Seit mehr als 15 Jahren bildet das Internet die Grundlage öffentlicher und kommunikationswissenschaftlicher Debatten. Innerhalb kürzester Zeit konnte das World Wide Web zum wichtigsten Kommunikationsmedium der Gegenwart heranreifen. Während bislang der Fokus der Wissenschaft auf unilateralen Medien wie Presse, Rundfunk, Filmen oder Büchern lag, schenkte man dem Telekommunikationssektor kaum Beachtung (vgl. Beck 2010: 15). Doch mit der Entwicklung des Internets und der Erfindung des Web 2.0 kam es zu einer ganz neuen Form des Kommunizierens. Mediennutzer sind nun nicht länger passive Informationsempfänger, sondern können aktiv am Kommunikationsgeschehen im Internet mitwirken (vgl. Ebersbach u.a. 2008: 29). Aufgrund zunehmender Verständigung über den Weg der computervermittelten Kommunikation gibt es immer wieder wissenschaftliche Diskussionen darüber, ob und in welchem Umfang die direkte interpersonale Kommunikation durch Verständigungsmöglichkeiten im Internet ersetzt wird (vgl. Beck 2010: 15). Doch nicht nur der Wandel zwischenmenschlicher Kommunikation bildet gegenwärtig den Schwerpunkt mediensoziologischer Debatten, fraglich ist weiterhin, wie die Vernetzung der Gesellschaft in interaktiven Systemen sich auf das Sozialverhalten der Individuen auswirkt. Seit einiger Zeit sind wir dabei, das Internet als sozialen Raum zu entdecken, „der ein faszinierendes und teilweise auch bedrohliches Eigenleben führt“ (Kielholz 2008: 2). Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Online-Netzwerken. Online-Netzwerke stellen in der heutigen Zeit nicht nur die Basis computervermittelter Kommunikation dar, sie sind außerdem in der Lage, soziale Strukturen zu erzeugen. Individuen können demnach in virtuellen Räumen ebenso reale Sozialbeziehungen eingehen wie im wirklichen Leben (vgl. Schelske 2007: 2).
Schwerpunkt dieser Arbeit ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit folgender Fragestellung: Inwiefern verändern Online-Netzwerke, bzw. die Interaktion innerhalb dieser Anwendungen, das Kommunikations- und Sozialverhalten von Individuen? Demzufolge soll nicht nur die virtuelle Verständigung untersucht werden, sondern auch die Art der sozialen Beziehungen, die in computervermittelten Räumen aufgebaut und gepflegt werden.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis/ Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
2. Themenbezogene Begriffserläuterungen
2.1. Kommunikation
2.2. Massenkommunikation
2.3. Informationsgesellschaft
2.4. Soziale Netzwerke und die Netzwerkgesellschaft
2.5. Web 2.0 – Das soziale Internet und seine Online-Netzwerke
3. Wandel der Kommunikationsformen
3.1. Die historische Entwicklung der Kommunikationsformen
3.2. Kommunikation im Internetzeitalter - Aktuelle Zahlen zur Nutzung des Internets
3.3. Aktuelle Zahlen zur Nutzung von Online-Netzwerken in Deutschland
4. Soziale Netzwerke im Internet und ihre Nutzungsmotive
4.1. Die beliebtesten Plattformen im Überblick
4.2. Was motiviert uns soziale Netzwerke im Internet zu nutzen?
4.2.1. Selbstdarstellung – Die Präsentation der eigenen Identität
4.2.2. Beziehungen knüpfen und nutzen
4.2.3. Zugehörigkeit zu virtuellen Gemeinschaften
5. Die Schattenseiten der neuen Kommunikationskultur
5.1. Cyber-Mobbing
5.2. Missbrauch personenbezogener Daten – Mangelhafter Datenschutz
5.3. Online-Sucht
6. Fazit
7. Quellenangaben
7.1. Verwendete Literatur
7.2. Verwendete Quellenangaben
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Entwicklung der Internetnutzung in Deutschland von 2001 bis 2010
Abbildung 2: Internetnutzung nach Altersgruppen im Jahr 2010
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Gelegentliche und regelmäßige Nutzung von privaten und beruflichen Netzwerken 2007 bis 2010
Tabelle 2: Nutzungshäufigkeit privater Netzwerke unter eigenem Profil 2010 nach Altersgruppen
Tabelle 3: Nutzungshäufigkeit von Funktionen innerhalb privater Netzwerke
1. Einleitung
Seit mehr als 15 Jahren bildet das Internet die Grundlage öffentlicher und kommunikationswissenschaftlicher Debatten. Innerhalb kürzester Zeit konnte das World Wide Web zum wichtigsten Kommunikationsmedium der Gegenwart heranreifen. Während bislang der Fokus der Wissenschaft auf unilateralen Medien wie Presse, Rundfunk, Filmen oder Büchern lag, schenkte man dem Telekommunikationssektor kaum Beachtung (vgl. Beck 2010: 15). Doch mit der Entwicklung des Internets und der Erfindung des Web 2.0 kam es zu einer ganz neuen Form des Kommunizierens. Mediennutzer sind nun nicht länger passive Informationsempfänger, sondern können aktiv am Kommunikationsgeschehen im Internet mitwirken (vgl. Ebersbach u.a. 2008: 29). Aufgrund zunehmender Verständigung über den Weg der computervermittelten Kommunikation gibt es immer wieder wissenschaftliche Diskussionen darüber, ob und in welchem Umfang die direkte interpersonale Kommunikation durch Verständigungsmöglichkeiten im Internet ersetzt wird (vgl. Beck 2010: 15). Doch nicht nur der Wandel zwischenmenschlicher Kommunikation bildet gegenwärtig den Schwerpunkt mediensoziologischer Debatten, fraglich ist weiterhin, wie die Vernetzung der Gesellschaft in interaktiven Systemen sich auf das Sozialverhalten der Individuen auswirkt. Seit einiger Zeit sind wir dabei, das Internet als sozialen Raum zu entdecken, „der ein faszinierendes und teilweise auch bedrohliches Eigenleben führt“ (Kielholz 2008: 2). Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Online-Netzwerken. Online-Netzwerke stellen in der heutigen Zeit nicht nur die Basis computervermittelter Kommunikation dar, sie sind außerdem in der Lage, soziale Strukturen zu erzeugen. Individuen können demnach in virtuellen Räumen ebenso reale Sozialbeziehungen eingehen wie im wirklichen Leben (vgl. Schelske 2007: 2).
