Es gibt unter den türkischen Intellektuellen eine ernst zu nehmende Behauptung, dass die türkische Kultur keine Utopien hervorgebracht habe. Diese Behauptung wird damit begründet, dass die türkischen Intellektuellen nicht fähig seien, Utopien auszudenken.
Nichtsdestotrotz gibt es in der Türkei seit dem Ende des 19. Jahrhunderts (aufgrund des Modernisierungsdruck) eine Utopie-Tradition, die originelle Utopien erzeugte.
Diese Arbeit beabsichtigt, zu zeigen, dass die türkischen politischen Denker, vor allem im 19. und 20. Jahrhundert hervorragende Utopien hervorgebracht haben. Es wird sogar untersucht, wie die türkischen Utopien (ab 1890) die Reformbewegung der Jungtürken (1908) und später die Kemalistische Revolution (1923-1938) politisch beeinflusst haben.
Der Schwerpunkt der Arbeit wird in der Zeitspanne von 1908 bis 1938 liegen, da die Reformideen hauptsächlich in dieser Periode konkret realisiert wurden.
Inhaltverzeichnis
Einleitung
I. Theoretischer Rahmen
1. Ursprung des Utopie-Begriffs
2. Geburt der utopischen Literaturgattung
3. Begriff und Definition: utopisches Denken und Utopie
4. Die Funktion und die Methode der Utopie
5. Utopie als Leitung der politischen Praxis?
II. Die Türkei unter dem Einfluss der Moderne
1. Tradition und Moderne
2. Nizam-i Cedid (Neue Ordnung)
3. Sened-i Ittifak (Bündnis und Eintracht)
4. Tanzimat (Wohltätige Anordnungen)
5. Reform oder Revolution
III. Türkische Literatur und die Moderne
1. Die ersten Gesellschaftsentwürfe in Form von Träumen
2. Der Traum von Ziya Pascha
3. Namik Kemals Utopie: Rüya
IV. Utopie und die Revolution der Jungtürken
1. Egalitär-demokratische Utopien
1.1 Ismail von Garpinski
1.2 Wohlfahrtsstaat der Muslime
2. Oppositionelle Literaturgruppe: Servet-i Fünun
2.1 Hayat-ı Muhâyyel (Das Traumhafte Leben)
3. Wettkampf der Utopien
3.1 Ein sehr wacher Schlaf
4. Reformen der Jungtürken (1908-1918)
V. Von der Utopie zur Kemalistischen Revolution
1. Utopien der Endphase
2. Niedergang des Osmanischen Reiches
3. Der Widerstandskrieg
4. Tradition der national-demokratischen Linie
5. Kemalistische Reformen
VI. Fazit
VII. Literaturverzeichnis
Einleitung
In der türkischen Literatur begegnet man dem Utopie-Begriff zum ersten Mal, allerdings nur in Ansätzen, in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Nur war dieser Begriff weder inhaltlich noch der Form nach westlich orientiert. Im Zuge der Modernisierung näherte sich die türkische Literatur den westlichen Vorbildern. Die Werke, die man aus den europäischen Sprachen ins Türkische übersetzt hatte, waren hauptsächlich Phantasiebücher oder Werke der Aufklärer, wie z.B. Schriften Fenelons, Rousseaus, Victor Hugos, Daniel Defoes und Alexander Dumas’.[1] Deshalb erhielt diese Literaturgattung in der türkischen Sprache[2] je nach Stadium ihrer Entwicklung ein entsprechendes Synonym.[3] Am Ende des 19. Jahrhunderts gebrauchte man zuerst den Begriff „Hayal-i Dünya“, was so gut wie „Fiktive Welt“ heißt; später führte man den Begriff „Hayat-ı Muhâyyel“[4] ein, was im Deutschen „Erdichtetes Leben“ heißt; und schließlich wird der Utopie-Begriff, nach der Modernisierung der türkischen Sprache, sowohl inhaltlich als auch formal dem westlichen Begriff (im Türkischen „Ütopya“) angeglichen.[5]
Obwohl die türkischen Literaten in der Republikzeit (ab 1923) verschiedene Formen von Utopien hervorbrachten, war dieser Begriff (Ütopya) in den akademischen Kreisen kein Thema.
Es gab in den 50ern und 60ern des 20. Jahrhunderts einzelne Übersetzungen der klassischen Utopien, wie z.B. Platons Politea, Morus’ Utopia und Campanellas Civitas Soli; aber erst im Zuge der Studentenbewegung und der neuen politischen Reformen in der Türkei (1960) hat man den Utopie-Begriff in akademischen Kreisen als Thema aufgegriffen.[6]
Die Werke Platons (vor allem Der Staat), Morus’ (Die Utopie) und Campanellas (Der Sonnenstaat) waren Gegenstand von philosophischen und vor allem staatsphilosophischen Untersuchungen.
In den 80ern des letzten Jahrhunderts gelangte schließlich der Utopie-Begriff in der Türkei zu seiner völligen Entfaltung sowohl im akademischen als auch im allgemein literarischen Bereich.[7]
Am Anfang der 80er wurden die türkischen Utopien entdeckt, woraufhin man in der Folge einige erste akademische Untersuchungen publizierte.[8] Z. B. das populäre Werk des berühmten Schriftstellers und Politikers der Jungtürken-Bewegung (1908) Hüseyin Cahit Yalçın, „Hayat-ı Muhâyyel“, war Gegenstand einer ersten akademischen Untersuchung.[9] Das erfreuliche war, dass der Utopie-Begriff als Thema ab 1990 endlich in alle Bereiche des intellektuellen Lebens Eingang fand.
Der verspätete Einzug der türkischen Utopien in die akademischen und literarischen Kreise lag vor allem daran, dass die türkische Sprache in den 20ern und 30ern des 20. Jahrhunderts im Zuge der Kemalistischen Reformen[10] eine völlige Umwandlung erfuhr.[11] Das erschwerte den nachfolgenden Generationen das Lesen und Verstehen des alten Türkisch, bzw. der osmanischen Sprache. Aber dank vieler neuer Übersetzungen aus dem Osmanischen gelangte man schließlich zu den Werken der berühmten Schriftsteller und Politiker aus dem 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
Nichtsdestoweniger steckt die Forschungsarbeit bezüglich der türkischen Utopien immer noch in den Kinderschuhen. Die Untersuchungen, die bis heute durchgeführt wurden, behandelten das Thema entweder nicht kritisch genug, oder diese Untersuchungen beschränken sich hauptsächlich auf die literaturwissenschaftliche Perspektive: die Definition des Begriffs und die Rolle der türkischen Utopien in der Gesellschaft wurden bis heute nicht untersucht.
Diese Magisterarbeit beabsichtigt umso mehr, die Wirkung der türkischen Utopien (ab 1890) auf die Reformbewegung der Jungtürken (1908) und später auf die Kemalistische Revolution (1923-1938) zu untersuchen.
Dabei wird der Versuch unternommen zu zeigen, wie die Verfasser der Utopien entweder selber zur revolutionären Methoden griffen oder durch ihre geistig-organisatorische Wirkung das Bewusstsein der revolutionären Intellektuellen der Zeit (1908-1938) bestimmt haben.
Der Schwerpunkt dieser Arbeit wird in der Zeitspanne von 1908 bis 1938 liegen, da die Reformideen hauptsächlich in dieser Periode konkret realisiert wurden; aber notwendigerweise wird auch die Zeit davor, insbesondere die Vorzeit der Jungtürken-Bewegung, in Betracht gezogen, da der Wurzel der revolutionären Ideen und somit die politischen Utopien der Reformzeit in dieser Periode liegen.
