In Zeiten der Schuldenberatung durch RTL kommen auch juristische Laien mit Begriffen wie Privatinsolvenz, Restschuldbefreiung oder Wohlverhaltensphase in Kontakt. Ebenso zeigen sich die Folgen der Wirtschaftskrise in Geschäftsaufgaben und Betriebsschließungen in unmittelbarer Umgebung der meisten Bürger dieses Landes. Dadurch können sich manche Bürger ein Bild davon machen, wie ein Insolvenzverfahren in kleinem Rahmen abzuwickeln ist. Es beginnt mit der Aufstellung der Verbindlichkeiten sowie der Vermögensgegenstände, wird gefolgt von eventuellen Verwertungen und der Befriedigung der Gläubiger, soweit Vermögen vorhanden ist. Dass ein Insolvenzverwalter für diese Tätigkeit ein Salär erhält, stellt für den Großteil der Bürger kein Problem dar. Wie verhält es sich jedoch, wenn ein Traditionsunternehmen wie die Karstadt-Quelle AG Insolvenzantrag stellt und einige tausend Existenzen bedroht sind?
Das öffentliche Interesse war im Jahr 2010 ebenso groß wie die öffentliche Antipathie für die Großkanzlei Görg. Durch die wenigen Stellungnahmen des Insolvenzverwalters konnte diese Meinung bis heute kaum beeinflusst werden. Sofern Informationen an die Öffentlichkeit oder die Mitarbeiter des Karstadtkonzerns gelangten, trugen sie selten zur Steigerung des Ansehens der Kanzlei bei.
15 Millionen Euro erhielt der Insolvenzverwalter für den Verkauf der Karstadttochter Thomas Cook (vgl. O.V. 2009). Wie hoch die Gesamtvergütung des Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg für die Abwicklung der Karstadtinsolvenz ausfallen wird, dürfte wohl ein Geheimnis bleiben. Medienberichten zur Folge könnte sich der Gesamtbetrag auf 27 Millionen Euro belaufen (vgl. O.V. 2010).
Branchenkenner wissen um die Tätigkeiten des Insolvenzverwalters und sehen hinter Beträgen wie 15 Millionen primär Kosten für Juristen und Angestellte, welche diese Transaktionen erst ermöglicht haben. Die Frage, in wie fern eine Vergütung von vielen Millionen Euro gerechtfertigt ist, wenn letztendlich kein Arbeitsplatz erhalten bleibt, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Ziel der Untersuchung soll sein, einen Überblick darüber zu geben, aus welchen Berechnungsgrundlagen sich die Vergütung eines Insolvenzverwalters zusammensetzt.
Zu Beginn der vorliegenden Arbeit sollen zunächst einige grundlegende Informationen über das Insolvenzrecht vermittelt werden. Der Schwerpunkt dabei liegt bei Begriffen wie Insolvenzmasse, Ab- und Aussonderungen oder dem der Faustregeltabelle. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Grundlagen des Insolvenzrechts
- 3 Grundlagen der Verwaltervergütung
- 3.1 Rechtliche Grundlagen
- 3.1.1 Angemessene Vergütung
- 3.1.2 Vergütung bei ungenügender Leistung
- 3.1.3 Vergütungsschuldner
- 3.2 Unterstützungsmöglichkeiten des Insolvenzverwalters
- 3.2.1 Einsatz besonderer Sachkunde gemäß § 4 InsO
- 3.2.2 Einsatz von Hilfskräften
- 3.2.3 Folgen der Delegation
- 3.1 Rechtliche Grundlagen
- 4 Berechnungsgrundlage
- 4.1 Insolvenzmasse gemäß § 1 Abs. 1 InsVV
- 4.1.1 Hinzurechnungen
- 4.1.2 Abzüge
- 4.1.3 Zeitpunkt zur Sollmassebestimmung
- 4.2 Besondere Vermögenswerte gemäß § 1 Abs. 2 InsVV
- 4.3 Vorzeitige Beendigung des Verfahrens
- 4.1 Insolvenzmasse gemäß § 1 Abs. 1 InsVV