Schwerpunkt dieser Arbeit ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit folgender Fragestellung: Inwiefern verändern Online-Netzwerke, bzw. die Interaktion innerhalb dieser Anwendungen, das Kommunikations- und Sozialverhalten von Individuen? Demzufolge soll nicht nur die virtuelle Verständigung untersucht werden, sondern auch die Art der sozialen Beziehungen, die in computervermittelten Räumen aufgebaut und gepflegt werden. Im Verlaufe dieser Arbeit soll weiterhin der geschichtliche Wandel der Kommunikation in Bezug auf Raum und Zeit dargestellt werden, denn im Zeitalter der Netzwerkgesellschaft sind, „die physischen Distanzen, die einst als Erlebnis- und Erfahrungsbarrieren gewirkt haben, […] einer vielfältig vermittelten universalen Gleichzeitigkeit gewichen.“ Das Internet als weltumspannendes Kommunikationsmedium hat „die Erde schrumpfen, die Entfernungen schwinden lassen; Erdschrumpfung und Entfernungsschwund haben das Ungleichzeitige gleichzeitig werden lassen“ (Guggenberger 1999: 22 ff.)
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in vier Abschnitte. Um die Thematik besser darlegen zu können, erfolgt in Kapitel 2 zunächst eine ausführliche Definition aller themenrelevanten Begriffe. Angefangen bei dem Kommunikationsausdruck bis hin zur Entwicklung des Begriffs „Web 2.0“, werden alle essentiellen Ausdrücke genauestens aus soziologischer Sicht erläutert und abgegrenzt. Der darauffolgende Teilabschnitt, Kapitel 3, befasst sich mit der historischen Entwicklung der einzelnen Kommunikationsformen von der Urzeit bis in die Moderne. Des Weiteren werden aktuelle Zahlen zur Nutzung von Internet und sozialen Netzwerken innerhalb des Abschnitts vorgestellt. Den größten und ausführlichsten Teil dieses schriftlichen Beitrags, stellt Kapitel 4 dar. Hier erfolgt unter Verwendung soziologischer Ansätze die Betrachtung möglicher Nutzungsmotive von Online-Netzwerken. Darüber hinaus wird eine Vorstellung der aktuell am meisten genutzten sozialen Netzwerke vorgenommen. Das abschließende Kapitel 5, befasst sich nachfolgend mit den negativen Erlebnissen, die die virtuelle Kommunikation auf Social Network Seiten mit sich bringen kann. Ferner wird im Schlussteil der Arbeit die Beantwortung der Ausgangsfragestellung erfolgen und ein Ausblick auf mögliche Entwicklungstendenzen von Online-Netzwerken gegeben.
2. Themenbezogene Begriffserläuterungen
2.1. Kommunikation
„Without communication the mind does not develop a true human nature.”
(Charles Horton Cooley 1909: 62).
„Kommunikation ist einer der wenigen zentralen Begriffe, die moderne Gesellschaften heute dazu nutzen, um sich selbst zu beschreiben“ (Reichertz 2009: 81). Ohne das Vorhandensein von Kommunikation wären Gesellschaft, Gemeinschaften und persönliche Identität kaum vorstellbar. Da der Kommunikationsausdruck in zahlreichen verschiedenen Wissenschaftsbereichen Verwendung findet, gestaltet sich eine eindeutige Begriffsbestimmung sehr schwierig. Der deutsche Kommunikationswissenschaftler Klaus Merten zählte im Jahr 1977 in einer begriffskritischen Studie 160 verschiedene Definitionen für den Kommunikationsbegriff. Bis heute dürfte sich die Fülle an Begriffserläuterungen noch beträchtlich gesteigert haben (vgl. Reichertz 2008: 81 ff).
Das Wort Kommunikation leitet sich vom lateinischen Begriff „communicare“ ab und bedeutet soviel wie teilen oder mitteilen. Noch bis zum Jahr 1905 wurde der Ausdruck nur zur Beschreibung von Mitteilungen oder Verbindungen gebraucht (vgl. Merten 1999: 76). Der Bezug des Kommunikationsbegriffs zu Medien oder Interaktion entwickelte sich laut Klaus Merten erst nach dem zweiten Weltkrieg, da in dieser Epoche kommunikative Nachforschungen jeglicher Art „ - sei es auf dem Gebiet der Propaganda, der Massenmedien oder der Kybernetik - “ stark vorangetrieben wurden (ebd. 1999: 77).
