Kants Ansichten zu metaphysischen Fragen, die er in seinem Hauptwerk entfaltet, können unmöglich losgelöst von philosophiegeschichtlichem Hintergrund angemessen verstanden werden. Das 18. Jahrhundert wird durch den Streit zwischen Rationalisten und Empiristen dominiert, Kant lässt sich mit seiner „Kritik der reinen Vernunft“ auf diesen Streit ein und glaubt die beiden Positionen versöhnen zu können. Bevor es dazu kam, vertrat Kant in der so genannten „vorkritischen Phase“ einen dogmatischen Rationalismus nach Wolff. Kant war außerdem stark durch Leibniz beeinflusst, der von im menschlichen Verstand angelegten Axiomen bzw. Prinzipien ausging. Mit seiner Monadenlehre entwarf Leibniz ein perspektivloses Weltbild, das er „prästabilierte Harmonie“ nannte. Die Monaden dachte er als ewige, selbstgenügsame und unzerstörbare Substanzen, die der intelligiblen Welt angehören und somit nicht durch Erfahrungswissen gestiftet sind.
Es ist die Frage nach der Möglichkeit objektiven Wissens, die der Rationalismus durch Annahme apriorischer Wahrheiten positiv beantworten will. Auf der anderen Seite verneint der Empirismus bzw. Sensualismus eine solche Möglichkeit. Bei Hume beispielsweise ist das Wissen, über welches wir verfügen, lediglich ein „Bündel von Vorstellungen“, die allein aus den Sinnen kommen. Bei der Verstandestätigkeit kann lediglich von „relations of ideas“ und „matters of fact“ gesprochen werden, die sich auf Vorstellungen beziehen. Dies hat weitreichende Konsequenzen für die Wissenschaft, die notwendige und allgemeingültige Aussagen anstrebt. So ist etwa bei Hume das Kausalprinzip nicht mit diesen Kriterien begründbar: Kausalbeziehungen in der Welt können nach Hume nur angenommen werden. Mit anderen Worten: man darf sie lediglich dank der Gewohnheit (engl. „custom“) erwarten, aber notwendig sind sie nicht. [...]
Die Rolle der Transzendentalen Ideen in Kants „Kritik der Reinen Vernunft“
Kants Ansichten zu metaphysischen Fragen, die er in seinem Hauptwerk entfaltet, können unmöglich losgelöst von philosophiegeschichtlichem Hintergrund angemessen verstanden werden. Das 18. Jahrhundert wird durch den Streit zwischen Rationalisten und Empiristen dominiert, Kant lässt sich mit seiner „Kritik der reinen Vernunft“ auf diesen Streit ein und glaubt die beiden Positionen versöhnen zu können. Bevor es dazu kam, vertrat Kant in der so genannten „vorkritischen Phase“ einen dogmatischen Rationalismus nach Wolff. Kant war außerdem stark durch Leibniz beeinflusst, der von im menschlichen Verstand angelegten Axiomen bzw. Prinzipien ausging. Mit seiner Monadenlehre entwarf Leibniz ein perspektivloses Weltbild, das er „prästabilierte Harmonie“ nannte. Die Monaden dachte er als ewige, selbstgenügsame und unzerstörbare Substanzen, die der intelligiblen Welt angehören und somit nicht durch Erfahrungswissen gestiftet sind.
Es ist die Frage nach der Möglichkeit objektiven Wissens, die der Rationalismus durch Annahme apriorischer Wahrheiten positiv beantworten will. Auf der anderen Seite verneint der Empirismus bzw. Sensualismus eine solche Möglichkeit. Bei Hume beispielsweise ist das Wissen, über welches wir verfügen, lediglich ein „Bündel von Vorstellungen“, die allein aus den Sinnen kommen. Bei der Verstandestätigkeit kann lediglich von „relations of ideas“ und „matters of fact“ gesprochen werden, die sich auf Vorstellungen beziehen. Dies hat weitreichende Konsequenzen für die Wissenschaft, die notwendige und allgemeingültige Aussagen anstrebt. So ist etwa bei Hume das Kausalprinzip nicht mit diesen Kriterien begründbar: Kausalbeziehungen in der Welt können nach Hume nur angenommen werden. Mit anderen Worten: man darf sie lediglich dank der Gewohnheit (engl. „custom“) erwarten, aber notwendig sind sie nicht.
Kant war durch Humeschen Skeptizismus beunruhigt, weil dadurch die Naturwissenschaft und die Metaphysik, die ebenfalls Aussagen mit Notwendigkeit und Allgemeingültigkeit treffen will, in Frage gestellt werden. Gleichzeitig sah Kant ein, dass der Empirismus einen erkenntnistheoretischen Wert hat, denn wir beziehen uns bei Aussagen über die Welt stets auf eine erfahrbare Wirklichkeit. Kant folgt dennoch Leibniz' Kritik an Locke, dessen Feststellung „nihil est in intellectu quod non fuerit in sensibus“ dieser mit dem Einwurf „ausgenommmen den Vestand selbst!“ konterte.
Damit ist die Grundannahme der Kantischen Erkenntnistheorie nahegelegt: Weder Rationalismus noch Empirismus allein vermögen den menschlichen Denkapparat zu erläutern. Vielmehr ist für die Erkenntnis eine Synthese von Sinnlichkeit und Vestand vonnöten. Sinnlichkeit wird von Kant als das Vermögen der Anschauungen, der Verstand als das Vermögen der Begriffe aufgefasst. Hinzu kommt das Vermögen der Prinzipien (die Vernunft im engeren Sinne), die von der Erfahrung abstrahiert und den spekulativen Teil der menschlichen Vernunft im weiten Sinne darstellt. Die spekulative bzw. reine Vernunft bringt transzendentale Ideen hervor.
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- M.A. Adam Galamaga (Author), 2012, Die Rolle der Transzendentalen Ideen in Kants „Kritik der Reinen Vernunft“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208346