- 5 Berechnung der tatsächlichen Vergütung
- 5.1 Die Regelvergütung gemäß § 2 InsVV
- 5.1.1 Begriff
- 5.1.2 Quantitative und qualitative Kriterien
- 5.2 Vergütungserhöhende Tatbestände
- 5.2.1 Anfechtungsansprüche
- 5.2.2 Arbeitsverhältnisse
- 5.2.3 Aus- und Absonderungsrechte
- 5.2.4 Betriebsfortführung
- 5.2.5 Verfahrensdauer
- 5.2.6 Immobilienverwaltung
- 5.2.7 Weitere Zuschlagstatbestände
- 5.3 Vergütungsmindernde Tatbestände
- 5.3.1 Vorarbeiten durch vorläufigen Insolvenzverwalter
- 5.3.2 Unterdurchschnittliches Verfahren
- 5.3.3 Hohe Insolvenzmasse bei geringer Arbeitsbelastung
- 5.4 Die Verwendung von Faustregeltabellen
- 5.1 Die Regelvergütung gemäß § 2 InsVV
- 6 Die Mindestvergütung des Verwalters
- 6.1 Überblick
- 6.2 Berechnung der Mindestvergütung im Regelverfahren
- 7 Auslagenersatz
- 7.1 Angemessene Auslagen gemäß § 4 InsVV
- 7.2 Beispiele für erstattungsfähige Auslagen
- 8 Vergütung im Verbraucherinsolvenzverfahren
- 8.1 Definition des Treuhänderbegriffs
- 8.2 Grundlagen der Treuhändervergütung
- 8.3 Berechnung der Regelvergütung
- 8.4 Vergütung im Zeitraum der Wohlverhaltensphase
- 9 Besonderheiten der Vergütungsfestsetzung
- 9.1 Vergütungsfestsetzungsantrag
- 9.2 Vorschussentnahme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Vergütung von Insolvenzverwaltern. Ziel ist es, die rechtlichen Grundlagen und die praktische Berechnung der Vergütung im Insolvenzverfahren darzustellen. Dabei werden sowohl die Regelvergütung als auch die Mindestvergütung sowie Besonderheiten im Verbraucherinsolvenzverfahren beleuchtet.
- Rechtliche Grundlagen der Verwaltervergütung
- Berechnung der Vergütung nach der Insolvenzvergütungsverordnung (InsVV)
- Vergütungserhöhende und -mindernde Faktoren
- Mindestvergütung des Insolvenzverwalters
- Vergütung im Verbraucherinsolvenzverfahren
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema der Vergütung im Insolvenzverfahren ein und umreißt die Ziele und den Aufbau der Arbeit. Es bietet einen Überblick über die Bedeutung der Thematik und die Relevanz einer klaren Regelung der Vergütung für Insolvenzverwalter.
2 Grundlagen des Insolvenzrechts: Dieses Kapitel legt die grundlegenden Rechtsprinzipien des deutschen Insolvenzrechts dar, die für das Verständnis der Vergütungsregelungen unerlässlich sind. Es erläutert die verschiedenen Verfahrensarten und die Rolle des Insolvenzverwalters als zentrale Figur im Verfahren. Die Ausführungen bilden die Basis für die detaillierte Betrachtung der Vergütungsfragen in den folgenden Kapiteln. Die Erklärung der verschiedenen Verfahrensschritte und deren zeitliche Abfolge liefert einen wichtigen Kontext für die später beschriebenen Vergütungsberechnungen.
3 Grundlagen der Verwaltervergütung: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit den rechtlichen Grundlagen der Verwaltervergütung. Es analysiert die Bestimmungen zur angemessenen Vergütung, die Behandlung von Fällen ungenügender Leistung und die Klärung des Vergütungsschuldners. Weiterhin werden die Unterstützungsmöglichkeiten des Insolvenzverwalters, wie der Einsatz von Sachkundigen oder Hilfskräften und deren Auswirkungen auf die Vergütung, detailliert untersucht. Der Fokus liegt auf der rechtlichen Einordnung und der Interpretation der relevanten Gesetzestexte.