Wie bereits erwähnt findet der Kommunikationsbegriff in zahlreichen unterschiedlichen Fachrichtungen Verwendung. Während sich noch in den 70er Jahren nur eine Minderheit von Wissenschaftlern mit der Materie befasste, entdeckt man den Kommunikationsausdruck heutzutage in unzähligen Veröffentlichungen der Geistes- und Sozialwissenschaften, sowie in Herausgaben zur Nachrichten- und Informationstechnik (vgl. Radlanski 1995: 14). Eine generell gebräuchliche Definition des Begriffs gibt es nicht, da die Denkansätze der einzelnen Wissenschaften viel zu sehr voneinander abweichen oder teilweise auch miteinander vermischt sind. Mittels einer allgemeinen Definition nach Endruweit und Trommsdorff lässt sich der Terminus jedoch als „die Herstellung einer Verbindung zwischen zwei Objekten, die sowohl unbelebter wie belebter Natur sein können“ erklären (Endruweit & Trommsdorff 1989: 343). Somit bezieht sich der Ausdruck neben physikalischen, chemischen und physiologischen Prozessen auch auf die Handlungsweisen und Reaktionen „von Pflanzen- oder Tiergesellschaften und ebenso auf Maschinensysteme bzw. Mensch-Maschine-Systeme“ (Endruweit & Trommsdorff 1989: 343). Aktuellere Lektüren erläutern den Kommunikationsausdruck vielmehr als ein Verfahren zur Nachrichten- und Informationsüberlieferung von einem Sender bzw. Kommunikator an einen Empfänger (vgl. Schäfers 2003: 178). Hierbei wird die übermittelte Botschaft vom Absender „in Zeichen (Worte, Sätze, Gestik, Mimik ect.) verschlüsselt und über ein Medium oder einen Kanal (visuell, akustisch, taktil ect.) dem Empfänger zugespielt“ (Güttler 1996: 170), welcher die gesendete Mitteilung folglich dechiffrieren muss. Dieses Kommunikationsschema findet sich erstmals in einem Modell wieder, welches von Claude Shannon und Warren Weaver Ende der 40er Jahre entwickelt wurde. In dem Modell wurden gewisse Interaktionsabläufe zunächst völlig vernachlässigt, erst seitdem „die Soziologie die Relevanz kommunikationswissenschaftlicher Fragestellungen für ihren Fachbereich“ erkannt hat, wurden „interaktionstheoretische gemeinsam mit systemtheoretischen Aspekten als Elemente in eine soziologische Kommunikationslehre aufgenommen“ (Radlanski 1995: 33). Im Jahr 1968 verfasste Horst Reimann demnach folgendes über die Verknüpfung zwischen Kommunikation und Interaktion: „Die Bildung und Erhaltung sozialer Systeme macht den Austausch von Informationen erforderlich, es bedarf eines unablässigen Kommunizierens zwischen den einzelnen Handelnden, eines ständigen Gebens, Nehmens und Wiedergebens von Ansichten, Nachrichten, […] Interaktion und Kommunikation bedingen sich gegenseitig“ (Reimann 1968: 74). Somit erläutert Reimann, dass diese beiden Prozesse nicht getrennt voneinander ablaufen, sondern sich wechselseitig beeinflussen und wir durch Kommunikationshandlungen nicht nur Informationen austauschen, sondern beifolgend auch in soziale Beziehungen eintreten. Auch Michael Schenk vertritt die Annahme, dass Interaktion und Kommunikation eng miteinander verbunden sind, er äußert sich folgendermaßen zum Sachverhalt: „Während Kommunikation allgemeine Voraussetzung für soziales Handeln, für die wechselseitige Beeinflussung und reziproke Verhaltensorientierung von Individuen ist, werden durch die Interaktion die Formen und der Ablauf kommunikativer Handlungen angezeigt“ (Noelle-Neumann et al. 1994: 173). Kommunikation wird demzufolge gegen Ende der 60er Jahre nicht mehr ganz und gar als Nachrichtentransfer zwischen zwei „Sub-Systemen“ verstanden, vielmehr wird in dem Kommunikationsmodell die Bedeutung des sozialen Handelns im Sinne Max Webers hervorgehoben (vgl. Radlanski 1995: 34). Nach Max Weber versteht man darunter ein Handeln „welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist“ (Weber 1976: 1). Mit dem sozialen Handeln ist somit ein unentbehrliches kommunikatives Handeln gemeint, welches das Verstehen und die Verständigung zwischen Kommunikator und Adressat anstrebt und sich an „Verhaltenserwartungen der Anderen orientiert“ (Radlanski 1995: 41).
Gleichermaßen gibt es aber auch eine Form des kommunikativen Handelns, bei der es nicht ausschließlich um die Überlieferung von Informationen, sondern vielmehr um den Aufbau sozialer Beziehungen geht. Hier wären beispielsweise triviale Unterhaltungen über das Wetter zu nennen, die wir vorwiegend führen, um mit einer Person in sozialen Kontakt zu treten (vgl. Hunziker 1996: 2). Soziales Handeln beruht folglich auf sozialer Verbundenheit und wirkt dementsprechend wechselseitig; „das soziale Handeln des Menschen ist eher intentional als nichtintentional, eher kognitiv als vegetativ, doch gleichermaßen intellektuell wie emotional begründet“ (Stöber 2008: 45). Humankommunikation gilt mithin als kommunikatives Handeln, welches einen Sonderfall des sozialen Handelns darstellt.
