Der Aufstand der Herero gegen die deutsche „Schutzherrschaft“ im Jahr 1904 ist in der Geschichtswissenschaft umfassend analysiert, bewertet und eingeordnet worden. Seit den 1960er Jahren kam es zu einer kaum noch zu überschauenden Flut von Veröffentlichungen, die den ersten deutschen Genozid des 20. Jahrhunderts thematisierten.
In den letzten Jahren entwickelte sich in der Geschichtswissenschaft ein lebhaftes Interesse an der sprachlichen Analyse, weg von der reinen Darstellung der Ereignisse. Reichstagsdebatten, Reiseberichte, wissenschaftliche Aufsätze, private Korrespondenzen, Tagebücher - kurz: die (kollektive) Rede - rückten in den Mittelpunkt des Interesses.
Wenig Beachtung fand in diesem Zusammenhang bislang die Wahrnehmung und Bewertung des Aufstandes in der deutschen Presse. Die Zahl der Arbeiten, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, ist nach wie vor vergleichsweise gering. Dies ist durchaus erstaunlich, bietet die Presse doch einen ungefilterten Blick auf die Mentalität, die zu jener Zeit herrschte - insbesondere mit Blick auf die Selbst- und Fremdwahrnehmung. Beides ist zur Erklärung der Ereignisse überaus wichtig.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Analyse ausgesuchter lokaler und überregionaler Zeitungen aus dem Jahr 1904. Im Mittelpunkt des Interesses stehen nicht die Ereignisse selbst, sondern die Wahrnehmung und Darstellung derselben in der deutschen Öffentlichkeit. Wie reagierte die Presse auf einen Krieg, der sich am Rande der deutschen Einflusssphäre abspielte?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Die deutsche Kolonialpolitik bis zum Aufstand der Herero
- 1.2 Einführung in das Thema und Forschungsstand
- 1.3 Methodischer Aufbau und Fragestellung
- 1.4 Vorgehensweise
- 1.5 Quellenlage
- 2. Deutschland im Krieg gegen wen?
- 2.1 Die Berichterstattung in den ersten Wochen nach Ausbruch des Krieges
- 2.2 Die Herero aus pseudowissenschaftlicher Sicht: Grundlagen eines eurozentrischen Rassismus
- 2.3 Die Wahrnehmung der Herero in der täglichen Berichterstattung
- 3. Die Ereignisse im April 1904
- 3.1 Sieg oder Niederlage? Die militärische Situation im Spiegel der öffentlichen Wahrnehmung
- 3.2 Der politische Diskurs am Beispiel der Entschädigungsfrage
- 3.3 „Wirft Leutwein die Flinte ins Korn“? Erste Gerüchte über den Rücktritt des Gouverneurs
- 3.4 Die Herero im Wandel der öffentlichen Wahrnehmung
- 3.5 Die Selbstwahrnehmung der Deutschen. Täter oder Opfer?
- 4. Leutweins Ablösung
- 5. Die Schlacht am Waterberg - Entscheidender Sieg oder militärische Schlappe?
- 5.1 Das Fell des Bären wird verteilt
- 6. Trothas Strategie der Vernichtung
- 7. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Darstellung des Hereroaufstandes in der zeitgenössischen deutschen Presse. Ziel ist es, die öffentliche Wahrnehmung des Konflikts und die Konstruktion der beteiligten Akteure (Herero und Deutsche) in den Medien zu analysieren. Dabei wird der Fokus auf die Entwicklung der Berichterstattung und die Rolle von Rassismus und Propaganda gelegt.
- Die deutsche Kolonialpolitik in Südwestafrika vor dem Aufstand.
- Die mediale Konstruktion der Herero und die Verbreitung rassistischer Stereotype.
- Die Berichterstattung über die militärischen Ereignisse und deren politische Instrumentalisierung.
- Die öffentliche Debatte um die Verantwortung für den Konflikt.
- Die Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung der Herero im Verlauf des Aufstandes.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik des Hereroaufstandes und seine Darstellung in der deutschen Presse ein. Es skizziert die deutsche Kolonialpolitik bis zum Aufstand, den Forschungsstand, die methodische Vorgehensweise und die Quellenlage der Arbeit. Die Einleitung legt den Grundstein für die folgende Analyse, indem sie den historischen und wissenschaftlichen Kontext des Themas etabliert und die Forschungsfragen präzisiert.
2. Deutschland im Krieg gegen wen?: Dieses Kapitel analysiert die anfängliche Berichterstattung über den Ausbruch des Hereroaufstandes. Es beleuchtet die Konstruktion der Herero als "Anderer" durch die Anwendung pseudowissenschaftlicher Konzepte und eurozentrischen Rassismus. Die Kapitel untersucht wie die alltägliche Berichterstattung die Wahrnehmung der Herero und des Konfliktes beeinflusste und welche Stereotypen konstruiert und verbreitet wurden.
