„Die Ordnung der Familie war […] immer ein wichtiges Objekt für gesellschaftliche Leitbilder und Vorschriften des Zusammenlebens und sozialen Verhaltens“1, denn über die Familie wurden und werden Normen und Werte für die Gesellschaft transportiert. Zu diesen Normen und Werten zählen auch die Zuschreibungen an die Geschlechter: die Rolle des Vaters und die Rolle der Mutter, die Arbeit des Vaters und die Arbeit der Mutter- kurz: die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Zweifellos entsprachen und entsprechen diese Zuschreibungen jedoch nicht immer der Realität.
In der vorliegenden Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, wie Ehemännern und Vätern in der Frühen Neuzeit und in der Phase der Protoindustrialisierung Ideale und Normen der männlichen Arbeit und Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern definiert und in wieweit diese Normen umgesetzt bzw. gelebt wurden. Dafür soll einerseits die Stellung des Mannes innerhalb der Familie bzw. des Haushaltes beleuchtet werden, andererseits soll das Verhältnis des Mannes zu seiner Arbeit hinterfragt werden. Um diese Kriterien untersuchen zu können, wird nachfolgend zwischen Idealen und normativen Vorgaben von staatlicher, religiöser und medizinischer Seite und den realen Bedingungen und Lebensverhältnissen der Menschen in der Frühen Neuzeit und während der protoindustriellen Phase unterschieden. Folglich soll das Verhältnis des Mannes und Familienvaters zu Arbeit und Arbeitsteilung nicht losgelöst von seinen Lebensbedingungen, sondern im Zusammenspiel mit seiner Umgebung, damit auch im Miteinander mit seiner Ehefrau und seiner Familie, betrachtet werden.
Da in dieser Arbeit kein vollständiger Überblick der männlichen Arbeit und der Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern über alle gesellschaftlichen Schichten der Frühen Neuzeit und der Protoindustrialisierung gegeben werden kann, wird nachstehend zwischen „Idealen“, die vornehmlich nur von einer kleinen, höher gestellten Schicht gelebt werden konnten und „Realitäten“, die den Lebensstil des größeren Teils der Bevölkerung (Mittel- und Unterschichten) darstellen sollen, unterschieden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Männer und Arbeitsteilung während der Frühen Neuzeit
1) Ideale
2) Realitäten
3. Männer und Arbeitsteilung während der Protoindustrialisierung
1) Ideale
2) Realitäten
4. Resümee
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Die Ordnung der Familie war […] immer ein wichtiges Objekt für gesellschaftliche Leitbilder und Vorschriften des Zusammenlebens und sozialen Verhaltens“1, denn über die Familie wurden und werden Normen und Werte für die Gesellschaft transportiert. Zu diesen Normen und Werten zählen auch die Zuschreibungen an die Geschlechter: die Rolle des Vaters und die Rolle der Mutter, die Arbeit des Vaters und die Arbeit der Mutter- kurz: die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Zweifellos entsprachen und entsprechen diese Zuschreibungen jedoch nicht immer der Realität.
In der vorliegenden Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, wie Ehemännern und Vätern in der Frühen Neuzeit und in der Phase der Protoindustrialisierung Ideale und Normen der männlichen Arbeit und Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern definiert und inwieweit diese Normen umgesetzt bzw. gelebt wurden. Dafür soll einerseits die Stellung des Mannes innerhalb der Familie bzw. des Haushaltes beleuchtet werden, andererseits soll das Verhältnis des Mannes zu seiner Arbeit hinterfragt werden. Um diese Kriterien untersuchen zu können, wird nachfolgend zwischen Idealen und normativen Vorgaben von staatlicher, religiöser und medizinischer Seite und den realen Bedingungen und Lebensverhältnissen der Menschen in der Frühen Neuzeit und während der protoindustriellen Phase unterschieden. Folglich soll das Verhältnis des Mannes und Familienvaters zu Arbeit und Arbeitsteilung nicht losgelöst von seinen Lebensbedingungen, sondern im Zusammenspiel mit seiner Umgebung, damit auch im Miteinander mit seiner Ehefrau und seiner Familie, betrachtet werden.
Da in dieser Arbeit kein vollständiger Überblick der männlichen Arbeit und der Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern über alle gesellschaftlichen Schichten der Frühen Neuzeit und der Protoindustrialisierung gegeben werden kann, wird nachstehend zwischen „Idealen“, die vornehmlich nur von einer kleinen, höher gestellten Schicht gelebt werden konnten und „Realitäten“, die den Lebensstil des größeren Teils der Bevölkerung (Mittel- und Unterschichten) darstellen sollen, unterschieden.
Als literarische Grundlage der Arbeit wurden Werke aus der historischen Frauen- und Geschlechterforschung, die sich mit dem Leben und Wirtschaften der Geschlechter auseinandersetzen, sowie Darstellungen zur Geschichte und Arbeitsteilung (in) der Familie von Andreas Gestrich und Michael Mitterauer genutzt. Eine Monographie zur männlichen Arbeit und Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern in der Frühen Neuzeit und während der protoindustriellen Phase existiert bisher nicht.
2. Männer und Arbeitsteilung während der Frühen Neuzeit
2.1 Ideale
„Wie die Gesellschaften im Ganzen besaßen auch die Ehen in der Frühen Neuzeit eine feste und in ihrer Hierarchie religiös sanktionierte Ordnung. [...] Obwohl die Leitung des Haushalts beiden Ehepartnern zukam und eine >>Hauswirthin<< nach der frühneuzeitlichen Hausväterliteratur genauso wie >>jr Hauswirth den Kindern und Gesinde mit gutem Exempel vorgehen<< soll, lag die Leitung des Hauses dennoch beim Mann.“2
Diese Überordnung des Ehemannes über seine Ehefrau wurde ursprünglich mit dem Sündenfall Evas begründet. „Aus der angeblichen Schwäche der Frau, ihre Begierden und Affekte zu beherrschen, ergibt sich der pädagogische Auftrag des Mannes, ihr religiöses und sittliches Leben zu leiten.“3 Zur Erfüllung dieser Aufgabe dienten dem Hausvater Ratgeber zur Führung des Haushaltes aus der sogenannten „Hausväterliteratur“, deren Blütezeit etwa von 1600 bis 1750 andauerte. Als Grundlage dieser Schriften dienten Auszüge aus der griechischen Ökonomik, der römischen Agrarlehre und der Haustafeln des Neuen Testamentes (Eph. 5,22-6,9; Kol. 3,18-4,1). Inhaltlich behandelte die Hausväterliteratur u. a. die Beziehungen der Hausangehörigen untereinander, Wirtschaftsregeln, Hinweise zum Wein- und Gartenanbau, zum Ackerbau, zur Tierhaltung und zum Schlachten, sowie juristische Fragen u. s. w.4
[...]
1Gestrich, A./Krause, J.-U./Mitterauer, M., Geschichte der Familie (2003), S. 366.
2Gestrich, A./Krause, J.-U./Mitterauer, M., Geschichte der Familie (2003), S. 524.
3Bake, K., Geschlechterrollen und häusliche Ökonomie in illustrierten Flugblättern des 16. und 17. Jahrhunderts (2004), S. 50.
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