In der vorliegenden Arbeit gehe ich der Frage nach, mit welcher Methode zeitgenössische Autoren zur Erschaffung bzw. zur Stärkung eines Islam-Feindbildes beitragen. Grundlage meiner Analyse ist das Buch des Autors Peter Scholl-Latour „Das Schwert des Islam“, das mir nach Auseinandersetzung mit verschiedenen Publikationen zum Thema als besonders sinnvolles Beispiel erscheint. Mein Schwerpunkt liegt in der Untersuchung des Zusammenspiels inhaltlicher und formaler Kriterien, die ich exemplarisch an einer ausgewählten Textstelle analysieren und interpretieren werde. Zur Heranführung an das Thema habe ich meiner Analyse einen kurzen Einblick in den orientalistischen Diskurs vorangestellt, woran verdeutlicht werden soll, wie weit sich das Phänomen „Feinbild: arabisch-islamischer Osten“ in der Vergangenheit zurückverfolgen lässt. Im darauf folgenden Teil stelle ich das Buch sowie seinen Autor in Kürze vor und fasse die untersuchte Textpassage zusammen. Anschließend analysiere ich diese hinsichtlich der genannten Fragestellung auf ihre inhaltlichen und formalen Kriterien.
Gliederung
1 Einleitung: Das Feindbild „Islam“.1
2 Das Islambild als Teil des orientalistischen Diskurses.2
3 Das Werk Das Schwert des Islam
3.1 Inhalt
3.2 Autor
3.3 Wahl der Textpassage
3.4 Zusammenfassung
4 Analyse
4.1 Erster Abschnitt
4.2 Zweiter Abschnitt
4.3 Dritter Abschnitt
4.4 Vierter Abschnitt
4.5 Sprache der Bilder
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung: Das Feindbild „Islam“
Auf der Suche nach Informationen über die „Welt des Islam“ und seine Lehre stößt man im Heiligen Römischen Reich des frühen 17. Jahrhunderts auf Werke wie die des Salomon Schweigger. Seine deutschsprachige Übersetzung des Korans erschien 1616 unter dem Titel AL CORANUS MAHOMETICUS, Das ist: Der Türcken Alcoran / Religion und[1]
Aberglauben[2], dessen Notwendigkeit der Autor damit begründet, dass man den Feind kennen
müsse, um ihn besiegen zu können, wobei seine Übersetzung kaum mit dem Original übereinstimmt. Niemanden versetzt das in Erstaunen, denn von einem christlichen Gelehrten jener Zeit wird keine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Islam erwartet.
Heute ist das natürlich ganz anders: Der aufgeklärte Geist des Abendlandes hat längst die starren Mauern christlicher Machtstrukturen gesprengt! So bietet sich endlich die Chance, die arabische Welt kennen zu lernen und zu erforschen und mit den aus zahlreichen Kriegen hervorgegangen Feindbildern ein für allemal aufzuräumen.
Leider hat diese Theorie einen entscheidenden Haken. Das Feindbild „Islam“ und der orientalistische Diskurs über die arabischen Länder, ihre Kulturen und Religionen sind längst keine Phänomene des 17. Jahrhunderts, sondern prägende Bestandteile unserer Zeit. Wenn auch oder vielleicht gerade weil die Auswahl an Informationsmaterial über den Islam und den Orient scheinbar bis ins Unendliche reicht und sogar jeder Privatsender meint, über den Islam aufklären zu müssen, haben sich alte Denkstrukturen durchgängig halten können
und genießen weiten Rückhalt in der deutschen Bevölkerung.[3] [4]
In der vorliegenden Arbeit gehe ich der Frage nach, mit welcher Methode zeitgenössische Autoren zur Erschaffung bzw. zur Stärkung eines Islam-Feindbildes beitragen. Grundlage meiner Analyse ist das Buch des Publizisten Peter Scholl-Latour „Das Schwert des Islam“, das mir nach Auseinandersetzung mit verschiedenen Publikationen zum Thema als
