Hilary Putnam (*1926 in Chicago, USA) zählt zu den einflussreichsten Philosophen unserer Zeit. „Sein Werk fällt namentlich durch die außerordentliche thematische Bandbreite auf – hat er doch Arbeiten zur Logik, zur Philosophie der Mathematik, zur Interpretation der Quantenmechanik, zur Wissenschaftstheorie, zur Philosophie des Geistes, zur Sprachphilosophie, zur Erkenntnistheorie, zu ethischen Fragen und zur neuen Philosophiegeschichte verfasst.“1 Gleichzeitig ist sein Werk auch eines der meist diskutierten.
Dabei ist er selbst einer seiner größten Kritiker, wie sich im Laufe der vorliegenden Arbeit zeigen wird.
Die Frage nach wahrer Erkenntnis hat ihn, wie viele andere Philosophen aller Zeiten, stark beschäftigt. Schon Descartes forderte „Gewissheit“ und wurde damit zum Vorreiter der neuzeitlichen Philosophie. Auch Kant konnte und wollte die Wissenschaftlichkeit der Newtonschen Physik nicht nur aufgrund ihrer praktischen Erfolge akzeptieren2, sondern erst „wenn ihre Prinzipien sich als unbezweifelbar herausgestellt hätten“3.
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1 Burri, Alex: Hilary Putnam. Frankfurt/New York 1994, S.9.
2 Ambrus, Valer: Vom Neopositivismus zur nachanalytischen Philosophie – Die Entwicklung von Putnams Entwicklungstheorie, Frankfurt am Main 2002, S.3
3 Kant: Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik in Ambrus: Vom Neopositivismus zur
nachanalytischen Philosophie, Frankfurt am Main 2002, S.3
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung - Putnams philosophische Entwicklung
- Putnam und der Realismus
- Putnam und die Kritik am „metaphysischen Realismus“
- MTA Das Modelltheoretische Argument
- Ein Gedankenexperiment - „Die Gehirne im Tank“
- Putnam und der „interne Realismus“
- Der Weg zum „internen Realismus“
- Was heißt „interner“ Realismus?
- Putnams Wahrheitsbegriff im internen Realismus
- Putnam und der „Common-Sense-Realismus“
- Zusammenfassung
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit Hilary Putnams philosophischen Entwicklungen, insbesondere mit seinem Wandel vom Realismus zum Realismus. Das Hauptziel ist es, die verschiedenen realistischen Positionen Putnams aufzuzeigen und zu erklären, weshalb in der Literatur immer wieder von einer antirealistischen Denkweise Putnams die Rede ist.
- Putnams metaphysischer Realismus und dessen Kritik
- Das Modelltheoretische Argument und das Gedankenexperiment „Gehirne im Tank“
- Die Entwicklung des internen Realismus und Putnams Wahrheitsbegriff
- Die Rückkehr zum Common-Sense-Realismus
- Putnams Kritik an seinem eigenen Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung - Putnams philosophische Entwicklung
Hilary Putnam zählt zu den einflussreichsten Philosophen unserer Zeit. Sein Werk zeichnet sich durch eine große thematische Bandbreite aus, von Logik und Mathematik bis hin zur Philosophie des Geistes und Sprachphilosophie. Die Frage nach wahrer Erkenntnis hat ihn, wie viele andere Philosophen, stark beschäftigt. Er begann mit einer realistischen Wissenschaftstheorie, wandte sich aber Mitte der 1970er Jahre davon ab.
Putnam und der Realismus
In den Jahren vor 1976 vertrat Putnam einen Realismus, den er später „metaphysischen Realismus“ nannte. Dieser Realismus zeichnet sich durch die Annahme aus, dass auch theoretische Begriffe sich auf real existierende Entitäten beziehen, im Gegensatz zum logischen Empirismus, der theoretische Begriffe als Mittel zur Vereinfachung von Aussagen über beobachtbare Dinge versteht.
Putnam und die Kritik am „metaphysischen Realismus“
Putnam kritisierte den metaphysischen Realismus, indem er das modelltheoretische Argument und das Gedankenexperiment „Gehirne im Tank“ einsetzte. Er argumentierte, dass es „Wahrheiten, die uns selbst unter idealen Forschungsbedingungen entgehen würden“, nicht geben kann, und dass eine ideale Theorie nicht falsch sein kann.
Putnam und der „interne Realismus“
Als Antwort auf seine Kritik am metaphysischen Realismus entwickelte Putnam den „internen Realismus“. Dieser geht von der Existenz mehrerer gleichwertiger Beschreibungen der Wirklichkeit aus, und argumentiert, dass die Eigenschaften der Welt theorie-relativ sind.
Putnam und der „Common-Sense-Realismus“
1994 vollzog Putnam eine neue Wende zurück zum Realismus, dem Common-Sense-Realismus. Die Gründe für diesen erneuten „Seitenwechsel“ und die inhaltlichen Veränderungen gegenüber dem ursprünglichen Realismus werden in einem weiteren Kapitel dieser Arbeit zusammengefasst werden.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen dieser Arbeit sind: Realismus, metaphysischer Realismus, interner Realismus, Common-Sense-Realismus, Modelltheoretisches Argument, Gehirne im Tank, Wahrheitsbegriff, Theorie-Relativität.
- Quote paper
- Kathrin Schmidt (Author), 2012, Hilary Putnam - Vom Realismus zum Antirealismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206121