Neue technologische Entwicklungen führen auch in der Lebensmittelindustrie zu immer neuen Produkten, wie z. B. der Analog-Käse, der gar kein Käse ist. Das Angebot an hoch verarbeiteten Lebensmitteln ist heute kaum noch zu überschauen. Ein Ergebnis dieses Trends sind z. T. Einheitsprodukte mit Einheitsgeschmack und Einheitsinhaltsstoffen. Klar unterscheidbare Lebensmittel innerhalb einer Gruppe oder regionale Besonderheiten sind selten.
Ähnlich verhält es sich aber auch mit frischen Lebensmitteln. Im Supermarkt bekommt man Kartoffeln nur noch als „fest kochende“ oder „mehlig kochende“ Sorten. Aber wer kennt die „Linda“ oder das „Bamberger Hörnla“? Für den Rückgang der Artenvielfalt gibt es neben dem weit verbreiteten Konsumverhalten, nur das Bekannte mit dem gewohnten Geschmack zu kaufen, weitere Gründe: Die Landwirtschaft dezimiert durch Züchtungen das natürliche Artenspektrum; damit einher geht die Patentierung von Saatgut. In der Lebensmittelindustrie spielen die Erträge eine besonders große Rolle, so dass Arten, die weniger ertragreich sind, einfach nicht mehr angebaut werden.
Einen anderen Weg geht der Verein SLOW FOOD. Er kümmert sich u. a. darum, in Vergessenheit geratene Gemüsesorten, Nutztierarten oder handwerklich besonders hergestellte Lebensmittel in Erinnerung zu halten. Zum einen finden diese Aufnahme in die „Arche des Geschmacks“, wie etwa die „Diepholzer Moorschnucke“ oder die „Bunten Bentheimer“ in norddeutschen Raum. Mit dem jährlich wiederkehrenden „Bremer Scheerkohltag“ oder den in vielen Städten stattfindenden „Apfeltagen“ wird ebenso das gleiche Ziel verfolgt wie mit der Kultivierung samenfester Pflanzen. Aus diesen wachsen fruchtbare Nachkommen, die, im Gegensatz zu hybriden Pflanzen, dieselben Eigenschaften und Gestalt wie ihre Mutterpflanzen haben. Slow Food setzt sich für eine ökologische Anbauweise ein und liefert so einen Beitrag zur Minimierung des Artenschwundes, verursacht durch Pestizide und das Verschwinden vielfältiger Kulturlandschaften im konventionellen Landbau.
Themenschwerpunkte des Unterrichtsmodells:
Von Analogkäse und Gel-Schinken - Auf dem Weg zum Einheitsessen
Biologische Vielfalt - Eine Notwendigkeit für die weltweite Ernährung
Slow Food - anders essen als bisher
Bunte Bentheimer, Bamberger Hörnla und Bremer Scherkohl - alte Sorten neu genießen
Genuss mit Zukunft - Ernährung zukunftsfähig gestalten
Slow Food
Ein Ernährungsstil zwischen Tradition und Zukunftsfähigkeit
Neue technologische Entwicklungen führen auch in der Lebensmittelindustrie zu immer neuen Produkten, wie z. B. der Analog-Käse, der gar kein Käse ist. Das Angebot an verarbeiteten Lebensmitteln und Lebensmitteln mit Zusatzfunktionen ist heute kaum noch zu überschauen und es wird auch in Zukunft davon ausgegangen, dass der Bequemlichkeitsaspekt beim Essen und Trinken zunimmt. Ein Ergebnis dieses Trends sind z. T. hochverarbeitete Einheitsprodukte mit Einheitsgeschmack und Einheitsinhaltsstoffen. Klar unterscheidbare Lebensmittel innerhalb einer Gruppe oder regionale Besonderheiten sind selten. Ähnlich verhält es sich aber auch mit frischen Lebensmitteln. Im Supermarkt bekommt man Kartoffeln nur noch als „fest kochende“ oder „mehlig kochende“ Sorten. Aber wer kennt die „Linda“ oder das „Bamberger Hörnla“? Eine vergleichbare Situation findet man bei Äpfeln, Möhren oder Tomaten. Für den Rückgang der Artenvielfalt gibt es neben dem weit verbreiteten Konsumverhalten, nur das Bekannte mit dem gewohnten Geschmack zu kaufen, weitere Gründe: Die Landwirtschaft dezimiert durch Züchtungen das natürliche Artenspektrum. Damit einher geht die Patentierung von Saatgut. In der Lebensmittelindustrie spielen die Erträge eine besonders große Rolle, so dass Arten, die weniger ertragreich sind, einfach nicht mehr angebaut werden.