Z. B. Namik Kemal (1840-1888) war einer der großen Revolutionäre in der modernen Türkei, der nicht nur die fortschrittlichen politischen Ideen auf die Tagesordnung brachte, sondern der auch einer der ersten gewesen ist, der eine politische Utopie verfasste, welche die spätere literarische, geistige und politische Entwicklung stark beeinflusste. Seine Ideen haben sowohl die Jungtürken (1908) als auch die Kemalistische Bewegung, vor allem den Staatsgründer der Türkischen Republik, M. Kemal Atatürk (1881-1938), sehr stark beeinflusst.
Außerdem wird in dieser Arbeit, insbesondere im ersten Abschnitt, der Utopie-Begriff anhand von theoretischen Diskussionen des 20 Jahrhunderts in Europa definiert; vor allem wird die Diskussion bezüglich des Begriffs, seines Ursprungs, seiner Funktion und Entwicklung im akademischen Bereich rezipiert. Der Wandel der Auffassung des Begriffs wird vom 16. bis zum 20. Jahrhundert kurz untersucht und schließlich das Verständnis und der Gebrauch des Utopie-Begriffs in der Türkei dargelegt.
Alle Zitate in dieser Arbeit, die aus den türkischen Quellen stammen, wurden von mir übersetzt.
I. Theoretischer Rahmen
1. Ursprung des Utopie-Begriffs
Die Bezeichnung „Utopia“, bzw. „die Utopie“ im Deutschen, wurde von Thomas Morus (1478-1535), dem Lordkanzler Heinrichs des VIII., zum ersten Mal gebraucht. In seinem berühmten Werk „De optimo reipublicae statu, deque noua insula Utopia, libellus uere aureus, nec ninus salutaris quam festiuus“,[12] das er 1516 veröffentlichte, beschreibt Morus die „glückliche“ Insel Utopia, welche nach ihrem Gründer und Herrscher Utopus benannt wurde.
Die popularisierte Bezeichnung der Insel Utopia ist eigentlich durch ein Wortspiel aus dem Griechischen entstanden. Den Wortstamm top (Ort) hatte Morus mit der Vorsilbe u - und Nachsilbe - ia versehen, um ihm eine „phantastische“ Deutung zu geben: Utopia, das „glückliche“ Land, „das nirgendwo ist“. Allerdings über die Absicht des Gebrauchs des Wortes ist man unter den Utopie-Experten immer noch nicht ganz einig; manche Philologen und Historiker behaupten nämlich, dass Thomas Morus diese Bezeichnung wissentlich gewählt habe, um sie mit dem antiken Begriff „Aithiopen“, was im Deutschen „Glücksland oder Glücksort“ heißt, zu assoziieren.[13]
Homer, Herodot und namentlich Strabon gebrauchen in ihren Werken diesen Begriff oft, um von den „glücklichen Aithiopen“, die im Süden leben, zu berichten. Homer nennt sie die „Unsträflichen“ und lässt die Götter mit ihnen tafeln. Nach Herodot werden die „langlebigen Aithiopen“ 120 und mehr Jahre alt. „Sie sind die größten und schönsten aller Menschen; der allergrößte und allerschönste unter ihnen wird jeweils zum König gewählt. Ihre Sitten sind ganz anders als die der übrigen Menschen. Gold haben sie im Überfluss.“[14]
Als Thomas Morus sein berühmtes Werk schrieb, muss er von den antiken Werken sehr stark beeinflusst worden sein, was die Parallelen in seinem Werk auch bezeugen. Er erfand ein Wort, um seine „ideale Gesellschaft“ bzw. seinen „idealen Staat“ zu beschreiben; vielleicht ohne zu ahnen, dass er damit auch der Namensvater einer Literaturgattung wurde, die „zukünftige glückliche Gesellschaften“ beschreibt.
2. Geburt der utopischen Literaturgattung
Nach Morus’ „Bestseller“ Utopia nahm man in den europäischen Städten auch andere „ideale“ Staatsmodelle zur Kenntnis, die das gleiche Muster anwandten. Innerhalb von hundert Jahren waren so viele neue Werke erschienen,[15] dass man sie als eine gesonderte Literaturgattung klassifizieren und in die damaligen Lexika aufnehmen musste. Rabelais erinnert sich des Werkes; und in Italien widmet der Staatsrechtler Francesco Sansavino 1567, in einem seriösen Werk über die alten und neuen Regierungen der bekanntesten Staaten (Del governo, di regni e delle republiche antiche e moderne, Venezia), dem von Morus entworfenen Inselstaat auf Utopia ein eigenes Kapitel.[16]
Das Werk des italienischen Mönchs Campanella, „Sonnenstaat“, des englischen Politikers Bacon, „Neu-Atlantis“, sind einige berühmte Utopien der Renaissancezeit. Seit dem 18. Jahrhundert wird diese Literaturgattung Utopie genannt; aber nicht nur das, überhaupt wurden die Gedanken von Menschen, die etwas „Zukünftiges“ andeuteten, danach benannt.[17]
Morus hatte als erster in der Geschichte seinen „nicht vorhandenen“ Staat Utopie genannt. Es gab aber auch in früheren Zeiten utopische Gedanken und Entwürfe des utopischen „Bewusstseins“, auf das noch eingegangen wird.
Seit Menschengedenken gibt es Berichte und Wünsche, die das ideale oder paradiesische Schlaraffenland beschreiben. Sowohl in den sumerischen Keilschriften[18] als auch in den Werken der antiken Philosophen und Historiker wurden von dem „Goldenen Zeitalter“, von „paradiesischen Zuständen“ oder von Rufen und Wünschen „nach gerechter Ordnung“ berichtet.[19]
Später, im 12. und 13. Jahrhundert und vor allem im 16. Jahrhundert, begegnet man in Europa chiliastischen Bewegungen (Thomas Müntzer im Bauernkrieg, die Kommune der Wiedertäufer in Münster, die Hussiten und die Taboriten etc.), die sich nach „Wunschräumen“ oder „Wunschzeiten“ sehnten. Alfred Doren unterschied diese als erster von den Utopien, die er dann als „chiliastische Sehnsüchte“ bezeichnete.[20]
Das Schlaraffenland der Franzosen datiert aus dem 12. Jahrhundert und heißt Cognagne. „Es ist das Paradies der Schlemmer und Zecher. In Cognagne gibt es weder Arbeit noch Mühsal. Langschläferei wird dort belohnt. In den Straßen und auf öffentlichen Plätzen findet man gedeckte Tische für die Hungrigen. Dort hat man einen König, aber den jagt die Königin aus dem Bett, damit er zum Krieg zieht, in dem man keine Pfeile und Lanzen gebrauchte, sondern sich der Rüben bediente.“[21] All dies kann man auch in den bilderreichen Erzählungen des antiken Satirikers Lukianos lesen.[22]
Der Schrift Utopia folgten bald andere halb säkularisierte Werke der Humanisten und der Aufklärer bis in das 19. Jahrhunderts hinein.[23]
Thomas Morus folgend entstehen neue Utopien: Campanellas Sonnenstaat (1602)[24], Bacons Neu-Atlantis (1627)[25], Winstanleys Die Gesetze der Freiheit (1652)[26], Morellys Die Naturgesetze (1753)[27], Merciers Das Jahr 2440 (1771)[28], Cabets Reise nach Ikarien (1842)[29] und Morris’ Rückblick auf das Jahr 2000 ( 1888)[30], um nur einmal einige wichtige Werke zu nennen.
