Die Fähigkeit, Sprache zu erwerben und Sprache zu gebrauchen, ist im Menschen angelegt. Der Erwerb der Sprache selbst ist ein Lern- und Entwicklungsprozess, der einerseits die Sprachfähigkeit als Anlage voraussetzt, andererseits aber weitgehend von der Umwelt des Kindes
abhängig ist, d.h. sich nur in einer sprechenden Umgebung vollziehen kann. Sprechen lernen ist nicht die Leistung eines Kindes allein, sondern die Eltern haben einen ebenso wichtigen Anteil wie das Kind selbst. Sprache erlernt das Kind sicher auch über das Hören und Nachahmen von Sprachvorbildern, über Übung und Wiederholung. Nach KLEINERT-MOLITOR bedarf es aber zuerst vielfältiger und ausgewählter kommunikativer (Spiel-)Handlungsangebote, die aus sich heraus auf Versprachlichung drängen und in denen Sprache beobachtbar wird (vgl. dies. 1988, S.112). Die Sprache entwickelt sich langsam und in einer
bestimmten Abfolge. Das Kind muss bestimmte Entwicklungsprozesse durchlaufen, um über die Fähigkeiten zu verfügen, Sprache erwerben und anwenden zu können. Fehlen die sprachlichen Anregungen und sozialen Kontakte zwischen Eltern und Kind, so kann es zu Störungen der Sprache kommen (vgl. SCHINDLER, dgs e.V. / Internet). Das heißt nicht, dass allein die Eltern für spezifische Sprachentwicklungsstörungen ihrer Kinder verantwortlich sind. Ganz sicherlich ist die Sprachentwicklungsstörung multikausal bedingt.
Sprachentwicklungsstörungen treten in ihrer Bedeutung neben anderen im Kleinkindalter auftretenden Beeinträchtigungen häufig in den Hintergrund und finden deshalb nicht die notwendige Beachtung. Sie sind nicht als isolierte, einseitige Störungen zu sehen. Die individuelle Sprachentwicklung ist, wie erwähnt, vielmehr ein Produkt der Auseinandersetzung des Kindes mit den Menschen und Gegenständen seiner Lebenswelt und damit ein Teil seiner gesamten Persönlichkeitsentwicklung. Sprachentwicklungsstörungen sind demnach komplexe Beeinträchtigungen, auf die die Umwelt wesentlichen Einfluss hat und die in einem Wechselverhältnis zu anderen Dimensionen der Persönlichkeitsentwicklung stehen. Hierzu gehören:
Wahrnehmung, Motorik, Kognition, Emotion und Soziabilität.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Ziel der Arbeit
- Methodisches Vorgehen
- Die Entwicklung der kindlichen Sprache
- Der Entwicklungsbereich der Wahrnehmung
- Voraussetzungen / Bedingungen für den ungehinderten Spracherwerb
- Bestimmende Faktoren - familiäre Umwelt mit Interaktions- und Sozialisationsprozessen
- Ebenen des Spracherwerbs
- Die pragmatisch-kommunikative Ebene
- Die phonetisch-phonologische Ebene
- Die semantisch-lexikalische Ebene
- Die syntaktisch-morphologische Ebene
- Die Entwicklung des Sprachverständnisses
- Die Entwicklung des Redeflusses
- Die Entwicklung des Sprachgefühls
- Zum zeitlichen Verlauf von Sprachentwicklungsprozessen
- Zusammenfassung
- Sprache
- Das Komplexe System der Sprache - entwicklungs-psychologische Begründungen im Zusammenhang von Bewegung, Wahrnehmung und Entwicklungstheoretische Vorstellungen Jean PIAGETs
- Der interaktionistische Spracherwerbsansatz von Jerome BRUNER
- Zusammenfassung
- Störungen der Sprachentwicklung
- Der Begriff der Sprachentwicklungsstörung
- Ausgewählte Erscheinungsformen
- Störungen auf der phonetisch-phonologischen Ebene
