In wieweit lässt sich Leopold in seinem politischen Handeln von dem Hilferuf und der gescheiterten Flucht seiner Schwester beeinflussen? Um diese Frage beantworten zu können, ist es von Nöten, zuerst einmal Leopolds politische Überzeugungen zu betrachten. Dies geschieht zum einen an Hand seiner Zeit in der Toskana und zum anderen im Hinblick auf seine Herrschaftszeit in Österreich.
Dann wird Leopolds Haltung gegenüber der französischen Revolution herausgearbeitet und seine Reaktion auf die Lage Marie Antoinettes dargestellt. Sein politisches Vorgehen vor und nach dem Hilferuf und Fluchtversuch seiner Schwester wird verglichen, um eventuelle Unterschiede herausstellen zu können.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Leopold II und seine Reformen
3 Leopold und die französische Revolution
4 Marie Antoinette und ihr Hilferuf
5 Leopold II und seine Politik vor und nach dem Fluchtversuch
6 Fazit
7 Literaturverzeichnis
8 Anhang
1 Einleitung
„Ich glaube endlich, dass der Souverän nur durch das Gesetz regieren soll und dass dessen Constituenten das Volk sind, […] denn der einzige Zweck der Gesellschaften und Regierungen ist das Glück der Individuen.“[1] (Leopold II)
Dass man im 18. Jahrhundert einen Großherzog und König findet, der seine eigene Position und vor allem auch Legitimation dermaßen kritisch bedenkt, ist eher ungewöhnlich. Um etwas derartiges aber tatsächlich umsetzen zu können, bedarf es neben der starken Überzeugung von den eigenen Idealen auch des Tatendranges.
Leopold II, Erzherzog von Österreich, Großherzog von Toskana, König von Ungarn und Böhmen und römischer Kaiser, hat so einiges bewirkt. Und überzeugt von seiner Politik war er auch. Dennoch gab es Umstände, die zu einem Umdenken oder wenigstens Umlenken in seinem politischen Diskurs zumindest hätten führen können. So zum Beispiel die Bedrängnis, die die französische Revolution für seine Schwester und Königin von Frankreich, Marie Antoinette, bedeutete.
Daraus ergibt sich für mich folgende Fragestellung:
In wieweit lässt sich Leopold in seinem politischen Handeln von dem Hilferuf und der gescheiterten Flucht seiner Schwester beeinflussen?
Um diese Frage beantworten zu können, ist es von Nöten, zuerst einmal Leopolds
politische Überzeugungen zu betrachten. Dies geschieht zum einen an Hand seiner Zeit in der Toskana und zum anderen im Hinblick auf seine Herrschaftszeit in Österreich.
Dann werde ich Leopolds Haltung gegenüber der französischen Revolution herausarbeiten und seine Reaktion auf die Lage Marie Antoinettes darstellen. Außerdem werde ich sein politisches Vorgehen vor und nach dem Hilferuf und Fluchtversuch seiner Schwester vergleichen, um eventuelle Unterschiede herausstellen zu können. Abschließend werde ich meine Ergebnisse in einem Fazit zusammenfassen und auf meine Fragestellung zurückkommen.
2 Leopold II und seine Reformen
Leopold II war ein Reformer durch und durch. Mit gerade einmal 19 Jahren wurde er nach dem Tod Kaiser Franz’ dessen Nachfolger als Herrscher in der Toskana. Er übernahm ein Land, indem die „staatliche Stellung, Wohlstand, Thätigkeit im Gewerbe, Litteratur und Kunst darnieder lag[en]“[2]. Als er nach 25 Jahren Regentschaft in Richtung Wien abreiste, um dort den Kaiserthron zu besteigen, hinterließ er ein völlig anderes Land. Diese Veränderungen vollzogen sich durch die weitreichenden und grundsätzlichen Reformen, bei deren Durchsetzung Leopold auch unpopuläre Entscheidungen nicht scheute. So trennte er beispielsweise das öffentliche Geld von seinem Privatvermögen und den Geldern am Hofe, führte ein neues Steuersystem ein, das die Bauern entlasten sollte, Einfuhrzölle sowie die Binnenzölle wurden erlassen, die Todesstrafe schaffte er ab und er verkaufte die Kriegsmarine, um Geld in die leeren Staatskassen zu spülen. Außerdem beschnitt er drastisch die Macht der Kirche. Deren richterliche Befugnisse galten nur noch für kirchliche Angelegenheiten. Viele Klöster wurden außerdem aufgelöst, um mit den freiwerdenden Geldern ebenfalls die Staatsschulden zu mildern. Zudem versuchte Leopold grundsätzlich, seine Umgestaltungen so transparent wie möglich zu halten und ließ einige seiner Beschlüsse veröffentlichen.[3] Das alles war für seine Zeit eher ungewöhnlich, denn allein herrschen war noch angesagt und meist war doch dem klassischen Alleinherrscher sein Volk recht gleichgültig. Leopold regierte zwar auch als absoluter Herrscher in der Toskana, denn die Umstände, in denen sich dieses Land befand, ließen noch keine andere Herrschaftsform erfolgreich scheinen. Die Interessen seines Volkes waren jedoch „der einzige Zweck der Gesellschaften und Regierungen“[4] für ihn, so schrieb er in seinem „Glaubensbekenntnis“ an seine Schwester Marie Christine, und ihm schwebte schon seit Beginn seiner Herrschaft die Einführung einer Verfassung vor, die auch seine eigene Stellung schwächen würde[5].
Zurück in Österreich, übernahm er dort ebenfalls ein Erbe, das nicht seinen Idealen entsprach: „Die Unruhen in Ungarn, den Abfall Belgiens, die Fortdauer des Türkenkrieges, die Ungewißheit im Verhältnisse zu Preußen, die Rückwirkungen der französischen Revolution, trat er als schlimme Erbschaft an.“[6]
[...]
[1] Zeißberg, Heinrich von: Leopold II, deutscher Kaiser. In: Historische Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrg.): Allgemeines Deutsche Biographie, Band 18. S. 322-336. 1883. URL: http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Leopold_II._%28Kaiser%29 (Version vom 26.03.2011, 14:35). S. 330.
[2] Zeißberg, Heinrich von: S. 322.
[3] Vgl. ebd.: S. 323-324.
[4] Vgl. ebd.: S. 330.
[5] Vgl. Zeißberg, Heinrich von: S. 330.
[6] Ebd.: S. 326
- Quote paper
- Ken Adams (Author), 2011, Leopold II und Marie Antoinette. Leopold II zwischen Familienbanden und politischem Idealismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207300
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