Das Werk von Morus war nicht nur ein Prototyp, sondern inhaltlich und formal das Ideal von allen. Das aber brachte ein Problem mit sich: wie sollte man jetzt die anderen Werke bezeichnen und unter welchem Begriff sie einordnen? Kann man alles unter einem einzigen Begriff zusammenfassen und sie einfach Utopien nennen? Diese Frage entfachte im 20 Jahrhundert eine Diskussion unter den Philosophen, Soziologen und Literaturwissenschaftlern.[31] Könnte man einfach die antiken Werke, die chiliastisch-utopische Literatur und vor allem die im Laufe der Jahrhunderte entworfenen „idealen Staaten und Gesellschaften“ als Utopie bezeichnen wie Ernst Bloch das vorschlug?[32]
Oder was ist überhaupt das Utopische? Darf man ein rudimentäres Werk als Utopie bezeichnen?[33] Hat das Utopische einen anthropologischen Ursprung, wie Paul Tillich behauptete?[34] Ist etwa der Mensch ein utopisches Wesen? Kann alles, was in die Zukunft deutet und darin „glückliche“ Wünsche äußert, als ein utopisches Werk bezeichnet werden?[35]
Nichtsdestoweniger ist man darüber einig, dass seit dem 16. Jahrhundert im abendländischen Kulturkreis ein ausgereiftes utopisches Denken vorhanden ist, wie auch Morus’ Werk dies bezeugt.[36]
Man ist sich wenigstens in einem beschränkten Maße darüber einig, dass eine Utopie ein „säkularisiertes Bewusstsein“ aufweisen, die „Wünsche und Vorstellungen nicht in das Jenseits verlegen oder auf das Jüngste Gericht verschieben“ sollte, dass sie sich nicht direkt aber doch bestimmt auf die konkrete Gesellschaft beziehen, ihre Unzulänglichkeiten aufzeigen sollte, indem sie ein imaginäres Bild in die Zukunft projiziert, dass sie unterhaltend sein, vor allem aber „seinstranszendent“ wirken müsste.[37]
Es wird dargelegt, dass Morus’ Werk alle diese Bedingungen erfülle. Die anderen Werke, die davor erschienen sind, können nur als „chiliastische Sehnsüchte, phantastische Erzählungen oder rudimentäre Dichtungen betrachtet werden.“[38]
Wie kommt es aber zu diesem „utopischen“ Bewusstsein? Im Zuge der Renaissance und Reformation entwickelte sich im westlichen Kulturkreis ein freiheitlich denkendes Bewusstsein. Dieses Bewusstsein hatte eine materielle Grundlage: die wissenschaftlichen Entwicklungen und technischen Errungenschaften, die Entdeckung der „neuen Welt“ und die Berichte über sie; Anwendung neuer technischer Erfindungen in der Produktion, Aufbau von neuen Städten; der Zugang zur antiken Literatur und vor allem die bröckelnden feudalistisch-katholisch orientierten gesellschaftlichen Zustände ermöglichten in Europa ein neues humanistisch-individualistisches Bewusstsein. Das Aufkommen und die Etablierung der humanistischen Geisteswelt war ein Produkt dieser neuen historischen Entwicklung. Es war wieder einmal eine Epoche angebrochen, in der „ große Ereignisse stattfanden; sie erweiterten den geistigen Horizont und waren zugleich Epochen der philosophischen Erneuerung und utopischen Entwürfe.“[39] In dieser konkret-historischen Lage begann eine Flut von Schilderungen und Deutungen über die Naturvölker, die dann schließlich hervorragende Utopien hervorbrachten.
3. Begriff und Definition: Utopisches Denken und Utopie
Einige Theoretiker des Utopie-Begriffs stellten fest, dass das utopische Denken eigentlich seine Quelle im menschlichen gesellschaftlichen Dasein haben müsste. Das Utopische wurde und wird aus der „Unmöglichkeit des Besseren“ in der realen Welt, „im realen Dasein geboren“. Das neue Bewusstsein, das im 16. Jahrhundert entstanden war, musste seine ästhetische Form finden; Morus’ Werk Utopia und die anderen humanistischen Werke bezeugen das.
„Eine bestimmte menschliche außerästhetische Lebensausrichtung muss sich in eine ästhetische Figur umwandeln, um existieren zu können... Das reale reflektierende Bewusstsein produziert die Utopie aus dem Bedürfnis, etwas zu machen, das allerdings nicht anders befriedigt werden kann, als durch die utopische Fiktion.“[40]
Das Utopische entstand aus „Wunschvorstellungen des Menschen halb träumenden, halb gedanklichen Ursprungs. Aber sie mischen sich und verbinden sich mit anderen Kräften: dem neuen entstehenden Selbstbewusstsein des Menschen, dem emanzipatorischen Willen und Glauben an den Fortschritt.“[41]
Wenn man die ersten literarischen Erzeugnisse des Menschen während der sumerischen Zeit betrachtet, sieht man gleich, dass das utopische Denken des Menschen schon in der Urzeit existiert haben muss. Die utopischen Werke waren in der griechischen Antike und auch später mit dem Werk von Morus ein Gegenstand der Literatur und Staatsphilosophie. Allerdings fehlte eine fundierte theoretische Untersuchung.
Alfred Doren machte sich als erster daran und zog einen Trennstrich durch die „Wunschräume“ und „Wunschzeiten“: „nicht alle Dichtungen, Wünsche und Sehnsüchte dürfen als Utopie betrachtet werden.“[42]
Aber vor allem hatte Robert von Mohl sich im 19. Jahrhundert mit den utopischen Entwürfen beschäftigt und sie als „Staatsromane“ bezeichnet.[43]
Später prägten Friedrich Engels und Karl Marx den Begriff der Utopie weitgehend, indem sie aus den Werken der Frühsozialisten zitierten. Sie beabsichtigten auch, die utopischen Werke der Frühsozialisten chronologisch herauszugeben, was allerdings aus finanziellen Gründen nicht verwirklicht werden konnte.
Engels berichtete schon in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts von den egalitären Kommunen in den USA und verfasste Aufsätze über die philosophischen Werke ihrer Urheber. Später unterzog Engels die Werke der Frühsozialisten der Kritik und gab sein berühmtes Werk „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“ heraus.[44]
Einer der deutschen Führer der Sozialdemokraten, Kautsky,[45] der russische Revolutionär Lenin[46] und der italienische Theoretiker Gramsci[47] behandelten das Thema ebenfalls in ihren Werken, obwohl sie theoretisch nichts Neues über Engels hinaus hinzufügten. Aber sie haben dadurch diesem Begriff immer wieder Lebenssaft gegeben.
Die eigentliche theoretische Untersuchung dieses Begriffs fing erst mit Ernst Bloch an. Er beschäftigte sich am Anfang des letzten Jahrhunderts mit diesem Thema so intensiv, dass die Utopie sein Lebenswerk wurde.[48] Er ist schließlich einer von denen, die den Utopie-Begriff popularisierten.
Karl Mannheim griff das Thema vom soziologischen Blickwinkel auf und prägte somit die theoretische Grundlage des Utopie-Begriffs.[49]
Paul Tillich[50], Martin Buber[51], Hans Freyer[52], Lewis Mumford[53], Max Horkheimer[54], Karl R. Popper[55], Herbert Marcuse[56], David Riesman[57], Raymond Ruyer[58], Martin Schwonke[59], Fred L. Polak[60], Georges Duveau[61] und Georg Quabbe[62] behandelten das Thema von verschiedenen Aspekten her und sorgten dafür, dass der akademische Leitfaden in den Kriegsjahren und danach (1939-1970) nicht abriss.
