Mit der Einführung Medizinischer Versorgungszentren (kurz: MVZs) im Zuge der Gesundheitsreform 2004 hat der Gesetzgeber einen weiteren entscheidenden Schritt unternommen, dem enormen Kostenanstieg auf dem deutschen Gesundheitsmarkt entgegenzutreten, ohne dabei einen Qualitätsverlust, bei der medizinischen Versorgung riskieren zu wollen.
Acht Jahre danach haben sich in Deutschland mittlerweile über 1.000 MVZs etabliert; sie sind aus der medizinischen Versorgungsstruktur nicht mehr wegzudenken. Zum einen, weil die Synergieeffekte aus diesen Kooperationsformen klar erkennbar sind; zum anderen, weil die Vorteile z.B. aus der fachübergreifenden Tätigkeit unter einem Dach klar zu Tage treten oder auch die Flexibilität der Ärzte durch diese Struktur gefördert wird.
Inhaltsverzeichnis:
1 Unternehmensführung in Medizinischen Versorgungszentren
1.1 Der Umsatzprozess im MVZ
1.2 Effektivitäts- und Effizienzüberlegungen zum MVZ aus der Prozessperspektive
1.3 Aspekte der Geschäftsführung im MVZ
1.4 Überlegungen zum Umsatz im MVZ
2 Gesichtspunkte der Führung im MVZ
3 Literatur
1 Unternehmensführung in Medizinischen Versorgungszentren
Das Management von MVZs hat die Aufgabe, das System des MVZs zu gestalten, zu steuern und zu führen. Die Tätigkeit bzw. der Prozess der Willensbildung und –durchsetzung ist dabei von großer Bedeutung. Es ist daher zu begreifen als „…zielorientierte Gestaltung, Steuerung und Entwicklung des soziotechnischen Systems Unternehmung MVZ in sach- und personenbezogener Dimension.“[1]
Demgegenüber steht die Sichtweise auf das Management als Institution. Diese betrachtet die Träger der Managementtätigkeiten, d.h. die Positionen bzw. Stellen des Systems sowie die Personen, welche diese Stellen ausfüllen.
Manager sind Personen, die aufgrund rechtlicher und organisatorischer Regelungen auf den verschiedenen hierarchischen Ebenen eines Unternehmens die Befugnis besitzen, anderen Mitarbeitern Weisungen zu erteilen. Sie übernehmen die Aufgaben der Mitarbeiterführung und der Prozesssteuerung.[2]
1.1 Der Umsatzprozess im MVZ
Der Umsatzprozess im MVZ stellt einen komplexen und häufig sehr individuellen Prozess dar. Dieser lässt sich jedoch auf einer bestimmten Ebene für alle MVZs generalisieren und abstrahieren. Im Wesentlichen verbleibt schließlich die folgende schematische Darstellung:
Phase 1: Beschaffung von finanziellen Mitteln auf dem Kredit- und Kapitalmarkt
Phase 2: Bereitstellung der medizinischen Geräte und des Ortes, an dem das MVZ seine Tätigkeit vollziehen soll
Phase 3: Organisation der notwendigen medizinischen Arbeitsleistungen (Ärzte, Fachpersonal)
Phase 4: Kommunikation des MVZs nach außen, Aufnahme des medizinischen Betriebes
Phase 5: Rückzahlung der finanziellen Mittel bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung bzw. beim Ausbau des medizinischen Betriebes[3]
1.2 Effektivitäts- und Effizienzüberlegungen zum MVZ aus der Prozessperspektive
Bei der Prozessperspektive stehen alle Praxisabläufe im Mittelpunkt, um die notwendigen Ziele des MVZ zu erreichen. Hierfür ist eine Ablauforganisation notwendig, mit der die medizinische Qualität der Leistung, der ökonomisch sinnvolle Ablauf der einzelnen Arbeitsschritte und die Aktionen der Beteiligten sowie die am Behandlungsprozess und dem Praxisservice orientierten Einzelmaßnahmen von der Anmeldung bis zur Entlassung der Patienten abgebildet werden. Dadurch ist es möglich, sich z.B. unnötige Wege, Mehrfachtätigkeiten ohne Mehrwert, vermeidbare Wartezeiten, divergierende Messergebnisse usw. zu ersparen. Hierbei kommen auch Aspekte der Kundenorientierung in den Fokus der Betrachtung. Als sinnvolle Ergänzung können für solche Situationen im MVZ normative, strategische und operative Managementmodelle dienen. Wenn es darum geht, Prozesse zu erfassen, ist natürlich auch ein gut strukuriertes Qualitätsmanagementsystem von Nutzen. Betriebswirtschaftliche Tools, wie z.B. eine SWOT-Analyse, können zusätzlichen Erfolg bringen, wenn sie mit der besonderen Situation des MVZs als medizinischem Unternehmen harmonisiert werden.[4]
1.3 Aspekte der Geschäftsführung im MVZ
Die Situation der Geschäftsführung in einem MVZ ist entscheidend durch die konkrete Inhaberkonstellation determiniert. Die Geschäftsführung kann unterstellt sein:
- einem Alleininhaber
- einer Gesellschaftsgruppe
- dem Träger eines Krankenhauses
- einer Kapitalgesellschaft
Es sind also höchst unterschiedliche Konstellationen und Organisationsformen denkbar, in denen die Geschäftsführung ihre Tätigkeit ausübt.
Von der selten vorkommenden Ausnahme abgesehen, in denen die Geschäftsführung mit der Person des Alleininhabers zusammenfällt und deshalb ohne interne Beschränkungen handeln kann, hat die Geschäftsführung eines MVZs strikt die ihr übertragenen Entscheidungsbefugnisse und Aufgabenbereiche zu beachten.[5]
[...]
[1] Vgl. Eckardt, (2011), Business Management – Angewandte Unternehmensführung / Begrifflich-methodische Grundlagen und Fallstudien, S. 22-23, 3. Aufl., Göttinger Handelswissenschaftliche Schriften, zit. in: Hopfenbeck, (2002), Allgemeine Betriebswirtschafts- und Managementlehre, S. 240
[2] Vgl. Eckardt, (2011), S. 22-23
[3] Vgl. Eckardt, (2011), S. 23
[4] Vgl. Warth, (2011), Effektivitäts- und Effizienzpotentiale medizinischer Versorgungszentren (MVZ) – Eine systematische Analyse von Möglichkeiten und Grenzen in der Gesundheitsversorgung, GRIN Verlag
[5] Vgl. Frielingsdorf, (Hrsg.), (2009), Professionelle Leitung eines MVZ – Komprimiertes Hintergrundwissen zu Management-Aufgaben im MVZ
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