Der U-Boot Mythos in Deutschland. Vergangenheit und Gegenwart!
Im Jahre 1972 wurde das letzte Deutschland verbliebene U-Boot vom
Typ VII C als ‚Erinnerungsstätte U 995’ vor dem Marine-Ehrenmal in
Laboe bei Kiel für die interessierte Öffentlichkeit zur Besichtigung
freigegeben. Innerhalb der ersten fünf Tage zwängten sich 10 000
Besucher durch das enge Boot. Zweieinhalb Jahre später hatten bereits
eine Million Menschen das Museumsboot besichtigt. Auch das
Technik-Museum Wilhelm Bauer in Bremerhaven, ein U-Boot vom Typ
XXI, ebenfalls aus dem Zweiten Weltkrieg, vermeldet ähnlich hohe
Besucherzahlen. Dort besichtigen im Schnitt an jedem Öffnungstag ca.
1000 Menschen das Boot.
Zwischen 1945 und 2000 sind in der BRD mindestens 237 Bücher
erschienen, welche sich mit dem U-Boot-Krieg befassen, wobei hier
einschränkend erwähnt werden muss, dass keine Zeitschriften oder
Aufsätze bei der Zählung berücksichtigt wurden.
Lothar-Günther Buchheims Roman Das Boot, sowie dessen Verfilmung
durch Wolfgang Petersen 1981, waren – nicht nur auf nationaler Ebene
– Bestseller bzw. Kassenschlager. „Die Startauflage betrug 50.000. Es
folgten seither im Hardcover und Taschenbuch über 40 Auflagen. Im
deutschen Sprachraum wurden allein bis Ende der 1980er Jahre über
eine Million Bücher verkauft.“ Diese Zahlen legen die Vermutung nahe,
dass kaum ein anderes Thema des Zweiten Weltkrieges bis heute in
Deutschland derartig populär ist, wie der U-Boot-Krieg. Das ist auch
insofern bemerkenswert, da die U-Boot-Fahrer nur einen Bruchteil der
deutschen Soldaten ausmachen, die im Zweiten Weltkrieg gekämpft
haben. „Insgesamt haben etwa 18 Millionen Männer zwischen 1939 und
1945 zu den bewaffneten Formationen des Deutschen Reiches gehört.“ Etwa 40 000 waren U-Boot-Fahrer, knapp 30 000 von ihnen
kamen während der Kampfhandlungen ums Leben.
1985 schrieb ein Spiegel-Mitarbeiter im Rahmen eines Berichtes über
die Ausstrahlung der Fernsehfassung von Das Boot, „daß keine Waffe
die Deutschen so fasziniert, wie der ‚Knüppel des armen Mannes’, das
U-Boot.“[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Mythen
- Der „klassische“ Mythos
- Der „moderne“ Mythos
- Heldenmythen-Opfermythen
- Folgen von Mythologisierung: Erinnerung und Geschichtsschreibung
- Das U-Boot in Deutschland
- Von der Utopie zur Wirklichkeit: Das Tauchboot
- Ein Produkt der Moderne
- Die „Waffe des Schwachen“
- Die Entstehung des U-Bootmythos
- Historische Entwicklung
- Flottenpolitik im Deutschen Kaiserreich, Marinepropaganda und gesellschaftliche Ausgangslage 1914
- Erster Weltkrieg: Aus der Not geboren
- U-Boote zwischen den Weltkriegen: Verbot und Apologetik
- Zweiter Weltkrieg: der Tradition verpflichtet
- Erklärungsversuche für die „Faszination U-Boot“
- Materie
- Psychologische Momente
- Allgemeine Faktoren
- Sexuelle Aufladung der Thematik
- Metaphorik und Propaganda
- Das U-Boot Bild in der DDR
- Wirkt der Mythos heute weiter?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die anhaltende Faszination des U-Boots in Deutschland, die weit über die Ereignisse der Weltkriege hinausgeht. Sie hinterfragt, warum dieses Thema trotz zweier verlorener Kriege weiterhin so populär ist und analysiert die komplexen Faktoren, die zur Mythenbildung um das U-Boot beigetragen haben.
- Die Entwicklung des U-Boot-Mythos von seinen Anfängen bis zur Gegenwart
- Die Rolle von Propaganda und gesellschaftlichen Faktoren in der Mythenbildung
- Psychologische und soziologische Aspekte der U-Boot-Faszination
- Der Vergleich der U-Boot-Rezeption in der BRD und der DDR
- Die Bedeutung des U-Boots als materielles Objekt und Projektionsfläche
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die anhaltende Popularität des U-Boots in Deutschland anhand der Besucherzahlen von Museums-U-Booten und der hohen Anzahl an Publikationen zum Thema U-Boot-Krieg. Sie stellt die Forschungsfrage nach den Ursachen dieser Faszination und kündigt einen interdisziplinären Erklärungsansatz an, der über die Ereignisse der Weltkriege hinausgeht und die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der jeweiligen Epochen berücksichtigt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Zeit vor 1914 als Grundlage der Mythenbildung.
Mythen: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Mythen um das U-Boot, differenziert zwischen „klassischen“ und „modernen“ Mythen und untersucht die Rolle von Helden- und Opfermythen. Es beleuchtet die Auswirkungen der Mythologisierung auf Erinnerungskultur und Geschichtsschreibung und legt den Grundstein für die spätere Erörterung der komplexen Faktoren, die zur anhaltenden Faszination beitragen.
Das U-Boot in Deutschland: Dieses Kapitel beschreibt die Entwicklung des U-Boots von der Utopie zum realen Kriegsgerät. Es beleuchtet die technische Entwicklung, den Kontext der Moderne und die Rolle des U-Boots als „Waffe des Schwachen“. Der Abschnitt verknüpft technologische Fortschritte mit den strategischen und politischen Überlegungen, die zur Entwicklung und zum Einsatz von U-Booten führten.
