Erörterungen zu Jan Assmanns "Die mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus", Augustinus' "De civitate Dei", Peter Steinackers "Der Absolutheitsanspruch des einen Gottes. Die monotheistische Religion. Judentum, Christentum, Islam in der pluralistischen Welt der Moderne", Paul Hackers "Religiöse Toleranz und Intoleranz im Hinduismus", Bhikkhu Buddhadãsas "No religion!" und Ali Bulaçs "The Medina Document".
Erörterungen zu den Texten Assmanns, Augustinus', Steinackers, Hackers, Bulaçs und Buddhadãsas
Assmann, Jan: Die mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus. München 2003
Jan Assmann ist Ägyptologe und ein bedeutender Kulturwissenschaftler. Er konzentriert sich auf die Wechselbeziehungen zwischen Ägypten und Israel und damit auch auf die Entstehung des Monotheismus.
Die These seines Textes „Die mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus“ hat eine Kontroverse hervorgerufen, die in der Sitzung diskutiert werden soll. Der Text beginnt mit der These, dass es in der Bibel zwei Religionen, eine primäre und eine sekundäre gibt. Die primäre beinhaltet, dass ein oberster, die Götterwelt überragender Gott, der aber nicht ausschließend ist, der Schöpfer der Welt und ihrer Geschöpfe ist und alles, was auf der Welt geschieht beeinflusst. Die sekundäre Religion hebt sich von den Religionen ihrer Umwelt ab und fordert die Verehrung von nur einem Gott. Sie verlangt vor allem strenge Einhaltung der Regeln und schreibt die komplette Lebensweise vor. Beide Religionen stehen also in einem gewissen Widerspruch zueinander.
Assmann stellt durch die Benennung mit primäre und sekundäre Religion eine geschichtliche Entwicklung dar. Die Benennung könnte zwar auch wertend gemeint sein, dies ist aber nicht wahrscheinlich. Er sieht den Monotheismus also als „Spätling“ der Religionsgeschichte.
Im Mittelpunkt der Priesterschrift steht der Kult, da man heutzutage Religion mit Theologie gleichsetzt und das Kultische außen vor lässt, obwohl die Theologie eigentlich zweitrangig ist. Dagegen steht die „deuteronomistische“ Religionsauffassung. Sie zielt auf Weltüberwindung und Erlösung des Menschen von den Zwängen der Welt.
Assmann meint, dass diese beiden Konzepte eigentlich nicht miteinander vereinbar seien. Dieser spannungsreiche Antagonismus ist seiner Meinung nach der Grund, warum die hebräische Bibel so erfolgreich war.
Es stellt sich heraus, dass keine der beiden Religionsauffasungen der Bibel absolute Gültigkeit für sich beanspruchen kann. Sie stehen im hebräischen Bibeltext nebeneinander.
Es kommt die Frage auf, ob die Bibel den Monotheismus voraussetzt oder der Monotheismus am Ende der Entwicklung der Bibel steht. Es ergibt sich, dass die Bibel einer vormonotheistischen Religionsform angehört. Sie ist Zeugnis der Wende vom Polytheismus zum Monotheismus. Die monotheistische Auffassung hat sich erst entwickelt als radikaler Gegenentwurf zu den altorientalischen Religionen. Der Monotheismus ist aber auf keinen Fall als Entwicklung aus dem polytheismus hervorgegangen, sondern eine Revolution. Im Text findet sich allerdings keine befriedigende Darstellung, wie und warum sich diese Revolution ereignet hat. In der Sitzung wird darauf hingewiesen, dass sich Monotheismus über den Umweg der Monolatrie entwickelt hat.
Assmann bringt außerdem die schon alte These von den zwei schöpferischen Völkern: Juden und Griechen. Laut Assmann sind durch das Judentum vorher nicht vorhandene Kriterien in die mosaische Religion gekommen (mosaische Unterscheidung). Diese schaffen Intoleranz. Assmann wird dafür kritisiert, dass er den Juden vorwerfen würde, Intoleranz gebracht zu haben, was jedoch nicht der Wahrheit entspricht.
Es zeigt sich aber in jedem Fall, dass Monotheismus Unterscheidung ermöglicht und Unterscheidung bringt Intoleranz. Das Judentum geht bewusst damit um und sagt offen, dass es eine Ausgrenzung gibt. Sie grenzen sich jedoch selbst aus und ziehen sich aus dem Kreis der Völker zurück. Zur Selbstausgrenzung bedarf es aber keinerlei Gewalt gegen andere. Im Christentum und Islam werden jedoch alle, die sich ihrer Wahrheit nicht anschließen wollen, ausgegrenzt, das Gewaltpotential ist dementsprechend höher.
Aber auch bei Polytheismus kann man nicht von Toleranz sprechen, da es keine grundlegend verschiedenen Götterwelten gibt und daher auch nichts zu dulden: Die Ablehnungskomponente fehlt. Sie sind also nicht toleranter als monotheistische Religionen, nur die Götter sind miteinander kompatibel.
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- Svenja Gerbendorf (Author), 2011, Erörterungen zu den Texten Assmanns, Augustinus', Steinackers, Hackers, Bulaçs und Buddhadãsas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208550
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