Für diese Hausarbeit, deren Thema eine Adaption sein sollte, erhielten wir eine Auswahl von Theaterinszenierungen der letzten zwei Jahrzehnte.Das erste Stück, was vor mir lag, war „Platonow“ von Anton Tschechow. Die Beschreibung, welche auf der Rückseite der DVD stand, hatte mich gleich fasziniert, denn ich fand das Stück, obwohl es über 100 Jahre alt ist, sehr passend in die heutige Zeit und ich konnte viele Parallelen zu mir, oder mir bekannten Personen, feststellen. Allerdings empfand ich die Adaption, die ich von meinem Dozenten bekam, als unzureichend. Ich fand dann eine modernere Adaption von dem bekannten Luk Perceval. Diese entsprach meinen Erwartungen in vollem Umfang und so entschied ich mich, diese für meine Hausarbeit zu verwenden.
Kurz darauf fand ich im Internet ein Zitat, welches in etwa aussagte, dass Platonow selbst nicht weiß, ob er Selbstekel oder Stolz empfinden soll, auch dieses Gefühl kennt man in der heutigen Zeit, und dadurch bin ich dann auf meine Themeneingrenzung gekommen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Tschechows Biographie
Inhalt
Platonow
Persönlichkeit oder alkoholabhängiger Vollidiot
Besonderheiten in der Adaption
Casanova oder Don Juan?
Liebe vs. Langeweile
Liebe
Wen liebt er?
Warum lieben die Frauen ihn?
Langeweile
Bühnenbild
„Warten“
Die letzten Stunden
Reflexion
Quellenverzeichnis
Vorwort
Für diese Hausarbeit, deren Thema eine Adaption sein sollte, erhielten wir eine Auswahl von Theaterinszenierungen der letzten zwei Jahrzehnte.Das erste Stück, was vor mir lag, war „Platonow“ von Anton Tschechow. Die Beschreibung, welche auf der Rückseite der DVD stand, hatte mich gleich fasziniert, denn ich fand das Stück, obwohl es über 100 Jahre alt ist, sehr passend in die heutige Zeit und ich konnte viele Parallelen zu mir, oder mir bekannten Personen, feststellen. Allerdings empfand ich die Adaption, die ich von meinem Dozenten bekam, als unzureichend. Ich fand dann eine modernere Adaption von dem bekannten Luk Perceval. Diese entsprach meinen Erwartungen in vollem Umfang und so entschied ich mich, diese für meine Hausarbeit zu verwenden.
Kurz darauf fand ich im Internet ein Zitat, welches in etwa aussagte, dass Platonow selbst nicht weiß, ob er Selbstekel oder Stolz empfinden soll, auch dieses Gefühl kennt man in der heutigen Zeit, und dadurch bin ich dann auf meine Themeneingrenzung gekommen.
Wobei diese Themeneingrenzung mir seitdem Probleme bereitet. Am Anfang konnte ich mich sehr gut damit identifizieren, dann, nach weiteren Recherchen und erneutem Lesen, sagte es mir überhaupt nicht mehr zu. Als ich auf die Podcasts gestoßen bin, war ich wieder total begeistert und nach der nächsten Begegnung wieder unmotiviert. Und so ging es immer wieder hin und her, beziehungsweise geht es hin und her. Vielleicht habe ich mich aber einfach zu sehr mit meinem Thema identifiziert und bin nun selbst
Hin- und hergerissen zwischen Langeweile und Leidenschaft.
Tschechows Biographie
Anton Pawlowitsch Tschechow wurde am 29. Januar 1860 beziehungsweise „nach altem russischem Kalender [am] 17.Januar“1 in Russland geboren. Sein Vater war Kolonialwarenhändler, „der bald Bankrott ging“2. Seine Familie zog nach Moskau, er blieb allein in der Heimatstadt zurück. Er finanzierte sein Leben in dem er anderen Kindern Nachhilfe gab. Ein Teil des Geldes schickte er an seine Familie. 1879 begann er, dank eines Stipendiums3, ein Medizinstudium in Moskau. In dieser Zeit schrieb er sein erstes Manuskript, allerdings gab er seinem Jugendstück4 keinen Namen. Denn er reichte das Manuskript an die Schauspielerin Ermolova, diese aber lehnte es ab und „Anton never took up the manuscript again“5, Er befasste sich also nicht weiter mit dem Stück. So wird es sein Leben lang bleiben, denn erst nach seinem Tod wird es „auf dem Schreibtisch als gebündeltes Manuskript, jedoch ohne Deckblatt“6 aufgefunden.
Tschechow wird dann Mediziner, behandelt aber, nach eigener Aussage, sehr viele Patienten kostengünstig oder gar umsonst. Deswegen ist es das Schreiben für ihn weniger eine Freizeitbeschäftigung sondern eher ein Zweiteinkommen. Beide Berufe werden aber immer wieder durch den gesundheitlichen Zustand Tschechows gestört.
