Depressionen sind in unserer heutigen Gesellschaft ein Thema von enormer Wichtigkeit. So gibt es zahlreiche Studien, welche Auskunft darüber geben, dass Depressionen eine der häufigsten Erkrankungen in Europa sind. In einer Gesellschaft, in der immer mehr Wert auf Leistung gelegt wird, bleiben persönliche Interessen und Bedürfnisse oft uner-füllt. Durch das Nichterfüllen von persönlichen Bedürfnissen und dem Nichterfüllen von Leistungsansprüchen in unserer Gesellschaft geraten immer mehr Menschen in eine persönliche Krise, die Depression: Allein in Deutschland kostete die Behandlung depres-siver Patienten im Jahre 2002 rund 1,6 Milliarden Euro (vgl. Gerstner, 2001, S. 1).
Um den immer größer werdenden Anforderungen gerecht zu werden, geraten depressi-ve Menschen in eine Lage, in welcher sie mit allen Mitteln versuchen, ihren Anforderun-gen und den Erwartungen, welche an sie gestellt werden, gerecht zu werden. Oftmals findet diese Kompensation durch illegale pharmakologische Reinsubstanzen, auch Do-pingmittel genannt, statt. So wird „durch die Verabreichung von Substanzen … oder durch Anwendung verbotener Methoden“ (Poigné, 2003, S. 5) versucht, den Anforde-rungen gerecht zu werden.
Inhaltsverzeichnis
I Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Empirische Befunde zum Auftreten von Depressionen
2.1 Depressionen
2.2 Risikofaktorenund Auslöser
3 Doping als Folge von Depressionen im Leistungssport
3.1 Belastung im Leistungssport
3.2 Beanspruchungim Leistungssport
3.3 Doping als Problemlösestrategie bei Depressionen
3.3.1 Doping als Problemlösestrategie bei einer aktiven Karriere
3.3.2 Doping als Problemlösestrategie nach Beendigung der Karriere
3.4 Häufig verwendete Dopingsubstanzen
3.4.1 Häufig verwendete Dopingsubstanzen einer aktiven Karriere
3.4.2 Häufig verwendete Dopingsubstanzen nach Beendigung einer Karriere
3.5 Folgen ausgewählter Dopingmittel
3.5.1 Anabol-androgene Steroide
3.5.2 Stimulanzien
3.5.3 Diuretika
3.6 Doping und Depressionen - Ein Teufelskreis?
4 PRÄVENTIONSMAßNAHMEN
4.1 Universelle & Selektive Präventionsmaßnahmen
5 INTERVENTIONSMAßNAHMEN
5.1 Pharmakologische Behandlungen
5.2 Psychotherapeutische Interventionsmaßnahmen
5.2.1 Förderung des Aktivitätsniveaus
5.2.2 Förderung sozialer Fähigkeiten und Fertigkeiten
5.2.3 Veränderung depressionsspezifischer Kognitionen
5.2.4 Veränderungen im emotionalen Bereich
5.3 DieSporttherapie
5.3.1 Förderung der Aktivität
5.3.2 Förderung sozialer Kompetenz innerhalb der Sporttherapie
5.3.3 Veränderung depressionsspezifischer Verhaltensweisen und Kognitionen
5.4 Zusammenfassung
6 Der Fall ,Robert Enke'
Literaturverzeichnis
I Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Prozess der Karrierebeendigung in Anlehnung an TAYLOR und OGILVIE (2001)
Abbildung 2: Robert Enke
1 Einleitung
Depressionen sind in unserer heutigen Gesellschaft ein Thema von enormer Wichtigkeit. So gibt es zahlreiche Studien, welche Auskunft darüber geben, dass Depressionen eine der häufigsten Erkrankungen in Europa sind. In einer Gesellschaft, in der immer mehr Wert auf Leistung gelegt wird, bleiben persönliche Interessen und Bedürfnisse oft unerfüllt. Durch das Nichterfüllen von persönlichen Bedürfnissen und dem Nichterfüllen von Leistungsansprüchen in unserer Gesellschaft geraten immer mehr Menschen in eine persönliche Krise, die Depression: Allein in Deutschland kostete die Behandlung depressiver Patienten im Jahre 2002 rund 1,6 Milliarden Euro (vgl. Gerstner, 2001, S. 1).
