Forschungen belegen, dass Kinder mit vielfältigen Erfahrungen rund um die Lese- Erzähl- und Schriftkultur, so genannten Literacy Erfahrungen, während der frühen Kindheit „langfristig Entwicklungsvorteile sowohl im Bereich Sprachkompetenz als auch beim Lesen und Schreiben“ haben. (Ulich, 2003, 8) Da Sprach-, Lese- und Schreibkompetenz zu den wichtigsten Grundlagen für den Schulerfolg und damit für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn von Kindern gehören, kommt der frühen Förderung von Literacy eine entscheidende Funktion zu. Die neueste Pisa – Studie von 2009 bescheinigt deutschen Schülerinnen und Schülern die schlechtesten Leistun-gen im Bereich Lesekompetenz. Deutschland kommt im internationalen Vergleich damit nur auf Platz 20. Des Weiteren stellt sie einen hohen Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Hintergrund der Kinder und Jugendlichen und ihrem schulischen Erfolg her. Hier liegt die Chance frühkindlicher Bildung. „Eine Förderung von Literacy im Elementarbereich hätte eine doppelte Funktion: Erstens wäre Deutschland nicht mehr eines der Schlusslichter hinsichtlich Lesekompetenz und zweitens wären die Bildungschancen von Kindern nicht mehr so ungleich verteilt.“ (Ulich, 2003, 6) In der Frühpädagogik findet der Bereich Literacy immer mehr Beachtung, „was sich nicht zuletzt auch in der Erwähnung in den Bildungs- und Erziehungsplänen der einzelnen Länder abbildet.“ (Nickel, 2007b, 65)
Neben der pädagogischen Arbeit innerhalb der Kindertagesstätte sollten aber auch die Eltern nicht außer Acht gelassen werden. Kinder unterscheiden sich sehr in ihren frühen Literacy-Erfahrungen. Die Intensität und Vielfältigkeit ist dabei abhängig vom sozio-kulturellem Umfeld in der Familie. (vgl. Ulich, 2003, 8)
Um Eltern mit einzubeziehen gibt es vielfältige Möglichkeiten. Eine davon ist die Information der Eltern darüber, was zum Bereich Literacy gehört und wie Lernen in der Kita geschieht, um sie damit für das Entdecken und direkte Anregen von Lernprozessen ihrer Kinder zu sensibilisieren.
Die Hausarbeit gliedert sich in drei Teile. Teil eins befasst sich mit dem Begriff Literacy im Allgemeinen und ausgewählten Aspekten des Teilbereichs im Speziellen. Teil zwei geht auf die Sicht der Reformpädagogin Maria Montessori auf diesen Bereich und die von ihr dazu entwickelten Lernmaterialien ein. In Teil drei werden Überlegungen zum Inhalt der Informationsbroschüre dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Literacy – Was ist das?
1.1 Definitorische Annäherung
1. 2 Literacy im Elementarbereich
1.3 Die Entwicklung schriftsprachlicher Fähigkeiten als ein Aspekt von Literacy im
1.3.1 Die Entwicklung des Schreibens
1.3.2 Die Entwicklung des Lesens
2 Der Bereich Sprache in der Montessori – Pädagogik
2.1 Sichtweise der Montessori Pädagogik auf Sprache und den Schriftspracherwerb
2.2 Montessori - Materialien zum Schriftspracherwerb
3 Spezifische Aspekte für Eltern – Entstehung einer Informationsbroschüre
3.1 Vorüberlegungen
3.2 Die Informationsbroschüre entsteht
Schlussbetrachtung
Literatur- und Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Kita – Kindertagesstätte
Einleitung