In der Kulturgeschichte des Menschen dienten weltweit etwa 7.000 Pflanzenarten als Nahrung. Heute sind es nur noch ca. 100 Arten. Den Hauptanteil des Weltgetreideanbaus machen Reis, Mais und Weizen aus. Mit der traditionellen Züchtung wurde die genetische Zusammensetzung der Pflanzen entsprechend der Anforderungen umgestaltet; die grüne Gentechnik beinhaltet hier noch ganz andere Möglichkeiten. Es fand und findet eine Konzentration auf wenige Varietäten statt. Der russische Forscher Vavilov (1887 – 1943) hat schon um 1920 auf die genetische Verarmung der pflanzlichen Vielfalt aufmerksam gemacht. Er beschrieb die Zentren pflanzengenetischer Vielfalt, wo noch heute Fachkundige Samen von Wildformen sammeln, um sie als wertvolle Allelvarianten einzukreuzen. Auch in der Nutztierzucht hat eine Konzentration auf wenige hochgezüchtete Rassen stattgefunden. Aus dem früher vielseitig genutzten Rind wurden beispielsweise Varietäten mit höchster Milchleistung gezüchtet und eine einseitige künstliche Besamung hat dazu beigetragen, die Entfaltung genetischer Variabilität einzuschränken. Inzwischen werden gefährdete Nutztierrassen sogar auf die Rote Liste gesetzt und ihre Spermien und Embryonen als Kryokonserven aufbewahrt. Eine bemerkenswerte globale Maßnahme erfolgte 2008 mit der Einrichtung einer Pflanzensamenbank im ewigen Eis von Spitzbergen. In diese frostige „Arche Noah“ kann jeder Staat der Welt Samen von Nutzpflanzen einlagern, um für kommende Generationen die Artenvielfalt zu erhalten.
Einen anderen Weg geht der Verein SLOW FOOD. Er kümmert sich u. a. darum, in Vergessenheit geratene Gemüsesorten, Nutztierarten oder handwerklich besonders hergestellte Lebensmittel in Erinnerung zu halten. Zum einen finden diese Aufnahme in die „Arche des Geschmacks“, wie etwa die „Diepholzer Moorschnucke“ oder die „Bunten Bentheimer“ in norddeutschen Raum. Mit dem jährlich wiederkehrenden „Bremer Scherkohltag“ oder den in vielen Städten stattfindenden „Apfeltagen“ soll dafür gesorgt werden, dass diese Pflanzen im Bewusstsein bleiben und dass ihre Samen kultiviert werden. Aus diesen wachsen fruchtbare Nachkommen, die, im Gegensatz zu hybriden Pflanzen, dieselben Eigenschaften und Gestalt wie ihre Mutterpflanzen haben.
Slow Food setzt sich für eine ökologische Anbauweise ein und liefert so einen Beitrag zur Minimierung des Artenschwundes, verursacht durch Pestizide und das Verschwinden vielfältiger Kulturlandschaften im konventionellen Landbau.
Das Thema im Unterricht
Der Einstieg erfolgt anhand einer fiktiven Anfrage von den Betreibern der Schulmensa. Sie überlegen, ihr Angebot zukünftig nach den Grundsätzen von Slow Food auszurichten, um dadurch verantwortungsvoll zu handeln. Sie bitten dazu um eine aussagekräftige Stellungnahme der Schülerinnen und Schüler. Diese Einführung eröffnet ein Gespräch über ausgewählte Hintergründe und Problematiken der heutigen Ernährungssituation und mögliche Alternativen. Im Folgenden wird eine sachkundige und kritische Stellungnahme erarbeitet. Die Jugendlichen begeben sich in fünf Arbeitsgruppen und setzen sich weitgehend selbständig mit den folgenden Themenbereichen auseinander:
- Von Analogkäse und Gel-Schinken - Auf dem Weg zum Einheitsessen
- Biologische Vielfalt – Eine Notwendigkeit für die weltweite Ernährung
- Slow Food – Anders essen als bisher
- Bunte Bentheimer, Bamberger Hörnla und Bremer Scherkohl - Alte Sorten neu genießen
- Genuss mit Zukunft – Ernährung zukunftsfähig gestalten
Die Schülerinnen und Schüler erhalten dazu Themenblätter mit kurzen Sachinformationen und weiterführenden Forscheraufgaben. Sie bearbeiten die Aufgabenstellungen und stellen ihre Ergebnisse auf Lernplakaten dar, die sie später in einer „Fachkonferenz“ vorstellen. Dieses Gremium tagt nach Abschluss der Gruppenarbeitsphase. Die Ergebnisse werden hier ausgetauscht und diskutiert. Die Jugendlichen sollten nun über genügend Hintergrundwissen verfügen, um einen eigenen, persönlichen Standpunkt hinsichtlich der Anfrage entwickeln, begründen und vertreten zu können.
