„Die Bedeutung der Reportage wächst” stellen ULRICH FEY und HANS-JOACHIM SCHLÜTER in ihrem Leitwerk „Reportagen schreiben” fest. Die Autoren führen dies auf die Tatsache zurück, dass die Zeitung in unserer schnelllebigen Zeit als bloßer Nachrichtenvermittler durch die viel aktuelleren Medien wie Rundfunk und Internet ins Abseits gedrängt wurde und nun durch ihre eigenen Vorzüge glänzen muss: den Ablauf eines Ereignisses in Ruhe und ausführlich zu wiederholen, dabei die Fantasie der Leser anzuregen und somit tiefer in ihr Bewusstsein einzudringen, als Radio und Fernsehen es vermögen- „Denn wo Fernsehen nur Abziehbilder liefern kann, da kann das Wortfeld tiefer dringen, kann gar ‘Seelenlandschaften’ beschreiben” (FEY/SCHLÜTER 2003: 26).
Zu diesem Zweck ist die Reportage als Ergänzung der Nachrichten die optimale printmediale Darstellungsform. Aufgrund der lebendigen und anregenden Überbringung harter Fakten wird durch die Vorstellungskraft der Leser ein Film vor ihrem inneren Auge abgespielt, der einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Um diese Wirkung tatsächlich zu erreichen, braucht ein Reporter neben der Berücksichtigung einer Vielzahl von Anleitungsansätzen und Regeln zum Schreiben einer guten Reportage vor allem eines: Erfahrung. Im Zuge dieser Arbeit soll auf die grundlegenden Merkmale einer Reportage eingegangen werden, das heißt solche, die - unabhängig vom Schreibstil des Verfassers - unabdingbar für das Gelingen einer guten Reportage sind. Anschließend wird im zweiten Teil der Beispieltext von KATHARINA SCHÖNWITZ auf diese Merkmale hin untersucht und aufgrund der gegebenen Resultate der Analyse bewertet.
Inhaltsverzeichnis
I
1. Einleitung
2. Merkmale einer Reportage
2.1 Die Vorarbeit
2.2 Der Schreibprozess
2.3 Spannung erzeugen und aufrechterhalten
2.4 Themenfelder
3. Aufbau
3.1 Vorspann
3.2 Hauptteil
3.3 Schluss
II
1. Aufbauanalyse
2. Analyseauswertung
III
Schlussbemerkung
IV
Literaturverzeichnis
I
1. Einleitung
„Die Bedeutung der Reportage wächst” stellen Ulrich Fey und Hans-Joachim Schlüter in ihrem Leitwerk „Reportagen schreiben” fest. Die Autoren führen dies auf die Tatsache zurück, dass die Zeitung in unserer schnelllebigen Zeit als bloßer Nachrichtenvermittler durch die viel aktuelleren Medien wie Rundfunk und Internet ins Abseits gedrängt wurde und nun durch ihre eigenen Vorzüge glänzen muss: den Ablauf eines Ereignisses in Ruhe und ausführlich zu wiederholen, dabei die Fantasie der Leser anzuregen und somit tiefer in ihr Bewusstsein einzudringen, als Radio und Fernsehen es vermögen- „Denn wo Fernsehen nur Abziehbilder liefern kann, da kann das Wortfeld tiefer dringen, kann gar ‘Seelenlandschaften’ beschreiben” (Fey/Schlüter 2003: 26).
Zu diesem Zweck ist die Reportage als Ergänzung der Nachrichten die optimale printmediale Darstellungsform. Aufgrund der lebendigen und anregenden Überbringung harter Fakten wird durch die Vorstellungskraft der Leser ein Film vor ihrem inneren Auge abgespielt, der einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Um diese Wirkung tatsächlich zu erreichen, braucht ein Reporter neben der Berücksichtigung einer Vielzahl von Anleitungsansätzen und Regeln zum Schreiben einer guten Reportage vor allem eines: Erfahrung. Im Zuge dieser Arbeit soll auf die grundlegenden Merkmale einer Reportage eingegangen werden, das heißt solche, die -unabhängig vom Schreibstil des Verfassers- unabdingbar für das Gelingen einer guten Reportage sind. Anschließend wird im zweiten Teil der Beispieltext von Katharina Schönwitz auf diese Merkmale hin untersucht und aufgrund der gegebenen Resultate der Analyse bewertet.