3. Die Ereignisse im April 1904: Dieses Kapitel untersucht detailliert die Berichterstattung über die Ereignisse des Aprils 1904. Es analysiert die unterschiedlichen Interpretationen militärischer Erfolge und Niederlagen, die öffentliche Debatte über Entschädigungsforderungen und die Gerüchte um den Rücktritt von Gouverneur Leutwein. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der sich verändernden öffentlichen Wahrnehmung der Herero und der Selbstwahrnehmung der Deutschen als Täter oder Opfer im Konflikt. Das Kapitel zeigt die Komplexität der Berichterstattung und die verschiedenen Perspektiven, die darin zum Ausdruck kommen.
4. Leutweins Ablösung: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Ablösung von Gouverneur Leutwein und die damit verbundenen politischen und medialen Entwicklungen. Es untersucht die Ursachen und Folgen dieses Wechsels an der Spitze der Kolonialverwaltung, sowie die Berichterstattung darüber.
5. Die Schlacht am Waterberg - Entscheidender Sieg oder militärische Schlappe?: Die Schlacht am Waterberg wird in diesem Kapitel aus der Perspektive der zeitgenössischen deutschen Presse beleuchtet. Die Analyse konzentriert sich auf die unterschiedlichen Interpretationen des militärischen Ausgangs und deren Darstellung in den Medien. Der Unterpunkt „Das Fell des Bären wird verteilt“ deutet auf die unterschiedlichen Ansprüche und die politische Instrumentalisierung des Sieges hin.
6. Trothas Strategie der Vernichtung: Dieses Kapitel widmet sich der Analyse der Vernichtungsstrategie von General Lothar von Trotha und deren Darstellung in der deutschen Presse. Es untersucht die mediale Begleitung dieser Strategie und deren Wirkung auf die öffentliche Wahrnehmung.
Schlüsselwörter
Hereroaufstand, deutsche Kolonialpolitik, Südwestafrika, Zeitgenössische Presse, Rassismus, Propaganda, Medienanalyse, öffentliche Wahrnehmung, Kolonialkrieg, Leutwein, Trotha, militärische Ereignisse, politische Instrumentalisierung.
Häufig gestellte Fragen zur Magisterarbeit: Darstellung des Hereroaufstandes in der deutschen Presse
Was ist der Gegenstand dieser Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit analysiert die Darstellung des Hereroaufstandes in der zeitgenössischen deutschen Presse. Sie untersucht die öffentliche Wahrnehmung des Konflikts und die Konstruktion der beteiligten Akteure (Herero und Deutsche) in den Medien, mit Fokus auf die Entwicklung der Berichterstattung, die Rolle von Rassismus und Propaganda.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die deutsche Kolonialpolitik in Südwestafrika vor dem Aufstand, die mediale Konstruktion der Herero und die Verbreitung rassistischer Stereotype, die Berichterstattung über militärische Ereignisse und deren politische Instrumentalisierung, die öffentliche Debatte um die Verantwortung für den Konflikt und die Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung der Herero im Verlauf des Aufstandes.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) legt den historischen und wissenschaftlichen Kontext dar; Kapitel 2 („Deutschland im Krieg gegen wen?“) analysiert die anfängliche Berichterstattung und die Konstruktion der Herero als „Anderer“; Kapitel 3 („Die Ereignisse im April 1904“) untersucht die Berichterstattung über die Ereignisse im April 1904, inklusive der unterschiedlichen Interpretationen militärischer Ereignisse und der sich verändernden öffentlichen Wahrnehmung; Kapitel 4 befasst sich mit Leutweins Ablösung; Kapitel 5 („Die Schlacht am Waterberg“) analysiert die unterschiedlichen Interpretationen der Schlacht; Kapitel 6 („Trothas Strategie der Vernichtung“) untersucht Trothas Strategie und deren mediale Darstellung; Kapitel 7 bietet eine Zusammenfassung.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Einleitung der Arbeit beschreibt die genutzte Quellenlage. Die Arbeit basiert auf der Analyse zeitgenössischer deutscher Presseberichte.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Arbeit beschreibt ihre methodische Vorgehensweise in der Einleitung. Es handelt sich um eine Medienanalyse, die die öffentliche Wahrnehmung und die Konstruktion von Akteuren im Kontext des Hereroaufstandes untersucht.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Hereroaufstand, deutsche Kolonialpolitik, Südwestafrika, Zeitgenössische Presse, Rassismus, Propaganda, Medienanalyse, öffentliche Wahrnehmung, Kolonialkrieg, Leutwein, Trotha, militärische Ereignisse, politische Instrumentalisierung.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die öffentliche Wahrnehmung des Hereroaufstandes in der deutschen Presse zu analysieren und die Konstruktion der beteiligten Akteure sowie die Rolle von Rassismus und Propaganda in der Berichterstattung zu untersuchen.
- Quote paper
- Michael Rolka (Author), 2012, Der Hereroaufstand in der zeitgenössischen deutschen Presse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209285