Forschungen belegen, dass Kinder mit vielfältigen Erfahrungen rund um die Lese- Erzähl- und Schriftkultur, so genannten Literacy Erfahrungen, während der frühen Kindheit „langfristig Entwicklungsvorteile sowohl im Bereich Sprachkompetenz als auch beim Lesen und Schreiben“ haben. (Ulich, 2003, 8) Da Sprach-, Lese- und Schreibkompetenz zu den wichtigsten Grundlagen für den Schulerfolg und damit für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn von Kindern gehören, kommt der frühen Förderung von Literacy eine entscheidende Funktion zu. Die neueste Pisa – Studie von 2009 bescheinigt deutschen Schülerinnen und Schülern die schlechtesten Leistungen im Bereich Lesekompetenz. Deutschland kommt im internationalen Vergleich damit nur auf Platz 20. Des Weiteren stellt sie einen hohen Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Hintergrund der Kinder und Jugendlichen und ihrem schulischen Erfolg her und bescheinigt Deutschland eine geringere Chancengerechtigkeit als im OECD Durchschnitt. (vgl. http://www.oecd.org/dataoecd/34/19/466 19755.pdf) Hier liegt die Chance frühkindlicher Bildung. „Eine Förderung von Literacy im Elementarbereich hätte eine doppelte Funktion: Erstens wäre Deutschland nicht mehr eines der Schlusslichter hinsichtlich Lesekompetenz und zweitens wären die Bildungschancen von Kindern nicht mehr so ungleich verteilt.“ (Ulich, 2003, 6) In der Frühpädagogik findet der Bereich Literacy immer mehr Beachtung, „was sich nicht zuletzt auch in der Erwähnung in den Bildungs- und Erziehungsplänen der einzelnen Länder abbildet.“ (Nickel, 2007b, 65) Der Sächsische Bildungsplan beispielsweise unterteilt den Bildungsbereich Kommunikation in nonverbale Kommunikation, Sprache, Schrift und Medien. Er fordert vielfältige Aktivitäten im Tageslauf für Gesprächsanlässe, für die Auseinandersetzung mit Symbolen und Schrift und für den Einsatz von Medien zu nutzen, um Anregungen und Impulse für Bildungsprozesse zu ermöglichen. (vgl. SMS, 2007, 2) Dabei beschreibt er als angemessene Literalitätsförderung im Vorschulalter das Vertrautmachen mit Schriftzeichen und Sprache, die Einführung von Geschichten und Erzählweisen und das Kennenlernen von schriftlichen und symbolischen Sachinformationen. (vgl. ebd., 8)
Neben der pädagogischen Arbeit innerhalb der Kindertagesstätte sollten aber auch die Eltern nicht außer Acht gelassen werden. Kinder unterscheiden sich sehr in ihren frühen Literacy-Erfahrungen. Die Intensität und Vielfältigkeit ist dabei abhängig vom sozio-kulturellem Umfeld in der Familie. (vgl. Ulich, 2003, 8)
Nickel schreibt dazu: „…dass frühe familiale Erfahrungen der Schriftkultur einen Einfluss auf die literale Entwicklung haben und eine effektive Förderung daher den Kontext Familie mit einbeziehen muss.“ (Nickel, 2007b, 65) Dafür gibt es vielfältige Möglichkeiten. Eine davon ist die Information der Eltern darüber, was zum Bereich Literacy gehört und wie Lernen in der Kita geschieht, um sie damit für das Entdecken und direkte Anregen von Lernprozessen ihrer Kinder zu sensibilisieren. Im Rahmen dieser Hausarbeit soll deshalb eine Eltern - Informationsbroschüre zum Thema: „Literacy im Montessori Kinderhaus“ entstehen, in welcher explizit auf das Schaffen von Literacy Erfahrungen im „Montessori Kinderhaus Kinderland“ Pirna eingegangen wird und dort speziell auf den Bereich des frühen Schriftspracherwerbs.
Aus diesem Grund gliedert sich die Hausarbeit in drei Teile. Teil eins befasst sich mit dem Begriff Literacy im Allgemeinen und ausgewählten Aspekten des Teilbereichs im Speziellen. Teil zwei geht auf die Sicht der Reformpädagogin Maria Montessori auf diesen Bereich und die von ihr dazu entwickelten Lernmaterialien ein. In Teil drei werden Überlegungen zum Inhalt der Informationsbroschüre dargestellt.
In Anbetracht der umfangreichen, vielfältigen Aspekte von Literacy und der quantitativen Begrenzung dieser Hausarbeit kann dabei Vieles nur angerissen werden.
In den Ausführungen werden der Einfachheit halber die männliche und weibliche Form zwanglos gemischt. Jede Aussage gilt für beide Geschlechter.