2. Merkmale einer Reportage
In vielen journalistischen Leitwerken wird betont, dass es die Standardlösung für eine gute Reportage nicht gibt. Daher ähneln sich verschiedene erfolgreiche Ausführungen dieser Darstellungsform in Stil und Aufbau oft kaum, selbst wenn sie von ein und demselben Autoren stammen (Wolff 2006: 179). Es bestehen jedoch einige allgemeine Merkmale, die eine Reportage haben sollte.
Sie ist der Tradition nach ein Reise- oder, wie noch heute, ein Augenzeugenbericht. Was bedeutet, dass das Erlebte vom Reporter genauso geschildert werden soll, wie er es wahrgenommen hat.
2.1 Die Vorarbeit
Die Reportage ist im Kern eine Nachricht und muss auf wahren Fakten beruhen, daher ist im Vorfeld eine ebenso gründliche Recherche nötig wie für andere tatsachenbetonte Formen der Berichterstattung. Diese kann allerdings nicht nur vom Schreibtisch aus geschehen, sondern sollte vor Ort stattfinden: der Reporter muss in das Geschehen “eintauchen”, was zum Beispiel bedeuten kann, dass er für einige Zeit den Arbeitsplatz einer Person einnimmt oder jemanden zu seinen Einsatzorten begleitet (Mast 2004: 256). Im Gegensatz zu Bericht oder Nachricht ist eine subjektive und gefühlsbetonte Darstellung des Erlebten durchaus erwünscht. Der Reporter sollte bei der Recherche buchstäblich all seine fünf Sinne einsetzen, um die gesammelten Eindrücke so authentisch wie möglich an den Leser weiterzugeben (Wolff 2006: 81).
2.2 Der Schreibprozess
Dies wird ebenso durch das szenische Schreiben erreicht, wobei zu beachten gilt, dass der Autor seine Wahrnehmungen nicht einfach benennt, sondern vermittelt (also sollte er statt: „Ich war schockiert” schreiben, was ihn schockiert hat), um dem Leser ein eigenes Bild zu ermöglichen. Weiterhin kann der Einsatz überraschender und unkonventioneller Details im Text für mehr Authentizität sorgen. Die in Wolffs „ABC des Zeitungs- und Zeitschriftenjournalismus” (2006: 184) aufgeführten Beispiele nach Cordt Schnibben verdeutlichen dies:
„Nicht dass der Bauer alt sei, zähle, sondern dass er schwerhörig sei und unbedingt in der ersten Reihe sitzen wolle. Nicht dass Phnom Penh eine dreckige Stadt sei, wolle der Leser wissen, sondern wie viele Ratten jeder Einwohner im Schlafzimmer habe.”
Des Weiteren ist es ratsam, sich bei der Beschreibung des Erlebten vom Allgemeinen auf das Besondere zu verlegen, um dem Leser ein besseres Miterleben zu ermöglichen. So sollten zum Beispiel Gattungsbezeichnungen durch detaillierte Beschreibungen des Objektes ersetzt werden, die sich mit den menschlichen Sinnen erfassen lassen (statt „Blumen” etwa „zartduftende Rosen” usw.).
Um die Reportage noch zeitnaher zu gestalten, wird sie meist im Präsens geschrieben; durch kurze Sätze soll außerdem ein hohes Tempo angesetzt werden (Schlapp 2001: 192f). In Folge der hierdurch entstandenen Aneinanderreihung von Szenen wird erreicht, dass die Reportage einen filmartigen Charakter erhält .
2.3 Spannung erzeugen und aufrechterhalten
Da eine Reportage im Vergleich zu anderen Darstellungsformen sehr lang ist, sollte der Reporter sie so spannend wie möglich gestalten. Dies wird durch den Einsatz von eindrucksvollen Bildern, starken Zitaten, Zwischenüberschriften und dem regelmäßigen gekonnten Wechsel von Perspektive (von außen/als Betroffener), Naheinstellung und Gesamtsicht (Einzelfall/Allgemeines), Aktualität (aktuell/latent aktuell), Tempo (Präsens/Perfekt) und der formalen Mittel (Erlebnisbericht/Stimmungsbild/Zitate/ Dokumentation) erreicht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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- Quote paper
- Wiebke Hugen (Author), 2007, Darstellungsform Reportage, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205718