Die Schülerinnen und Schüler vertiefen bei der Bearbeitung sowohl Fachkenntnisse als auch Kompetenzen im Bereich der Erkenntnisgewinnung. Die Simulation einer „Fachkonferenz“ dient der Entwicklung sozialer und kommunikativer Fähigkeiten und mithilfe einer Diskussion und dem Herausarbeiten eines eigenen Standpunktes wird die Bewertungskompetenz der Lernenden gefördert.
Literatur und Internetquellen
(Stand: Dezember 2012)
Amann, S.: Analogkäse, Gel-Schinken und Co.. Verbraucherschützer decken Lebensmittel-Tricksereien auf, Artikel auf spiegel-online, 10.07.2009
www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,635367,00.html
Baums, J.: Food-Monitor, Informationsdienst für Ernährung
www.food-monitor.de
Beratungsbüro für Ernährungsökologie
www.bfeoe.de/index.shtml
Bode, T.: Die Essensfälscher, Frankfurt: Fischer Verlag, 2010
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hg.): Biologische Vielfalt. Materialien für Bildung und Information, Berlin 2008
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Agrobiodiversität erhalten, Potenziale der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft erschließen und nachhaltig nutzen, Bonn 2007
www.bmelv.de/cae/servlet/contentblob/384104/publicationFile/23380/StrategiepapierAgrobiodiversitaet.pdf
Eberle, U. et al.: Ernährungswende, München: oekom Verlag, 2006
Foodwatch e.V.
www.foodwatch.de
Geo.de
www.geo.de/GEO/natur/oekologie/tag_der_artenvielfalt/
www.geo.de/GEOlino/kreativ/5123.html
Imhof, C.: So essen Sie! Fotoportraits von Familien aus 15 Ländern: Ein Erkundungsprojekt rund um das Thema Ernährung, Mülheim: Verlag an der Ruhr, 2007
Institut für sozialökologische Forschung
Typologie der Ernährungsstile, www.isoe.de/ftp/Hay_agrar05.pdf
Projekt Ernährungswende, www.ernaehrungswende.de/
Koerber, von, K.W./Männle, T./Leitzmann, C.: Vollwert-Ernährung. Konzeption einer zeitgemäßen und nachhaltigen Ernährung, Heidelberg: Haug; 2004
Menzel, P./ D'Aluisio, F.: So isst der Mensch. Familien in aller Welt zeigen, was sie ernährt, Hamburg: Gruner & Jahr, 2005
Petrini, C.: Gut, sauber & fair. Grundlagen einer neuen Gastronomie. Wiesbaden: Tre Torri Verlag GmbH, 2007
Petrini, C.: Slow Food. Genießen mit Verstand, Zürich: Rotpunktverlag, 2007
Slow Food
www.slowfood.de/
Verbraucher-Initiative e.V.
www.zusatzstoffe-online.de/home/
www.label-online.de
Anfrage an die Schülerinnen und Schüler
Die Meldungen über Lebensmittelskandale häufen sich! Wir wollen darauf reagieren und das Angebot unserer Schulmensa umstellen. Wir wollen in Zukunft mehr Verantwortung übernehmen: Für die Gesundheit unserer Schülerinnen und Schüler, aber auch für die Umwelt und die Menschen, die die Lebensmittel produzieren. Ein besonderes Anliegen für uns ist eine große Vielfalt - und dies sowohl bei der Auswahl der Lebensmittel als auch beim Geschmack.
Wir haben bereits erste Gespräche mit dem Verein Slow Food geführt, der uns unterstützen wird. Aber bevor das Angebot in der Schulmensa umgestellt wird, bitten wir euch um eine Stellungnahme. Wie schätzt ihr die Akzeptanz ein? Sind auch die Schülerinnen und Schüler bereit, anders als bisher zu essen? Seht ihr Chancen, dass unsere Kunden oft und gerne auf dieses Angebot zurückgreifen werden?
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