1.1 Problemstellung und Untersuchungsziel
Jeder geschäftsführende Gesellschafter sieht sich im Laufe seines Geschäftslebens mit der Frage konfrontiert wer das Unternehmen fortführen soll, wenn dieser das aktive Geschäft nicht mehr betreiben will oder nicht mehr betreiben kann. Eine fundierte und frühzeitige Planung der Unternehmensnachfolge ist für einen reibungslosen Generationenwechsel unerlässlich.
Den Berechnungen des Institutes für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) zufolge, wurden und werden im Zeitraum 2010 bis 2014 jährlich bei ca. 22.000 Unter-nehmen, davon ca. 95% Familienunternehmen, Unternehmensübertragungen durchführen. Laut einer Untersuchung des IfM Bonn liegen bei rund 95% aller Unternehmen in 2011 das Eigentum und die Leitung bei einer Person, bzw. das Eigentum bei Familienangehörigen und die Leitung bei einem Mitglied dieser Familie. Familienunternehmen sind somit in erste Linie von der Unternehmens-nachfolge betroffen.
Viele Gesellschafter scheuen sich vor einer frühzeitige Planung bzw. Abwicklung, weil sie sich über die Gestaltung im Unklaren sind. Zum einen besteht die Möglichkeit der Übertragung des Unternehmens von Todes wegen, wodurch diese im Wege der gesetzlichen oder der gewillkürten Erbfolge erfolgt. Zum anderen ist die Übertragung auch zu Lebzeiten des Erblassers im Rahmen der vorweggenommenen Erbfolge an die Erben möglich. Bei der Übertragung zu Lebzeiten, bestehen verschiedene Gestaltungsspielräume.
In der Bundesrepublik Deutschland sind Übertragungen von Unternehmen immer mit steuerlichen Konsequenzen verbunden, wodurch sich die Frage der optimalen Steuergestaltung stellt. Bei der Gestaltung ist nicht nur auf die steuerlichen Belange des bzw. der Erben abzustellen, da sich je nach Übertragungsart und –zeitpunkt auch steuerliche Konsequenzen auf Ebene des Erblassers ergeben können.
Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, die wesentlichen Planungsgrundlagen und Übertragungsmöglichkeiten einer GmbH auf die nächste Generation aufzuzeigen und deren steuerlichen Konsequenzen sowohl beim Erben als auch beim Erblas-ser zu erläutern. Dabei soll hauptsächlich auf erbschaftsteuerliche und ertragsteuerliche Vorschriften eingegangen werden. Neben den steuerlichen Auswirkungen sollen auch die betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Aspekte einer Unternehmensnachfolge aufgezeigt werden. Dabei soll die GmbH stets als Ganzes und endgültig auf die nächste Generation übertragen werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung und Untersuchungsziel
- 1.2 Struktureller Aufbau
- 2 Grundlagen der Unternehmensnachfolge
- 2.1 Begriff der Unternehmensnachfolge
- 2.2 Familienunternehmen
- 2.3 Nachfolgeplanung
- 2.3.1 Frühzeitige Planung
- 2.3.2 Zielsetzung
- 2.3.3 Problemfelder der Nachfolge
- 2.3.3.1 Notfallvorsorge
- 2.3.3.2 Trennung von Geschäftsführung und Inhaberschaft
- 2.3.3.3 Die Familie
- 2.3.3.4 Steuerrechtliche Fragen
- 2.3.3.5 Rechtsformabhängige Gestaltung
- 2.4 Zwischenfazit
- 3 Rechtliche Gestaltungsspielräume bei der Nachfolgeregelung
- 3.1 Erbrechtliche Grundlagen
- 3.1.1 Drohende Liquiditätsbelastungen durch Pflichtteilsberechtigte
- 3.1.2 Bewertung des Unternehmenswertes
- 3.2 Unternehmensnachfolge von Todes wegen
- 3.2.1 Gesetzliche Erbfolge
- 3.2.1.1 Rechtslage
- 3.2.1.2 Probleme in Verbindung mit GmbH-Anteilen
- 3.2.2 Gewillkürte Erbfolge
- 3.2.2.1 Unternehmertestament
- 3.2.2.2 Erbvertrag
- 3.3 Gestaltungsmöglichkeiten bei Übertragung zu Lebzeiten
- 3.3.1 Unentgeltliche Zuwendungen
- 3.3.1.1 Schenkungsvertrag
- 3.3.1.2 Schenkung unter Auflage
- 3.3.1.3 Rückforderungsmöglichkeiten der Schenkung
- 3.3.1.4 Schenkung unter Rücktritts- bzw. Widerrufsvorbehalt
- 3.3.2 Anrechnung und Ausgleich im Pflichtteilsrecht
- 3.3.3 (Teil-)entgeltliche Zuwendungen
- 3.3.3.1 Übertragung gegen Abfindung der Erben
- 3.3.3.2 Übertragung gegen Vorsorgeleistungen
- 3.3.3.3 Verkauf der Unternehmensanteile
- 3.3.3.3.1 Kaufvertrag
- 3.3.4 Schenkung unter Vorbehalt von Nutzungsrechten
- 3.3.4.1 Nießbrauch bei einer GmbH
- 3.4 Zwischenfazit
- 4 Steuerrechtliche Aspekte der Nachfolgeregelung
- 4.1 Einführung in das Erbschaft- und Schenkungsteuerrecht
- 4.2 Allgemeine Grundlagen