4 Berechnungsgrundlage: Hier wird die Berechnungsgrundlage für die Vergütung des Insolvenzverwalters im Detail erläutert. Es werden die verschiedenen Komponenten der Insolvenzmasse nach §1 Abs. 1 und §1 Abs. 2 InsVV beleuchtet, inklusive Hinzurechnungen und Abzügen. Die Bestimmung des Zeitpunktes zur Sollmassebestimmung wird ebenso behandelt wie die Berücksichtigung besonderer Vermögenswerte. Der Abschnitt bildet die Grundlage für die nachfolgenden Berechnungsmodelle der Vergütung.
5 Berechnung der tatsächlichen Vergütung: Dieses Kapitel befasst sich mit der konkreten Berechnung der Vergütung, beginnend mit der Regelvergütung gemäß §2 InsVV. Es werden sowohl quantitative als auch qualitative Kriterien analysiert, die die Höhe der Vergütung beeinflussen. Es werden vergütungserhöhende Tatbestände wie Anfechtungsansprüche, Arbeitsverhältnisse, Aus- und Absonderungsrechte, Betriebsfortführung, Verfahrensdauer, Immobilienverwaltung und weitere Zuschlagstatbestände ausführlich erklärt und mit Beispielen illustriert. Ebenso werden vergütungsmindernde Faktoren wie Vorarbeiten durch den vorläufigen Verwalter, unterdurchschnittliche Verfahren und hohe Insolvenzmasse bei geringer Arbeitsbelastung behandelt. Schliesslich wird der Gebrauch von Faustregeltabellen besprochen.
6 Die Mindestvergütung des Verwalters: In diesem Kapitel wird die Mindestvergütung für Insolvenzverwalter behandelt. Es wird ein Überblick gegeben und die Berechnung der Mindestvergütung im Regelverfahren detailliert dargestellt. Die Ausführungen verdeutlichen die gesetzlichen Vorgaben und deren praktische Anwendung. Die Bedeutung der Mindestvergütung als Schutzmechanismus für den Verwalter wird hervorgehoben.
7 Auslagenersatz: Dieses Kapitel behandelt den Auslagenersatz für den Insolvenzverwalter. Es werden die Kriterien für angemessene Auslagen nach §4 InsVV definiert und Beispiele für erstattungsfähige Auslagen gegeben. Der Abschnitt verdeutlicht die Unterscheidung zwischen Vergütung und Auslagen und die rechtlichen Grundlagen für deren Erstattung.
8 Vergütung im Verbraucherinsolvenzverfahren: Dieses Kapitel widmet sich den Besonderheiten der Vergütung im Verbraucherinsolvenzverfahren. Es definiert den Treuhänderbegriff und erläutert die Grundlagen seiner Vergütung. Die Berechnung der Regelvergütung und die Vergütung während der Wohlverhaltensphase werden ebenfalls besprochen. Die Unterschiede zur Vergütung im Regelinsolvenzverfahren werden herausgestellt.
9 Besonderheiten der Vergütungsfestsetzung: Dieses Kapitel beleuchtet spezielle Aspekte der Vergütungsfestsetzung, wie den Vergütungsfestsetzungsantrag und die Vorschussentnahme. Die Ausführungen konzentrieren sich auf die praktischen Abläufe und die damit verbundenen rechtlichen Fragestellungen.
