Inhaltliche Orientierung, Verständlichkeit für Studienanfänger! Das sind die zwei großen Dogmen, die sich Klaus Harney und Heinz-Hermann Krüger in ihrem Einführungskurs der Erziehungswissenschaft gesetzt haben. Erstsemester-Studenten der Erziehungswissenschaft einen verständlichen und doch wissenschaftlichen Text vorzulegen, das ist wohl eine der schwierigsten Aufgaben für Autoren. Zwölf Autoren ist dies gelungen. Nämlich: Pia Schmid, Jürgen Oelkers, Peter Dudek, Heinz-Elmar Tenorth, Carola Groppe, Michael-Sebastian Honig, Peter Drewek, Sieglind Ellger-Rüttgardt, Richard Münchmeier sowie Wolfgang Seittner. Diese zwölf angesehenen Erziehungswissenschaftler arbeiteten zusammen an dem Band „Einführung in die Geschichte der Erziehungswissenschaft und der Erziehungswirklichkeit“.
Inhaltliche Orientierung, Verständlichkeit für Studienanfänger! Das sind die zwei großen Dogmen, die sich Klaus Harney und Heinz-Hermann Krüger in ihrem Einführungskurs der Erziehungswissenschaft gesetzt haben. Erstsemester-Studenten der Erziehungswissenschaft einen verständlichen und doch wissenschaftlichen Text vorzulegen, das ist wohl eine der schwierigsten Aufgaben für Autoren. Zwölf Autoren ist dies gelungen. Nämlich: Pia Schmid, Jürgen Oelkers, Peter Dudek, Heinz-Elmar Tenorth, Carola Groppe, Michael-Sebastian Honig, Peter Drewek, Sieglind Ellger-Rüttgardt, Richard Münchmeier sowie Wolfgang Seittner. Diese zwölf angesehenen Erziehungswissenschaftler arbeiteten zusammen an dem Band „Einführung in die Geschichte der Erziehungswissenschaft und der Erziehungswirklichkeit“. Allesamt haben eine Professur für eine spezielle Teildisziplin in der Erziehungswissenschaft inne (ausgenommen Carola Groppe), woran man natürlich den Gehalt der Wissenschaftlichkeit ableiten kann. Dieses Buch wurde 1997 von Harney und Krüger herausgegeben.
Dieser dritte Band besteht aus 2 großen Teilen. Im ersten Teil geht es um pädagogische Theorien-, Ideen- und Disziplingeschichte seit der Aufklärung, im zweiten Teil um die Sozialgeschichte der Lebensformen, Lebensphasen und pädagogischen Institutionen in der Moderne. Anfangs wird dem Leser die Pädagogikgeschichte ab der Aufklärung bis hin zum vereinten Deutschland 1990 näher gebracht. Er erkennt den Wandel in der Pädagogik vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund. Jeder historische Schwerpunkt (Aufklärung, Moderne, Nationalsozialismus, BRD, DDR) wird historisch kurz umrissen und gibt Informationen über die Erziehung jener Zeit, sowie über ihre Weiterentwicklung. Im zweiten Teil gehen die Autoren etwas von der geschichtlichen Zeitabfolge weg und erklären pädagogische Institutionen (z.B. die Familie, die Kindheit aber auch die Institution der sozialen Arbeit oder der Sonderpädagogik). Institutionen wie zum Beispiel die Schule, die Erwachsenenbildung oder die berufliche Bildung werden natürlich auch in ihrer Geschichte knapp erklärt, jedoch geht es vordergründig um die aktuellen Erkenntnisse und nicht um eine Nacherzählung der Gedanken von früher. Das gesamte Buch hat einen Kerngedanken: die Entwicklung der Erziehung zu einer wissenschaftlichen Disziplin zu verarbeiten und somit eine neue Wissenschaft zu beschreiben. Dieser Gedanke spiegelt sich letztendlich in den Autoren wieder. Elf der zwölf Autoren sind angesehene Professoren für Erziehungswissenschaft, lehren Erziehung und Pädagogik an europäischen Universitäten.