Die Entstehung des U-Bootmythos: Dieses Kapitel untersucht die historischen Entwicklungen, die zur Entstehung des U-Boot-Mythos führten. Es analysiert die Rolle der Flottenpolitik im Deutschen Kaiserreich, der Marinepropaganda und der gesellschaftlichen Ausgangslage vor und während des Ersten Weltkriegs. Der Fokus liegt auf der Verknüpfung von technologischer Entwicklung, militärischer Strategie und gesellschaftlicher Wahrnehmung, um die Wurzeln des Mythos zu verstehen.
Erklärungsversuche für die „Faszination U-Boot“: Dieses Kapitel befasst sich mit verschiedenen Erklärungsansätzen für die anhaltende Faszination des U-Boots. Es untersucht materielle Aspekte, psychologische Faktoren (einschliesslich allgemeiner Faktoren und sexueller Aufladung), sowie die Rolle von Metaphorik und Propaganda. Die Kapitel untersucht verschiedene Faktoren, die zur Faszination beitragen und diese mit Hilfe von konkreten Beispielen beleuchtet.
Das U-Boot Bild in der DDR: Dieses Kapitel analysiert, wie der U-Boot-Mythos in der DDR rezipiert und instrumentalisiert wurde. Es beleuchtet den Umgang mit dem Thema U-Boot-Krieg im Kontext der politischen und ideologischen Verhältnisse der DDR und zeigt auf, wie politische Vorgaben die Rezeption von Geschichte und die Tradierung von Mythen beeinflussen können. Es stellt einen wichtigen Vergleich zum Umgang mit dem Thema in der BRD dar.
Schlüsselwörter
U-Boot-Mythos, U-Boot-Krieg, Mythenbildung, Propaganda, Erinnerungskultur, Geschichtsschreibung, Faszination, Psychologie, Materie, Deutschland, BRD, DDR, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, Marine, Technologie, politische Rahmenbedingungen, gesellschaftliche Rezeption.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Der U-Boot-Mythos in Deutschland
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht die anhaltende Faszination des U-Boots in Deutschland, die weit über die Weltkriege hinausreicht. Sie analysiert die komplexen Faktoren – sowohl technologische, politische, psychologische als auch gesellschaftliche – die zur Mythenbildung um das U-Boot beigetragen haben und bis heute wirken.
Welche Aspekte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung des U-Boot-Mythos von seinen Anfängen bis in die Gegenwart, die Rolle von Propaganda und gesellschaftlichen Faktoren in der Mythenbildung, psychologische und soziologische Aspekte der U-Boot-Faszination, einen Vergleich der U-Boot-Rezeption in der BRD und der DDR sowie die Bedeutung des U-Boots als materielles Objekt und Projektionsfläche. Sie betrachtet den Mythos im Kontext der jeweiligen Epochen und politischen Systeme.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Mythen (inkl. "klassischer" und "moderner" Mythen, Helden- und Opfermythen), Das U-Boot in Deutschland, Die Entstehung des U-Bootmythos (inkl. Entwicklung vor 1914, Erster und Zweiter Weltkrieg), Erklärungsversuche für die „Faszination U-Boot“ (inkl. materieller, psychologischer und propagandistischer Aspekte), Das U-Boot-Bild in der DDR und Wirkt der Mythos heute weiter?
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Warum ist das Thema U-Boot trotz zweier verlorener Kriege weiterhin so populär in Deutschland? Die Arbeit sucht nach interdisziplinären Erklärungsansätzen, die über rein militärische Aspekte hinausgehen.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet eine interdisziplinäre Herangehensweise, indem sie historische, soziologische und psychologische Perspektiven kombiniert, um die Komplexität des U-Boot-Mythos zu erfassen. Sie analysiert historische Dokumente, Propaganda-Materialien und gesellschaftliche Diskursen.
Welche Rolle spielt die Propaganda in der Mythenbildung?
Die Arbeit untersucht die Rolle der Marinepropaganda im Deutschen Kaiserreich und ihre Auswirkungen auf die gesellschaftliche Wahrnehmung des U-Boots. Es wird analysiert, wie Propaganda zur Mythenbildung beigetragen und die Faszination verstärkt hat.
Wie wird der Vergleich zwischen BRD und DDR behandelt?
Die Arbeit vergleicht die Rezeption des U-Boot-Mythos in der BRD und der DDR, um aufzuzeigen, wie politische und ideologische Rahmenbedingungen die Erinnerungskultur und die Interpretation der Geschichte beeinflussen.
Welche psychologischen Aspekte werden berücksichtigt?
Die Arbeit untersucht psychologische Faktoren, die zur Faszination des U-Boots beitragen, einschließlich allgemeiner Faktoren und der möglichen sexuellen Aufladung des Themas. Es wird beleuchtet, wie das U-Boot als Projektionsfläche für verschiedene gesellschaftliche Ängste und Sehnsüchte dienen kann.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: U-Boot-Mythos, U-Boot-Krieg, Mythenbildung, Propaganda, Erinnerungskultur, Geschichtsschreibung, Faszination, Psychologie, Materie, Deutschland, BRD, DDR, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, Marine, Technologie, politische Rahmenbedingungen, gesellschaftliche Rezeption.
Wo finde ich weitere Informationen?
Weitere Informationen finden sich im ausführlichen Inhaltsverzeichnis und in den zusammenfassenden Kapitelbeschreibungen der Arbeit.
- Quote paper
- Nico Sutter (Author), 2006, Der U-Boot Mythos in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208051