Nach Doren dürfen die „Wunschzeiten“ und die “chiliastischen Sehnsüchte”, die Endzeiterwartungen projizierten, nicht als Utopien angesehen werden; allerdings spielten diese Sehnsüchte, wie Bloch dies ausdrückte, eine entscheidende Rolle bei der geistigen Entwicklung des utopischen Denkens, weil sie „einen Fahrplan“ haben.[63] Schließlich wurde später das geistige Erbe der chiliastischen Bewegung von dem humanistischen und aufklärerischen Geist übernommen.
Auch im Zuge der Aufklärung lebten in engeren Kreisen die „Träume von der Guten, d.h. Erlösungsfähigen und Erlösungswilligen notwendig kommenden goldenen Zeit fort und steigerten sich zeitweise zu einer allgemeinen ,eschatologischen Erregung’; jede Enttäuschung wird sofort durch eine neue Hoffnung und eine neue Gewissheit überdeckt, die um so stärker ist, je mehr die äußeren Zeichen der Zeit – Krieg, Wirtschaft, geistiger, sittlicher Verfall - als Symptom einer immer grösser werdenden ‚Gottferne’ gedeutet werden.“[64]
Man befand sich ab dem 16. Jahrhundert wieder in einer historischen Epoche, in der der geistige Boden bebte. Die Utopisten kann man als die feinfühligen Seismographen der Gesellschaft bezeichnen, welche die moralischen, ökonomischen und geistigen Erschütterungen als erste wahrnahmen und mit ihren Entwürfen der „Wunschräume“ darauf reagierten, um das konkrete Dasein zu überwinden. So war es auch, dass die Utopien in dieser Krisenzeit an Zahl und Intensität zunahmen.
Neusüss äußert sich auch in diesem Geiste: „Auch die Tatsache, dass das Auftreten von Roman- und anderen Utopien historischen Krisen- und Umbruchs-Situationen korrespondiert, ist ohne Rekurs auf die sozialhistorischen Zusammenhänge nicht zu erklären.“[65] Für ihn war es ganz offensichtlich, dass die Utopie die „Überwindung des sinnlich fassbaren bekannten Raumes durch die willkürliche Bildprojektion eines Wunschraumes auf eine imaginäre geographische, als eben noch möglich erdachte Fläche“[66] ist.
Aber bevor der Begriff der Utopie näher definiert wird, sollte man einen Schritt zurück-gehen, um das utopische Denken und seine anthropologische Quelle näher zu definieren. Anthropologisch betrachtet, hat das utopische Bewusstsein seinen ersten Niederschlag im menschlichen Handeln. Das Utopische, das gelegentlich als schriftliches Werk hervorscheint, spiegelt eigentlich das menschliche Bewusstsein. Diese Eigenschaft des Menschen hat ihre psychologische Grundlage in der Struktur des menschlichen Bewusstseins. Der Mensch reagiert nicht nur spontan, er bringt auch stetig Erwartungen zum Ausdruck. Das äußert sich in dem Gefühl des “Angst- und Mut-Zustandes.” Angst, etwas Vorhandenes zu verlieren, aber auch Mut, etwas neues Nichtvorhandenes zu gewinnen. Das macht den Menschen vor allen Lebewesen aus. Der Mensch als denkendes Wesen hat Möglichkeiten, die potenziell „noch“ in der Zukunft liegen. Somit wird die Zukunft nicht nur etwas Unerreichbares, sondern auch von jetzt an Verwirklichtes. Auf dieser Grundlage handelt der Mensch „utopisch“.
„Der Mensch hat nicht die Möglichkeit zu etwas Bestimmtem, sondern im Unterschied zu allen Wesen hat er die ‚Möglichkeit’, es ist das Wesen, das imstande ist, über das Gegebene hinauszugehen, und zwar unbegrenzt. Es gibt nichts Gegebenes, über das der Mensch nicht grundsätzlich hinausgehen könnte.“[67]
Der Mensch handelt fortwährend in Dreitakten: Verwirklichung eigenen Wesens, Betrachtung der gegenwärtigen Realität und die zukünftigen Erwartungen, um aus der gegenwärtigen Realität auszubrechen. Karl Mannheim nennt dies „seinstranszentende“ Haltung. Nach ihm ist „ein Bewusstsein utopisch, wenn es sich mit dem umgebenden „Sein“ nicht in Deckung befindet”. Er geht einen Schritt weiter und bezeichnet nur jene als Utopie, „die ‚wirklichkeitstranszendente’ Orientierung demonstriert und, in das Handeln übergehend, die jeweils bestehende Seinsordnung zugleich teilweise oder ganz sprengt“.[68] Demnach könnte man alle zukunftweisenden „Sehnsüchte“, die mit der Seinsordnung teilweise oder ganz im Widerspruch liegen und die Seinsordnung sprengen, als das Utopische bezeichnen.
In ähnlichem Sinne deutet auch E. Bloch in seinen Vorträgen „Ein Abriss der Sozialutopien“ das Utopische.[69] Er hat als einer der wichtigsten Utopietheoretiker des Westens alle utopischen Entwürfe unter dem Begriff der „Hoffnung“ zusammengefasst. Für ihn waren die chiliastischen Sehnsüchte ebenfalls Utopien, weil das „damalige Bewusstsein noch im Nebel lag“ und sie deswegen nicht säkularisiert auftreten konnten. Aber „ebenso fällig ist die Rettung des guten Kerns der Utopie... Die undialektisch herangebrachte Träumerei war der Nebel der Sache, und im Nebel lagen – obwohl mit Unterschieden - alle die Wunschzeiten und Wunschräume der alten Utopie.“[70]
Unter den Theoretikern ist man weitgehend im Einklang, was das utopische Bewusstsein betrifft. Allerdings gehen die Meinungen auseinander, sobald man definieren sollte, was eine Utopie sei. Doren sortierte, wie festgestellt wurde, die „Wunschzeiten“ aus; Bloch subsumierte alle schriftlichen Werke der chiliastischen Bewegungen unter dem Utopie-Begriff, während Mannheim die Definition der Utopie von der „seinstranszendenten Absicht“ des Verfassers abhängig machte. Durch Mannheims Theorie erfuhr der Utopie-Begriff eine vielschichtige Qualität.
„Utopisch ist ein Bewusstsein, das sich mit dem es umgebenden ‚Sein’ nicht in Deckung befindet. Diese Inkongruenz erweist sich stets darin, dass ein solches Bewusstsein im Erleben, Denken und Handeln sich an Faktoren orientiert, die dieses ‚Sein’ als verwirklicht nicht enthält. Aber nicht eine jede inkongruente, das jeweilige ‚Sein’ transzendierende und in diesem Sinne ‚wirklichkeitsfremde’ Orientierung wird uns als eine utopische gelten. Nur jene ‚wirklichkeitstranszendente’ Orientierung soll von uns als eine utopische angesprochen werden, die, in das Handeln übergehend, die jeweils bestehende Seinsordnung zugleich teilweise oder ganz sprengt.“[71]
Wie es aussieht, kann man den Utopie-Begriff nicht eindeutig bestimmen, aber man kann eine Definition entwickeln, die den erhobenen Einwänden gerecht werden könnte:
Erstens: in der Regel kommen Utopien in einer langdauernden gesellschaftlichen Krise hervor. Die Zeitdauer der Krise könnte im schlimmsten Falle jahrhundertlang sein. Demnach entzünden sich Utopien an Krisen und machen deutlich, dass ein Ordnungssystem nicht mehr in Takt ist.
