„Die "schlimmsten" Dialekte sind Sächsisch, Thüringisch und Bayrisch, wobei sich Sachsen durch große Lautstärke besonders hervortuen, es ist möglich, daß sie denken sie hätten den schönsten und besten Dialekt und alle anderen müßten das hören. Wenn ich das Sächsisch höre, dann macht es klick- aha die "Zonis" sind unterwegs.“1
Dieses Zitat entstammt aus einem Forum im Internet zum Thema Dialekte. Der Schreiber präsentiert somit seine persönliche Einstellung zu bestimmten Sprachvarietäten und liefert zugleich ein Beispiel für das nun folgende Thema. Denn in dieser Ausarbeitung geht es um Spracheinstellungen und Spracheinstellungsforschung. Zunächst erfolgt eine allgemeine Erläuterung zum Thema Einstellung und Spracheinstellung, um dann vertiefend auf die Spracheinstellungsforschung sowie ihren Ansätze und Methoden einzugehen. In diesem Rahmen soll dann auch auf den ersten Referenztext von Doris Tophinke und Evelyn Ziegler eingegangen werden, die versuchen ein kontextsensitives Modell in der Spracheinstellungsforschung zu etablieren. Entgegen dem vorgetragenem Referat wird die Ausarbeitung den Schwerpunkt auf den theoretischen Teil legen, so dass der zweite Referenztext von Ingrid Gogolin hier nur dazu dienen wird, ein Beispiel für eine Spracheinstellung zu liefern.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffserklärungen
2.1 Einstellung
2.1.1 Funktionen von Einstellungen
2.2 Spracheinstellung
3. Spracheinstellungsforschung
3.1 Methoden der Spracheinstellungsforschung und ihre Problematik
3.2 Unterschiedliche Ansätze in der Spracheinstellungsforschung
4. Die kontextsensitive Konzeptualisierung von Spracheinstelllungen
3.1.1 Impulsgebende Forschungsergebnisse aus anderen Fachdisziplinen
3.1.2 Das kontextsensitive Modell in seinen Grundzügen
4. Das sprachliche Reinheitsgebot als Beispiel einer Spracheinstellung
4.1 Neue Tendenzen in der Einstellung zu 'unreinen' Sprachpraktiken
5. Fazit
Literaturverzeichnis und Internetquellen
1. Einleitung
„Die "schlimmsten" Dialekte sind Sächsisch, Thüringisch und Bayrisch, wobei sich Sachsen durch große Lautstärke besonders hervortuen, es ist möglich, daß sie denken sie hätten den schönsten und besten Dialekt und alle anderen müßten das hören. Wenn ich das Sächsisch höre, dann macht es klick- aha die "Zonis" sind unterwegs.“[1]
Dieses Zitat entstammt aus einem Forum im Internet zum Thema Dialekte. Der Schreiber präsentiert somit seine persönliche Einstellung zu bestimmten Sprachvarietäten und liefert zugleich ein Beispiel für das nun folgende Thema. Denn in dieser Ausarbeitung geht es um Spracheinstellungen und Spracheinstellungsforschung. Zunächst erfolgt eine allgemeine Erläuterung zum Thema Einstellung und Spracheinstellung, um dann vertiefend auf die Spracheinstellungsforschung sowie ihren Ansätze und Methoden einzugehen. In diesem Rahmen soll dann auch auf den ersten Referenztext von Doris Tophinke und Evelyn Ziegler eingegangen werden, die versuchen ein kontextsensitives Modell in der Spracheinstellungsforschung zu etablieren. Entgegen dem vorgetragenem Referat wird die Ausarbeitung den Schwerpunkt auf den theoretischen Teil legen, so dass der zweite Referenztext von Ingrid Gogolin hier nur dazu dienen wird, ein Beispiel für eine Spracheinstellung zu liefern.
2. Begriffserklärung
Bevor auf die Spracheinstellungsforschung eingegangen werden soll, wird zunächst versucht, sich dem Begriff Einstellung bzw. Spracheinstellung per Definition zu nähern.
