie zum Beispiel die Knappheit von Ressourcen und die Entwicklung von Sprache und Werkzeugen.
4.1. Gesellschaftskritische Aspekte
Dieser Abschnitt beleuchtet die kritischen Aspekte von Rousseaus Analyse der Gesellschaft. Er zeigt die negativen Folgen der Zivilisation auf, wie zum Beispiel die Ungleichheit, die Unterdrückung und die Verfälschung des menschlichen Wesens.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind Rousseaus Menschenbild, Naturzustand, Selbstliebe, Eigenliebe, Mitleid, Gesellschaft, Ungleichheit, französische Aufklärung. Die Arbeit befasst sich mit Rousseaus Kritik an der gesellschaftlichen Entwicklung und seinen Vorstellungen von einem ursprünglichen Zustand der Menschlichkeit.
- Quote paper
- Hajo Sandner (Author), 2012, Rousseaus Menschenbild im Naturzustand, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210107