Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung der Magie in Johann Wolfgang Goethes
Faust. Der Tragödie erster Teil. Daß die Faust-Dichtung etwas mit Magie zu tun hat, ist
auch vielen jener bekannt, die nicht zu den Lesern des Dramas zählen. Vor allem der Pakt mit
dem Teufel und die Walpurgisnacht auf dem Blocksberg sind allgemein bekannte Motive des
Faust. So kann man neben der 'Gretchen'- und der 'Gelehrten'-Tragödie auch die Tragödie
des Magiers und Adepten sehen, der in und an seiner Magie scheitert - dennoch begleitet ihn
die Magie durch sein weiteres Leben und wird für sein Schicksal bestimmend. Neben der eines
Motivs erfüllt die Magie jedoch noch eine weitere Funktion: Goethe hat sie immer wieder
als ein dramaturgisches Mittel benutzt, um die Handlung des Faust weiterzuführen. In dieser
Arbeit soll gezeigt werden, daß der Bereich der Magie ein wesentlicher Bestandteil dieser
Dichtung ist, und zwar sowohl ein inhaltlicher wie ein dramaturgischer. Dazu befaßt sich das
Kapitel "Die Magie vom Mittelalter bis zu Goethes Zeit" zunächst allgemein mit der Bedeutung
des Begriffes 'Magie' im späten Mittelalter, in der Renaissance und im 18. Jahrhundert. Es
klärt weiterhin die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen weißer und schwarzer Magie
sowie zwischen Magie und Hexerei. Außerdem soll das Verhältnis der Magie zur Religion und
zur Wissenschaft Berücksichtigung finden, da Faust sich ja von Religion und Wissenschaft abund
der Magie zuwendet. Der Begriff der 'Pansophie' bedarf einer eingehenden Erläuterung,
da sich in ihm das summiert, was Goethe und mit ihm Faust im wesentlichen unter 'Magie'
verstehen.
Die Religionsethnologie und die Vergleichende Religionswissenschaft liefern eine Fülle an
Literatur, die sich mit der Magie schriftloser, sogenannter 'primitiver' Kulturen bis hin zu den in
den 'Hochreligionen' enthaltenen Elementen magischer Praxis beschäftigen. Obwohl die Ethnologen
auf eine relativ junge Geschichte ihrer Disziplin zurückblicken, stellt sich ihnen mit
Evolutionismus, Strukturalismus, Funktionalismus u.a. eine vielfältige Methodengeschichte
dar. Dabei wurde die Magie oft - in den Anfängen fast ausschließlich, in jüngerer Zeit weniger -
vom Standpunkt der industrialisierten Zivilisation bzw. des Christentums aus betrachtet. Daraus
resultierten immer wieder Wertungen, die zu der höchst zweifelhaften Unterscheidung
zwischen 'Glaube' (Christentum) und 'Aberglaube' (Magie) führten. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Einleitung
- Annäherungen und Abgrenzungen: Die Magie vom Mittelalter bis zu Goethes Zeit
- Weiße und schwarze Magie: Praxis - Praktizierende - Entstehung
- Magie und Hexerei
- Die Unterschiede zwischen Magie und Hexerei
- Magie und Religion: Unterschiede und Gemeinsamkeiten
- Pansophie: Das wesentliche Gestaltungselement der Magie im Faust
- Goethes magische, alchemistische und pansophische Studien
- Magia naturalis: Die pansophische Magie
- Agrippa von Nettesheim: De occulta philosophia
- Theophrastus Paracelsus: Der Erneuerer
- Magie und Wissenschaft am Beispiel der Alchemie
- Zusammenfassung
- Der historische Faust und die Magie
- Die Bedeutung der Magie in Goethes Faust
- »Nacht« Erster Entgrenzungsversuch durch die Magie
- Das Zeichen des Makrokosmos
- Die Erdgeist-Gestaltung und die Beschwörung des Erdgeistes
- »Vor dem Tor« Vorbereitung auf die Begegnung mit Mephistopheles
- Faust als Alchemist
- »Studierzimmer« Möglichkeit zum dritten Entgrenzungsversuch
- Möglichkeit zum Pakt und zur Wette
- »Auerbachs Keller«
- »Auerbachs Keller« im Urfaust
- »Hexenküche« Fausts Verjüngung durch die Magie
- Verjüngung und "Hexen-Einmal-Eins"
- »Walpurgisnacht« Faust im Reiche Satans
- Paralipomena zur »Walpurgisnacht«: 'Satansszenen'
- Abschließende Betrachtung
- »Nacht« Erster Entgrenzungsversuch durch die Magie
- Anmerkungen
- Quellennachweise
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Bedeutung der Magie in Goethes "Faust" (Erster Teil) und untersucht, wie Magie in der Handlung des Werkes dargestellt wird, welche Funktion sie für Fausts Entwicklung spielt und wie sie sich in Goethes Zeit einordnet. Sie beleuchtet die verschiedenen Facetten der Magie, von alchemistischen Experimenten bis hin zu Teufelspakten und Hexensabbat.
- Die historische Entwicklung der Magie und ihre gesellschaftliche Einordnung in der Zeit Goethes
- Die Verbindung zwischen Magie, Wissenschaft und Religion im 18. Jahrhundert
- Die Rolle der Magie in der Charakterentwicklung von Faust und ihre Bedeutung für seine Entscheidungen
- Die Darstellung von Magie in den verschiedenen Szenen des "Faust" (Erster Teil) und ihre symbolische Funktion
- Der Einfluss von alchemistischen und pansophischen Strömungen auf Goethes Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Thematik der Magie in Goethes "Faust" einführt und den Kontext für die folgenden Kapitel liefert. Im ersten Kapitel wird die Magie im Mittelalter und in der Zeit Goethes erörtert, wobei verschiedene Aspekte wie die Unterscheidung zwischen weißer und schwarzer Magie, die Beziehung zwischen Magie und Religion sowie die Bedeutung der Pansophie für die Vorstellung von Magie im Faust beleuchtet werden. Kapitel 2 befasst sich mit dem historischen Faust, seiner Verbindung zu Magie und Alchemie und wie diese in der Literatur rezipiert wurden. Das dritte Kapitel widmet sich der Darstellung der Magie im "Faust" (Erster Teil) und untersucht, wie Magie in der Handlung des Werkes funktioniert und welche Rolle sie für Fausts Entscheidungen und seine Entwicklung spielt.
Schlüsselwörter
Magie, Faust, Goethe, Alchemie, Pansophie, Hexerei, Teufelspakt, Erdgeist, Walpurgisnacht, Mephistopheles, Wissenschaft, Religion, Geschichte, Literatur.
- Quote paper
- Thomas Arnt (Author), 1996, Die Bedeutung der Magie in Goethes Faust (Erster Teil), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20572