Bei ihm treten häufig Lungenblutungen auf, trotzdem will er sich nicht richtig behandeln lassen „Wasser und Chinin werde ich nehmen, aber mich abzuhorchen lassen, werde ich nicht gestatten“7. 1901 heiratet er die Schauspielerin Olga Knipper, die er 4 Jahre zuvor kennenlernte.
Die beiden leben die meiste Zeit örtlich getrennt, da sie viel unterwegs ist, doch sie schreiben sich viele Briefe. Je nach Gefühlslage schreibt Tschechow in den Briefen, dass er „den einen oder anderen Beruf“8 aufgeben wolle. Tschechow selbst sagt dazu: „Die Medizin ist meine gesetzliche Ehefrau, die Literatur meine Geliebte. Wenn mir die eine auf die Nerven fällt, nächtige ich bei der anderen“9.Tschechow starb am 15.Juli 1904, nachdem er seine letzten Worte („Ich habe so lange keinen Champagner mehr getrunken“10 ) aussprach.
Inhalt
Das Stück spielt in einer russischen Provinz im Hochsommer. Nach einem langen, kalten Winter treffen sich alle wieder in dem Landhaus der Generalswitwe Anna Petrowna Wojnizewa. Sie warten alle auf ein Frühstück, denn Anna Petrowna veranstaltet ein Sommerfest auf ihrem Landgut. Ein anderer Grund dieses Zusammentreffens ist, dass Sergej Pawlowitsch Wojnizew, der Stiefsohn Wojnizewas, den anderen Gästen seine Frau, Sofja Jegorowna, vorstellen will.
Man trinkt und feiert viel, so können sich die Gäste von ihren Problemen ablenken, ein großes Thema ist das Geld, von dem keiner genug hat.
Anna Petrowna Wojnizewa ist hochverschuldet und auch den Anderen geht es nicht viel besser, immer wieder wird vom Geld geredet. Auch die unerträgliche Hitze sowie die Langeweile werden von fast jedem erwähnt. Unter den Gästen Petrownas sind auch Michail Wassiljewitsch Platonow und seine Frau Alexandra Iwanowa Platonowa, die er liebevoll Sascha nennt. Einst war Platonow ein begabter Student - bis er sein Studium abbrach, in seine Heimat zurückzukehrte und Dorflehrer wurde. Er führt ein sehr gefrustetes Leben und nimmt das Versagen, ob es nun sein Eigenes oder das der Anderen ist, schmerzhaft wahr. Allerdings unternimmt er nichts dagegen. Er versteckt sich hinter großen Reden und Zitaten, oftmals auch aus dem Lateinischen.
Er versteht es sich auszudrücken und mit Worten Frauen um den Finger zu wickeln.
Denn er hat zu allen, im Stück vorkommenden Frauen, ein Verhältnis. Doch genau das ist es auch, was ihn zu Grunde gehen lässt. Er ist hin- und hergerissen und zu keiner Entscheidung bereit, so kann er weder sein Leben, noch das Leben der anderen ändern. Auch deswegen versucht er seinen Kummer und seine Sorgen im Alkohol zu ertränken, was ihm aber eher mehr Kummer bringt. Nach und nach beginnen vor Allem die Frauen sein Spiel zu durchschauen.
Zu Beginn noch mehr oder weniger beliebt, trachten ihm zum Ende hin nun mehr und mehr Leute nach seinem Leben. Er selbst möchte sich das Leben nehmen und merkt, dass er immer mehr verzweifelt. Diese Verzweiflung breitet sich auch bei den anderen Gästen sowie bei Petrowna selbst aus. Alle bezichtigen Platonow alles zerstört zu haben und am Ende wird keiner glücklich sein.
Platonow
Persönlichkeit oder alkoholabhängiger Vollidiot?
Als Marja mit Platonow redet, sagt sie in der Inszenierung, er sei entweder ein alkoholabhängiger Vollidiot oder eine Persönlichkeit. Im Roman sagt sie, er sei entweder ein ungewöhnlicher Mensch oder ein Verbrecher. I ich nutze diese Fragestellung um herauszuarbeiten, ob Platonow eine Persönlichkeit besitzt, oder ob er doch nur ein „Vollidiot“ ist.
Per·sön·lich·keit
1. Gesamtheit aller Wesenszüge, Verhaltensweisen, Äußerungen eines Menschen; Gesamtheit der bes. Eigenarten eines Menschen; der Mensch als Person, als Einzelwesen, in seiner Eigenart.