Das Buch besteht, wie bereits genannt, aus zwei großen Teilgebieten. Das erste Teilgebiet umfasst vier spezielle Themen (Pädagogik in der Zeit von der Aufklärung bis zur Vereinigung Deutschlands 1990), das zweite Teilgebiet umfasst 6 Themen (Geschichte der Familie, Schule, beruflichen Bildung, sonderpädagogischen Institutionen, sozialen Arbeit sowie der Erwachsenenbildung). Die Texte sind nach einer festen Gliederung und immer gleich angeordnet. Zuerst erscheint das Inhaltsverzeichnis des jeweiligen Themenschwerpunktes, dann wird er historisch umrissen und schließlich geht es tiefer in die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu eben jener Zeit. Von großem Vorteil für den Leser ist das Inhaltsverzeichnis jedes Schwerpunktes. Er erspart sich hierdurch die Bearbeitung von Lektüre, die für ihn nicht themenrelevant ist. Somit erhält man schneller die nötigen Informationen, die von Interesse sind. Eine weitere Annehmlichkeit für ein besseres Verstehen stellen die Randbemerkungen dar, die den Text erstens inhaltlich abtrennen, sowie für den Leser eine Art Auswahlkriterium darstellen. Wenn man sich beispielsweise auf ein Referat oder eine Hausarbeit vorbereiten muss und über die Pädagogik im Nationalsozialismus referieren soll, dann vereinfachen die Randbemerkungen die Informationsbeschaffung und man kann hierbei wieder schwerpunktorientiert arbeiten. Als kleine „Zwischenüberschriften“ erleichtern sie auch das Lesen. Sollte man den Faden verloren haben, schaut man einfach auf die Zwischenüberschrift und ist wieder orientiert. Dieses Merkmal wirkt sich sehr sympathisch auf einen Erstsemester-Studenten aus, für den ja bekanntlich die wissenschaftliche Lektüre noch etwas befremdend ist. Natürlich kann und will Wissenschaft nicht auf den ersten Blick verstanden werden. Selbstverständlich erfordern manche Passagen, dass man sie mehrmals studiert, vielleicht sogar einige Zeit vergehen lässt, ehe man wieder in die Materie einsteigt. Nun stellt sich mir die Frage: wie verständlich bzw. wissenschaftlich sollte Lektüre für Erstsemester-Studenten sein? Im besprochenen Buch ist folgender Ablauf zu erkennen: zuerst ein kurzer historischer Umriss des speziellen Themas (z.B.: Pädagogik im Zeitalter der Aufklärung), danach eine wissenschaftliche Darstellung zum Thema (z.B. Entstehung der Pädagogik als Wissenschaft) und schlussendlich eine knappe Zusammenfassung. Im Text nimmt die wissenschaftliche Darstellung den größten Teil ein und führt an einigen Stellen ins Unverständliche aufgrund der zu hohen Wissenschaftlichkeit. Ohne einen Blick in Sekundärliteratur oder zumindest in ein Lexikon erscheint der Text recht unverständlich. Es wird umfangreiche Vorkenntnis vorausgesetzt und das lässt einen „Neustudenten“ oftmals verzweifeln, wenn nicht gar resignieren. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: im Buch ist im ersten Abschnitt (Pädagogik der Aufklärung) von sehr vielen einflussreichen Vertretern des pädagogischen Denkens die Rede. Jene werden kurz vorgestellt, dennoch bleiben die Namen beim Leser oft leer, sodass man immer wieder nachschlagen muss, um sich die Persönlichkeiten ins Gedächtnis zu rufen. Diesen Umstand empfinde ich als nicht sonderlich störend, allerdings behindert er das fließende Lesen und nimmt dem Leser die Lust an der Bearbeitung des Textes. Der Akademiker wird natürlich immer eine hohe Wissenschaftlichkeit verteidigen, dennoch empfinde ich solch einen, für Erstsemester-Studenten unangemessenen, Grad der Wissenschaft als nicht förderlich. Der Student muss sich im Organismus der Universität zu Recht finden und einordnen, hat einen Berg an Aufgaben zu erledigen, von dem er aus Schulzeiten gewöhnt ist, alles korrekt zu erledigen, möglicherweise noch jede Vorlesung zu besuchen. Er kann, begründet durch seine universitäre Unerfahrenheit, noch keine Prinzipien und Schwerpunkte setzen. Natürlich ist der Student im gebildeten Anteil der Gesellschaft zu verorten. Es werden legitimer weise hohe Ansprüche an ihn gestellt, um natürlich auch seinen Umgang mit Stress und Zeitdruck zu prüfen, dennoch sollten Autoren und Verlage nicht allzu streng mit ihm umgehen. Meiner Meinung nach sollte man die Lektüre, und ebenso den Anspruch an studentische Leistungen, gestaffelt darbieten, um so den Studenten weder die Lust noch das Interesse zu nehmen, was gleichsam durch zu hohe Anforderungen genommen werden könnte.
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- Stefan Gnehrich (Author), 2008, Rezension des Buches „Einführung in die Geschichte der Erziehungswissenschaft und der Erziehungswirklichkeit“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206234