- 4.2.1 Steuertatbestände
- 4.2.2 Persönliche Steuerpflicht
- 4.2.3 Entstehung der Steuer
- 4.2.4 Steuerklassen
- 4.2.5 Freibeträge
- 4.2.6 Steuersätze
- 4.2.7 Fälligkeit und Steuerschuldner
- 4.3 Unentgeltliche Übertragung von GmbH-Anteilen
- 4.3.1 Unternehmensbewertung zum Zwecke der Erbschafts- und Schenkungsbesteuerung
- 4.3.1.1 Bewertungsstichtag
- 4.3.1.2 Bewertungsmethoden
- 4.3.1.2.1 Substanzwert
- 4.3.1.2.2 Vereinfachtes Ertragswertverfahren
- 4.3.2 Verschonungsregelung für GmbH-Anteile
- 4.3.3 Ermittlung der Erbschaft-/Schenkungsteuer
- 4.3.4 Ertragsteuerliche Konsequenzen
- 4.3.4.1 Unentgeltlichkeit trotz wiederkehrender Leistungen
- 4.4 Teilentgeltliche Übertragung von GmbH-Anteilen
- 4.4.1 Schenkungsteuerliche Konsequenzen
- 4.4.2 Ertragsteuerliche Konsequenzen
- 4.5 Nießbrauchvorbehalt bei Übertragung der Anteile
- 4.5.1 Schenkungsteuerliche Konsequenzen
- 4.5.2 Ertragsteuerliche Konsequenzen
- 5 Kritische Gegenüberstellung der Gestaltungsvarianten
- 6 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die familieninterne Unternehmensnachfolge am Beispiel der GmbH. Ziel ist es, die rechtlichen und steuerlichen Gestaltungsspielräume bei der Übertragung von GmbH-Anteilen zu beleuchten und verschiedene Übertragungsvarianten kritisch zu vergleichen. * Rechtliche Grundlagen der Unternehmensnachfolge * Steuerliche Aspekte der Erbschafts- und Schenkungsteuer * Gestaltungsmöglichkeiten der Unternehmensübertragung zu Lebzeiten und von Todes wegen * Bewertung des Unternehmenswertes * Vergleich verschiedener GestaltungsvariantenZusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung definiert die Problemstellung der familieninternen Unternehmensnachfolge bei GmbHs und benennt das Untersuchungsziel der Arbeit. Es wird ein struktureller Aufbau der Arbeit skizziert, der den Leser durch die verschiedenen Aspekte der Thematik führt, von den grundlegenden Konzepten bis hin zur kritischen Analyse verschiedener Gestaltungsmöglichkeiten. Der Fokus liegt auf der Klärung der Herausforderungen und der Darstellung der Möglichkeiten zur optimalen Gestaltung des Übergangs. 2 Grundlagen der Unternehmensnachfolge: Dieses Kapitel legt das Fundament der Arbeit, indem es die grundlegenden Begriffe der Unternehmensnachfolge, insbesondere im Kontext von Familienunternehmen, erläutert. Es werden wichtige Aspekte der Nachfolgeplanung, einschließlich frühzeitiger Planung, Zielsetzung und potentieller Problemfelder wie Notfallvorsorge, die Trennung von Geschäftsführung und Inhaberschaft, familiäre Dynamiken, steuerrechtliche Fragen und rechtsformabhängige Gestaltungsmöglichkeiten, detailliert behandelt. Die Bedeutung einer umfassenden und frühzeitigen Planung wird hervorgehoben, um potenzielle Konflikte und Schwierigkeiten zu minimieren. 3 Rechtliche Gestaltungsspielräume bei der Nachfolgeregelung: Dieses Kapitel befasst sich ausführlich mit den rechtlichen Aspekten der Nachfolgeregelung. Es analysiert die erbrechtlichen Grundlagen, darunter die drohenden Liquiditätsbelastungen durch Pflichtteilsberechtigte und die Bewertung des Unternehmenswertes. Es werden sowohl die gesetzliche als auch die gewillkürte Erbfolge mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen untersucht, inkl. Testament und Erbvertrag. Weiterhin werden die Gestaltungsmöglichkeiten bei Übertragungen zu Lebzeiten (Schenkungen, Teilentgeltliche Übertragungen, Verkauf) detailliert erklärt, einschließlich der steuerlichen Implikationen und des Nießbrauchvorbehalts. Die verschiedenen Optionen werden im Hinblick auf ihre rechtliche Wirksamkeit und ihre Auswirkungen auf die beteiligten Parteien analysiert. 4 Steuerrechtliche Aspekte der Nachfolgeregelung: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit den steuerlichen Aspekten der Unternehmensnachfolge. Es beginnt mit einer Einführung in das Erbschaft- und Schenkungsteuerrecht und erklärt die allgemeinen Grundlagen, einschließlich der Steuertatbestände, der persönlichen Steuerpflicht, der Entstehung der Steuer, der Steuerklassen, Freibeträge, Steuersätze und der Fälligkeit sowie der Steuerschuldner. Der Schwerpunkt liegt auf der unentgeltlichen und teilentgeltlichen Übertragung von GmbH-Anteilen, einschließlich der Unternehmensbewertung, der Verschonungsregelung und der ertragsteuerlichen Konsequenzen. Die Kapitel analysiert den Nießbrauchvorbehalt im Detail und seine Auswirkungen auf die Steuerbelastung. 