Um den immer größer werdenden Anforderungen gerecht zu werden, geraten depressive Menschen in eine Lage, in welcher sie mit allen Mitteln versuchen, ihren Anforderungen und den Erwartungen, welche an sie gestellt werden, gerecht zu werden. Oftmals findet diese Kompensation durch illegale pharmakologische Reinsubstanzen, auch Dopingmittel genannt, statt. So wird „durch die Verabreichung von Substanzen ... oder durch Anwendung verbotener Methoden" (Poigné, 2003, S. 5) versucht, den Anforderungen gerecht zu werden.
Dabei sind gerade Leistungssportler eine durchaus gefährdete Gruppe von Menschen. Durch ihr hartes Training haben sie nur begrenzt die Möglichkeit, ihre persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Gleichzeitig sind sie einem gewaltigen Druck ausgesetzt. Die Gesellschaft stellt Anforderungen und Erwartungen an die Leistungssportler, welche nicht immer erfüllt werden können. Zudem profilieren sich viele Sportler durch ihre Leistungen und durch den Widerhall in der Gesellschaft. Sollten Leistungen nicht erbracht werden, betrifft dies somit gleichzeitig die eigene Wahrnehmung der Sportler. Enormer Stress und Druck tun ihr Übriges und können somit zum Beginn einer Depression führen.
Da gerade in den letzten Jahren zahlreiche tragische Beispiele für Depressionen im Leistungssport, teilweise auch mit suizidalem Ausgang, aufgekommen sind, ist es enorm wichtig, sich mit diesem Thema zu beschäftigen und die Hintergründe zu erläutern. Depressionen werden immer häufiger diagnostiziert und betreffen nicht selten Menschen, welche durch ihren Beruf starken Leistungsanforderungen unterliegen. Daher sind sie ein zentrales Thema für die kommenden Jahre und sollten keinesfalls unterschätzt werden.
2 Empirische Befunde zum Auftreten von Depressionen
- Johannes Roth -
In diesem Abschnitt sollen kurz einige empirische Befunde zum Auftreten von Depressionen in Europa und Deutschland zusammengefasst und deren Bedeutung für unsere heutige Welt erläutert werden.
Laut Angaben der World Health Organisation (WHO) leiden rund 121 Millionen Menschen weltweit an einer Depression. Nach bisherigen Kalkulationen wird die Depression als Krankheit im Jahr 2030 an erster Stelle der häufigsten Erkrankungen in allen Altersgruppen stehen (vgl. Schmidt, 2012, S. 11).
Dabei tritt eine chronische Depression bei dreiviertel aller Erkrankten bereits vor dem 21. Lebensjahr auf (vgl. Brakemeier et al., 2012, S. 7).
Während Krankheiten in Folge von Unterernährung oder Mangelernährung gerade in den Dritte-Welt-Ländern zu den schwerwiegendsten Problemen zählen, wurde in der „Global Burden of Disease Study" aus dem Jahre 2008, welche von der Weltgesundheitsorganisation in Auftrag gegeben wurde, ermittelt, dass Depressionen „in der Gruppe der ertragsstarken Länder hinsichtlich der Belastung an dritter Stelle geführt" (Gerstner, 2011, S. 1) werden.
Laut einer Studie, welche von WlTTCHEN & JACOBI im Jahre 2005 durchgeführt wurde, erkrankten in den Mitgliedsländern der EU 27% der erwachsenen Bevölkerung im Jahre 2004 an einer psychischen Störung. Bei 6,9% der insgesamt 27% ging die Erkrankung über einen Zeitraum von mehr als 12 Monaten. Das bedeutet, dass von den damals knapp 300 Millionen Einwohnern in den betreffenden Staaten der Studie ca. 80 Millionen betroffen waren (vgl. Schmidt, 2012, S. 12).
Bei der deutschen Bevölkerung geht man davon aus, dass ca. 10,7% an einer psychischen Störung erkrankt sind, d.h. jeder Zehnte. Bei Frauen liegt der Anteil mit 14,0% deutlich höher als bei Männern mit nur 7,5% (vgl. Schmidt, 2012, S. 12).
Durch den hohen Anteil an Erkrankungen kommt es zu immensen Belastungen für das Gesundheitssystem. „Allein in Deutschland kostete die Behandlung von psychischen Störungen im Jahr 2002 ca. 1,6 Milliarden Euro" (Gerstner, 2001, S. 1). Daher ist die Depression in Anbetracht der hohen Zahl an Krankheitsfällen und ihrer Kosten für das Gesundheitssystem ein wichtiges Thema für die kommenden Jahre.
