Der Grundgedanke des Realismus ist die Reflektion der Wirklichkeit durch Kunst und
Literatur. Das heißt, der Realismus gibt die Welt nicht nach einem Idealbild wieder, sondern
wie sie tatsächlich ist. Der Realismus lässt sich in ,,Poetischen Realismus“ und ,,Bürgerlichen
Realismus“ aufteilen. Poetischer Realismus bedeutet Konflikte in der Wirklichkeit lyrisch zu
entschärfen. Bei dem bürgerlichen Realismus wird häufig der Konflikt des Individuums mit
der Gesellschaft thematisiert. Dies soll keine Kritik an der Gesellschaft bzw. am Milieu sein,
sondern eine Ästhetisierung und damit eine Verklärung. Es ist die Abgrenzung von der
Idealistischen Epoche (insbesondere von der Romantik).
Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Literatur vom Vormärz geprägt und
dem damit verbunden politisch-historischen Maßstab. Die folgenden Erscheinungen wurden
unter dem Blickwinkel ihres Zusteuerns auf die Märzrevolution im Jahre 1848 gesehen.
1850 folgte das ,,Junge Deutschland“, welches sich aus Gruppierungen von Autoren im
poetischen und bürgerlichen Realismus zusammensetzte. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Die Grundidee des Realismus (1848 – 1890)
1.1. Welt- und Menschenbild
2. Geschichtlicher Hintergrund
2.1. Technische Errungenschaften
3. Gesellschaftlicher Hintergrund
4. Kunst im 19. Jahrhundert
4.1. Malerei
4.2. Musik
4.3. Architektur
5. Die literarischen Gattungen
5.1. Themen der realistischen Literatur
5.2. Eine Auswahl von Autoren und bekannten Werken aus der Zeit des Realismus
5.3. Autoren im Ausland
6. Biographie von Henri Theodor Fontane 25,26
6.1. Thematisierung in Fontanes Werken
6.2. Effi Briest
6.2.1. Inhaltsangabe
6.2.2. Charakteristik
6.2.2.1. Effi Briest
6.2.2.2. Baron Geert von Instetten
6.2.2.3. Major von Crampas
6.2.2.4. Herr von Briest
6.2.2.5. Luise von Briest
6.2.3. Interpretation
6.2.4. Sprachanalyse
6.2.5. Rezensive Wirkung
7. Nachwort (Eigener Eindruck der Auswirkungen des Realismus auf die heutige Zeit)
8. Quellenverzeichnis
8.1 Literatur
8.2 Internet
1. Die Grundidee des Realismus (1848 – 1890)
Der Grundgedanke des Realismus ist die Reflektion der Wirklichkeit durch Kunst und Literatur. Das heißt, der Realismus gibt die Welt nicht nach einem Idealbild wieder, sondern wie sie tatsächlich ist. Der Realismus lässt sich in ,,Poetischen Realismus“ und ,,Bürgerlichen Realismus“ aufteilen. Poetischer Realismus bedeutet Konflikte in der Wirklichkeit lyrisch zu entschärfen. Bei dem bürgerlichen Realismus wird häufig der Konflikt des Individuums mit der Gesellschaft thematisiert. Dies soll keine Kritik an der Gesellschaft bzw. am Milieu sein, sondern eine Ästhetisierung und damit eine Verklärung. Es ist die Abgrenzung von der Idealistischen Epoche (insbesondere von der Romantik).
Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Literatur vom Vormärz geprägt und dem damit verbunden politisch-historischen Maßstab. Die folgenden Erscheinungen wurden unter dem Blickwinkel ihres Zusteuerns auf die Märzrevolution im Jahre 1848 gesehen.