Einen bedeutenden Beitrag zur Theoriebildung über das kommunikative Handeln leistete der Sozialpsychologe George Herbert Mead. Mead beschreibt die Humankommunikation als Grundlage menschlicher Gesellschafts- und Persönlichkeitsentwicklung, welche sich signifikanter Symbole und Zeichen bedient. Mit anderen Worten, damit es zu einer effektiven Nachrichtenübertragung kommt, müssen die Kommunikationsteilnehmer gemeinsame Kennzeichen besitzen, mit denen sie dieselben Gedanken und Zusammenhänge assoziieren (vgl. Hunziker 1996: 2). Der Kommunikationsprozess verlangt einen gewissen Bestand an gemeinsamen Zeichen bei den Kommunizierenden, „denn menschliches Handeln ist keine Verkettung eindeutiger Reize und Reaktionen, sondern die wechselseitige Interpretation von Handlungen und von Verhaltenserwartungen, die durch bedeutungstragende Zeichen, d.h. sprachliche und andere Symbole mitgeteilt werden“ (Schäfers 2003: 179). Bei Sprachen und Symbolen gibt es aufgrund verschiedenartiger gesellschaftlicher und kultureller Herkunft zahlreiche Variationsmöglichkeiten. Angesichts dieser Vielfalt kommt es in vielschichtigen Gesellschaftssystemen nicht selten zu Missdeutungen (vgl. Hunziker 1996: 3). In reziproken Kommunikationsverläufen können solche Interpretationsprobleme teilweise eingedämmt bzw. ganz abgeschafft werden, denn „der Adressat hat die Möglichkeit, durch Rückfragen und Gegenreden auf die kommunikative Ansprache zu reagieren, woraus der Kommunikator dann entnehmen kann, wie diese aufgenommen wurde“ (Hunziker 1996: 3). Infolgedessen bildet die Reflexivität für den Sozialpsychologen George Mead den Fokus menschlicher Kommunikation. Mead geht davon aus, dass einzelne Individuen ihre eigene Identität erst durch soziale Kommunikation entwickeln können. Demnach ist Kommunikation, speziell die spachliche Kommunikation, die prinzipielle Basis für „Prozesse der Bewußtseinsbildung“ und „der Entstehung von Gesellschaft“ (Radlanski 1995: 43).
Abschließend kann festgehalten werden: Die Kommunikation, speziell die Humankommunikation, ist eine soziale Handlung an der nicht weniger als zwei Personen beteiligt sind, dabei können die Kommunizierenden im direkten oder indirekten Kontakt miteinander stehen. Während des Kommunikationsablaufs gebrauchen die Teilnehmer Zeichen, deren Sinngehalt jedem Beteiligten mehr oder weniger bekannt ist. Die gesendeten Informationen können somit nicht nur über die Sprache, sondern auch nonverbal vermittelt werden (vgl. Stöber 2008: 47). Demnach wird beinahe jede Handlung einer Person von einer anderen als Benachrichtigung erkannt. Paul Watzlawick äußerte sich zu diesem Sachverhalt folgendermaßen: „Man kann nicht nicht kommunizieren“(Watzlawick et al. 1996: 53), d.h. sogar Unterlassungen wie beispielsweise das Schweigen, können als ein Hinweis verstanden werden. Die verwendeten Symbole werden meist über technische Informationsträger weitergegeben, dies muss aber nicht immer der Fall sein. Vor allem Gesichts- und Hörsinn sind beim Kommunikationsprozess von großer Bedeutung (vgl. Stöber 2008: 47).
2.2. Massenkommunikation
Da sich diese Arbeit mit der modernen Form von Kommunikation befasst, darf auch der Begriff der Massenkommunikation nicht außer acht gelassen werden. Wie bereits schon erwähnt wurde, existieren abgesehen von Kommunikationsprozessen zwischen einzelnen Personen auch solche, bei denen größere gesellschaftliche Einheiten involviert sind. Hier ist es meist problematisch, die Nachrichtensendung allein über unmittelbare persönliche Kontakte zu bewältigen. Infolgedessen sind elektronische Informations- und Speichermedien (Radio, Fernsehen, Computer) erforderlich, welche den Prozess der Massenkommunikation vereinfachen (vgl. Hunziker 1996: 6). Eine wesentliche Begriffsdefinition lieferte Gerhard Maletzke, sie lautet folgendermaßen: „Unter Massenkommunikation verstehen wir jene Form der Kommunikation, bei der Aussagen öffentlich (also ohne begrenzte und personell definierte Empfängerschaft), durch technische Verbreitungsmittel (Medien), indirekt (also bei räumlicher oder zeitlicher oder raumzeitlicher Distanz zwischen den Kommunikationspartnern) und einseitig (also ohne Rollenwechsel zwischen Aussagendem und Aufnehmendem) an ein disperses Publikum vermittelt werden“ (Maletzke 1998: 45 ff.). Soziologisch betrachtet wirkt „die Massenkommunikation als Sozialbeziehung, an der auf beiden Seiten eine große Zahl von Personen beteiligt ist. Kennzeichnend