2.1 Depressionen
Als Depression bezeichnet man psychische Krankheitsverläufe, welche „extrem beeinträchtigende Störungen" (Brakemeier, Schramm & Hautzinger, 2012, S. 1) für die Betroffenen mit sich führen. Weiterhin gelten Depressionen, vor allem wenn es sich um chronische Depressionen und nicht um episodisch verlaufende Erkrankungen handelt, als nur bedingt behandelbar. Zur Unterscheidung von chronischer Depression und episodisch verlaufender Depression soll im nachfolgenden Text noch Bezug genommen werden.
Als Definitionskriterium für eine Depression gibt es unzählige mögliche Symptome, von welchen viele davon interpersonell sind und andere eine gewisse Allgemeingültigkeit besitzen. Zu den allgemeingültigen Symptomen zählen:
„Ein wiederholter Ausdruck von Hilflosigkeit und Elend, ein submissives und überfordertes Verhalten, ein auffälliges Misstrauen in zwischenmenschlichen Beziehungen, eine nahezu unverrückbare Überzeugung, dass nichts getan werden kann, um die Depression unter Kontrolle zu bringen, rigide und verfestigte Verhaltensmuster, die weder durch positive noch durch negative Ereignisse beeinflussbar zu sein scheinen" (Brakemeier et al, 2012, S. 1).
Neben diesen sehr allgemeinen Charakteristika von Depressionen gibt es noch unzählige weitere Symptome, wie „stark verminderte affektive Schwingungsfähigkeit, Insuffizienzerleben, Antriebsmangel, Genussunfähigkeit, Libido- und Schlafstörungen sowie kognitive Einengungen" (Brakemeiser et al., 2012, S. 1-2).
Grundlegend lassen sich die typischen und interpersonellen Charakteristika einer Depression in verschiedene Kategorien einteilen. Bei diesen Kategorien ist die Rede von verschiedenen ,,Gesichter[n] der Depression" (Schmidt, 2012, S. 10).
Die Kategorien setzen sich aus einer emotionalen, kognitiven, physiologisch-vegetativen und behavioralen / motorischen Ebene zusammen. Auf der emotionalen Ebene finden sich Gefühle und Sinneszustände, wie Niedergeschlagenheit, Ängstlichkeit, Schwermut und Gefühllosigkeit. Auf der kognitiven Ebene findet sich eine starke negative Selbstbezogenheit, sowie Pessimismus. Dieser Pessimismus kann in Kombination mit einer sehr stark negativ ausgeprägten Selbstbezogenheit zu Suizidgedanken führen. Auf der physiologisch-vegetativen Ebene äußert sich die psychische Erkrankung in Form von physischen Beeinträchtigungen, wie Energieverlust, Erschöpfung, Schlafstörungen und einer inneren Unruhe. Auf der behavioralen / motorischen Ebene äußert sich die Depression in Bezug auf die Umwelt des Erkrankten. Hier ist die Rede von sozialem Rückzug, einer geringen Aktivitätsrate und Problemen bei der Bewältigung einfacher Alltagssituationen in Folge von einem Auftreten des Gefühls des Überfordert seins (vgl. Schmidt, 2012, S. 10).
Da Gefühle wie Trauer, Niedergeschlagenheit oder Hoffnungslosigkeit auf viele Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen durch Begebenheiten, wie beispielsweise dem Verlust eines geliebten Menschen oder einer ungewollten Wendung im eigenen Leben, ausgelöst werden können, wird gesagt, dass eine Person, welche an einer vermeintlichen Depression erkrankt ist über „mindestens fünf ... Symptome ... über 2 Wochen" leiden muss, damit dieses Leiden als Depression erkannt wird (Gerstner, 2011, S. 4).
Die Symptome müssen mindestens über zwei Wochen und „an fast allen Tagen, für die meiste Zeit des Tages" (Schmidt, 2012, S. 11) auftreten.
Auch deutliche Veränderungen in Bezug auf Gewicht, Appetit, Schlafverhalten, Selbstwertgefühl und Konzentration müssen als Kriterium vorhanden sein, außerdem müssen die Symptome in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Einschränkungen verursachen (vgl. Schmidt, 2012, S. 11).