1850 folgte das ,,Junge Deutschland“, welches sich aus Gruppierungen von Autoren im poetischen und bürgerlichen Realismus zusammensetzte.1
1.1. Welt- und Menschenbild
Dem Menschen steht im Realismus, sein persönliches Schicksal und seine individuelle Eigenart im Hinblick auf die soziale Umgebung im Vordergrund. Die Kraft des Materiellen war in dieser Zeit sehr hoch. Zugleich entsteht die Fragwürdigkeit, ob eine Welt in der die bloße Materie zählt (Nihilismus) wirklich erstrebenswert sei. Im Zuge der naturwissenschaftlich-technischen Orientierung und bedeutenden Erfindungen setzt sich ein Glaube an die Wissenschaft durch.2
2. Geschichtlicher Hintergrund
Der Realismus begann nach Ende der literarischen Vormärzbewegung mit der Märzrevolution im Jahre 1848. Die Forderungen der Revolution wurden allerdings nur teilweise erzielt.
So fehlte die Erfüllung der Wünsche nach staatlicher Einheit und politischer Freiheit.
Nach der Reichsproklamation am 18. Januar 1871 in Versailles wurde der seit 1862 gewählte Ministerpräsident Otto Eduard Leopold von Bismarck zum Reichskanzler ernannt.
Der seit 1866 amtierende König von Preußen Wilhelm I. wurde zum deutschen Kaiser.
In der Innenpolitik setze sich Bismarck stark für die Schaffung von sozialen Gesetzen (unter anderem der Krankenversicherung und Altersversicherung) ein.
Bismarcks Außenpolitik setze sich zum Ziel, friedliche Beziehungen zu anderen Ländern mit Isolation von Frankreich anzustreben.
Nach dem Rücktritt Bismarcks im Jahre 1890 bestimmte Wilhelm II die deutsche Außenpolitik und wechselte von friedlichen Beziehungen zu Kolonial- und Aufrüstungsmaßnahmen.3
2.1. Technische Errungenschaften
1864 erfanden Wilhelm Siemens und Pierre-Émile Martin den Siemens-Martin Ofen zur
Gewinnung von Stahl.
1867 erfand Alfred Nobel das Dynamit.
1871 erfand Énobe Théophile Gramme den industriellen Dynamo.
1876 erfand Alexander Graham Bell das Telefon.
1877 erfand Thomas Alva Edison das Grammophon.
1879 erfand Thomas Alva Edison die Glühbirne.
1882 erfand der Franzose Marcel Deprez die Hochspannungsleitung.
1888 erfand George Eastman den Fotofilm.
1895 erfanden die Brüder Auguste und Louis Lumiére das Kino.
1898 erfand Henri Moissan den Elektrischen Ofen.4
3. Gesellschaftlicher Hintergrund
Mit der bürgerlichen Revolution 1848 und dem Scheitern dieser, beginnt die Epoche des Realismus. Die Träger der Revolution (Das Bürgertum) verzichten auf die politische Macht und erkaufen sich so Wohlstand und soziale Ordnung. 1871 während der Gründerzeit (Einigung Deutschlands) kommt es zu einem Aufschwung, durch den Deutschland zu einem hochentwickelten Industriestaat reift. Firmen wie z.B. Krupps und Siemens prägen zu dieser Zeit die Industrie. Durch die Industrialisierung wächst die Bevölkerung stark und die Städte vergrößern sich. Die Industriearbeiter werden sehr schlecht bezahlt, so dass oft auch die Familien mitarbeiten müssen. Durch die Verelendung der Industriearbeiter und immer größeren Gegensätzen der ,,Industriellen“ Bevölkerung und der Arbeiterschicht, entstehen Auswanderungswellen.6
4. Kunst im 19. Jahrhundert
4.1. Malerei
Kaum eine andere Epoche zuvor brachte eine solche Fülle von einschneidenden, künstlerischen Veränderungen wie das 19. Jahrhundert hervor. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts orientierte sich die Kunst an der Romantik. Prägend für diese Zeit war Caspar David Friedrich mit seinen Landschaftsbildern, die sehr romantisch und idealistisch waren (Siehe Anlage 1). Während der Zeit des Biedermeier malten Künstler wie Carl Spitzweg vor allem Bilder, welche sich durch ihre Selbstironie über die Niedrigkeit des Alltages hinwegsetzen. Durch den Bezug auf die Realität wird die romantische Freiheit und Ironie der Malerei humoristischer (Siehe Anlage 1). Mitte des 19. Jahrhunderts zeigte sich in der Malerei statt dem ,,Idealismus“ in den Bildern, eine verstärkte Tendenz zum „Realismus“ und der damit verbundenen Darstellung der alltäglichen Umwelt. Man spricht von dem Weg in die Moderne Kunst (Siehe Anlage 1). Ein bedeutsamer Vertreter der realistischen Malkunst war Wilhelm Leibl. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Malerei ebenfalls von Adolph Menzel geprägt. Dieser zeichnete viele verschiedene Szenerien u.a. Kirchen und sein bekanntes „Balkonzimmer“ (Siehe Anlage 1). Bei Menzel vereint sich immer ein ausgeprägter Sinn für Realität mit höchstem Empfindungsreichtum.7,8
4.2. Musik
In der Zeit des Realismus wurde Malerei und Literatur musikalisiert. Die Idee, das Sehen und Hören miteinander zu verknüpfen, wurde geboren. Daraus resultierte das Farbenklavier, welches jedem Ton eine Farbe zuordnete.9
Frank Liszt (1811-1886) war einer der ersten Künstler, der mit seinem Piano auf ein Orchester verzichtete und Solokonzerte gab. Er war zukunftsweisend in der Harmonik und legte seiner Musik literarische Texte sowie Bilder als ,,Programm" zugrunde. Frank Liszt war es auch, der die Vereinigung der ,,Neudeutschen Schule“ im Jahre 1859 gründete, woraus sich 1861 der ,,Allgemeine Deutsche Musikverein“ entwickelte.10 Berühmte Musiker des Realismus waren außerdem Richard Wagner (1813-1883), der Pianist und Dirigent Hans von Bülow und Johannes Brams (1833-1897), welcher sich öffentlich gegen die Neudeutsche Schule bekannte und Musik im Stile der Klassik veröffentlichte.11
4.3. Architektur
Karl Marx stellte fest, dass in Epochen revolutionärer Krisen das Bürgertum die Geister der Vergangenheit beschwört. Dies zeigt sich auch in der Architektur des Realismus, welcher sich an den Formen der Vergangenheit orientiert und deshalb auch Historismus genannt wird. So ist die Architektur zuerst eine Anlehnung an die mittelalterliche Bauweise. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ähnelt sie der italienischen und deutschen Renaissance und ab der Wende zum 20. Jahrhundert zeichnet sich eine Neigung zum Neobarock ab.12
Es dominierte die Symmetrie. Oft wurden Eingänge mittig und in nahezu perfekter Ausrichtung zu beiden Seiten eines Gebäudes hohe, nach oben hin abgerundete Fenster, getrennt von Balken und Säulen gebaut. Auf Ecken oder markanten Punkten fanden sich oft Steinfiguren oder Spitzen (Siehe Dresdener Opernhaus, Münchener Maximilianeum (Anlage 1)).13
5. Die literarischen Gattungen
Literarische Gattungen der Epoche sind die Novelle und der Roman (als Bildungsroman, historischer Roman, Gesellschaftsroman und Familienroman). In diesen Romanen und den Novellen ist das Drama untergeordnet. In der Lyrik wirken Merkmale der Klassik und der Romantik stärker, was epochentypische Gedichte zeigen.14
5.1. Themen der realistischen Literatur
Die wichtigen Themen der realistischen Literatur sind z.B. die soziale Frage, das Staatswesen und der Gemeinschaftsgedanke. Mittelpunkt ist der Mensch, den man in seinem Alltag und seiner bürgerlichen Arbeit sieht - ohne Beziehung zu übergeordneten Mächten. Diese Themen wurden im Hinblick auf die zeitgenössische Geschichte und damaligen Geschehnissen verarbeitet. Aufstieg- und Fall von Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten, sowie die ernsthafte Behandlung der alltäglichen Wirklichkeit wurden zum Gegenstand der Literatur.15
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- Quote paper
- Nils Peters (Author), Linus Beyer (Author), 2012, Die Epoche des Realismus von 1848 - 1890 mit Fokussierung auf Theodor Fontanes „Effi Briest“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206214
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