Im August des Jahres 2010 wurden hunderte Roma und Sinti aus Frankreich ausgewiesen und in ihre Heimat gebracht. In dem Online-Nachrichtenportal der ARD – Tagesschau beginnt ein Text zu diesem Thema folgendermaßen:
Ausweisung nach Rumänien.
Frankreich schiebt 700 Roma ab.
In Frankreich sind mehr als 40 illegal von Sinti und Roma bewohnte Lager nach Angaben von Innenminister Brice Hortefeux aufgelöst worden.
Würde der Bericht hier enden, hätte der Leser alle wichtigen Informationen erhalten, das Thema wohl aber schon nach dem nächsten Beitrag wieder vergessen. Damit dies nicht geschieht, setzt der Autor Christoph Peerenboom den Artikel mit diesen Worten fort:
700 ehemalige Lagerbewohner sollen nun nach Bulgarien und Rumänien ausgewiesen werden. Die Menschen sind verzweifelt, denn dort erwartet sie ein Leben ohne Perspektive.
Darauf folgen Beschreibungen der Armut und Hoffnungslosigkeit der Menschen. Interviews mit Betroffenen und die Anschauungen von rumänischen Aktivisten schließen den Bericht über die Abschiebung der Roma aus Frankreich ab. Der ehemals gleichgültige Leser fühlt jetzt mit den Betroffenen, versucht die Hintergründe zu verstehen und wird das Thema nicht so schnell vergessen, wie dies bei der reinen Angabe von Zahlen wahrscheinlich ist.
Dass dieser Wandel vom desinteressierten zum aufmerksamen Leser möglich wurde, ist der Entscheidung des Autors zu verdanken, die Betroffenen zum Mittelpunkt seines Beitrages zu machen. Da dies ein erprobtes Mittel ist, die Aufmerksamkeit des Lesers, Hörers oder Zuschauers zu gewinnen, arbeiten alle Medien mit der Personalisierung und Emotionalisierung von Ereignissen. Die Beitragsform, bei der diese Funktionen ihren deutlichsten Ausdruck finden, ist das Porträt, dessen Mittelpunkt stets die Darstellung einer Person bildet. Es ist daher eine der beliebtesten Formen des gesamten Journalismus und insbesondere der Zeitungen und Zeitschriften. Aus diesem Grund werden in dieser Arbeit Porträts aus den Printmedien analysiert. Da meistens die porträtierte Person einen hohen Bekanntheitsgrad aufweist, existiert zu ihnen in der Regel auch eine öffentliche Meinung. Die Beitragsform Porträt setzt sich mit dem dargestellten Menschen sehr intensiv auseinander und versucht, diesen korrekt darzustellen. Daher ist es interessant zu untersuchen, inwiefern die öffentliche Meinung über eine Person in deren Porträts wiederzufinden ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Textsorte Porträt
- Die Begriffe Text, Textfunktion und Textsorte
- Das Porträt
- Einleitung
- Definition des Porträts
- Einordnung des Porträts als Textsorte
- Historische Entwicklung des Porträts
- Anlass für ein Porträt
- Formen des Porträts
- Sprache und Aufbau des Porträts
- Gefahren des Porträts
- Anmerkungen zum Porträt
- Medien-linguistische Analyse
- Einleitung
- Der Begriff Öffentliche Meinung
- Die These
- Die Porträts
- „In Augsburg angekommen"
- „Provokateur mit wenig Geschick"
- Die Zeitung
- Der Autor
- Analyse des Porträts „In Augsburg angekommen"
- Zeitliche Einordnung des Porträts
- Medien-linguistische Analyse des Porträts
- Analyse des Porträts „Provokateur mit wenig Geschick"
- Zeitliche Einordnung des Porträts
- Medien-linguistische Analyse des Porträts
- Auswertung
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Textsorte Porträt und untersucht, inwiefern diese als Spiegel der öffentlichen Meinung betrachtet werden kann. Dazu werden zwei Porträts über den ehemaligen Bischof von Augsburg, Walter Mixa, analysiert, die in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht wurden. Die Arbeit soll die medien-linguistischen Aspekte der Textsorte Porträt beleuchten und anhand der ausgewählten Beispiele zeigen, wie öffentliche Meinung in journalistischen Texten widergespiegelt und zugleich beeinflusst wird.
- Definition und Einordnung der Textsorte Porträt
- Analyse von Porträts als Spiegel der öffentlichen Meinung
- Untersuchung des Einflusses von Zeitungsprofil und Autor auf die Darstellung
- Bedeutung von medien-linguistischen Merkmalen wie Titel, Zitate und Sprache
- Beziehung zwischen öffentlicher Meinung und medialer Darstellung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert die Fragestellung, ob das Porträt ein Spiegel der öffentlichen Meinung ist. Das zweite Kapitel widmet sich der Textsorte Porträt und bietet eine umfassende Beschreibung, die die Begriffe Text, Textfunktion und Textsorte erläutert. Anschließend werden die verschiedenen Formen, Anlässe und Gefahren des Porträts sowie die Bedeutung von Sprache und Aufbau dargestellt.
Das dritte Kapitel widmet sich der medien-linguistischen Analyse von zwei Porträts über Walter Mixa, die in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen sind. Zunächst wird der Begriff Öffentliche Meinung definiert und die These der Arbeit dargelegt. Anschließend werden die Porträts „In Augsburg angekommen" und „Provokateur mit wenig Geschick" vorgestellt und in ihren zeitlichen Kontext eingeordnet. Die medien-linguistische Analyse beleuchtet die Verwendung von Sprache, Zitate und Aufbau, um die Darstellung Mixas in beiden Texten zu untersuchen.
Die Auswertung der Analyse zeigt, dass die Porträts zwar nicht die öffentliche Meinung exakt widerspiegeln, aber dennoch als Spiegel derselben betrachtet werden können. Die Darstellung Mixas in beiden Texten ist von der öffentlichen Meinung geprägt und beeinflusst zugleich diese. Die Zusammenfassung fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und stellt die wichtigsten Erkenntnisse dar.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Porträt als Textsorte, die öffentliche Meinung, die medien-linguistische Analyse, die Darstellung von Personen in den Medien, die Frankfurter Allgemeine Zeitung und den ehemaligen Bischof von Augsburg, Walter Mixa. Die Arbeit analysiert die Beziehung zwischen öffentlicher Meinung und medialer Darstellung sowie den Einfluss von Zeitungsprofil und Autor auf die Gestaltung von Porträts.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Silkatz (Autor:in), 2010, Das Porträt als Spiegel der öffentlichen Meinung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208940
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