Weiterhin lassen sich Depressionen in zwei große Blöcke unterscheiden. Es gibt neben der chronischen Depression auch noch eine episodisch verlaufende Depression.
Bei einer chronischen Depression handelt es sich um eine Krankheit, deren Dauer über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren geht. Zusätzlich dazu, lässt sich eine chronische Depression in weitere Subkategorien unterteilen. So gibt es die:
„Chronische Depressive Episode (schwere Symptomatik), Dysthymie (leichter ausgeprägte Symptomatik), „Doppelte Depression" (Depressive schwere Episode auf eine Dysthymie aufgesetzt), Depressive Episode mit unvollständiger Remission" (Brakemeier et al., 2012, S. 7).
Auf die unterschiedlichen Subkategorien der chronischen Depression soll an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingegangen werden.
Eine episodische Depression verläuft hingegen nicht über einen Zeitraum von zwei oder mehr Jahren. Sie verläuft, wie es ihr Name bereits erahnen lässt, episodisch. Als eine Episode innerhalb der Depression ist ein interindividueller Zeitrahmen gemeint, in welchem der Erkrankte typische Symptome einer Depression anzeigt. Die Dauer einer solchen Episode ist schwer zu kalkulieren und von Individuum zu Individuum unterschiedlich. Nach einer Episode tritt eine zeitlich begrenzte Besserung ein, welche erst durch Einsetzen der nächsten Episode aufgehoben wird.
Bei der chronischen Depression handelt es sich um die schwerwiegendere Erkrankung, sie ist im Gegensatz zur episodisch verlaufenden Depression äußerst schwer zu behan- dein, da chronisch depressive Menschen schlechter auf Antidepressiva und Psychotherapien ansprechen (vgl. Brakemeier et al., 2012, S. 8).
Dennoch ist zu erwähnen, dass chronische Depressionen im Gegensatz zu vorherrschenden Meinungen nicht unheilbar oder therapieresistent sind. An therapieresistenten Depressionen leiden Patienten, welche auf mindestens zwei verschiedene Antidepressiva nicht ansprechen. Das bedeutet, dass nicht alle chronischen Erkrankungen gleichzeitig therapieresistent sind. Ob und in welchem Maße eine Depression behandelbar ist, liegt somit nicht nur an der Art der Depression, sondern auch am Patienten (vgl. Brakemeier et al., 2012, S. 5-6).
Darüber hinaus kommt es bei Menschen, welche an einer chronischen Depression erkrankt sind, im Gegensatz zu Menschen, welche an einer episodisch verlaufenden Depression leiden, öfter zu Suizidgedanken und vermehrten Suizidversuchen (vgl. Brakemeier et al., 2012, S. 8).
2.2 Risikofaktoren und Auslöser
Im folgenden Abschnitt soll erläutert werden, von welchen Faktoren das Auftreten einer Depression abhängig ist. Dazu soll zunächst skizziert werden, welcher Faktor das Risiko begünstigt, beziehungsweise reduziert. Dabei sollen der protektive Faktor, sowie die Bedeutung der sozialen Kompetenz im Mittelpunkt der Analyse stehen. Subfaktoren oder weitere mögliche Variablen sollen im Folgenden nur skizziert werden. Aus der Erläuterung des protektiven Faktors und der sozialen Kompetenz soll das Risiko, beziehungsweise der Auslöser einer Depression abgeleitet werden. Dennoch sollte klar sein, dass neben dem, beziehungsweise den erwähnten Faktoren / Variablen, noch unzählige weitere Faktoren existieren, welche jedoch unmöglich alle explizit genannt oder erläutert werden können.
Als Auslöser für eine Depression können viele unterschiedliche Dinge verantwortlich sein. So kann ein schlimmer Schicksalsschlag, wie der Verlust einer geliebten Person oder eine als negativ empfundene Veränderung im Leben, ein Risiko für die Entstehung einer Depression darstellen. Dabei ist allerdings stets zu beachten, dass ein Risikofaktor immer sehr individuell ist und von Person zu Person variiert. Während ein bestimmtes Ereignis bei Person A zu einem Ausbruch einer Depression führt, kann es sein, dass das gleiche Ereignis bei Person В keinerlei oder ein nur sehr geringes Risiko für den Ausbruch einer Depression darstellt.
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- Arbeit zitieren
- Julius Martenstein (Autor:in), 2012, Depressionen im Leistungssport, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207539
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