5 Kritische Gegenüberstellung der Gestaltungsvarianten: Dieses Kapitel bietet einen Vergleich der in den vorhergehenden Kapiteln vorgestellten Gestaltungsmöglichkeiten für die Unternehmensnachfolge. Es analysiert die Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen und bietet eine systematische Gegenüberstellung der rechtlichen und steuerlichen Aspekte, um eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Die Kapitel soll es dem Leser ermöglichen, die für seine individuelle Situation am besten geeignete Lösung zu identifizieren.Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Familieninterne Unternehmensnachfolge bei GmbHs
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die familieninterne Unternehmensnachfolge am Beispiel der GmbH. Im Fokus steht die Beleuchtung der rechtlichen und steuerlichen Gestaltungsspielräume bei der Übertragung von GmbH-Anteilen und ein kritischer Vergleich verschiedener Übertragungsvarianten.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die rechtlichen Grundlagen der Unternehmensnachfolge, steuerliche Aspekte der Erbschafts- und Schenkungsteuer, Gestaltungsmöglichkeiten der Unternehmensübertragung zu Lebzeiten und von Todes wegen, die Bewertung des Unternehmenswertes und einen Vergleich verschiedener Gestaltungsvarianten. Es werden sowohl erbrechtliche als auch steuerrechtliche Aspekte detailliert analysiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Grundlagen der Unternehmensnachfolge, Rechtliche Gestaltungsspielräume bei der Nachfolgeregelung, Steuerrechtliche Aspekte der Nachfolgeregelung, Kritische Gegenüberstellung der Gestaltungsvarianten und Schlussbetrachtung. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der Unternehmensnachfolge und baut aufeinander auf.
Welche rechtlichen Aspekte werden behandelt?
Die Arbeit analysiert die erbrechtlichen Grundlagen, die gesetzliche und gewillkürte Erbfolge (Testament, Erbvertrag), Gestaltungsmöglichkeiten bei Übertragungen zu Lebzeiten (Schenkungen, teilentgeltliche Übertragungen, Verkauf), die Anrechnung und den Ausgleich im Pflichtteilsrecht, sowie den Nießbrauchvorbehalt. Die drohenden Liquiditätsbelastungen durch Pflichtteilsberechtigte und die Bewertung des Unternehmenswertes werden ebenfalls beleuchtet.
Welche steuerlichen Aspekte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Erbschafts- und Schenkungsteuer, die allgemeinen Grundlagen des Erbschaft- und Schenkungsteuerrechts (Steuertatbestände, persönliche Steuerpflicht, Entstehung der Steuer, Steuerklassen, Freibeträge, Steuersätze, Fälligkeit und Steuerschuldner), die unentgeltliche und teilentgeltliche Übertragung von GmbH-Anteilen, die Unternehmensbewertung, die Verschonungsregelung und die ertragsteuerlichen Konsequenzen. Der Nießbrauchvorbehalt und seine steuerlichen Auswirkungen werden ebenfalls detailliert analysiert.
Wie werden die verschiedenen Gestaltungsvarianten verglichen?
Die Arbeit bietet eine kritische Gegenüberstellung der verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten für die Unternehmensnachfolge. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen werden systematisch im Hinblick auf ihre rechtlichen und steuerlichen Aspekte analysiert, um eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu schaffen.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die rechtlichen und steuerlichen Gestaltungsspielräume bei der Übertragung von GmbH-Anteilen zu beleuchten und verschiedene Übertragungsvarianten kritisch zu vergleichen, um eine optimale Gestaltung des Übergangs zu ermöglichen und potenzielle Konflikte zu minimieren.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Unternehmerfamilien, die sich mit der familieninternen Unternehmensnachfolge auseinandersetzen, sowie für Steuerberater, Rechtsanwälte und andere Fachleute, die in diesem Bereich tätig sind.
- Arbeit zitieren
- Sascha Schneider (Autor:in), 2011, Familieninterne Unternehmensnachfolge am Beispiel der GmbH, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206948