ist außerdem, daß sich die an solchem Kommunikationsvorgang beteiligten Kollektive hinsichtlich Zusammensetzung, innerem Aufbau und Tätigkeitsweise wesentlich voneinander unterscheiden“ (Hunziker 1996: 6). Bei der Massenkommunikation charakterisieren sich die Sender als Spezialisten, die mittels technischer Apparaturen und ausgebildetem Fachwissen täglich Kommunikationsinhalte produzieren. Im Gegensatz dazu, lassen die Empfänger nur einen sehr geringen „Organisationsgrad“ (ebd. 1996: 6) erkennen, denn sie erwidern den Kommunikationsvorgang eher passiv. Für einen Großteil der Menschheit ist die Nutzung von Massenmedien eine unbewusste, automatische Tätigkeit, welche in unserem Alltag nebenbei abläuft. Nach Aussagen von Gerhard Maletzke erfolgt der Vorgang der Massenkommunikation demnach meist einseitig und die Kommunikationsteilnehmer sind kaum persönlich miteinander vertraut. Doch nicht alle Wissenschaftler stimmen der Definitionsform Maletzkes zu. Maletzke liefert in seinem Werk „Kommunikationswissenschaft im Überblick“ einige Kommentare von Kritikern, welche die Meinung vertreten, dass Massenkommunikation eigentlich gar keine wirkliche Kommunikationsform sei, da die „einseitig-technische“ Lieferung von Berichten und Botschaften nicht viel mit der reinen Kommunikation zu tun habe (vgl. Maletzke 1998: 46). Hierzu ein Zitat von Erbring, welches Maletzke in seinem Werk hervorhebt: „Mir scheint, daß für die Vermengung von Bezugsebenen und die Verwischung des Begriffs ‚Kommunikation’ in erheblichem Maße auch eine schon in der Bezeichnung unseres Faches als ‚Kommunikationswissenschaft’ enthaltene Fehlorientierung verantwortlich ist. Denn es ist sicherlich irreführend […], Massenkommunikation überhaupt als ‚Kommunikation’ begreifen oder definieren zu wollen“(ebd. 1998: 47). Demnach gilt für einige wenige Forscher der Kommunikationsbegriff nur für die unmittelbare persönliche Kommunikation. Im Verhältnis dazu begreift ein Großteil der Wissenschaftler die Kommunikation als einen sehr weitläufigen Begriff, der durchaus auch die Massenkommunikation impliziert. Hier wird erneut sichtbar: gegenwärtig existieren zahlreiche Definitionen und keine der bestehenden Begriffsbestimmungen lässt sich als die „wahre“ oder die „falsche“ einordnen. Entscheidend ist letztendlich nur, dass man bei Definitionen zu einer generellen Einigkeit kommt. Deshalb wird die Massenkommunikation auch als „Sekundärkommunikation“ oder „indirekte Kommunikation“ bezeichnet, welche eine große Zahl von Menschen in ihren Bann zieht, Impressionen der weiteren Umwelt veröffentlicht und dazu imstande ist „starke Aufmerksamkeit und Aktualität für ein Angebot zu erzeugen“ (Esch, Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Massenkommunikation, online). Demnach ist festzuhalten, dass Massenkommunikationsmedien eine entscheidende Rolle in unserer Gesellschaft spielen, da sie den Menschen Kenntnisse und Informationen über ihre Umwelt gewähren, auf die sie im alltäglichen Leben angewiesen sind (vgl. Hunziker 1996: 22).
2.3. Informationsgesellschaft
Beobachtet man den dynamischen Prozess der Globalisierung, den weltweiten Wettbewerb und die hohe Erwerbslosigkeit, so begreift man unter welchem Druck die westlichen Industrienationen stehen, sich immer mehr nach dem Konzept der „Informationsgesellschaft“ zu entwickeln. Immer wieder gibt es Fortschritte innerhalb der Gesellschaft und im Bereich der Informationstechnik. Seitdem in den 70er Jahren die Massenerzeugung eines „Computer-Mikroprozessors“ veranlasst wurde, ist es nicht zu übersehen, dass alle danach streben mit den fortlaufenden Neuerungen und Erfindungen in der Informationstechnologie mitzuhalten. Jedes Individuum muss sich, ob es will oder nicht, mit den Veränderungen bezüglich der Gesellschaft und der Informationstechnologien auseinandersetzen (vgl. Schelske 2007: IX). Anlässlich der rasanten Entfaltung innerhalb der letzten Jahrzehnte, haben sich die Wissenskapazität der Gesellschaften und der Informationsumfang in den Datenbanken stark vergrößert. Parallel dazu entwickelte sich die Information zu einem gewinnbringenden Produkt, welches für viele Individuen eine kaum erschwingbare Ware darstellt (vgl. ebd. 2007: 57). „Die Ökonomisierung des Gutes ‚Information’ führt zu historisch neuartigen Formen der Privatisierung von Wissen“ (ebd. 2007: 57), denn Wissen gilt in der Informationsgesellschaft als einflussreichste Produktionsgröße (vgl. ebd. 2007: 60).
