Österreich hat Bernhard in seinen Werken immer wieder beschäftigt und er
thematisierte die österreichischen Verhältnisse nicht nur in seinen Romanen. Seine
Beziehung zu Österreich könnte man als Haßliebe umschreiben, den einerseits zieht
sich Österreich als Thema durch sein Gesamtwerk, andererseits kommt es dabei
nicht unbedingt gut weg. Bernhard hat Österreich, seine Politiker und seine
Bevölkerung oft auf das übelste beschimpft und kritisiert.
„Es ist alles Lüge, was gesagt wird, das ist die Wahrheit (...).“1
„Die Wahrheit, die wir kennen, ist logisch die Lüge, die, indem wir um sie
nicht herumkommen, die Wahrheit ist.“2
Dies sind Zitate aus Bernhards Werken, an denen man erkennen kann wie
ambivalent und teilweise fast schizophren seine Aussagen interpretiert werden
können. Alles ist Lüge und Wahrheit zugleich.
In dieser Arbeit möchte ich versuchen Bernhards Aussagen und Schimpftiraden aus
mehreren Perspektiven zu betrachten. Außerdem werde ich anhand von Beispielen
versuchen zu erklären, dass Bernhards teilweise doch sehr heftige Kritiken nicht oder selten wörtlich zu nehmen sind, sondern als literarische Mittel Umgebungen,
Empfindungen und Seelenleben zu beschreiben versuchen.
Im letzten Kapitel dieser Arbeit setze ich mich mit dem Stück Heldenplatz etwas
näher auseinander, da „Heldenplatz“ einen der größten Skandale um Bernhards
Äußerungen über Österreich und seine Bevölkerung hervorrief.
1 Bernhard, Thomas. Watten. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1995. S 266
2 Bernhard, Thomas. Keller. Salzburg: Residenz-Verlag, 1976. S 33
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Bernhard und die Übertreibung
- 3. Die Darstellung der Schauplätze
- 4. Thomas Bernhard und der Begriff Heimat
- 5. Österreichische Zustände
- 6. Der Skandal um das Stück „Heldenplatz“
- 7. Schlußwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Thomas Bernhards ambivalenten Umgang mit Österreich in seinen Werken. Ziel ist es, seine oft heftigen Kritiken aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und zu zeigen, dass seine Übertreibungen nicht immer wörtlich zu nehmen sind, sondern als literarische Mittel zur Beschreibung von Umgebungen, Empfindungen und Seelenleben dienen. Der Fokus liegt auf der Interpretation seiner Aussagen und der Untersuchung der Reaktionen des österreichischen Publikums.
- Bernhards Verwendung von Übertreibungen als literarisches Stilmittel
- Die Darstellung Österreichs und seiner Bewohner in Bernhards Werken
- Die Reaktionen des österreichischen Publikums auf Bernhards Kritik
- Die Ambivalenz von Wahrheit und Lüge in Bernhards Werk
- Der Skandal um das Stück „Heldenplatz“
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der ambivalenten Beziehung zwischen Thomas Bernhard und Österreich ein. Sie beschreibt Bernhards oft harsche Kritik an Österreich, seinen Politikern und seiner Bevölkerung, und betont die Notwendigkeit, seine Aussagen differenziert und im Kontext seiner literarischen Mittel zu interpretieren. Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Interpretation von Bernhards Äußerungen und kündigt die Auseinandersetzung mit dem Skandal um das Stück "Heldenplatz" an.
2. Bernhard und die Übertreibung: Dieses Kapitel beleuchtet Bernhards ausgeprägte Verwendung von Übertreibungen als Stilmittel. Es zitiert Bernhard selbst, der die Übertreibung als notwendige Methode zur Veranschaulichung und zur Bewältigung der Existenz beschreibt. Der Text analysiert die Reaktionen des österreichischen Publikums auf Bernhards Übertreibungen und deutet diese als Folge der scharfen Kritik an Österreich und seinen Eigenheiten. Die Unverständnis von Bernhard und seine dadurch hervorgerufene Notwendigkeit zur noch drastischeren Formulierung wird ebenfalls thematisiert.