Auf diese Krise kommt dann eine grundsätzliche Kritik, die sich in der Utopieform veräußert. Die Kritik ist nicht gegen Personen oder gegen Teilerscheinungen des Systems gerichtet, sondern gegen das gesamte System. „Utopie ist die kritische Unruhe.“[72]
Zweitens: Utopien haben eine philosophisch-theoretische Dimension, die eine Gegenwelt spiegelt, die Verneinung der Wirklichkeit ist. Die Dimension der Utopie verspricht Harmonie und Glück und beinhaltet die Potenz der Möglichkeit, die jeweilige konkrete Wirklichkeit zu sprengen, zu übersteigen. Sie entwirft eine Welt, die noch nicht existiert, aber dem Leser das Gefühl gibt, dass sie irgendwann einmal existieren könnte.
Durch die Negation des Vorhandenen suggeriert die Utopie, dass man an der „zukünftigen Welt“ selber arbeiten kann und muss. D.h. sie gibt dem Leser die Orientierung zum Handeln.
Drittens: Die Utopien haben eine literarische Form, die Intuition, Humor und Phantasie des Autors aufweist. Aber sie sind kein bloßes Gedankenspiel. Ihre ästhetische Form vermittelt nicht nur eine geistreiche und meistens avantgardistische Haltung, sondern auch eine bestimmte Verbindlichkeit des „So soll es - so kann es“ Sein-Gefühls.
4. Die Funktion und die Methode der Utopie
Utopie entsteht meistens als Antwort auf die gesellschaftliche Krise und bezweckt damit eine Umwandlung der Gesellschaft. Die mögliche, als Spiegel hingestellte Gegenwelt ist auch im Auge des Urhebers eine der besseren Welten. Durch den Vergleich hat der Mensch die Möglichkeit, eine von beiden für gut zu heißen. Dadurch kommt die Absicht des Autors zum Vorschein, indem er den Glauben an die wirkliche Welt erschüttert; er macht es, um eine bessere und vielleicht auch zum Greifen nahe und mögliche Alternative in den Blickwinkel zu rücken.
Die neue entworfene Welt ist zwar ein Produkt des Geistes, aber diese Konstruktion ist so geschickt dargestellt, so vernünftig geplant, dass sie aus dem Vergleich „des Alten und der Neuen Welt“ als Sieger hervorgeht. Die Aussage ist sehr simpel: die alte, in Krise geratene Welt muss überwunden werden.
Norbert Elias, der die Entwicklung der Zivilisation soziologisch definiert, bekräftigt zum Beispiel, dass die „Phantasiebilder möglicher zukünftiger Welten für die Orientierung menschlicher Gesellschaft unentbehrlich“ sind. In diesen Phantasiebildern zeigt sich, welche Lösungen sozialer Probleme oder Gesellschaftsentwürfe ihre Autoren verwirklicht sehen möchten (Wunschbilder), und „sie dienen (neben anderen Faktoren) der Orientierung und der Planung verschiedener Gruppen.“[73]
Die Utopien wirken nicht nur kritisierend, sie klären auch durch ihre phantasie- und märchenhafte Darstellung die Bildungsschicht auf und wirkt somit auch emanzipatorisch.
Diese Funktion der Utopie wird auch von Polak treffend festgestellt: „Doch die Utopie ist viel mehr als der märchenhafte Ausdruck ewigmenschlicher Sehnsucht, prädestiniert, nie erfüllt zu werden. Sie verlangt und erzwingt vielmehr Erfüllung... Sie fragt unermüdlich und unablässig nach der Bedeutung des menschlichen Daseins und der Gesellschaft.“[74]
Die aufrüttelnde, fragende und aufklärende Funktion der Utopie hatte sich immer wieder in jeder Epoche der menschlichen Zivilisation bestätigt: so war es in der Antike, als im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. die großen Utopien entstanden; so war es im Mittleren Osten, als die islamische Zivilisation sich in Krise und Entwicklungsdrang befand; so war es auch später in der Renaissance- und Aufklärungszeit und auch im 18. und 19. Jahrhundert während der gewaltigen industriellen Revolution.[75]
Es geht so weit, dass die Utopien nicht nur kritisieren und eine Alternative darstellen, sondern auch indirekt organisatorisch wirken und somit kollektive Aktivitäten formen und leiten.
Mannheim macht hier eine entscheidende Beobachtung:
„Überall aber zeigt sich, dass die utopische Fiktion einen integralen Bestandteil der seelischen und geistigen Ausrüstung der verschiedenen sozialen Gruppen ausmacht, und dass diese Gruppen, indem sie ihre Aktivität den Begriffen dieses die Realität transzendierenden Elementes verpflichten, jede auf ihre Weise die soziale Realität erschließen.
Man kann also sagen, dass das utopische Element nicht nur als kollektivierende Kraft wirkt, sondern dass es untergründig auch die Realitätskonzeption der verschiedenen Gesellschaftsklassen untereinander verknüpft.“[76]
Utopien wirken nicht nur sozial-analytisch, sie differenzieren auch wissenssoziologisch und formen dadurch das Bewusstsein der gebildeten Schichten. Dabei benutzen sie verschiedene Formen von Kritik. Manchmal übertreiben sie, indem sie etwas grotesk darstellen; manchmal sind sie direkt, drücken den Finger auf die sozialen Wunden; manchmal übersehen sie die Norm, indem sie etwas auslassen, um ihre Kritik zu verstärken; oder manchmal stellen sie nur Fragen und wirken als gesellschaftliches Gewissen.
5. Utopie als Leitung der politischen Praxis?
Es war immer ein Rätsel für die Soziologen, ob es von der Utopie zur Revolution eine direkte Verbindung gibt. Oder wie die beiden Phänomene zu einander stehen und ob sie sich gegenseitig bedingen?
Dass die Utopien eine Hoffnung in Bezug auf die Wünsche darstellen, hat man schon aus dem Werk von Morus, Utopia, entnehmen können. Als er sein berühmtes Werk mit der Bemerkung beendete: „Inzwischen kann ich zwar nicht allem zustimmen, was er [Raphael Hytholeus] gesagt hat, obschon er unstreitig sonst ein ebenso gebildeter wie welterfahrener Mann ist, jedoch gestehe ich gern, dass es im Staate der Utopier sehr vieles gibt, was ich unseren Staaten eher wünschen möchte als erhoffen kann.“[77]
Aber was für eine Absicht bezwecken die Verfasser der Utopien? Waren die Werke nur zum Zweck der Unterhaltung geschrieben, oder drückten sie vielleicht ein politisches Programm aus, das sie in die Tat umsetzen wollten?