Der Grundgedanke der Informationsgesellschaft entfaltete sich bereits in den 60er Jahren in Japan, wobei nicht der aufkommende Informationsfortschritt durch Computer oder Datennetze im Fokus stand, sondern allenfalls die einsetzende Automatisierung, die Veränderungen auf dem Gebiet der Mikroelektronik oder der Massenmedien Fernsehen und Radio (vgl. Steinbicker 2001: 15). Demnach nahm man mit dem Konzept der Informationsgesellschaft anfänglich eine technische Fortentwicklung innerhalb der Gesellschaft an. Erst 20 Jahre später wurden die Informations- und Kommunikationsmedien als bedeutende Elemente der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entfaltung angesehen (vgl. Schelske 2007: 60). Drei Ansätze gehen aus der Theorie über die Informationsgesellschaft hervor: „erstens die beginnende Auseinandersetzung der Wirtschaftswissenschaften mit Wissen und Information; zweitens die Prägung des Begriffs Informationsgesellschaft in Japan; und schließlich die Thematik eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Strukturwandels, aus der die Theorien von Drucker, Bell und Castells hervorgehen“ (Steinbicker 2001:15). Zwar entwickelten sich in Japan die ersten Formulierungen zum Aufkommen der Informationsgesellschaft, dennoch kamen die ausschlaggebenden Überlegungen zum „Strukturwandel der Industriegesellschaft“ von dem deutschen Soziologien Daniel Bell und dem österreichischen Ökonom Peter Drucker. 1969 beschrieb Drucker in seinem Werk „The Age of Discontinuity“ das Wissen als unerlässliche schöpferische Kraft der wirtschaftlich eingestellten Informationsgesellschaft (vgl. Schelske 2007: 61). In seiner Theorie über die „Wissensgesellschaft“, stellt er Information und Wissen als die essentiellen Antriebskräfte der nachindustriellen Gesellschaft dar, denn „Wissen [ist] zur eigentlichen Grundlage der modernen Wirtschaft und Gesellschaft und zum eigentlichen Prinzip des gesellschaftlichen Wirkens geworden“ (ebd. 2007: 61). Demgegenüber arbeitete Bell das Konzept zur Informationsgesellschaft im Jahr 1973 noch ausführlicher heraus, in dem er weniger auf die Ökonomie eingeht, sondern viel mehr den Wandel in der sozialen Struktur der Gesellschaft analysiert (vgl. ebd. 2007: 69). Er beschreibt die postindustrielle Gesellschaft als Informationsgesellschaft, die von „neuen ökonomischen Mangelerscheinungen“ (ebd. 2007: 67) betroffen ist. Für ihn charakterisiert sich die Informationsgesellschaft durch die Veränderung in den einzelnen Berufsgruppen und die neue Verbindung in der Forschung und Technologie zueinander stehen. Unter anderem werden seit den 70er Jahren Informatiker und Ingenieure verstärkt auf dem Arbeitsmarkt gesucht. Fakt ist, dass in der heutigen Zeit keine Wissenschaft mehr auf den Computer verzichten kann, denn der technische Bereich des Wissens und die dazu gehörenden Dienstleistungen gewinnen in der modernen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung in allen sozialen Ordnungen (vgl. ebd. 2007: 69). Bezüglich der gegenwärtigen Informationsgesellschaft registriert Bell bei den Menschen eine „Hinwendung zu seinesgleichen, mit denen er in immer engerem Kontakt und Austausch lebt“ (Bell 1976: 375). Des Weiteren kündigt Bell Tendenzen für die Zukunft an:„die Gesellschaft ihrerseits wird zu einem Bewußtseinsnetz, zu einer Art von Imagination, die wir als gesellschaftliche Konstruktion zu verwirklichen trachten“(ebd. 1976: 376). Mit dieser Prophezeiung sagte Bell schon vor 30 Jahren die Entwicklungstendenzen Richtung Informations- und Netzwerkgesellschaft voraus, denn „die interaktiv vernetzten Individuen“ bilden heute durch ihre aktive Teilnahme im Internet weltweite Bewusstseinsnetze (Schelske 2007: 71). Die Vorstellung, die uns dabei in den Sinn kommt, ist die eines Netzes, wobei die Knoten die einzelnen Individuen darstellen und die Bindfäden die Medien verkörpern, welche die Informationen weiterleiten (vgl. Flusser 2000: 17). In Verbindung mit dem Netzwerkbegriff, lässt sich nun auch die Theorie von Manuel Castells einbringen. Im Gegensatz zu Bell und Drucker bezeichnet er die technologisierte Gesellschaft nicht als Informationsgesellschaft, sondern eher als informationelle Gesellschaft bzw. Netzwerkgesellschaft. Mit dem Ausdruck „informationell“ benennt er „das Attribut einer spezifischen Form sozialer Organisation, in der die Schaffung, die Verarbeitung und die Weitergabe von Information unter den neuen technologischen Bedingungen dieser historischen Periode zu grundlegenden Quellen von Produktivität und Macht werden“ (Castells 2004: 22). In seiner Theorie über die informationelle Gesellschaft beschreibt Castells die Tatsache, dass die neuen Informationstechnologien unsere Lebensbereiche in „globale Netzwerke“ einbetten und die Kommunikation, die über den Computer abläuft eine immense Anzahl an virtuellen Gemeinschaften (engl. virtual communities) hervorbringt (vgl. Castells 2004: 23). Weitere Einblicke in die „Netzwerktheorie“ von Manuel Castells folgen im anschließenden Abschnitt 2.4., der sich mit der Thematik der „sozialen Netzwerke“ und der „Netzwerkgesellschaft“ befasst.