- Störungen auf der semantisch-lexikalischen Ebene
- Störungen auf der syntaktisch-morphologischen Ebene
- Zusammenfassung
- Zur Theorie der sonderpädagogischen Psychomotorik
- Begriffsbestimmung allgemein
- Psychomotorische Handlung als Aktivität der ganzen Person - das Selbstkonzept
- Das Verständnis aus Sicht der Sprachheilpädagogik
- Ansätze psychomotorisch orientierter Sprachförderung
- Ingrid OLBRICH – Die Integrierte Sprach- und Bewegungstherapie (ISBT)
- Renate ECKERT – Die Integrierte Entwicklungs- und Kommunikationsförderung (IEK)
- Barbara KLEINERT-MOLITOR – Die Psychomotorisch orientierte Sprachentwicklungsförderung
- Wahrnehmungs- und Bewegungshandeln mit Sprachbegleitung
- Begegnung von Sprach- und Bewegungshandeln
- Sprachhandeln mit Bewegungsbegleitung
- Birgit LÜTJE-KLOSE – Eine kind- und umfeldbezogene Förderdiagnostik
- Zusammenfassung
- Effektivität und Auswirkungen der psychomotorischen Förderung von sprachentwicklungsgestörten Kindern
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Hausarbeit untersucht die Bedeutung von psychomotorischen Förderansätzen bei Sprachentwicklungsstörungen. Das Ziel der Arbeit ist es, einen Überblick über die theoretischen Grundlagen der Sprachentwicklung und ihrer Störungen sowie über verschiedene psychomotorische Ansätze zur Sprachförderung zu geben. Dabei wird der Fokus auf die Verknüpfung von Bewegung, Wahrnehmung und Sprache gelegt, um die komplexen Zusammenhänge zwischen diesen Bereichen aufzuzeigen.
- Die Entwicklung der kindlichen Sprache und ihre Voraussetzungen
- Sprachentwicklungsstörungen: Definition, Erscheinungsformen und Ursachen
- Theorie der sonderpädagogischen Psychomotorik und ihre Bedeutung für die Sprachförderung
- Psychomotorische Förderansätze im Kontext der Sprachentwicklungsförderung
- Effektivität und Auswirkungen der psychomotorischen Förderung von sprachentwicklungsgestörten Kindern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Sprachentwicklungsstörungen ein und stellt die Problemstellung der Arbeit dar. Sie beschreibt das Ziel und das methodische Vorgehen. Kapitel 2 beleuchtet die normale Entwicklung der kindlichen Sprache und die damit verbundenen Voraussetzungen und Einflussfaktoren. Kapitel 3 analysiert das komplexe System der Sprache aus entwicklungspsychologischer Sicht und stellt verschiedene Theorien des Spracherwerbs vor. Kapitel 4 widmet sich dem Thema Sprachentwicklungsstörungen und ihren Erscheinungsformen. Kapitel 5 untersucht die Theorie der sonderpädagogischen Psychomotorik und ihre Bedeutung für die Sprachförderung. Kapitel 6 stellt verschiedene psychomotorisch orientierte Ansätze der Sprachförderung vor, die jeweils im Detail erläutert werden. Schließlich werden in Kapitel 7 die Effektivität und die Auswirkungen der psychomotorischen Förderung von sprachentwicklungsgestörten Kindern diskutiert.
Schlüsselwörter
Sprachentwicklungsstörungen, psychomotorische Förderung, Sprachtherapie, Sprachentwicklung, Wahrnehmung, Bewegung, Kognition, Interaktion, Sozialisation, Sonderpädagogik, Sprachheilpädagogik, Entwicklungstheorie, Förderdiagnostik
- Quote paper
- Janina Daab (Author), 2003, Bewegung und Sprache. Psychomotorische Förderansätze bei Sprachentwicklungsstörungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20796