Jedenfalls kann man seit Platon ein „inniges Verhältnis“ zwischen Utopien und der „revolutionären“ Praxis der „Utopisten“ feststellen:
>Platon und seine Schüler versuchten in Syrakus, einen „idealen“ Staat aufzubauen, was ihn fast den Kopf gekostet hätte.[78]
>Die Aufständischen aus Pergamon, unter der Führung von Aristonikos, dem unehelichen Sohn des Herrschers Attalos, sollen im Jahre 130 vor Chr. von der Utopie des Jambulos „Die Sonneninseln“ inspiriert worden sein; Aristonikos erklärte während des Krieges, dass er den Sonnenstaat zu errichten trachte, im dem es keine Sklaven und Unterdrückten mehr gäbe.[79]
>Die Aufständischen von Basra und Bahrain im 9. und 10. Jahrhundert erklärten, dass sie beabsichtigen, die gerechte Sozialordnung der „Lauteren Brüder von Basra“ einzuführen.[80]
>Das Werk von Joachim de Floris hat anscheinend nicht nur die „Propheten der Renaissance“ inspiriert, es muss auch die bäuerlichen Rebellen der Reformationszeit sehr stark beeindruckt haben.[81]
>Campanella versuchte durch einen frühzeitig vereitelten Aufstand, seinen „Sonnenstaat“ in Kalabrien zu errichten.[82]
>Die englischen und französischen Utopisten des 18. und 19. Jahrhunderts waren ohne Ausnahme alle bestrebt, ihre Programme auf irgendwelche Art und Weise in die Praxis umzusetzen.[83]
>Die egalitären Kommunen des 17., 18. und 19. Jahrhunderts auf dem amerikanischen Kontinent hatten alle ihren Ursprung in den utopischen Werken der oppositionellen Europäer.[84]
In diesem Sinne denkt auch einer der ersten Theoretiker des Utopie-Begriffs, Andreas Voigt. Er stellte in seinem sehr geschätzten Werk „Die sozialen Utopien“ fest, dass „diese Idealgebilde, die in der Geschichte regelmäßig auftreten, die Menschen so erfassen können, dass sie durch das politische Handeln eine reale Bedeutung gewinnen.“ Sie spielen sogar „so eine große Rolle, dass das ganze Zeitalter in gewissem Sinne durch sie kennzeichnet“ wird. Sie tragen dieses Merkmal nicht nur in der Geschichte, sondern auch in der Gegenwart: „Unsere eigne Zeit ist reich an allerlei Utopien, wirtschaftlichen, sozialen, sittlichen. In allen Reformbewegungen steckt ein utopisches Element; es scheint, dass solche ohne dieses gar nicht gedeihen können.“[85]
Zu dieser Überzeugung gelangt auch der englische Historiker Toynbee, auch wenn er in der Utopie eine politische Reaktion sieht:
„Diese erfundenen Schilderungen imaginärer menschlicher Gesellschaften, die nie existiert haben, sind in Wahrheit Aktionsprogramme, die in der Maske soziologischer Beschreibung auftreten. Die Aktion, die sie in Gang setzen sollen, zielt darauf ab, eine reale, aber zerbröckelnde Gesellschaft auf einem bestimmten sozialen Niveau zu ‚fixieren’, und so einen Niedergang aufzuhalten.“[86]
Als Reflektion, als Verneinung der gegenwärtigen Ordnung dringt Utopie in das Bewusstsein der Massen ein, untermauert ihre ideologisch-moralische Haltung und bestärkt sie in ihrem Unmut, in ihrer Abneigung und Rebellion gegenüber der bestehenden Ordnung. Dadurch bestimmt sie die politische Debatte, greift über und wird zu einer der Triebkräfte der Massenbewegungen.
Dadurch werden die sozialen Revolutionen „ein Kompromiss zwischen Utopie und historischer Wirklichkeit“. Nach Kolakowski ist die „Utopie ein Werkzeug der Revolution, und die vorgefundene Gestalt der menschlichen Welt, der man eine neue Form verleihen will, ist das Material. Auch hier muss das Werkzeug zu einem gewissen Grad dem Material entsprechen.“[87]
Zum Abschluss, eine Bemerkung des Gelehrten Lasky, der sich mit dem Thema bezüglich des Verhältnis zwischen Utopie und Revolution sehr intensiv beschäftige hatte. Nach ihm hat das utopische Denken einen „dialektischen Charakter“.
„Utopien verdanken ihren Ursprung sowohl der Hoffnung als auch der Verzweiflung; sie sind Stabilitätsmodelle aus Widerspruchsgeist. Sie sind Handlungen – eine Art von ‚Traumhandlungen’ - im Namen ideeller Werte, vergessener oder verratener Werte, deren man einst teilhaftig war oder dereinst teilhaftig werden möchte. Sie sind Interpretationen der bestehenden Ordnung und meistens zugleich Programme zu ihrer Umwandlung. Jede Utopie ist insgeheim ein Aufruf zum Handeln, weil politische Ideale implizit immer revolutionär sind: ihre kritischen Elemente münden in Widerspruch, und die Perfektion ihres Entwurfs weckt die Sehnsucht nach Neu- und Umgestaltung. Der utopische Zukunftstraum, der der Einbildungskraft und Entfremdung entstammt, setzt voraus, dass die Gegenwart als Alptraum empfunden wird.“[88]
II. Die Türkei unter dem Einfluss der Moderne
Die letzten 100 Jahre des Osmanischen Reiches kann man auch als das Modernisierungsjahrhundert der Türkei bezeichnen. Die ersten Unzulänglichkeiten des Staates traten in diesem Jahrhundert auf: Defizite in der traditionellen Kriegsführung, militärische Rückschläge in Europa, Gebietsverluste auf dem Balkan, Krankheitssymptome im bürokratischen Apparat, gesellschaftliche Unmutserscheinungen und politische Diskrepanz innerhalb der Staatsführung.
Die große Französische Revolution von 1789 stellte nicht nur die gesellschaftlichen Verhältnisse in Europa auf den Kopf, sie brachte auch die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in der Türkei durcheinander.
Die Ideen der großen Revolution „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ ließen ihre Wirkungen auch in dem Osmanischen Gebiet spürbar werden. Der Sultan am Bosporus verschlief die Industrialisierung und damit die technische und wirtschaftliche Entwicklung in Europa. Man gedachte, dem neuen Zeitalter auf traditionelle Art und Weise zu begegnen, ohne sich auf die Erfordernisse des neuen Zeitgeists einzustellen. Diese traditionelle Haltung der osmanischen Führung wurde während des 18. und 19. Jahrhunderts durch Kriegs- und Gebietsverluste bestraft.
Durch die Französische Revolution wurden nicht nur die politischen Führungsmethoden, sondern auch die Organisation der Kriegsführung sowie der Produktionsweise revolutioniert. Die Forderungen nach politischer, wirtschaftlicher und individueller Freiheit wurden auch innerhalb der osmanischen Gesellschaft lauter.
[...]
[1] Obwohl die islamische Kulturtradition, zu der auch die Türkei gehört, in der Vergangenheit eine Reihe von phantastischen und begrenzt-utopischen Werken hervorgebracht hatte, versuchten die türkischen Literaten in der ersten Reformzeit (1839-1878) des Osmanischen Reiches durch die Übersetzung der westlichen utopischen und phantastischen Literatur eine Anknüpfung an die europäischen Literatur herzustellen. Das Werk des französischen Aufklärers Fenelon, “Telemaque”, wird durch Yusuf Kamil Pascha übersetzt (1862) und herausgegeben. Siehe Fenelon, Die Erlebnisse von Telemaque (türk. Ausgabe), Einführung, S. IIff; Kudret, Cevdet, Geschichte und der Roman in der türkischen Literatur (türk. Ausgabe) Bd. I, Istanbul 2009, S. 12f; A. Yalçınkaya, Von Wenn zu Dann –der türkische Roman in der Gegenwart der Utopie (türk. Ausgabe), S. 160f.
[2] Die Bezeichnung „die Türkei“ wurde offiziell erst im Jahre 1923 eingeführt. Davor hieß das Land, das heute Anatolien und Thrakien umfasst, „das Osmanische Reich“. Die Benennung „die Türkei“ kommt zum ersten Mal in einem Bericht der christlichen Kreuzfahrer im Jahr 1190 vor, um das Land Anatolien, das von den Türken eroberte wurde, zu bezeichnen. Im 13. Jahrhundert war die Bezeichnung im Westen schon längst verbreitet. Deshalb wird es hier vorgezogen, anstatt „das Osmanische Reich“ die Bezeichnung „die Türkei” zu gebrauchen.