besonders sinnvolles Beispiel erscheint.[5] Meinen Schwerpunkt lege ich auf die Untersuchung des Zusammenspiels zwischen inhaltlichen und formalen Kriterien, die ich exemplarisch an einer ausgewählten Textstelle analysieren und interpretieren werde. Zur Heranführung an das Thema habe ich meiner Analyse einen kurzen Einblick in den orientalistischen Diskurs vorangestellt, woran verdeutlicht werden soll, wie weit sich das Phänomen „Feinbild: arabisch-islamischer Osten“ in der Vergangenheit zurückverfolgen lässt. Im darauf folgenden Teil stelle ich das Buch sowie seinen Autor in Kürze vor und fasse die untersuchte Textpassage zusammen. Anschließend analysiere ich diese hinsichtlich der genannten Fragestellung auf ihre inhaltlichen und formalen Kriterien. Der Umfang dieser Arbeit lässt es leider nicht zu, die Richtigkeit der historischen Bezugnahmen im Einzelnen zu untersuchen - dass es unter ihnen allerdings zahlreiche Ungereimtheiten gibt, steht außer Frage.[6] [7]
2 Das Islambild als Teil des orientalistischen Diskurses
Gernot Rotter zufolge geht das heutige Orientbild des Westens auf ein Negativbild der Sarazenen – der urprünglichen Araber – zurück, welches bereits im Alten Testament zum Ausdruck kommt. Als Nachkommen Hagars, der Magd Abrahams, die im Gegensatz zu der Mutter der Juden in die Wüste geschickt wurde, hatten die Hagareni stets den Beinamen
„Nomaden“, denen räuberisches Treiben vorgeworfen wurde.[8] Die Ausbreitung des Islams
veränderte scheinbar nichts an diesem Bild und nahm spätestens mit den byzantinischen Kriegen endgültig Einzug in Europa. Durch die Märtyrer von Cordoba, allen voran der spanische Bischof Eulogius, wurde durch bewusste Verunglimpfung und historische
Fiktionen ein Negativbild des Islams geschaffen, „das teilweise bis heute fortwirkt“.[9]
Das gegensätzliche Pendant zu dieser Strömung ist in der Zeit der Aufklärung und Romantik zu suchen. Hier wurde die islamische Welt in unterschiedlichem Maße stark verklärt, wofür
Lessings „Nathan der Weise“, Goethes „West-Östlicher Divan“ und Karl Mays
„Orientzyklus“ beispielhaft sind. Arnold Hottinger kam in Bezug auf die Orientforschung
der 90er Jahre zu dem Schluss, die deutschsprachigen Länder seien immer noch Länder Karl Mays. Die Schuld dafür sieht er bei der akademischen Disziplin der Orientalistik, die sich in einer „Expertenwelt“ selbst eingeschlossen und damit die Auseinandersetzung mit politisch
bedeutsamen Themen Journalisten und Politikern überlassen hätten.[10]
Der von Edward Said entscheidend geprägte Begriff des Orientalismus ’ fasst schließlich den im Westen geführten Diskurs über den – durch eben diesen Diskurs erst erschaffenen – Orient zusammen, welcher sich seit der Antike in einer zweckgebundenen, sowohl
bewussten als auch unbewussten Trennung zwischen Orient und Okzident manifestiere. Diese Trennung sei aus dem Wunsch nach Identitätsbildung hervorgegangen sowie vorherrschenden Machtinteressen (z. B. zur Legitimierung imperialistischer Ausdehnung bzw. später der begangenen Verbrechen während des Kolonialismus’).[11] Dem Islam wird innerhalb dieses (Macht-)Diskurses die Rolle einer globalen Superstruktur mit monolithischem Charakter zugeschrieben, woraus sich eine immer währende Notwendigkeit
ableitet, die ebenso monolithischen abendländischen Traditionen und Werte vor denen
„weniger entwickelten“ Kulturen zu behaupten.[12] Reinhard Schulze ist zu der Auffassung gekommen, dass mit Ende des Kalten Krieges der Islam als neues (und zugleich altbekanntes) Feindbild benötigt wurde, um politische und wirtschaftliche Interessen in der Region des Nahen Ostens hinter ideologischen Prinzipien zu verbergen.[13] Diese These ist im Hinblick auf das hier untersuchte Werk besonders interessant, wie sich im Folgenden zeigen wird.
3 Das Werk Das Schwert des Islam
3.1 Inhalt
Auf dem Cover des 1992 erschienenen Sachbuches und Bestsellers steht es so:
Der Golfkrieg ist schon fast vergessen, aber der ständige Widerstreit zwischen fundamentalistischem Islam und westlicher Kultur schwelt weiter. Iran, Irak, die kaukasischen Staaten, Sudan, Jugoslawien, das sind nur einige Brennpunkte in einem grundsätzlichen Konflikt, der die islamischen Länder von Marokko bis Malaysia erschüttert. Anschaulich und sachlich erläutert Peter Scholl-Latour die historischen, politischen und sozialen Hintergründe de gegenwärtigen Situation.