1 Literacy – Was ist das?
1.1 Definitorische Annäherung
Dem Begriff Literacy wird ein breites Bedeutungsspektrum zugeschrieben, es gibt keine eindeutige deutsche Entsprechung. (vgl. Nickel, 2007a, 87) Die bloße Übersetzung in Lese- und Schreibkompetenz schränkt den Begriff ein, denn er bezieht sich „auf weit mehr als die Grundfertigkeiten des Lesens und Schreibens.“ (Ulich, 2003, 6) Nach Whitehurst und Lonigan beinhaltet er vielmehr Kenntnisse, Fertigkeiten und Haltungen, die als Vorläuferfähigkeiten für den systematischen Schriftspracherwerb angesehen werden können. (vgl. Kammermeyer über Whitehurst / Longian, 2002, 1) Damit umfasst Literacy auch Schreib- und Lesefreude, Interesse an Schrift, Kompetenzen wie Text- und Sinnverständnis, die Fähigkeit sich schriftlich auszudrücken, Vertrautheit mit Büchern, Schriftsprache oder mit „literarischer“ Sprache, Sprachgefühl und sprachliche Abstraktionsfähigkeit, als auch Medienkompetenz. (vgl. Ulich, 2003, 6) Es geht um Teilhabe und kindliche Erfahrungen zu Buch-, Schrift-, Reim- und Erzählkultur. (vgl. Nickel, 2007a, 87) Kieferle beschreibt Literacy als die Fähigkeit eines Individuums, die Symbole einer Kultur verstehen und selbst anwenden zu können. In diesem Sinne würde der Begriff „die Fähigkeit, zu lesen, zu schreiben, zuzuhören und zu denken“ umfassen und auch „Medienkompetenz und das Verständnis mathematischer Konzepte“ einschließen. (Kieferle, 2009, 10) Häufig findet sich eine Gleichsetzung von Literacy mit dem Begriff Literalität. Dieser ist laut Nickel allerdings an Buchstaben gebunden. Literacy bezieht demnach den Bereich Literalität mit ein. (vgl. Nickel, 2007a, 87) Textor formuliert Literacy als Fähigkeit, lesen und schreiben zu können und Literalität dabei als einen Teilbereich, die Literaturkompetenz betreffend. (vgl. http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Fachbeitrag/a_Erziehungsbereiche/s_2677.html ) Die Ausformung von Literacy ist ein lebenslanger Prozess. „Weder beginnt sie mit der Schulzeit, noch endet sie mit ihr. Literacy wird zu allen Zeiten und in verschiedenen Handlungsfeldern im Gebrauch weiterentwickelt.“ (Nickel, 2007a, 88)
1. 2 Literacy im Elementarbereich
Literacy Entwicklung, die Herausbildung von Vorläuferfähigkeiten zum Schriftspracherwerb, beginnt schon in der frühen Kindheit und hat nichts mit dem systematischen Lehren von Lesen und Schreiben in der Grundschule zu tun. (vgl. Kammermeyer, 2007, 1)
Schon früh machen Kinder Erfahrungen mit Lese- Erzähl- und Schriftkultur, zuerst innerhalb der Familie, später dann in Krippe und Kita. Dabei sind diese Erfahrungen sehr individuell in Quantität und Qualität. „Je nach Situation in der Familie, sozio-kulturellem Umfeld und Betreuungssituation können Literacy-Erfahrungen für Kinder intensiv und vielfältig sein, für andere Kinder jedoch eher beiläufig und sporadisch bleiben.“ (Ulich, 2003, 8) Da laut Nickel Schriftsprachentwicklung auf einem eigenaktiven Austauschprozess des Individuums mit seiner Umwelt basiert, ist diese „stärker abhängig von der Komplexität der Umweltanregungen als von Mitteln bzw. Fähigkeiten des eigenen Systems.“ (Nickel, 2004, 71) Durch eine anregungsreiche Bildungsumgebung in der Kita können sich deshalb insbesondere für Kinder, die zu Hause wenig Kontakt mit Schrift und Büchern haben, Lernchancen eröffnen. (vgl. Ulich, 2003, 8) Wie leicht, schnell und gut Kinder in der Schule lesen und schreiben lernen hängt davon ab, wie ausgeprägt ihre Sprachfähigkeit, ihr Wissen über Sprache und ihre phonologische Bewusstheit sind. (Kammermeyer über Whitehurst / Longian, 2007, 2)
Es gibt eine große Vielfalt der Möglichkeiten von Literacy–Erfahrungen im Elementarbereich. Anliegen ist es hierbei, Kinder zu ermutigen, „Schrift und Schreiben als vielfältige Welt für sich zu entdecken.“ (Ulich, 2003, 14) Durch Kontextsteuerung, Perspektivwechsel und Lernbegleitung entwickeln Kinder im täglichen Umgang mit Schrift eine Idee über deren Funktion. Sie erwerben Wissen darüber, wie in ihrer Kultur gelesen und geschrieben wird, erlangen Kenntnisse über Buchstaben, Buchstaben–Laut–Beziehungen, phonologische Bewusstheit. Ebenso entwickeln sie Kenntnisse über Laute, Satzbau und Wortbildung und damit über die Struktur der Sprache und sie erweitern ihren Wortschatz und erwerben Erzählkompetenz und Sprachverständnis. (vgl. Kieferle, 2009, 10) Literacy Erziehung geschieht dabei in alltäglichen Zusammenhängen. Kinder lernen „in Situationen, in denen die Verwendung von Schrift erforderlich ist und die Teil des kindlichen Alltags sind.“ (ebd., 2009, 10) Sie „erwerben Literacy-Fertigkeiten, während sie das Lesen und Schreiben für ihre eigenen Zwecke anwenden…“ (Whitehead, 2007, 61) Sie lernen also im Spiel, in der Interaktion mit Erwachsenen und anderen Kindern, durch Beobachten ihrer Umgebung und durch direkte Erfahrungen, die Kindern zeigen, dass Lesen und Schreiben einen kommunikativen Zweck haben. (vgl. Kieferle, 2009, 10)
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- Kathleen Siebert (Author), 2011, Literacy im Montessori Kinderhaus , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208399
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