2.1 Einstellung
Der Begriff 'Einstellung' entstammt dem Forschungsfeld der Sozialpsychologie. Umgangsprachlich ist mit dem Begriff 'Einstellung' die persönliche Meinung eines Menschen gemeint. Die Sozialpsychologie versteht Einstellung als eine Bewertung einer Person, eines Objekts oder einer Idee.[2] 1935 definierte Allport die Einstellung eines Individuums zu einem Objekt oder einer Situation als eine mentale oder neurale Reaktionsbereitschaft, die durch Erfahrungen strukturiert wird und einen steuernden Einfluss auf das Verhalten gegenüber diesem Objekt oder dieser Situation ausübt.[3] Rosenberg/Hovland orientieren sich wiederum an einem dreistufigen Modell, welches folgende Komponenten enthält: a) kognitive Komponenten, d.h. klassifizierende Vorstellungen, Stereotype, Überzeugungen hinsichtlich eines Einstellungsobjekts aus eigener oder übernommener Erfahrung, sowie Wissen, Informationen und Meinungen über ein Objekt; b) affektive Komponenten, als die emotionale Einstellung; c) konative Komponenten, bezeichnet das Verhalten gegenüber dem Einstellungsobjekt.[4] Einstellungen sind also relativ beständige, erworbene Bereitschaften, auf betsimmte Objekte kognitiv, gefühls- und verhaltensmäßig zu reagieren.[5]
2.1.1 Funktionen von Einstellungen
Die Sozialpsychologie hat nicht nur Definitionen hervorgebracht, sondern auch versucht, Funktionen von Einstellungen zu ermitteln, die Triandis 1971 zusammentragen hat.[6]
Demnach haben Einstellungen eine kognitive Orientierungsfunktion, in dem die sehr komplexe Umwelt strukturiert und simplifiziert wird. Auch dienen sie der Ich-Verteidigung, um das Selbstwertgefühl zu schützen, indem negative Einstellungen auf das Einstellungsobjekt projiziert werden, um sich selbst entlasten und das Selbstkonzept aufrecht erhalten zu können. Einstellungen, die eine Zweckföderungs- und Anpassungsfunktion innehaben, dienen dazu wünschenswerte Ziele zu erreichen und sorgen dafür, dass jeder einzelne so reagiert, dass er ein Maximum an Belohnungen von der Umwelt erhält. Die Wertausdrucksfunktion ist dann gegeben, wenn durch Einstellungen Grundüberzeugungen zum Ausdruck kommen. Dies dient wiederum dazu, dem Bedürfnis nach Selbstkategorisierung nachzukommen und selbstkonform zu handeln.
2.2 Spracheinstellung
Einstellungen werden jedoch nicht nur in Psychologie und Soziologie erforscht, sondern auch in der Sprachwissenschaft. Hier wird die Sprache, ebenso ein Objekt der sozialen Umwelt, fokussiert. Allgemein sind Spracheinstellungen zunächst Einstellungen zu bestimmten Sprachen bzw. Sprachvarietäten, zu deren Gebrauch und Erwerb, aber auch zu den Sprechern bestimmter Sprachvarietäten.[7] Ebenso können sie als Einstellungen zu sprachpolitischen Maßnahmen auftreten.[8] Die oben knapp dargelegten theoretischen Grundlagen bleiben zudem für die Spracheinstellung relativ unverändert. Daher sind auch die drei Komponenten gegenüber dem Objekt Sprache dieselben, so dass Vandermeeren lediglich eine Definitionsanpassung vornimmt: „Spracheinstellungen prädisponieren eine bestimmte Klasse von Sprachhandlungen für eine bestimmte Klasse sozialer Sprachwahlsituationen.“[9].