Diese Beschreibung lässt bereits vermuten, dass es schwierig ist, den Inhalt dieses Buches prägnant zusammenzufassen. In vier Kapiteln und unter Einbezug zahlreicher Bildmaterialien, meist Fotos oder Fotomontagen, warnt der Autor unter Einbezug zahlreicher historische Belege vor einem „Expansionsdrang“ des Islams und dessen
folgenschwere Auswirkungen auf den Westen. Zentrale Themen sind der erste Golfkrieg, die islamische Revolution im Iran und der Nahost-Konflikt, die allesamt ihren unmittelbaren Ursprung im Islam hätten.
3.2 Autor
Peter Scholl-Latour, 1924 in Bochum geboren, ist ein deutsch-französischer Journalist, Publizist und Dokumentarfilmer. 1954 studierte er Philologie, Politologie und Arabistik bzw. Orientalistik in Paris, Beirut und Mainz. Er absolvierte eine journalistische Ausbildung und arbeitete für zahlreiche Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehsender als Reisereporter und Auslandskorrespondent. Außerdem war er zeitweise Regierungssprecher des Saarlandes, leitete zwischen 1956 und 1983 das ARD und ZDF-Studio in Paris, bevor er Chefredakteur des „Stern Magazin“ wurde. Seit 1988 ist er freiberuflich als Publizist tätig. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Der Tod im Reisfeld“, „Allah ist mit den Standhaften“ und
„Der Wahn vom himmlischen Frieden“. Scholl-Latour erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den „Siebenspfeiffer-Preis“ für besonderes journalistisches Engagement und gilt als viel gefragter Interviewpartner und Islamexperte.[14]
[...]
[1] Anmerkung zum Titel-Zitat („60 Jahre Kommunismus – 1000 Jahre Islam“): Dabei handelt es sich um ein gleichnamiges Kapitel aus dem Werk „Allah ist mit den Standhaften“ von Peter Scholl-Latour.
[2] Weiter: Auß welchem zu vernemen / Wann unnd woher ihr falscher Prophet Machomet seinen ursprung oder anfang genommen; Özoguz, http://www.eslam.de/begriffe/q/pdf/altedeutschequrane.pdf. [Stand: 20.02.2011]
[3] Vgl. Bielefeldt, S. 4 ff.; Danske, http://europenews.dk/de/node/41170. [Stand: 20.3.2011]
[4] Außerdem hat sich die wissenschaftliche Vorgehensweise nicht im Verhältnis zu den Möglichkeiten der Forschung weiter entwickelt, weshalb die sprachliche und inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Orient dieselbe ist wie zu Beginn der Orientforschung. Vgl. Said, Edward, Einführung.
[5] In ihrer Studie zum Thema „Islamischer Fundamentalismus“ kommt Laila Abdallah außerdem zu dem Ergebnis, dass dieses Werk in die Kategorie der öffentlichkeitswirksamsten Bücher fällt und daher eine große Rolle bei der Verstärkung von Feinbildern spielt. Vgl. Abdallah, S. 94 ff.
[6] Vgl Kappert, S.137 ff.
[7] Existierende Feindbilder werden zudem durch inhaltliche Korrekturen nicht entkräftet, denn ihr Wesen basiert auf abstrakten Deutungsmustern, deren Analyse entscheidender ist als ihr Inhalt. Vgl. Sommer, S. 19; Hörner, S. 37.
[8] Vgl. Rotter, S. 44 - 46.
[9] Rotter, S. 47.
[10] Vgl. Hottinger, S.191.
[11] Vgl. Said, S. 13 – 24.
[12] Vgl. Said, S. 72 – 76.
[13] Vgl. Schulze, S. 5 f.
[14] Vgl. Hamadeh / Schwarz, S. 25 f.; Hörner, S. 60f.; Daum, http://www.whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=934 & RID=1. [Stand: 20.03.2011]
- Arbeit zitieren
- Hannah Amhaz (Autor:in), 2011, "60 Jahre Kommunismus - 1000 Jahre Islam"…?! - "Das Schwert des Islam" von Peter Scholl-Latour als Beispiel für den populär-wissenschaftlichen Umgang mit dem Islam, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207114
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