Ob Isaac Newton, Johann Wolfgang von Goethe oder Eugène Chevreul, jeder hatte seine eigene Auffassung, wie die Primärfarben anzuordnen seien und wie die besten Farbwirkungen auf der Leinwand erzielt werden könnten. Newton prägte das Farbverständnis vor allem durch die Betrachtung des Lichts durch ein Prisma. Die regenbogenartige Aufgliederung und der Glaube an die additive Farbmischung, dass Licht also durch die Zusammensetzung der drei Primärfarben entsteht, waren essentiell für die Kunst. (Gage, 1999 134-138) Goethe versuchte später diese Ansicht zu widerlegen und behauptete, dass Farben aus einer Wechselwirkung von Hell und Dunkel entstehen und nutzte seine Erkenntnisse außerdem, um darzulegen, dass Farben subjektiv empfunden werden und eine psychologische Wirkung hervorruft. Das Nachfarbensehen, das er in den Grundzügen entdeckte, wurde später zur Theorie des Komplementärkonstrasts weiterentwickelt. (Gage, 1999 169) Das außerdem von Goethe und Philipp Otto Runge erkannte Phänomen des Simultankonstrasts, wurde später von Eugène Chevreul weiterentwickelt und hatte maßgeblichen Einfluss auf die Kunst der Moderne. (Gage, 1999 196-200) Weitere Farbtheorien bestimmten die Geschichte und hatten Einfluss auf die Malerei, doch wie wirken die Farben bei verschiedenen Werken Renoirs? John Gage bezeichnet ihn vor allem aufgrund seiner Lasiertechnik als größten Traditionalisten unter den Impressionisten (Gage, 2001 223). Unbestreitbar ist, dass er durch die impressionistische Ateliergruppe seiner Jugend geprägt wurde und immer wieder Inspiration bei diesen suchte. Innerhalb kürzester Zeit wurden im 19. Jahrhundert verschiedenste Ansätze in wissenschaftlichen Abhandlungen über die Farbe in der Kunst veröffentlicht. In dieser Zeit des Umbruchs und der schnellen Entwicklungen mussten die jungen Künstler ihren Platz und Stil erst einmal finden. Durch das Ausprobieren verschiedener Malweisen fanden alle Künstler um Renoir am Ende ihren ganz eigenen Stil. In meiner Arbeit werde ich verschiedene Werke Renoirs auf ihre Farbgebung und –wirkung untersuchen. Grundlage sollen dabei die Farbtheorien des 19. Jahrhunderts und Rückgriffe auf die Theorien des späten 18. Jahrhunderts sein. Anhand dieser werde ich aufzeigen, dass Renoir, obwohl er die Tradition der alten Meister sehr schätzte, die impressionistische Malweise zu seinem Lebensinhalt machte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lise mit Sonnenschirm, 1867
- Pleinairmalerei
- Palette
- Lokalfarbe
- Farbkontrast
- Die Regenschirme, 1880-1883
- Porträt Tilla Durieux, 1914
- Zusammenfassung
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Farbgebung und -wirkung in verschiedenen Werken von Pierre-Auguste Renoir im Kontext der Farblehren des 19. Jahrhunderts. Ziel ist es, Renoirs Entwicklung vom Einfluss der alten Meister hin zum Impressionismus aufzuzeigen und seine Positionierung im Kontext der impressionistischen Malweise zu beleuchten.
- Renoirs Umgang mit der Palette und die Entwicklung seiner Farbwahl
- Die Rolle der Lokalfarbe und Renoirs Abkehr von dieser in seinen impressionistischen Werken
- Der Einsatz von Farbkontrasten, insbesondere des Komplementärkontrasts, in Renoirs Werken
- Renoirs Verbindung von Tradition und Moderne in seiner Malweise
- Die Bedeutung der Pleinairmalerei für Renoirs Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung der Farblehren des 18. und 19. Jahrhunderts für Renoirs Malweise und stellt seine Suche nach dem vollendeten Malstil in den Kontext der verschiedenen Farbtheorien, die seine Zeit prägten. Das Kapitel "Lise mit Sonnenschirm, 1867" analysiert Renoirs frühes Werk im Kontext seiner Ausbildung bei Charles Gleyre und der École des Beaux-Arts. Es werden die Einflüsse des Klassizismus und die ersten Ansätze des Impressionismus in diesem Werk beleuchtet.
Das Kapitel "Pleinairmalerei" beschäftigt sich mit Renoirs Entwicklung zur Pleinairmalerei und der Bedeutung der Natur für seine Malweise. Die Unterkapitel "Palette", "Lokalfarbe" und "Farbkontrast" analysieren Renoirs Farbwahl, seinen Umgang mit der Lokalfarbe und seinen Einsatz von Farbkontrasten in seinen impressionistischen Werken. Das Kapitel "Die Regenschirme, 1880-1883" beleuchtet Renoirs "ästhetische Krise" und seine Auseinandersetzung mit verschiedenen Stilrichtungen im Kontext des aufkommenden Japonismus.
Das Kapitel "Porträt Tilla Durieux, 1914" analysiert Renoirs spätes Werk und seine Rückkehr zum Impressionismus in einem zarten, fast an seine Porzellanmalerei erinnernden Stil. Es werden die Besonderheiten der Farbgebung und -wirkung in diesem Porträt hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Pierre-Auguste Renoir, Impressionismus, Pleinairmalerei, Farblehren, Lokalfarbe, Farbkontrast, Komplementärkontrast, Tradition, Moderne, Klassizismus, Kunstgeschichte, Farbtheorie, Maltechnik, Porträtmalerei, Farbgebung, Farbgestaltung, Kunstwissenschaft.
- Quote paper
- Anna Winkelmann (Author), 2012, Farbtheorie: Pierre-Auguste Renoir und die Sprache der Farben, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207153
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