2.4. Soziale Netzwerke und die Netzwerkgesellschaft
Netzwerke sind allgegenwärtig. Dieser Sachverhalt trifft spätestens seit dem Zeitpunkt zu, als das Internet die technischen Verfahren weltweiter Vernetzung nachhaltig veränderte. Dementsprechend wird die gegenwärtige Gesellschaft in aktuellen wissenschaftlichen Publikationen auch als „Netzwerkgesellschaft“ benannt (Castells 2004: 527). In einer Gesellschaft in der eifriges „Netzwerken“ im persönlichen wie im geschäftlichen Lebensbereich auf der Tagesordnung steht, gibt man sich nicht mehr damit zufrieden, „die Entstehung von Netzwerken dem Zufall zu überlassen“, in den verschiedensten Situationen wird von „Individuen und Organisationen erwartet, dass Netzwerke gesucht und gepflegt werden“ (Holzer 2006: 5). Manuel Castells definiert den Netzwerkbegriff folgendermaßen: „Ein Netzwerk besteht aus mehreren untereinander verbundenen Knoten. Ein Knoten ist ein Punkt, an dem eine Kurve sich mit sich selbst schneidet“. Weiterhin erläutert er: „Netzwerke sind offene Strukturen und in der Lage, grenzenlos zu expandieren und dabei neue Knoten zu integrieren, solange diese innerhalb des Netzwerkes zu kommunizieren vermögen […]. Was ein Knoten konkret ist, hängt von der Art von konkreten Netzwerken ab, von denen wir sprechen“ (Castells 2004: 528). Genauer gesagt gibt es drei Stufen, auf denen Netzwerke ihre Knoten und Verknüpfungen ausbreiten: das technische, das geographische und das soziale Netzwerk (vgl. Schelske 2007: 77). Da der Schwerpunkt dieser Arbeit im Wesentlichen auf sozialen Netzwerken beruht, wird im Folgenden auch nur dieser Terminus ausführlicher erläutert. Soziale Netzwerke sind überall zu finden, es gibt kaum eine Rubrik in der Gesellschaft, in der sozialen Netzwerken keine Bedeutung zukommt. Somit begegnen uns soziale Netzwerke in Wirtschaft, Politik, Forschung und in allen Bereichen des Alltagslebens (Becker u.a. 2008: 306). Ein soziales Netzwerk definiert sich als ein „Geflecht von sozialen Beziehungen, das als Ganzes betrachtet das Verhalten der verbundenen sozialen Einheiten beeinflusst und zur Interpretation dieses Verhaltens herangezogen werden kann“. Soziale Einheiten können dabei „Personen, Gruppen, Organisationen, Institutionen oder auch ganze Gesellschaften sein“ (Schäfers 2003: 250). Gerd Reinhold erläutert den Ausdruck des sozialen Netzwerks in relativ ähnlicher Weise als einen „Begriff zur Beschreibung sozialer Beziehungen in einem Handlungssystem“ (Reinhold 1991: 418). Demnach wird relativ schnell deutlich, dass soziale Beziehungen den Schwerpunkt sozialer Netzwerke bilden. Nicht erst seit der Entwicklung der Informationsgesellschaft begreifen wir darunter, je nach sozialem Zusammenhang äußerst verschiedenartige Sachverhalte. Nach Aussagen von Boris Holzer gehören neben engen Verbindungen zu Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten auch die Brieffreundschaften dazu, die nie zu einem persönlichen Zusammentreffen führen, oder aber auch die Relation zwischen Mitarbeitern, „die sich nicht zwischen Beruf und Privatem entscheiden kann“ (Holzer 2006: 9). Eine soziale Beziehung zwischen Individuen kann entweder aufgrund persönlicher Sympathie zueinander entstehen oder aber auch durch die notgedrungene Gemeinschaftsarbeit am Arbeitsplatz (vgl. ebd. 2006: 9). Soziale Beziehungen entwickeln sich durch mehrfach wiederholte Kontaktaufnahme zwischen zwei Menschen und charakterisieren sich somit als zwischenmenschliche Verbindungen, die über längere Perioden fortbestehen. Wie bereits erwähnt wurde, unterscheiden wir zwei Arten dieser interpersonellen Verbindungen, nämlich formale und persönliche Beziehungen (vgl. Mörl & Groß 2009: 32). Formale Beziehungen verlaufen auf neutraler, unpersönlicher Basis, „über sie werden Personen in Funktionssysteme eingebunden, um gesellschaftliche Aufgaben zu erfüllen“ (ebd. 2009: 32). Meist handelt es sich hierbei um Geschäftsbeziehungen zwischen Käufer und Kunde oder unter Arbeitskollegen. Um die Arbeitsdynamik nicht zu behindern, werden diese Beziehungen eher emotionslos gehalten. Im Gegensatz dazu, steht in persönlichen Beziehungen die emotionale Verbindung im Vordergrund. Mittels persönlicher Beziehungen werden Personen in soziale Gemeinschaften integriert, in denen gegenseitige Anerkennung, Vertraulichkeit, Zuneigung, Freundschaft und die wechselseitige Kommunikation den Beziehungsschwerpunkt bilden. Die Beziehungs- und Netzwerkforschung hat demonstriert, dass sich persönliche Beziehungen bedeutend auf das eigene Wohlergehen und die persönliche Identitätsbildung auswirken (vgl. ebd. 2009: 33). Auch bei formalen Beziehungen wird davon ausgegangen, dass sie sich sozial bestärkend niederschlagen, denn sie „sichern individuelle und kollektive Identitäten, bieten Geselligkeit, Gesprächsanlässe und vermitteln Ratschläge und Informationen“ (ebd. 2009: 33).
Somit ergibt sich die Tatsache, dass die sozialen Beziehungen, die ein Mensch besitzt oder sich aneignet, ein gewisses soziales Netzwerk erzeugen, welches die verschiedenen Absichten der Beteiligten in Gruppen miteinander verbindet. Der Ausdruck „soziales Netzwerk“ impliziert „sowohl Gruppen als auch Gemeinschaften und beschreibt zudem soziale Beziehungen, die kaum eine soziale Strukturiertheit aufweisen und nur locker miteinander verbunden sind“ (Schelske 2007: 123). Folglich unterscheiden sich soziale Netzwerke von Gruppen und Gemeinschaften in dem Punkt, dass es keine Rangverhältnisse sondern eher gleichwertige Beziehungen unter den Akteuren gibt, in denen die Beteiligten intim und vertraulich zusammenarbeiten (vgl. ebd. 2007: 123).