[3] Hayal (Phantasie), Muhayyelat (Erdichtung) sind einige Bezeichnungen dieser Literaturgattung. Später werden sie entweder Vakıanâme oder Habnâme (Traumbücher) genannt. Siehe Özgül, M. Kayahan, Die politischen Träume in der türkischen Literatur (türk. Ausgabe), Einführung, Ankara 2004; Öztürk, Nurettin, Utopie in der türkischen zeitgenössischen Literatur, unveröff (in Türkisch). Arbeit 1992, S. 23f.
[4] Die gleichnamige Utopie von Hüseyin Cahid Yalçın, siehe Hayat-ı Muhayyel, Kanaat Kitaphanesi, Istanbul, 1326 (1910); Kudret, türkischen Literatur Bd. I, S. 191f.
[5] Usta, Sadik, Die Utopien der türkischen Revolution (Aufsatz in Türkisch), Bilim ve Ütopya, Nr. 187, Januar 2009.
[6] Usta, Bilim ve Ütopya, Nr. 187.
[7] Nach dem Militärputsch (1980) wurden in der Türkei nicht nur die philosophischen und geschichtswissenschaftlichen Themen, sondern auch das Problem der Ökologie, der sozialistischen Theorie, des Feminismus etc. innerhalb der türkischen Intellektuellen sehr rege behandelt, was dann zur Wiederentdeckung des Utopie-Begriffs führte.
[8] Usta, Bilim ve Ütopya, Nr. 187.
[9] Ebd.
[10] Mit den Bezeichnungen ‘Kemalistische Revolution’ und ‘Kemalistische Reformen’ werden all diejenigen politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Reformen, die während des Zeitraums 1920-1938 durch Mustafa Kemal Atatürk durchgeführt wurden, zusammengefasst. Diese Reformen werden auch oft die 6 Prinzipien (Sechs Pfeile = Altı Ok) genannt, die von Atatürk entworfen wurden. Der berühmte Theoretiker der Republikanischen Volkspartei (CHP) Mahmut Esat Bozkurt definierte den Kemalismus“als das Produkt der Revolution, das man in den ‘Sechs Pfeilen’ ausgedrückt hat.“ Siehe Bozkurt, M. E., Atatürks Revolution (türkische Ausgabe), Istanbul 1995, S. 226.
[11] Durch diese Reform wurden nicht nur die lateinischen Schriftzeichen übernommen, sondern auch viele der osmanischen Begriffe, die persischen und arabischen Ursprung haben, aus dem Sprachgebrauch entfernt.
[12] Thomas Morus, Utopia, in: Der Utopische Staat, übersetzt und Hrsg. von Klaus J. Heinisch, Hamburg 1987. Das Werk wurde zum ersten Mal in Löwen (1516), dann in Paris (1517) und später in Basel (1518) herausgegeben. Die englische Übersetzung kam erst im Jahr 1551 heraus. Laut Lexikon der philosophischen Werke erschien die deutsche Übersetzung im Jahre 1524, Stuttgart 1988, S. 136.
[13] Alexander Demandt schreibt z.B., dass das Wort “Aithiopen” schon in den Werken Homers, Herodots und vor allem in Strabons Werken vorkommt, und dass es „das Land der Besseren, dass es nicht hier ist” bedeute, Der Idealstaat/die politischen Theorien der Antike, Köln 1993, S. 175 ff.; Marek Winiarczyk, Die Hellenistischen Utopien, Berlin 2011, Einführung.
[14] Demandt, Alexander, Der Idealstaat/die politischen Theorien der Antike, Köln 1993, S. 175; Usta, Sadik (Hrsg.), Antike Utopien - von Platon zu Jambulos (türkische Ausgabe), Istanbul 2005, Einführung.
[15] Michael Winter hat ein einmaliges Werk zustande gebracht, indem er fast alle Utopien von der Antike bis zur Frühaufklärung in seinem Standartwerk Compendium Utopiarum - Typologie und Bibliographie literarischer Utopien, Erster Teilband, Von der Antike bis zur deutschen Frühaufklärung, Stuttgart 1978, zusammenfasste.
[16] Werner Krauss erwähnt in seinem einschlägigen Buch den größten Teil der humanistischen Utopien, die in dieser Zeit entstanden sind, und kommentiert sie. Siehe Krauss, Werner (Hrsg.), Reise nach Utopia/Französische Utopien aus drei Jahrhunderten, Berlin 1964, S. 8.
[17] Seibt, Ferdinand, Utopie als Funktion abendländischen Denkens, in: Wilhelm Voßkamp (Hrsg.), Utopieforschung, 1. Bd., S. 260.
[18] In der klassischen Mythologie wird das Goldene Zeitalter als eine Epoche vollendeter Glückseligkeit geschildert; demnach soll es weder Mühsal noch Streit geben.
In der sumerischen Literatur ist uns auf einer Tontafel überliefert worden, wie die Menschen sich zum ersten Mal das Goldene Zeitalter vorstellten. “Einmal vor langer Zeit gab es keine Schlange, gab es keinen Skorpion/Gab es keine Hyäne, gab es keinen Löwen/Gab es keinen wilden Hund, gab es keinen Wolf/Gab es keine Furcht, kein Entsetzen./Der Mensch hatte keinen Nebenbuhler...Dann aber der Vater-Herr, der Vater-Fürst, der Vater-König,/Enki, der Vater-Herr, der Vater-Fürst, der Vater-König,/Der erzürnte(?) Vater-Herr, der erzürnte (?), Vater-Fürst, der erzürnte (?) Vater-König”, Kramer, Noah S., Geschichte beginnt mit Sumer, Berichte von den Ursprüngen der Kultur, München 1959, S. 176/77.
[19] Hesiodos, Sämtliche Werke, Leipzig 1938, S. 3ff.; Aristoteles, Politik, Zürich 1971, S. 108ff und S. 123ff. Für die Zusammenstellung der antiken Utopien, siehe Berneri, Marie Louise, Reise durch Utopia, Berlin 1982; Demandt, Alexander, S. 175ff.; Schafarewitsch, Igor R., Der Todestrieb in der Geschichte/Erscheinungsformen des Sozialismus, 1980 Frankfurt; v. Pöhlmann, R., Geschichte der Sozialen Frage und des Sozialismus in der Antiken Welt I-II, Darmstadt 1984; Sadik Usta, Antike Utopien, Einführung, Istanbul 2005.
[20] Doren, Alfred, Wunschräume und Wunschzeiten, Vorträge der Bibliothek Warburger (1924/25), Leipzig 1927, S. 158-206.
[21] Krauss, Werner, Reise, S. 9.
[22] Lukianos, Lucius oder der magische Esel, Berlin, 1979.
[23] Jean Servier, Der Traum von der großen Harmonie – eine Geschichte der Utopie, 1971 München; Joachim Walther (Hrsg.), Der Traum aller Träume – Utopien von Platon bis Morris, Berlin 1987.
[24] Campanella, Der Sonnenstaat, in: Heinisch, Klaus J., Der Utopische Staat, Hamburg 1987.
[25] Bacon, F., Das Neue Atlantis in: Heinisch, Klaus J., Der Utopische Staat, Hamburg 1987.
[26] Winstanley, G., Die Gesetze der Freiheit, Leipzig 1986.
[27] Morelly, Gesetzbuch der natürlichen Gesellschaft, Berlin 1964.
[28] Mercier, Louis-Sebastien, Das Jahr 2440 – ein Traum aller Träume, Frankfurt 1982.
[29] Cabet, Etienne, Reise nach Ikarien, Berlin 1979.
[30] Bellamy, Edward, Ein Rückblick aus dem Jahr 2000 auf das Jahr 1887, Berlin 1978.