3. Spracheinstellungsforschung
Dass die Spracheinstellungsforschung noch ein relativ junges Forschungsfeld der Linguistik darstellt und auch noch nicht als hinreichend bearbeitet gelten kann, zeigt ihre kurze Geschichte. Der Begriff Einstellung tauchte vor knapp 130 Jahren erstmals in der Sozialpsychologie auf und Allport lieferte 1935 einen ersten Überblick über die entstandenen Theorien und Erkenntnisse.[10] Als in den sechziger Jahren die ersten Forschungsberichte zu Spracheinstellungen erschienen, konnte auch das Konzept 'Spracheinstellung' Eingang in die Kontaktlinguistik finden. Und auch die kommunikativ-pragmatischen Wende in der Sprachwissenschaft der siebziger Jahre trug ihren Teil dazu bei, da Sprache als Tätigkeit verstanden wurde und Begriffe wie gesellschaftlich bedingte sprachlich-kommunikative Normsysteme, Wertungen und Einstellungen in den Blickpunkt der wissenschaftlichen Diskussion rückten.[11]
Doch das Konzept der Spracheinstellung wurde in Bezug auf Relevanz, Messbarkeit, Subjektivität und der uneinheitlichen theoretischen Ansätze über einige Zeit stark kritisiert. So schrieb Neuland zusammenfassend:
„Als „objektive“ Daten galten in der Geschichte der modernen Linguistik zwar die sprachlichen Äußerungen der Informanten selbst, nicht aber ihre Äußerungen über Sprache, die von einem positivistischen Wissenschaftsverständnis aus als „subjektive“ Daten verpönt wurden. Skepsis bis strikte Ablehnung gegenüber solchen internen, angeblich nur spekulativ, also „unwissenschaftlichen“ Größen wie [...] Meinungen über Sprache, Sprachbewusstsein wirken als strukturalistisches und behavioristisches Erbe noch bis in die Gegenwart fort.“[12]
Namhafte und Richtungweisende empirische Untersuchungen in englischsprachigen Gebieten konnten jedoch Abhilfe schaffen.[13] Und auch der deutsche Sprachraum zeigt Forschungsinteresse und veröffentlicht entsprechende Untersuchungsberichte.
Durch das wachsende Interesse zum Thema Spracheinstellungen etablierten sich auch verschiedenen Forschungslinien, die sich auf unterschiedliche Aspekte von Spracheinstellungen berufen. So wird u.a. die Wahl von Sprachvarietäten für bestimmte Sprachsituationen (z.B. Fishman 1972) oder die Einstellung zu Sprechern (z.B. Labov 1966, Schlobinski 1987) untersucht.[14]
Zusammenfassend sind Standardsprachen, Dialekte und Regiolekte, aber auch ethnische oder geschlechts- und altersspezifische Sprachen, sowie die so genannte paralingusitisch differenzierte Sprache Untersuchungsgegenstand der Spracheinstellungsforschung. Darauf aufbauend wird nach „Bewertung von Sprachen durch Informanten (als schön, musikalisch, verständlich, usw.); Angemessenheit von verschiedenen Sprachen für verschiedene Gesprächsthemen, Orte, Gesprächspartner, usw.; Einstellungen zu Sprechern; Meinungen zum Nutzen des Erwerbs bestimmter Sprachen; Einfluss von Spracheinstellungen und Motivation auf Spracherwerb, [aber auch nach] Einstellungen zur Spracherhaltungs- und Sprachverbreitungspolitik einer Regierung“[15] gefragt.
[...]
[1] http://www.kaleidos.de/alltag/meinung/f_dial.html
[2] Vgl. Erika Werlen (1984): S. 139ff. Hier finden sich auch weitere Definitionen und Abgrenzungen zum Thema.
[3] Vgl. Klaus Borcherding: Internetquelle 1.
[4] Vgl. Fritz Hermanns (2002): S.75.
[5] Vgl. Hermann Hobmair (1997): S. 383.
[6] Vgl. Harry V. Triandis (1971): S. 6.
[7] Aus praktischen Gründen wird im Folgenden lediglich die maskuline Form genannt.
[8] Vgl. Sonja Vandermeeren: Internetquelle 2.
[9] Sonja Vandermeeren (1987): S. 695.
[10] Vgl. Sonja Vandermeeren (1987): S. 692f. Soweit nicht anders angegeben, sind die folgenden geschichtlichen Aspekte hieraus entnommen.
[11] Vgl. Karl-Heinz Bausch (1980): S.361.
[12] Eva Neuland (1993): S. 723.
[13] So z.B. William Labov mit seinen Untersuchungen in Nordamerika.
[14] Vgl. Sonja Vandermeeren (1987): S. 659.
[15] Sonja Vandermeeren: Internetquelle 2.
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