Generell gibt es zwei Ansatzpunkte, nach denen die Gründe für den Aufbau einer sozialen Beziehung geprüft werden können: den Ansatz der „Sozialen Bedürfnisse“ (social needs) und die Annahme der „Sozialen Kompensation“ (social compensation). Der erstgenannte Ansatz bezieht sich auf die Annahme, dass Personen gewisse Verbindungen bzw. Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen, um ihr Bedürfnis nach Nähe, Anerkennung und Gemeinschaft zu stillen. Forschungen haben belegt, dass Personen die weniger Freunde haben ein schwächeres Selbstwertgefühl besitzen und sich teilweise isoliert fühlen (vgl. Kneidinger 2010: 19). Der zweite Ansatz beschreibt die Tatsache, dass sich Menschen unter gewissen Gegebenheiten im Kollektiv mehr bemühen und engagierter arbeiten, als wenn sie alleine sind (vgl. Stroebe u.a. 2003: 510). Auch in diesem Fall erleichtert das Internet den Verbindungsaufbau und die Aufrechterhaltung von sozialen Beziehungen zu anderen Personen, denn durch die Entstehung des Web 2.0 haben sich neue Methoden und Verfahrensweisen aufgetan, um soziale Netzwerke zu erschaffen, zu verbreiten und auf eine virtuelle Plattform auszuweiten (vgl. Hass et al. 2008: 102).
2.5. Web 2.0 – Das soziale Internet und seine Online-Netzwerke
Seit einigen Jahren bestimmt ein neues Schlagwort die moderne Internet-Welt: Web 2.0. Dieser Ausdruck bezeichnet das Aufkommen einer neuen Entwicklungsphase innerhalb des World Wide Web, denn die Online-Welt ist von einem reinen Informationsmedium zu einem sozialen Medium herangereift (vgl. Kielholz 2008: 4).
Den Ausdruck Web 2.0 brachte der Softwareentwickler Tim O’Reilly im Jahr 2004 im Rahmen der „O’Reilly Media Web 2.0 conference“ (Stephan 2010: 24) in Umlauf. O’Reilly wollte damit auf den Wandel des Internet seit dem Crash der New Economy aufmerksam machen (vgl. Hass u.a. 2008: 5) und verdeutlichen, dass das Platzen der Dotcom-Blase 2000 nicht als Zusammenbruch, sondern eher als Umschwung oder Wendepunkt anzusehen sei. Im Anschluss an diese erste „Web-2.0-Konferenz“ breitete sich die Bezeichnung rasend schnell im Internet aus und entwickelte sich umgehend zum Sammelbegriff zahlreicher Modernisierungen im Web (vgl. Ebersbach u.a. 2008: 23). Im Allgemeinen bezeichnet der Begriff die „Entwicklung neuer, interaktiver Dienste, die die Veränderung von der individuellen zur vernetzten Nutzung des Internets fördern“ (Becker u.a. 2008: 305). Die Entstehung des Web 2.0 hat es demnach möglich gemacht, dass die Nutzer des World Wide Web heute in gesteigerter Form interaktiv am Geschehen im Netz mitwirken können und nicht mehr nur passive Konsumenten des Internets darstellen. Einen Teilbereich des Web 2.0 bildet das „Social Web“, „hier geht es nicht um neue Formate oder Programmarchitekturen, sondern um die Unterstützung sozialer Strukturen und Interaktionen über das Netz“ (Ebersbach u.a. 2008: 29). Einen Definitionsansatz dazu liefert Hajo Hippner, der allerdings die Bezeichnung „Social Software“ gebraucht um das Internet als soziales Medium zu beschreiben. Laut Hippner impliziert die Social Software „webbasierte Anwendungen, die für Menschen den Informationsaustausch, den Beziehungsaufbau und die Kommunikation in einem sozialen Kontext unterstützen“ (Hippner 2006: 7). Im Mittelpunkt stehen somit Webseiten und Softwareprogramme, die dazu betragen, dass Menschen miteinander kommunizieren und interagieren können (vgl. Ebersbach u.a. 2008: 29). Die User sind folglich nicht mehr lediglich unbeteiligte Informationsbezieher im Internet, sondern präsentieren aktiv eigene Inhalte und pflegen Kontakte und Beziehungen vermehrt über Online-Plattformen. Anfänglich wurden Online-Plattformen als „Online-Community“ oder „Online-Group“ bezeichnet, gegenwärtig finden diese Begriffe kaum noch Verwendung, da sie zu technisch klingen. Bevorzugt werden heute eher Bezeichnungen wie soziales Netzwerk oder „Social Community“ (Zeger 2009: 30). Nach Sascha Häusler werden soziale Netzwerke im Internet „als jene online funktionierenden sozialen Konstrukte verstanden, die eine Erweiterung eines […] persönlichen sozialen Netzwerks ermöglichen, indem sie Zugang zu neuen direkten oder indirekten Beziehungen generieren. Dieser Zugang stellt sich als die Möglichkeit der tatsächlichen Kontaktaufnahme mit anderen Internetnutzern dar“ (Häusler 2007: 26).
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- Luise Scheele (Author), 2011, Kommunikation in der Netzwerkgesellschaft - Wie Online-Netzwerke unser Kommunikationsverhalten beeinflussen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209264
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