Schlüsselwörter
Insolvenzrecht, Insolvenzvergütungsverordnung (InsVV), Verwaltervergütung, Regelvergütung, Mindestvergütung, Verbraucherinsolvenzverfahren, Treuhänder, Anfechtungsansprüche, Insolvenzmasse, Auslagenersatz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Vergütung von Insolvenzverwaltern
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über die Vergütung von Insolvenzverwaltern in Deutschland. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Stichwortverzeichnis. Der Fokus liegt auf der rechtlichen Grundlage und der praktischen Berechnung der Vergütung nach der Insolvenzvergütungsverordnung (InsVV), sowohl im Regelinsolvenzverfahren als auch im Verbraucherinsolvenzverfahren.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt die rechtlichen Grundlagen der Verwaltervergütung, die Berechnung der Regelvergütung und Mindestvergütung nach der InsVV, vergütungserhöhende und -mindernde Faktoren, Besonderheiten im Verbraucherinsolvenzverfahren (Treuhändervergütung), den Auslagenersatz und die Besonderheiten der Vergütungsfestsetzung (Antrag, Vorschuss).
Wie ist die Berechnung der Verwaltervergütung aufgebaut?
Die Berechnung der Vergütung basiert auf der Insolvenzmasse (§ 1 InsVV), beinhaltet die Regelvergütung (§ 2 InsVV) mit quantitativen und qualitativen Kriterien. Vergütungserhöhende Faktoren (z.B. Anfechtungsansprüche, Betriebsfortführung) und -mindernde Faktoren (z.B. Vorarbeiten des vorläufigen Verwalters, geringe Arbeitsbelastung trotz hoher Masse) werden berücksichtigt. Zusätzlich existiert eine Mindestvergütung, die separat berechnet wird.
Was sind vergütungserhöhende Faktoren?
Vergütungserhöhende Faktoren sind beispielsweise der erfolgreiche Durchsetzung von Anfechtungsansprüchen, die Abwicklung von Arbeitsverhältnissen, die Behandlung von Aus- und Absonderungsrechten, die Fortführung des Betriebs, die Dauer des Verfahrens, die Verwaltung von Immobilien und weitere, im Gesetz definierte Zuschlagstatbestände.
Was sind vergütungsmindernde Faktoren?
Vergütungsmindernde Faktoren sind unter anderem bereits geleistete Vorarbeiten durch den vorläufigen Insolvenzverwalter, ein unterdurchschnittlicher Verfahrensverlauf und eine hohe Insolvenzmasse bei gleichzeitig geringer Arbeitsbelastung des Insolvenzverwalters.
Wie wird die Vergütung im Verbraucherinsolvenzverfahren berechnet?
Im Verbraucherinsolvenzverfahren wird die Vergütung des Treuhänders nach eigenen, spezifischen Regelungen berechnet, die sich von denen im Regelinsolvenzverfahren unterscheiden. Die Berechnung der Regelvergütung und die Vergütung während der Wohlverhaltensphase werden gesondert betrachtet.
Was ist die Mindestvergütung?
Die Mindestvergütung stellt einen gesetzlichen Schutzmechanismus für den Insolvenzverwalter dar und garantiert ein Mindestmaß an Entlohnung für seine Tätigkeit, auch wenn die Insolvenzmasse gering ist. Ihre Berechnung erfolgt nach eigenen Regeln, die im Dokument detailliert beschrieben sind.
Welche Rolle spielt der Auslagenersatz?
Der Auslagenersatz deckt die notwendigen Kosten des Insolvenzverwalters ab, die im Rahmen seiner Tätigkeit angefallen sind. Er ist von der Vergütung zu unterscheiden und umfasst angemessene Auslagen gemäß § 4 InsVV.
Was sind die Besonderheiten der Vergütungsfestsetzung?
Die Vergütungsfestsetzung erfolgt durch einen Antrag und kann auch Vorschüsse beinhalten. Das Dokument beleuchtet die damit verbundenen rechtlichen und praktischen Aspekte.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Insolvenzrecht, Insolvenzvergütungsverordnung (InsVV), Verwaltervergütung, Regelvergütung, Mindestvergütung, Verbraucherinsolvenzverfahren, Treuhänder, Anfechtungsansprüche, Insolvenzmasse, Auslagenersatz.
- Quote paper
- Michael Buckow (Author), 2012, Vergütung des Insolvenzverwalters, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208503