3. Die Darstellung der Schauplätze: Dieses Kapitel untersucht die Darstellung österreichischer Schauplätze in Bernhards Werken und die daraus resultierenden Missverständnisse und Beleidigungen seitens der Bevölkerung. Es analysiert die Ursachen dieser Missverständnisse: die unliterarische Interpretation literarischer Aussagen und die fehlende Distanzierung des Lesers von der fiktiven Welt. Der Text betont die Herausforderungen bei der Interpretation von literarischen Werken und die Gefahr einer persönlichen Überinterpretation der Aussagen des Autors.
Schlüsselwörter
Thomas Bernhard, Österreich, Übertreibung, Literatur, Kritik, Heimat, Identität, Skandal, Heldenplatz, Ambivalenz, Wahrheit, Lüge, literarische Mittel.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des ambivalenten Verhältnisses Thomas Bernhards zu Österreich
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Thomas Bernhards ambivalentes Verhältnis zu Österreich und seine oft heftige Kritik an Land, Politikern und Bevölkerung. Sie untersucht seine literarischen Mittel, insbesondere die Übertreibung, und die Reaktionen des österreichischen Publikums auf seine Werke.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt unter anderem Bernhards Verwendung von Übertreibungen als literarisches Stilmittel, die Darstellung Österreichs in seinen Werken, die Reaktionen des Publikums auf seine Kritik, die Ambivalenz von Wahrheit und Lüge in seinem Werk und den Skandal um das Stück „Heldenplatz“.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, Bernhard und die Übertreibung, Die Darstellung der Schauplätze, Thomas Bernhard und der Begriff Heimat, Österreichische Zustände, Der Skandal um das Stück „Heldenplatz“ und Schlußwort.
Wie wird Bernhards Verwendung von Übertreibungen analysiert?
Die Arbeit analysiert Bernhards Übertreibungen als bewusstes literarisches Stilmittel, das nicht wörtlich genommen werden sollte. Sie untersucht die Reaktionen des Publikums auf diese Übertreibungen und deren Ursachen im Kontext seiner scharfen Kritik an Österreich.
Wie werden die Darstellungen Österreichs in Bernhards Werken interpretiert?
Die Arbeit untersucht die Darstellung österreichischer Schauplätze und die daraus resultierenden Missverständnisse und Reaktionen des Publikums. Sie betont die Notwendigkeit, literarische Werke differenziert zu interpretieren und die Gefahr einer persönlichen Überinterpretation zu vermeiden.
Welche Rolle spielt der Skandal um „Heldenplatz“?
Der Skandal um Bernhards Stück „Heldenplatz“ wird als wichtiger Aspekt der Auseinandersetzung mit Bernhards ambivalenten Verhältnis zu Österreich behandelt. Er veranschaulicht die heftigen Reaktionen des Publikums auf seine Kritik.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Thomas Bernhard, Österreich, Übertreibung, Literatur, Kritik, Heimat, Identität, Skandal, Heldenplatz, Ambivalenz, Wahrheit, Lüge, literarische Mittel.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, Bernhards oft heftige Kritik an Österreich aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und zu zeigen, dass seine Übertreibungen als literarische Mittel zur Beschreibung von Umgebungen, Empfindungen und Seelenleben dienen. Die Interpretation seiner Aussagen und die Untersuchung der Reaktionen des österreichischen Publikums stehen im Mittelpunkt.
Wie werden die Kapitel zusammengefasst?
Die Zusammenfassung der Kapitel bietet einen Überblick über die behandelten Themen und die Argumentationslinie jedes Kapitels. Sie gibt Einblicke in die jeweiligen Analysemethoden und Ergebnisse.
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- Birgit Sedelmaier, Mag. (Author), 2003, Thomas Bernhard und Österreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20638