[...] Auch bei einer positiven Beantwortung soll nicht ausgeschlossen werden, dass
es zusätzlich menschliches Fehlverhalten (Personenkult, offener Terror) oder
Missbrauch durch Zwänge institutioneller oder politischer Art gegeben hat.
Die oben aufgeworfene Frage trifft sicherlich den Kern einer theoretischen,
politisch-philosophischen Auseinandersetzung mit dem sozialistischen Herrschaftssystem.
Sie ist für mich auch deshalb wichtig, weil sie über den im
Unterricht behandelten Stoff hinausweist. Da Wladimir Iljitsch Lenin einer der wenigen populären Theoretiker und Praktiker
des Sozialismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts war, liegt nach der
unterrichtlichen Beschäftigung mit seinem politisch-historischen Wirken das
Studium einer seiner wichtigsten Schriften nahe. Aus Gründen des Umfangs
der Arbeit beschränke ich mich nach Absprache mit meinem Fachlehrer auf das
Quellenmaterial "Was tun?". Weitere Aussagen Lenins werden hier nicht
berücksichtigt. Ebenso wird in der Untersuchung aufgrund der (theoretisch
angelegten) Fragestellung kein Bezug auf historische Ereignisse oder Bedingungen
hergestellt. Weiterhin schließe ich die Erarbeitung der Beweggründe
Lenins aus, da sie eine eingehende Auseinandersetzung mit der Person Lenins
unter biografischen, historischen und politischen Gesichtspunkten erfordern
würde (zum Beispiel Lenin als Kämpfer gegen Unterdrückung durch das
zaristische System). Ziel meiner Arbeit ist es, eine Erkenntnis über die in "Was tun?" angelegten
Möglichkeiten des Machmissbrauchs zu gewinnen. Durch meine Beschäftigung
erhoffe ich zusätzlich, ein allgemeines Sachverständnis von Partei- und Staatsstrukturen
zu erlangen. Darüber hinaus kann meine Untersuchung eine Sensibilität
für die Auswirkungen von Machtstrukturen innerhalb einer Organisation
schaffen.
Im folgenden Hauptteil (Kap.2) stelle ich zuerst die Schrift "Was tun?" vor.
Ferner definiere ich die Begriffe Macht und Machtmissbrauch. Danach setze ich
mich mit der eigentlichen Aufgabe auseinander. Im letzten Kapitel 3 ordne ich
meine Untersuchung in einen übergeordneten Zusammenhang ein und relativiere
so die Aussagekraft und Gültigkeit der Ergebnisse.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil
- 2.1. Die Schrift "Was tun?"
- 2.2. Definition des Machtbegriffs
- 2.3. Möglichkeiten des Missbrauchs von Macht
- 3. Einordnung und Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, ob der Missbrauch von Macht in Lenins Schrift "Was tun?" bereits angelegt ist. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Strukturen und Mechanismen, die im Kontext einer revolutionären Partei zur Machtausübung und -missbrauch führen können. Dabei werden die in "Was tun?" propagierten Formen der Führungsstruktur und die Definition des Machtbegriffs analysiert.
- Analyse der in "Was tun?" beschriebenen Führungsstrukturen und deren Potenzial für Machtmissbrauch
- Definition des Machtbegriffs und die Frage, wie dieser im Kontext von Revolution und Staatsumsturz zu verstehen ist
- Untersuchung der Auswirkungen von Machtstrukturen auf die Parteimitglieder und die Gesellschaft im Ganzen
- Erörterung der Rolle von Berufsrevolutionären und ihrer Machtposition
- Verknüpfung der theoretischen Ausführungen mit dem historischen Kontext des russischen Sozialismus
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit dar: Liegt in Lenins "Was tun?" bereits die Möglichkeit von Machtmissbrauch angelegt? Es wird darauf hingewiesen, dass Machtmissbrauch ein historisches Phänomen im Sozialismus ist, aber die Arbeit sich auf die theoretischen Grundlagen konzentriert. Es wird auch betont, dass die Arbeit nur "Was tun?" als Quellenmaterial nutzt und sich nicht auf historische Ereignisse oder die Biografie Lenins fokussiert.
2. Hauptteil
2.1. Die Schrift "Was tun?"
Dieses Kapitel stellt die Schrift "Was tun?" vor, ihren Inhalt und ihren Entstehungskontext. Die zentralen Themen der Schrift werden beleuchtet, darunter die Frage nach der Organisation einer revolutionären Partei, die Rolle der Arbeiterklasse und die Bedeutung ideologischer Grundlagen. Die Bedeutung der Schrift im Kontext der russischen sozialistischen Bewegung wird hervorgehoben.
2.2. Definition des Machtbegriffs
In diesem Kapitel wird der Machtbegriff definiert, basierend auf der klassischen Definition von Max Weber. Es wird auch der Begriff des Machtmissbrauchs eingeführt und in Verbindung mit den Menschenrechten aus dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland gesetzt.
2.3. Möglichkeiten des Missbrauchs von Macht
Dieses Kapitel analysiert, wie Macht innerhalb einer revolutionären Partei ausgeübt werden kann und welche Möglichkeiten des Missbrauchs dabei entstehen. Es wird untersucht, wie Lenins Konzept der "straffen, zentralistischen Führung" und der "Beschränkung eines festgefügten Stamm[s] von Berufsrevolutionären" zu Machtmissbrauch führen könnte.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind "Machtmissbrauch", "Lenin", "Was tun?", "Revolution", "Partei", "Staat", "Berufsrevolutionär", "sozialistische Bewegung", "Menschenrechte", "Grundgesetz", "Max Weber". Diese Begriffe repräsentieren die zentralen Themen der Arbeit und ermöglichen ein tieferes Verständnis der theoretischen und historischen Hintergründe des Machtmissbrauchs im Kontext des russischen Sozialismus.
- Quote paper
- Johannes Rosenthal (Author), 2003, Untersuchung ausgewählter Stellen aus "Was tun?" von W.I. Lenin unter der Frage nach Formen des Missbrauchs von Macht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20558