Der Begriff Renaissance (franz. „Wiedergeburt“) wurde im 19. Jahrhundert entlehnt und wird im Allgemeinen zur Bezeichnung der kulturgeschichtlichen Epoche zwischen Mittelalter und Neuzeit beziehungsweise als Epochenschwelle und Beginn des „modernen“ Denkens verwendet. „Wiedergeburt“ meint hier im Wesentlichen den für das 15. Jahrhundert charakteristischen Rückgriff auf Werte, Denk- und Darstellungsformen der griechisch-römischen Antike.
Allerdings ist es in der Renaissanceforschung höchst umstritten, ob es sich hierbei auch um eine Selbstdeutung damaliger Gelehrter handelt, und inwiefern die „Wiedergeburt der Antike“ auf feststellbaren Daten und faktischem Wissen beruht. Des Weiteren scheint auch die gängige Epochendreiteilung Antike, Mittelalter und Neuzeit sehr verkürzt, wobei vor allem die jeweiligen Übergänge problematisch und schwer zu fassen erscheinen.
Wenn die Renaissance den Übergang oder den Beginn der Neuzeit markiert, stellt sich zunächst die Frage, worin genau ihre „Neuzeitlichkeit“ besteht. Hierzu gibt es sehr kontroverse Ansichten in der Forschungsliteratur, eine genaue Festsetzung neuzeitlicher Inhalte kann deshalb nicht geleistet, und die Frage nach der Begründbarkeit historischer Einteilungen nicht eindeutig beantwortet werden.
Die Frage nach einer zeitlichen Eingrenzung oder gar genauen Bestimmung dieser Epoche hängt vom jeweiligen Forschungsgegenstand sowie der kultur- und geistesgeschichtlichen Perspektive ab. So wird der Zeitraum der „Renaissance“ beispielsweise in der Musikwissenschaft auf andere Weise umrissen, als etwa aus kunsttheoretischer oder philosophischer Perspektive. Gemeinsam scheint den verschiedenen Ansätzen allerdings zu sein, dass sie mit der Renaissance den Beginn eines Wandels markieren, der in Italien beginnend schon in die Zeit des Mittelalters zurückreicht und sich nach und nach auf ganz Europa ausbreitet. Auch wenn die umgangssprachlich häufig vorgenommene Gleichsetzung mit einer „Wiedergeburt“ antiker Werte und Ideale nicht unproblematisch ist, kann in vielen wissenschaftlichen und künstlerischen Bereichen zu dieser Zeit eine „Identifikation mit der klassischen Antike“ sowie eine immer präziser werdende „Nichtidentifikation mit dem Mittelalter“ konstatiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Renaissance: Zur Problematik einer einheitlichen Begriffs- und Epochenbestimmung
- Zielsetzung und Herangehensweise
- Der Aufbruch in eine neue Zeit
- Florenz als „Idealbild“ einer Renaissancestadt
- Politische, soziale und ökonomische Spannungen
- Errungenschaften in Wissenschaften und Technik
- Wandlungsprozesse im philosophischen Denken
- Menschenbilder in der Renaissance
- Veränderte Selbst- und Wirklichkeitswahrnehmung
- Die Geburt eines „neuen Menschen“ am Beispiel der Kunst
- Leonardo da Vinci (1452-1519)
- Michelangelo Buonarroti (1475-1564)
- Resümee und Stellungnahme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Renaissance als Epoche umfassender Umwälzungen, die den Beginn der Neuzeit markierte. Sie beleuchtet exemplarisch die politischen, ökonomischen, sozialen und philosophischen Veränderungen, die zu einem neuen Selbst- und Weltverständnis führten. Der Fokus liegt auf der Entstehung eines „neuen Menschen“ in der Renaissance, die sich in Kunst, Philosophie und Gesellschaft manifestierte.
- Die Problematik einer einheitlichen Begriffs- und Epochenbestimmung der Renaissance
- Der Einfluss der Renaissance auf das europäische Selbstverständnis
- Die Rolle von Florenz als „Idealbild“ einer Renaissancestadt
- Die Bedeutung der Kunst als Spiegel der veränderten Selbst- und Wirklichkeitswahrnehmung
- Die Entstehung des Menschenbildes in der Renaissance im Vergleich zur mittelalterlichen Auffassung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Problematik der Renaissance-Definition und die Schwierigkeit, die Epoche zeitlich genau einzugrenzen. Sie führt das Konzept der „Wiedergeburt“ der Antike ein und stellt die vielseitigen Einflüsse der Renaissance auf das europäische Denken und Handeln dar.
Kapitel 2 befasst sich mit dem Aufbruch in eine neue Zeit und präsentiert Florenz als „Idealbild“ einer Renaissancestadt, das jedoch nicht unkritisch betrachtet werden sollte. Die Kapitel beleuchtet zudem die politischen, sozialen und ökonomischen Spannungen dieser Zeit und die Errungenschaften in Wissenschaften und Technik.
Das Kapitel über Wandlungsprozesse im philosophischen Denken befasst sich mit den Veränderungen, die zu einem neuen Weltverständnis führten. Das Kapitel „Menschenbilder in der Renaissance“ analysiert die veränderte Selbst- und Wirklichkeitswahrnehmung und untersucht die Entstehung eines „neuen Menschen“ am Beispiel der Kunst, anhand der Werke von Leonardo da Vinci und Michelangelo Buonarroti.
Schlüsselwörter
Renaissance, Neuzeit, Florenz, Italien, Kunst, Philosophie, Gesellschaft, Menschenbild, Selbstverständnis, Wandel, „Wiedergeburt“, Antike, Mittelalter, Leonardo da Vinci, Michelangelo Buonarroti.
- Quote paper
- Nicole Borchert (Author), 2012, Die Wiedergeburt eines "neuen Menschen" in der Renaissance, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206671