[31] Seit Anfang des letzten Jahrhunderts werden regelmäßig Tagungen und internationale Studien organisiert, um den Utopie-Begriff näher zu definieren, siehe dazu einige Beispiele: Portmann, Adolf (Hrsg.), Vom Sinn der Utopie, Uranos-Jahrbuch 1963; eine hervorragende Zusammenstellung der verschiedenen Utopietheorien ist das Werk von Neusüss, Arnhelm (Hrsg.), Utopie - Begriff und Phänomen des Utopischen, Neuwied 1985; und immer noch als neuestes Standartwerk gilt das Buch von Voßkamp (Hrsg.), Bd. 1-3, Stuttgart 1985.
[32] Bloch, Ernst, Freiheit und Ordnung - Abriss der Sozialutopien, Leipzig 1985.
[33] Günther, R. / Müller, R., Das Goldene Zeitalter, Leipzig 1988.
[34] Tillich sieht den Ursprung des utopischen Denkens und Handelns als im menschlichen Wesen vorhanden und nennt dies “Balance von Angst und Mut”. Tillich, Paul, Politische Bedeutung der Utopie im Leben der Völker, Schriftenreihe der deutschen Hochschule für Politik Berlin, Berlin 1951. S. 10ff.
[35] Chesnaux, J., Geschichte des Sozialismus Bd.1 (Die Egalitären und Utopischen Traditionen im Orient), Frankfurt 1974.
[36] Kalivoda, Robert, Emanzipation und Utopie, in: Voßkamp (1985), S. 304ff.
[37] Neusüss, Utopie, S. 15, 18, 100, 101.
[38] Doren, Wunschräume, S. 158-206.
[39] R. Ruyer, Die utopische Methode, in: Neusüss, S. 354.
[40] Robert Kalivoda, Emanzipation und Utopie, in: Voßkamp, S. 309/310.
[41] Heiß, Robert, Utopie und Revolution, München 1973, S.7.
[42] Alfred Doren, Wunschräume, Leipzig 1927, S. 126ff.
[43] Neusüss, Utopie, S. 41.
[44] Engels, Friedrich, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in: Marx-Engels Ausgewählte Werke Bd. II, Berlin 1976, S. 80ff.
[45] Kautsky, Karl, Thomas More und seine Utopie, Berlin 1947; ders., Kautsky, Karl, Vorläufer des neueren Sozialismus, Bd.1-2, Berlin 1947.
[46] Lenin, Werke, Utopischer und wissenschaftlicher Sozialismus (türk. Ausgabe), Ankara 1995, S. 80ff.
[47] Gramsci, Antonio, Zur Politik, Geschichte und Kultur, Leipzig 1986, S. 15ff.
[48] Alle seine Werke kreisen um den Begriff der Utopie. Bloch, Das Prinzip Hoffnung, 3 Bd., Frankfurt 1976.
[49] Mannheim, Ideologie und Utopie, Frankfurt 1965.
[50] Tillich, Paul, Gesammelten Werke Bd. 5, Stuttgart 1963.
[51] Buber, Martin, Der Utopische Sozialismus, Köln 1967.
[52] Freyer, Hans, Die Politische Insel, Wien 2000.
[53] Lewis Mumford, The Story of Utopias, New York 1922.
[54] Horkheimer, Max, Die Utopie, in: Neusüss, Utopie, Frankfurt 1986, S. 178-93.
[55] Popper, Karl R., Utopie und Gewalt, in: Neusüss, Utopie, Frankfurt 1986, S. 313-27
[56] Marcuse, Herbert, Phantasie und Utopie, in: Triebstruktur und Gesellschaft, Frankfurt 1973, S. 140 ff.
[57] Riesman, David, Utopisches Denken in Amerika in: Neusüss, Utopie, Frankfurt 1986, S. 327-39.
[58] Ruyer, Raymond, Die utopische Methode, in: Neusüss, Utopie, Frankfurt 1986, S. 339-61.
[59] Schwonke, Martin, Die Utopie, in: Neusüss, Utopie, Frankfurt 1986, S. 235-63.
[60] Polak, Fred L., Die Utopie, in: Emanuel, Frank, Utopias und Utopian Thought, London 1973.
[61] Duveau, Georges, Die Utopie, in: Neusüss, Utopie, Frankfurt 1986, S. 399-425.
[62] Quabbe, Georg, Die Utopie, in: Neusüss, Utopie, Frankfurt 1986, S. 286-99.
[63] Bloch, Das Prinzip Hoffnung, Bd 2, S. 555ff.
[64] Doren, Wunschräume, Leipzig 1927, S. 196.
[65] Neusüss (Hrsg.), Utopie - Begriff und Phänomen des Utopischen, Neuwied 1985, S. 62.
[66] Neusüss (Hrsg.), Utopie, S. 161.
[67] Tillich, Gesammelten Werke Bd. 5, 1951, S. 8.
[68] Mannheim, Karl, Ideologie und Utopie, Frankfurt 1985, S. 169.
[69] Bloch, Freiheit und Ordnung, Abriss der Sozialutopien, Leipzig 1985, S. 138.
[70] Bloch, Zur Originalgeschichte des Dritten Reiches, in: Neusüss (1985), S. 217.
[71] Mannheim, Ideologie, S. 169.
[72] Neusüss, Utopie, S. 108.
[73] Zitiert und kommentiert von R. Kilminster, Zur Utopiediskussion aus soziologischer Sicht, in: Voßkamp, Bd. I., S. 70.
[74] Polak, Wandel und bleibende Aufgabe der Utopie, in: Neusüss, S. 373.
[75] Usta, Antike Utopien, Istanbul 2005.
[76] Mannheim, Utopie, in: Neusüss, Utopie, Frankfurt 1986, S. 119.
[77] More, Utopia, S. 110.
[78] Berve, Helmut, Sechs Konferenzen über die antike Geschichte in der Universität zu Istanbul (türk. Ausgabe), Ist. Ün. Ed. Fak. Konferansları, Istanbul 1958, S.70 f.
[79] R. Günther / R.Müller, Das Goldene Zeitalter, Leipzig, 1988, S. 88.; Günther, R., Der Klassencharakter der sozialen Utopie in Rom in den letzten zwei Jahrhunderten v. u. Z., Leipzig 1961.
[80] Droz, Jacques (Hrsg.), Gesch. des Sozialismus Bd.1, Frankfurt, 1974, S. 55.
[81] Karasek, H., Die Kommune der Wiedertäufer, Berlin 1987; Lasky, Melvin, Utopie und Revolution, Hamburg 1989, S. 38ff.
[82] Lafargue, Paul, T. Camapanella, Eine kritische Studie über sein Leben und über Der Sonnenstaat, Paris 1895.
[83] Ramm, Thilo, Der Frühsozialismus, Quellentexte, 2. erweiterte Auflage, Stuttgart 1968, Einführung; Swoboda, Helmut(Hrsg.), Der Traum vom besten Staat, München 1987, 291ff.
[84] Halloway, Mark, Utopian Communities in America, 1680-1880, New York 1966; Boerner, Peter, Utopia in der Neuen Welt – Von europäischen Träumen zum American Dream, in: Utopieforschung Bd. 2., S. 358ff.
[85] Voigt, Andreas, Die sozialen Utopien, Fünf Vorträge, Leipzig 1906, Erster Vortrag.
[86] Toynbee, A Study of History Bd. 3, siehe Lasky, Utopie und Revolution, S. 27ff.
[87] Kolakowski, Leszek, Der Sinn des Begriffes ‘Linke’, in: Neusüss, S. 425.
[88] Lasky, Utopie und Revolution, S. 29.
- Arbeit zitieren
- Sadik Usta (Autor:in), 2012, Geschichte der türkischen Utopien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207015
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