2. bedeutender Mensch, Mensch eigener, besonderer Prägung durch Stellung, Rang sich aus den Übrigen heraushebender Mensch.11
Schon nach 4:58 Minuten wird das erste Mal gezeigt, dass Platonow eine besondere Position hat, denn alle haben mit dem Essen auf ihn gewartet, denn „Ohne das Arschloch darf das Essen nicht beginnen.“12 Zwar wird er von Anna Petrowna als „Arschloch“ betitelt, aber direkt danach sagt sie: „Wie kann man mich so lange warten lassen?“13, wenn er keine Bedeutung hätte, hätte man ohne ihn mit dem Frühstück, auf das alle gewartet haben, beginnen.
Idi ·ot
1 beleidigend, abwertend: für einen vermeintlich dummen, wenig intelligenten, unwissenden Menschen
2 ein veralteter, medizinischer und psychologischer Terminus für einen an Idiotie leidenden Menschen; Person mit einem IQ unter 20 bzw. 30%14
Dass er sein Studium abgebrochen hat, könnte man als Dummheit sehen, allerdings sagt Thomas Bading als Platonow: „Die Frauen haben mich mehr interessiert als das Studium, ich hatte keine Lust mehr“15. Diese Aussage ist schwer einzuordnen. Wenn man seinen eigenen Weg geht, deutet das auf Persönlichkeit hin. Allerdings lässt diese Aussage vermuten, dass er nicht lange nachgedacht hat, und er es auch bereut, denn direkt danach sagt er, dass man sich schon ein bisschen wie ein Versager fühle. Persönlichkeit hat man allerdings auch, wenn man seine Fehler einsehen kann.
Platonow wird von allen Frauen, die in dem Stück vorkommen, geliebt. Obwohl er zu Anfang von Sofja noch verspottet wird, als er sagt er sei Dorflehrer sagt sie: „Dorfschullehrer? Sie? - Aha“, das ganze wird von ihr mit einem belustigtem Unterton gesagt. Trotzdem wird sie ihm verfallen und seinetwegen sogar ihren Mann verlassen wollen. Auch Anna Petrowna und Marja Jefimowna Grekowa werden ihm, nach anfänglicher Ablehnung, verfallen. Und seine Frau Sascha? Blind vor Liebe wird auch sie, bis die Affären zu den anderen Frauen offensichtlicher nicht sein können, Platonow verehren. Sein Geschick, all das Geheim zu halten, lässt ihn definitiv nicht idiotisch erscheinen. Aber er bricht an dem Punkt, an dem sein Lügengerüst zusammen bricht, ein. Ab diesem Punkt kann er sich nichtmehr durch Zitate schützen und ist tief verzweifelt, will sich sogar umbringen.
Man kann also sagen, dass er am Anfang des Stückes als „Persönlichkeit“ vorgestellt wird, er sich aber im Laufe des Stückes immer mehr in einen Idioten verwandelt, denn am Ende wird ihm selbst klar, dass er alle Menschen nur verletzt, das wird an der Stelle klar, wo er zu Marja sagt, dass er wenn er wieder gesund sei, wird er sie „kaputt machen“16 (Tschechow lässt ihn sagen, dass er Marja „verführen“17 wird, wenn er wieder gesund sei) zu dem wiederholt er ab der 18. Minute (Akt 4) immer wieder, dass er krank sei. Spätestens da wird klar, dass seine Fassade, also die des starken, intellektuellen Mannes, langsam anfängt zu bröckeln, genauso seine Persönlichkeit. Trotzdem ist er am Ende kein Idiot gewesen, sondern eher ein verzweifelter Mann, der versucht hat, seine Unsicherheit und Unzufriedenheit zu verstecken beziehungsweise zu verdrängen.
[...]
1 Anton Tschechow: Dichter der Morgendämmerung von Wolf Düwl S. 13
2 ICD-10 literarisch[ein Lesebuch für die Psychiatrie]Von Gerhard Köpf, Hans-Jürgen Möller S.172
3 Wie2
4 Der Schauspielführer Von Wolfgang Greisenegger, Margret Dietrich, Christian Kreppel, Joseph Gregor, Verena Winter S. 243
5 Anton Chekhov: a life Von Donald Rayfield S 80
6 Wartesaal ohne Uhrzeit von Philipp Goll
7 Tschechow zitiert in ICD-10 literarisch S.174
8 Tschechow zitiert in ICD-10 literarisch S. 174
9 Tschechow zitiert in ICD-10 literarisch S. 174
10 Tschechow zitiert in ICD-10 literarisch S. 175
11 Deutsches Wörterbuch von Gerhard Wahrig, Walter Ludewig
12 Keiner Lebt, wie er leben könnte, Reinhard Wengierek 29. Mai 2006 Welt Online
13 Luk Perceval „Platonow“ DVD - 4:45 Min (im Nachfolgendem nur noch „DVD“)
14 www.wiktionary.org/wiki/Idiot
15 DVD-> Podcast „Ein Dorfschullehrer als Don Juan?“ 0:14 Min
16 DVD 4. Akt 21:14 Min.
17 Tschechow Die Großen Dramen S. 80 Z.6
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